06.08.2024
KURSKORREKTUR

Stimmen zum Krypto-Absturz: “Die Treppen hoch und mit dem Aufzug runter”

Der Bitcoin-Kurs brach gestern um 17 Prozent ein. Die heimische Krypto-Szene nimmt den Kurssturz gelassen. Wir haben Stimmen eingeholt.
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vlnr.: Robert
vlnr.: Robert "Cryptorobby" Schwertner, Blockpit-Gründer Florian Wimmer und Bitpanda-Gründer Paul Klanschek gaben uns Statements zum gestrigen Bitcoin-Absturz | (c) imh GmbH / brutkasten / Bitpanda

Bekanntlich stürzte der japanische Nikkei-Index gestern um 12,4 Prozent ab (und erholte sich mittlerweile ordentlich) – der größte Kurssturz seit 1987, der massive globale Auswirkungen hatte. Entsprechend war in internationalen Medien die Rede von einem “Black Monday”. Auch die Krypto-Kurse stürzten gestern ein. Und zwar – wie so oft – prozentuell noch höher als der Aktienindex. 17 Prozent zum Vortag waren es am Tiefpunkt bei Bitcoin (BTC), 23 Prozent bei Ethereum (ETH) (auch hier gab es mittlerweile wieder einen Kursanstieg). Das war dennoch “nur” der größte Kurssturz seit 2022.

Primär externe Gründe für Krypto-Kurssturz

Weitgehende Einigkeit besteht in der Szene, dass der aktuelle Kurssturz wenig mit den Entwicklungen im Krypto-Bereich selbst zu tun hatte. “Weltweite Rezessionsängste, schwache US-Arbeitsmarktdaten, Warren Buffet verkauft massiv Apple-Aktien, Gefahr der Kriegsausweitung im Nahen Osten, das sind die Auslöser dieser Krise. Das war bei dem letzten Kryptocrash im November 2022 noch anders: Damals flog der Betrug der FTX-Kryptobörse auf und führte zu Panikverkäufen”, analysiert Robert Schwertner alias “Cryptorobby” gegenüber brutkasten.

Dennoch führt Blockpit-Gründer Florian Wimmer gegenüber brutkasten auch einige kryptospezifische Entwicklungen ins Treffen, die sich auf den Kurs auswirken können: “Die Mt. Gox-Bitcoin werden mit der Zeit ausgeschüttet, Jump Capital muss wahrscheinlich Ethereum-Reserven verkaufen und auch das US-Government hat begonnen, Bitcoin zu verkaufen”, sagt er.

Anm.: Mt. Gox ging als damals weltweit größte Krypto-Börse im Jahr 2014 Pleite. Erst jetzt werden Bitcoin an die Gläubiger:innen ausgezahlt. Das US-Unternehmen Jump Trading steht mit seinem Zweig Jump Capital aktuell unter Behördendruck wegen seiner Krypto-Aktivitäten. Und US-Behörden verkauften zuletzt größere Mengen an zu früheren Zeitpunkten konfiszierten Bitcoin.

Klanschek: “Bereitschaft vom Markt, für die Risikoübernahme Überrenditen zu zahlen”

Trotzdem ist für Wimmer klar: “Der Kurssturz am Montag war hauptsächlich getriggert durch den Absturz an der japanischen Börse.” So sieht es auch Bitpanda-Co-Founder Paul Klanschek: “Es entstand eine regelrechte Panik. In diesen Situationen schwappt diese Dynamik gerne auf die grundsätzlich volatilsten Assets über. Die Investoren verkaufen zuerst meist die Assets mit der höchsten potentiellen Volatilität, in diesem Fall viele Tech-Aktien, Derivate und auch Cryptos”, analysiert der Gründer. Für ihn hat das aber so seine Richtigkeit im Krypto-Markt: “Irgendwo muss die Bereitschaft vom Markt ja herkommen, für die Risikoübernahme Überrenditen zu zahlen. Sonst würden Tech-Aktien und Cryptos im Schnitt nicht so eine gute Performance haben.”

