07.10.2022

Studie zeigt: Für mehr Frauen in Tech-Startups reichen Förderprogramme nicht aus

Eine neue Studie der WU befasst sich mit Frauen in der IT-Startup-Szene. Bei der Frage, weshalb diese in der Branche unterrepräsentiert sind, lenken die Autor:innen den Blick auf Prototype, anstatt auf das Skillset der weiblichen Founder. Ihrer Meinung nach führe erst die Gender imbalance zu Gender bias.
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Eine neue WU-Studie beschäftigt sich mit den Hintergründen der Unterrepräsentanz von Frauen in Tech-Startups © wocintechchat.com
Eine neue WU-Studie beschäftigt sich mit den Hintergründen der Unterrepräsentanz von Frauen in Tech-Startups © wocintechchat.com

In einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) haben die Wissenschaftler:innen Sonja Sperber und Christian Linder die Gründe für die geringe Anzahl an Frauen in Tech-Startups erforscht. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis: Es liegt nicht an mangelnden Kompetenzen von Frauen (wie Ausbildung oder Erfahrungen), sondern an der klassischen Assoziation der Tech-Szene, die sich in der Gesellschaft durchsetzt. Die Tech-Szene ist bis heute vorwiegend jung, technikaffin, weiß und männlich und wird auch als solche wahrgenommen. Sperber und Linder erklären, warum dieser Fakt zu gender bias (geschlechtsspezifische Vorurteile) führt und was man ihrer Meinung nach dagegen tun kann.

“The cause of male overrepresentation is male overrepresentation”

In der Studie hinterfragen die Autor:innen die Annahme, dass die Digitalisierung zur Demokratisierung führen würde bzw. einen speziellen “gender-democratising effect” hätte. Vielmehr würde der Status quo einer männerdominierten Tech-Startup-Szene, die Wahrnehmung des Founder-Prototyps prägen. Die Studie stellt fest: Die Normalität führt zunächst zu einer Normativität und letztendlich dazu, dass auch Frauen den “white, male, tech-savvy” Gründer als Imperativ wahrnehmen – was einen erhöhten Druck ausüben würde. 

In der IT-Startup-Branche sehen die Autor:innen der Studie eine Besonderheit, da die Business Modelle in dieser Branche häufiger von Unsicherheiten geprägt seien. Das würde sich dementsprechend auch in den Entscheidungen von Investor:innen widerspiegeln. Investor:innen wollen diese Unsicherheiten kompensieren indem sie sich an den Stereotypen des Tech-Gründers halten – was laut Studie weiterhin dazu führt, dass Männer stärker in der Tech-Branche überrepräsentiert sind, als in Branchen mit stabilen Business Modellen.

“IT entrepreneurship is widely equated with a ‘lifestyle’ that is highly homogeneous and by no means representative of race, gender, or cultural and ethnic background.”

Das Dilemma der Female Founding Teams

Die besondere Herausforderung, die laut Sperber und Linder für Frauen in der Tech-Branche entsteht, ist einerseits der selbst auferlegte Druck, “wie” der Prototyp zu sein und andererseits die eigenen einzigartigen Merkmale als Vorteile hervorzuheben.

Lösung im Nischenmarkt?

Mit Blick auf die Lösungsvorschläge betonen Sperber und Linder, dass sie Gründerinnen davon abraten, ihren Erfolg darin zu suchen, sich entsprechend dem beschriebenen Prototypen zu verhalten. Ebenfalls erklären sie, dass bisherige Ausbildungs- und Förderprogramme, die sich ausschließlich auf Frauen in der Branche fokussieren, bisher keinen ausreichenden Erfolg verzeichnen würden – schließlich liege das Problem nicht in der mangelnden Kompetenz bzw. Ausbildung der Frauen, sondern in dem vorhandenen Prototypen, von dem Frauen zu stark abweichen.

Als mögliche Lösung verweisen Sperber und Linder auf Nichenmärkte, in denen Frauen weniger stark oder überhaupt nicht unterrepräsentiert sind. Wenn man diese identifiziert, würde man an der Relevanz solcher Prototypen rütteln: “Prototypen verlieren an Relevanz, wenn nicht klar definiert ist, wer zu einer bestimmten Kategorie gehört und wer nicht. Die Lösung kann daher darin bestehen, die Konfrontation mit dem vorherrschenden IT-Prototyp zu vermeiden und stattdessen alternative Prototypen durch langsame, aber stetige Infiltration zu etablieren”, fasst die Studie abschließend zusammen.

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ready2order, Schweiz
(c) ready2order - Markus Bernhart und Arnold Blüml von ready2order.

Das Wiener Fintech ready2order hat sich seit 2015 auf die Entwicklung modularer Point-of-Sale- und Payment-Anwendungen für kleine Unternehmen spezialisiert und zählte im Vorjahr bereits über 10.000 Firmen in Deutschland und Österreich zu seinen Kunden. Nun aber wird die Kassensoftware des Fintechs auch gezielt in der Schweiz angeboten, um den Bedürfnissen von kleinen Unternehmen in Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungssektor gerecht zu werden, wie es heißt.

ready2order: Schweiz als Ausgangspunkt

“Die Schweiz war für uns immer ein interessanter Markt”, erklärt ready2order CEO Markus Bernhart. “Trotz fehlendem Marketing haben wir bereits eine dreistellige Zahl an Kunden gewinnen können. Dies zeigt klar, dass es den Bedarf gibt und es ist für uns auch der richtige Zeitpunkt, unsere Präsenz im Markt auszubauen und unsere Kassenlösung offiziell anzubieten. Zudem sehen wir die Schweiz durch ihre Mehrsprachigkeit als perfekten Ausgangspunkt für eine Expansion in weitere europäische Länder.”

Zuchetti-Exit 2023

Eine wichtige Rolle bei der Expansion spielt die Unterstützung durch die Zucchetti-Gruppe, zu der ready2order seit Juli 2023 gehört – brutkasten berichete.

“Zucchetti ist bereits seit vielen Jahren mit der Kassensoftware TCPOS in der Schweiz vertreten und kennt den Markt sehr gut. Diese Erfahrung und das starke Partnernetzwerk vor Ort sind für uns von großem Vorteil”, so Bernhart weiter. Zudem würden sich durch die Synergien innerhalb der Gruppe zusätzliche Möglichkeiten eröffnen: „Als Zucchetti-Gruppe können wir verschiedene Kassensysteme für unterschiedliche Kundensegmente anbieten, was uns hilft, neue Marktchancen gemeinsam zu nutzen.”

ready2order: Zunächst nur Deutsch und Englisch

Zu Beginn wird sich ready2order auf die deutschsprachige Schweiz konzentrieren. “Unser Kassensystem unterstützt mehrere Sprachen, aber um den Markteintritt zu vereinfachen, setzen wir zunächst auf Deutsch und Englisch. Diese Region bietet uns operative Synergien, die den Start erleichtern”, erklärt Chief Growth Officer Arnold Blüml.

Die langfristigen Ziele von ready2order in der Schweiz sind für Blüml klar: “Als Innovationsführer möchten wir in den nächsten Jahren einen signifikanten Marktanteil erreichen”, sagt er. “Dabei spielt neben der Kundenzahl vor allem die Kundenzufriedenheit eine zentrale Rolle, die wir kontinuierlich messen werden.”

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