23.01.2018

Stellar: Die kleine Rakete will hoch hinaus

Krypto-Portrait. Das Stellar-Projekt wird oft unterschätzt. Dabei kann Stellar verdammt viel: Vom Zahlungsverkehr, über Trading, bis zu ICOs. Auch die Liste der Partner ist lang.
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Die kleine Rakete ist das Logo von Stellar
(c) fotolia.com - sarote / stellar.org: Die kleine Rakete ist das Logo von Stellar

Es ist noch gar nicht lange her, da wurde Bitcoin als die Währung der Zukunft gepriesen. Schnell. Sicher. Günstig. Bis heute kommt kein TV-Beitrag ohne irgendeinen Shop aus, wo der Kunde mit Bitcoin zahlen kann. Doch Enthusiasten wissen, dass diese Zukunft derzeit in der Warteschleife hängt. Bitcoin ist heute langsam und teuer, wenn man es als Währung einsetzen will. Es gibt aber durchaus Kryptowährungen, die das alte Versprechen von günstigen Micropayments heute erfüllen. Eine davon sind Stellar Lumens. Die mit der kleinen Rakete.

Der Coin wird gerne übersehen. Offenbar bringt das Projekt dahinter nicht genug Hype-Potenzial. Die Frage ist nur: warum? Die kleine Rakete hat noch viel vor. Und einige Überraschungen im Ärmel. Was also ist Stellar?

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Viel schneller als Bitcoin

Wie Bitcoin ist auch Stellar ein Zahlungssystem. Lumen sind die hauseigene Währung. Kürzel: XLM. Stellar kann aber mehr als Bitcoin. Da wäre zuerst die im Hintergrund liegende Blockchain. Die wird weder durch Proof-of-work noch durch Proof-of-stake am Laufen gehalten, sondern durch ein eigenes System: Das Stellar Consensus Protocol.

Ergebnis: Blitzschnelle Überweisungen zu Minigebühren. Wer Lumens von einer Wallet in die andere schickt, muss in der Regel keine fünf Sekunden warten. Laut Stellar wird auch größerer Traffic das Tempo des Zahlungsverkehrs nicht einschränken. Der Beweis bleibt abzuwarten.

Von Ripple zu Stellar

Hinter dem Projekt steckt ein bekannter Kopf. Jed McCaleb hatte zur Jahrtausendwende schon eDonkey gegründet, eines der ersten, wichtigen File-Sharing-Netzwerke. Jahre später gründete er die Bitcoin-Börse Mt. Gox. Die verkaufte er allerdings lange bevor sie durch ihren eigenen Zusammenbruch einen zweijährigen Bärenmarkt bei Bitcoin auslösen sollte. McCaleb wandte sich einem neuen Projekt zu. Er gehört zu den Mitbegründern von Ripple. Und als er sich von dem Projekt verabschiedete, gründete Jed McCaleb Stellar.

Aufgrund seiner Geschichte wird Stellar gerne als kleine Schwester von Ripple gesehen. Auch deshalb, weil McCaleb sich ursprünglich auf die Ripple-Technologie gestützt hatte. Aber das Projekt läuft längst auf seiner eigenen Blockchain, deren Technik neu entwickelt wurde und mit Ripple nichts mehr gemein hat. Die wichtigsten Unterschiede: Anders als bei Ripple steckt hinter Stellar eine Non-Profit-Stiftung. Die Plattform ist open source, jeder kann das Netzwerk ohne Kosten nutzen. Aber vor allem: Stellar hat mehr vor als Ripple.

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IBM als großer Partner

Das Projekt wird in mehrere Richtungen gleichzeitig entwickelt. Ein Meilenstein: Die Kooperation mit dem Computerriesen IBM, der sich mit voller Wucht in die Blockchain-Technologie wirft und Stellar zu einem der wichtigsten Tools erklärt hat. Gemeinsam mit einer Reihe von Banken haben IBM und Stellar in Südostasien bereits ein Pilotprojekt zur Abwicklung von grenzüberschreitendem Zahlungsverkehr gestartet. Auch Banken aus Australien und Neuseeland sind beteiligt. Schon heuer soll dieses Zahlungsnetzwerk bis zu 60 Prozent der grenzüberschreitenden Zahlungen abwickeln und dabei 12 verschiedene Währungen untereinander handelbar machen.