Auch Robert Schwertner betont die Overall-Performance: Am gestrigen Tiefpunkt sei Bitcoin immer noch bei 80 Prozent Plus gegenüber dem August des Vorjahres gelegen. “Bitcoin mag zwar volatil sein, durch die Ausschläge nach oben fallen Kurskorrekturen aber nicht mehr stark ins Gewicht. Damit beweist sich Bitcoin in dieser Krise als sicherer Hafen”, meint der Experte. Wiewohl er anmerkt: “Auf alle Fälle gilt: Auf dem Krypto-Markt geht es die Treppen hoch und mit dem Aufzug runter.”

Schwertner: “Ich sehe die Korrektur mit einem Lächeln”

Für Schwertner ist jedenfalls klar: “Ich sehe die Korrektur mit einem Lächeln. Man kann günstig wie selten BTC und Kryptos nachkaufen.” Wenn der Kurs noch weiter sinke, könne es sogar zu einem “Bitcoin-Sommerschlussverkauf” kommen. Blockpit-Gründer Wimmer äußert sich ähnlich: “Persönlich bin ich am Nachkaufen. Ich habe einige Limit-Orders drinnen, bei denen ich fast hoffe, dass die getriggert werden.” Generell sei er jedenfalls nicht “schockiert und ängstlich”. Und langfristig bleibe er “definitiv bullish”.

Bitpanda-Gründer Klanschek bestätigt, dass auch die Stimmung am Markt tendenziell jener von Schwertner und Wimmer entspricht: “Wir hatten wieder Top-Trading-Volumen-Tage und Kunden haben durch die Short-Produkte von uns auch einiges an Profit gemacht. Die meisten Nutzen solche Tage, um massiv nachzukaufen”, so der Co-CEO.

Wimmer: Harris-Sieg “würde Markt wahrscheinlich drei bis fünf Jahre zurückwerfen”

Und wie geht es weiter? Wie immer im Krypto-Bereich ist das natürlich eher der Blick in die Glaskugel. Die Experten nennen aber einige mögliche Einflussfaktoren auf den Kurs in nächster Zeit. Kurzfristig schätzt Florian Wimmer: “Es werden wahrscheinlich einige Leute auf größere Crashes spekulieren”. Das könne zu einer Abwärtsspirale führen. Langfristig sieht der Blockpit-Gründer die US-Politik als großen Faktor. Denn während sich Donald Trump zuletzt stark pro-Bitcoin positioniert hat, habe sich Kamala Harris sehr negativ geäußert. Wenn sie die Präsidentschaftswahl im Herbst gewinne, “würde das den Markt wahrscheinlich drei bis fünf Jahre zurückwerfen”, schätzt Wimmer.

Robert Schwertner führt noch einen ganz anderen Einflussfaktor ins Treffen: “Es zeichnet sich auch ein Platzen der KI-Blase ab. Finanzgigant Blackrock warnte kürzlich seine Anleger davor. Auch das trägt zur schwachen Performance von Krypto-Assets bei.”

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Andreas Nemeth | (c) UNIQA Ventures
Andreas Nemeth | (c) UNIQA Ventures

Die Europäische Union drohe wirtschaftlich den Anschluss an die USA und China zu verlieren. Um das aufzuhalten, brauche es Milliardeninvestments und höhere Produktivität. Zu diesem Ergebnis kam der vergangene Woche von Mario Draghi vorgestellte Bericht, den er im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt hatte. Der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank und vormalige italienische Ministerpräsident schlug mit seinem Papier hohe Wellen, auch in der Startup-Szene. brutkasten hat bei Andreas Nemeth, CEO von Uniqa Ventures, nachgefragt, was er von dem Bericht hält und wie er die Rolle von Startups und Scaleups darin einschätzt.

Zentrale Rolle von Startups und Scaleups

Grundsätzlich betont Nemeth, dass die Aussagen von Draghi die zentrale Rolle von Startups und Scaleups bei der Förderung von Innovation, wirtschaftlicher Resilienz und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit in Europa unterstreichen. “Dieser Fokus ist entscheidend, da er die Notwendigkeit weiterer Unterstützung und Investitionen in das unternehmerische Ökosystem hervorhebt, um sicherzustellen, dass Europa ein globaler Technologieführer bleibt”, sagt Nemeth.

