11.06.2021

Südhub: Diese Startups haben es in den Burgenland-Accelerator geschafft

Die Wirtschaftsagentur Burgenland hat mit dem Südhub eine Anlaufstelle für Startups aus dem Burgenland geschaffen – mit Accelerator.
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Der erste Batch des Südhub-Accelerators in Güssing © Südhub
Der erste Batch des Südhub-Accelerators in Güssing © Südhub

Der Accelerator des neu geschaffenen Gründerzentrums Südhub im Burgenland ist in den ersten Durchgang gestartet. Der erste Batch umfasst insgesamt vier Jungunternehmen, die in den kommenden acht Monaten aktiv in einem Programm von Expertinnen und Mentoren betreut werden. Die Startups erhalten neben Trainings, Schulungen und Beratung auch Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten. “Mit dem Südhub wollen wir das Südburgenland wirtschaftlich stärken, die Entwicklung vorantreiben und den Jungen in der Region mehr Chancen und Arbeitsplätze geben”, sagt Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann zum Start des Accelerators.

Vier aus 30 Bewerbungen

Im Burgenland gibt es laut aktuellem Austrian Startup Monitor 34 Startups. Der Südhub wählte für den Accelerator nun aus rund 30 Bewerbungen zunächst vier Startups. Ein fünfter Platz soll zusätzlich an ein Startup vergeben werden, das derzeit im Gründerzentrum betreut wird und in den Accelerator umsiedeln soll, sobald es die Entwicklung zulässt. Die Wirtschaftsagentur Burgenland hat mit dem Südhub zusätzlich in Güssing ein Beratungszentrum für alle Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer eingerichtet, die im Burgenland ein Unternehmen aufbauen wollen.

„Programmstart war vor einem Monat und die StartUps haben den ersten Teil eines dicht gestalteten Workshop-Programms erfolgreich absolviert. Das Programm verfolgt einen stark auf Mentoring orientierten Ansatz. Im Mittelpunkt standen das Unternehmenssetup, das Leistungsangebot und das Geschäftsmodell, welche genauestens unter die Lupe genommen wurden. Etwaige Lücken wurden identifiziert und gemeinsam – in One on One Coachings mit Fachexperten – gefüllt und vor allem die wichtigsten Ziele für das nächste Jahr entwickelt“, beschreibt Südhub-Leiter Martin Trink das Programm.

Das sind die vier Startups im Südhub-Accelerator

Perigee

Online Marketing Technologie für Spendenorganisationen. Aktuell werden nur 3% der Spender online angeworben, jüngere Generationen werden schlecht oder gar nicht erreicht. Das erfahrene Gründerteam entwickelt eine Softwarelösung, die Spendenorganisationen ermöglicht mehr Spender online anzuwerben. Der Markt hat ein Volumen von mehreren Milliarden Euro im DACH-Raum.

Güssinger Garnelen

Garnelenzucht in Güssing nach dem innovativen Bio-Floc Verfahren, wobei die Produktion nicht nur ohne die üblicherweise genutzten Chemikalien und Antibiotika auskommt, sondern auch nachhaltige Energienutzung betreibt, da die notwendige Energie aus industrieller Abwärme gewonnen wird. Das Gründerteam konnte im Rahmen eines Testlaufs nicht nur die technische Umsetzbarkeit der Garnelenzucht in Österreich unter Beweis stellen, sondern auch eine starke Nachfrage nach den qualitativ hochwertigen, gesünderen Garnelen verzeichnen. Aktuell passiert die Aufzucht noch in kleinen Becken, wobei in den nächsten Wochen ca. 200kg Garnelen in den Vertrieb gelangen sollen. Es gibt bereits einige Bestellanfragen. Parallel dazu ist geplant die Produktionsanlagen schrittweise zu vergrößern.

Agro Rebels

Oliven aus Österreich. Landwirte sind immer stärker vom Klimawandel betroffen. Im Rahmen eines FFG geförderten Projekts arbeitet das Gründerteam gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur daran eine „österreichische Olivensorte“ zu züchten, um Landwirten eine alternative Einkommensquelle zu geben. In einem ersten Schritt wurde wissenschaftlich untersucht, welche Sorten am besten geeignet sind. Ein in Mörbisch angelegter Olivenhain hat sich dabei am besten entwickelt und es ist bereits 2022 mit der ersten Olivenernte zu rechnen. Aktuell werden Partnerbauern im Burgenland gesucht, um die Umsetzbarkeit sowie Rentabilität gemeinsam mit diesen Landwirten beweisen zu können.

Pflegeheim-Dienstleistungs-Startup

Noch keine Details wurden zu dem vierten Teilnehmer verraten, es soll sich aber um ein Startup im Bereich Digitalisierung von Pflegeheimdienstleistungen handeln.

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(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR
(vlonru.) Everest Carbon, cortEXplore, My Esel und Simventure nutzten und nutzen die umfassenden Möglichkeiten an den TECH HARBOR-Standorten | (c) TECH HARBOR / tech2b / My Esel / Simventure

Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.

Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.

My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER

Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”

Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) TECH HARBOR
Im TECHCENTER kam Christoph Fraundorfer mit My Esel vom Prototypen bis zur Serienproduktion | (c) My Esel

Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.

Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator

Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.

“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.

Das Simventure-Team baut im TECHCENTER seine Simulatoren | (c) Simventure

Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.

cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden

Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.

Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”

cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon
cortEXplore baute in der NEUEN WERFT seine Hightech-Produkte für Gehirn-OPs | (c) tech2b/Andreas Balon

Everest Carbon: “Unser Fortschritt übertrifft unsere Erwartungen”

Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.

In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.

Everest Carbon baut in der NEUEN WERFT gerade seine Produktion auf | (c) TECH HARBOR

Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt

Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”

Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.

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