Der Clou: Ähnlich wie das auf Ethereum basierende 0x-Protokoll ist Stellar in der Lage, im Hintergrund als dezentraler Marktplatz zu agieren. In der Praxis schafft das Liquidität beim Handel mit verschiedenen Währungen, wo sonst vielleicht keine gegeben ist. Lumens wird dabei sozusagen als Brücke eingesetzt.

ICOs auf der Stellar Blockchain

Und offizielle Währungen sind erst der Anfang. So gibt es bereits mehrere Projekte, eines davon ist die private Idee eines hochrangigen IBM-Managers, die auf der Basis von Stellar auch eine Crypto-Börse errichten wollen. Das Projekt des IBM-Managers trägt den Namen „fairX“. Noch ist nicht völlig klar, wohin die Reise geht. Aber theoretisch sollte eine Börse möglich sein, in der jede Kryptowährung gegen jede andere gehandelt werden kann: mit XLM als Brücke. Und damit nicht genug: Auch jede Fiat-Währung sollte handelbar sein. Das Projekt, so es umgesetzt wird, könnte den Markt revolutionieren.

Und dann ist da noch diese Eigenschaft von Stellar, die bis heute relativ unbekannt ist: Auf der Plattform kann man auch ICOs machen. Zwar sind diese technisch nicht so aufwendig wie auf der Ethereum Blockchain – und es fehlen einige Features. Aber das macht es für Anbieter auch einfacher und sicherer. So haben die Betreiber der Chat-App Kik bereits angekündigt, ihre Kin-Coin vom Ethereum-Netzwerk ins Stellar-Netzwerk zu verschieben. “Wir haben bisher Ethereum verwendet. Aber um ehrlich zu sein, nenne ich das die Festnetz-Ära der Blockchain”, sagte Kik-CEO Ted Livingston. Und auch Konkurrent Signal will eine Coin auf Stellar-Basis machen: MobileCoin.

Viele weitere Parnter

Wer die Plattform neben IBM bereits nutzt, ist der Zahlungsanbieter Tempom, der schon im April 2017 auf Stellar umgestiegen ist. Und in Afrika nutzt der Betreiber Parkway die Blockchain, um den Transfer von Geld zwischen den Kunden der fünf größten Telekom-Anbieter Nigerias zu ermöglichen. Ein besonders illustrer Partner ist das Startup Stripe aus Irland. Dessen CEO Patrick Collison sitzt auch im Advisory Board. Auch mit von der Partie: Sam Altman, Präsident von Y Combinator.

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vlnr.: Verena Handler-Kunze. Peter Buchroithner, David Pflügl und Thomas Schranz | (c) Waffle
vlnr.: Verena Handler-Kunze. Peter Buchroithner, David Pflügl und Thomas Schranz | (c) Waffle

Viele haben es versucht und nur die Allerwenigsten haben es geschafft: Ein neues soziales Medium zu etablieren ist wohl so etwas wie die Königsklasse im Startup-Bereich. Und das, obwohl das Lamento über die Riesen am Markt allgegenwärtig ist. Auch Peter Buchroithner, Thomas Schranz, David Pflügl und Verena Handler-Kunze sind mit dem bestehenden Angebot nicht zufrieden. Mit Rakun, das eine App für neurodivergente Menschen betreibt, haben die vier erst dieses Jahr ein neues Startup gegründet, wie brutkasten berichtete. Nun kommt mit Waffle ein weiteres dazu.

Waffle: “Back to the roots der sozialen Medien”

“Bei Waffle geht es sozusagen back to the roots der sozialen Medien. In den letzten Jahren habe ich das Gefühl, dass die Verbindung zu den Menschen, mit denen ich eigentlich Kontakt haben will, bei den gängigen Social-Media-Plattformen verloren gegangen ist. Facebook ist voller Werbung und Memes, auf Instagram sieht man Gelegentlich eine Hochzeit, aber es ist dominiert von Influencern, die dir etwas verkaufen wollen, und auf TikTok sind Leute, die tanzen und dich unterhalten”, sagt Peter Buchroithner im Gespräch mit brutkasten.