Draghis Forderung nach einer Startup-Wachstumsförderung komme zur richtigen Zeit: “Als Risikokapital- und Wachstumskapitalgeber sehen wir aus erster Hand, wie Frühphaseninvestitionen als Katalysator für disruptive Technologien, Arbeitsplätze und neue Industrien wirken”, erklärt der CEO von Uniqa Ventures. Um global konkurrenzfähig zu bleiben, müsse Europa allerdings sicherstellen, dass Startups nicht nur überleben, sondern auch dabei unterstützt werden, sich zu globalen Marktführern zu entwickeln. Momentan liege Europa 70 bis 80 Prozent unter dem US-Niveau was Investments in Startups betrifft.

Finanzierungslücke überwinden

Eine der zentralen Botschaften aus Draghis Bericht ist für Nemeth “die Bedeutung eines kohärenten, gesamteuropäischen Ökosystems”. Startups würden oft mit fragmentierten Regulierungsrahmen und einem eingeschränkten Zugang zu grenzüberschreitendem Kapital kämpfen. Etabliere man hingegen eine einheitliche Strategie, könnte das “das immense Potenzial des europäischen Unternehmertalents freisetzen und die Wettbewerbsfähigkeit in Bereichen wie Deep Tech, KI und Nachhaltigkeit vorantreiben”.

Draghis Bericht weise außerdem “zu Recht auf die Skalierungsprobleme in Europa hin”: Es mangle hier an Kapital für spätere Phasen von Startups. “Wir müssen diese Finanzierungslücke in der späten Wachstumsphase (Series B, C) überwinden, um europäische Scaleups zu globalen Champions zu machen und hier das Feld nicht ausschließlich US-Akteuren überlassen”, warnt Nemeth. Das sei entscheidend, hier müssten alle Akteure im europäischen Startup-Ökosystem zusammenarbeiten, wenn man mit den USA oder China konkurrieren wolle.

Risikokapital für stärkeres Wachstum

Auch das Risikokapital spiele eine “entscheidende Rolle bei der Beschleunigung des Wachstums von vielversprechenden Startups”. Draghis Bericht erkenne das an. Nemeth erklärt: “Indem es Innovationen durch finanzielle Unterstützung ermöglicht, hilft Risikokapital, die Lücke zwischen Ideen und marktreifen Lösungen zu schließen und in Folge die Lücke in der Phase der internationalen Skalierung.” Eine engere Zusammenarbeit zwischen Regierungen, privaten Investor:innen und Startups sei unerlässlich für die europäische Wettbewerbsfähigkeit.

Letztere hängt für Nemeth auch mit der Skalierung von Innovationen zusammen. “Europa ist eine Hochburg für Kreativität und technisches Know-how”, sagt Nemeth. Aber: Für eine globale Führungsrolle brauche es eine stärkere Infrastruktur für Scaleup-Finanzierung, Talentbindung und Marktzugang.

Anforderungen bei Eigenkapital lockern

Ein weiterer wichtiger Aspekt in Draghis Bericht ist für Nemeth die Lockerung von Eigenkapitalanforderungen für Banken und Versicherungen. Dadurch kann Startups mehr Kapital zur Verfügung gestellt werden. Viele traditionelle Finanzinstitute seien derzeit durch strenge regulatorische Vorgaben eingeschränkt, wenn es um Investments in risikoreiche, aber potenziell hochgradig innovative Unternehmen geht.

Eine Anpassung dieser Anforderungen könnte für Nemeth dazu führen, dass der Kapitalfluss in das Startup- und Scaleup-Ökosystem erheblich gesteigert wird. Das wiederum würde Europas Innovationskraft stärken und eine globale Wettbewerbsfähigkeit aufbauen. Abschließend meint Andreas Nemeth: “Bei Uniqa Ventures sehen wir großes Potenzial in einer solchen Reform, da sie nicht nur die Finanzierungsmöglichkeiten für junge Unternehmen erweitern, sondern auch die Attraktivität von Beteiligungen in innovativen Sektoren wie Greentech, Fintech und Healthtech erhöhen könnte.”

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