Auch auf Messaging-Apps wie WhatsApp und Telegram sei man zusehends mit Werbung konfrontiert und private und berufliche Kontakte würden sich mischen. “Jeder, der irgendwann einmal deine Nummer gehabt hat, kann dir einfach schreiben”, sagt Buchroithner. Das Team habe aber einen Ort schaffen wollen, wo man wirklich nur mit seinen besten Freund:innen kommuniziert.

Kein “Geschwafel” bei Waffle

Beziehungsweise “von ihnen hört”. Denn Waffle setzt auf Voice-Messages. “Man hat nicht immer Zeit, mit seinen Freunden zu telefonieren, aber es ist schön und man fühlt sich mehr verbunden, wenn man ihre Stimme hört. So sind wir auf das Thema Voicenotes gekommen”, sagt Buchroithner. Nicht nur im Namen setzt das Startup beim Social-Media-Trend “Wednesday Waffle” an, bei dem User:innen einer ausgewählten Gruppe an Leuten einmal in der Woche ein Update über sich geben.

(c) Waffle

Wer bei der Kombination aus “Social” und “Audio” also an die ebenso schnell aufgestiegene wie untergegangene “Social-Audio-App” Clubhouse gedacht hat, kann beruhigt sein – das Konzept ist ein völlig anderes. Bei Waffle sind die Voice-Messages auf eine Minute beschränkt und User:innen sind dazu aufgefordert, dazu jeweils ein Bild hochzuladen. Maximal drei dieser Nachrichten können pro Tag gesendet werden, um “Geschwafel” zu verhindern, wie man es aus überlangen WhatsApp-Voice-Messages kennt. Und nach 24 Stunden verschwinden diese wieder von selbst.

Ungefilterte Kommunikation mit Filtern

Doch das ist nicht die einzige bewusste Einschränkung. Wer sich bei der App, die aktuell nur für iOS verfügbar ist, registriert, kann genau acht Kontakte auswählen, um seine Messages mit diesen zu teilen. Weil man auch von anderen Menschen ausgewählt werden kann, kann man dennoch in mehreren solchen Neun-Personen-Kreisen sein. “Es geht darum, nur den Leuten Updates zu geben, denen man wirklich alles erzählen kann. Es geht um ungefilterte Kommunikation”, so Peter Buchroithner.

(c) Waffle

Wobei: Filter sind bei Waffle durchaus geplant, erzählt der Gründer. “So, wie man bei Snapchat Filter über Fotos und Videos legen kann, wird man das bei uns mit dem Ton machen können – also etwa mit Darth-Vader-Stimme sprechen.” Generell wolle man im Thema Voice noch “sehr, sehr vieles dazubauen”.

“Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird”

Neben der Produktentwicklung geht es in den kommenden Monaten aber natürlich vor allem auch darum, viele User:innen in die App zu bekommen. Eine Android-Version soll daher bald folgen und die Plattform Product Hunt soll für Aufmerksamkeit sorgen. Firmenseitig befindet sich Waffle gerade als GmbH in Wien in Gründung. “Und wir planen auch eine Investment-Runde”, verrät Buchroithner.

In Sachen Monetarisierung werde man, wie andere soziale Medien, auf Werbung setzen. “Das ist in diesem Fall natürlich ein sehr sensibles Thema. Die Leute werden bei Waffle wohl nicht so tolerant sein wie etwa auf Facebook. Wir werden also mit ausgewählten Marken über eine Zusammenarbeit sprechen”, räumt der Gründer ein. Das sei aber “aktuell nicht wirklich hoch in der Priorität”. Denn zuerst gelte es, viele User:innen zu bekommen. “Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird. Und wenn man sowas schafft, dann ist die Monetarisierung nie ein Problem.”

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