16.08.2017

Bautastisch: Mit übriggebliebenen Baustoffen die Welt verbessern

Startup-Steckbrief. Das steirische Startup Bautastisch betreibt eine auf die Baubranche spezialisierte Online-P2P-Verkaufsplattform.
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(c) Bautastisch: Daniela Petrova und Manuel Marx

Von Hart bei Graz aus wollen Daniela Petrova und Manuel Marx mit Bautastisch den DACH-Raum erobern. Die Plattform vermittelt übriggebliebene Baustoffe und gebrauchte Maschinen und Werkzeuge zwischen Privat- und Businesskunden. Das Founder-Paar beantwortete dem Brutkasten ein paar Fragen.

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Euer Elevator Pitch: Was macht ihr und welches Problem löst ihr damit?

Bautastisch ist eine Online Anzeige und Werbeplattform für den Baubereich. Übriggebliebene Baustoffe, sowie gebrauchte Werkzeuge, Baumaschinen und Gartenprodukte können gekauft und verkauft werden. Allein in Österreich werden Millionen von Tonnen an Baustoffen weggeschmissen, obwohl diese noch verkauft werden können. Mit der Plattform ermöglicht Bautastisch diese übriggebliebenen Baustoffe zu verkaufen und trägt damit dem Umweltschutz bei, ist jedoch auch ökonomisch, da Unternehmen Geld daran verdienen können.

Es werden somit 3 Probleme gleichzeitig gelöst: Käufer können nun günstige Baustoffe kaufen, anstatt womöglich den vollen Preis zu zahlen, Verkäufer erhalten Geld für Baustoffe die sie sonst kostenpflichtig entsorgen müssen und die Umwelt profitiert durch eine geringere Umweltbelastung die bei der Produktion von neuen Baustoffen anfallen.

Was ist eure USP?

Der Gedanke der Platform ist auf die Förderung der Kreislaufwirtschaft und des Re-Use Gedanken in Österreich aufgebaut. Bautastisch lässt mehrere Faktoren auf einer Plattform verschmelzen – speziell für den Baubereich können besonders gebrauchte Produkte inseriert und gekauft werden, Unternehmen und private Kunden kommen zusammen. Zusätzlich fungiert Bautastisch auch als Wissensplattform und gibt Informationen zu verschiedenen Thematiken im Baubereich weiter, sowie auch Gestaltungsvorschläge für ein gemütliches Zuhause („Tipps&Tricks“ und „Bastlerwerkstatt“).

Gibt es Konkurrenz? Was habt ihr euren Wettbewerbern voraus?

Von den Grundfunktionen ist Bautastisch ähnlich wie andere Plattformen. Innerhalb der Branche haben wir in Österreich aber keine „Konkurrenz“ als bisher einzige Plattform, die sich in der Baubranche spezialisiert hat. Um einen noch größeren Mehrwert bieten zu können wird die Plattform durch weitere Features unterstützen, z.B. Kalkulatoren, mit denen man Preise vergleicht oder zukünftig auch seinen ungefähren Bedarf an Materialen ausrechnen kann. Abgesehen vom interessanten Wissen bietet Bautastisch eine schnelle und einfache Suche für alle Häuslbauer und die, die es noch werden wollen.

Euer Business-Modell: Wie verdient ihr euer Geld?

Wir sind eine reine Anzeigen- und Werbeplattform, mit den Produkten haben wir an sich nichts zu tun. Die Privatperson inseriert immer kostenlos auf Bautastisch. Wenn ein Händler auch auf Bautastisch inseriert, nehmen wir einen vergleichsweise kleinen Betrag pro Inserat, natürlich angepasst an den Inhalt. Es ist klar, dass man für eine Baumaschine nicht den gleichen Inseratspreis verlangen kann, wie für ein Päckchen Schrauben. Will jemand sei es Privat, oder Händler ein Top Inserat (davon gibt es verschiedene Variationen) zahlt er natürlich auch. Händler können auch ihr Logo auf unserer Seite platzieren bzw. als Partner eingetragen werden, diese Premium Plätze auf der Seite können bei uns angefragt werden.

Wie kam es zur Idee?

Plattformen sind unsere Zukunft, daran kommt niemand mehr vorbei. Fast niemand mehr geht in ein Autohaus und kauft direkt das Auto ohne es im Internet zu vergleichen, Preis, Ausstattung, Angebote usw. Jeder schaut wo er Geld sparen kann. Und so ist es nicht nur bei Autos, sondern auch bei Immobilien, Kleidung und noch vielem mehr.

Mit dem bereits vorhandenen Unternehmergeist von Manuel (er hat langjährige Erfahrung in der Baubranche) und Daniela (Online Marketing Expertin) kam es dann zu der Idee die Baubranche etwas umzukrempeln bzw. nachhaltiger zu gestallten. Im August 2016 entstand die Idee Bautastisch, bis sie dann Ende Mai 2017 mit der fertigen Plattform online ging. Unser persönliches Motto lautet „Never start a business just to make money, start a business to make a difference!“

Wie fand das Gründer-Team zusammen?

Zusammen gefunden haben wir uns schon vorher und sind als Paar schon den gemeinsamen Weg gegangen. Da wir beide einige Jahre Erfahrung im Unternehmertum gesammelt hatten war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass wir etwas gemeinsam auf die Beine stellen. Wir sind ein tolles Team und ergänzen uns perfekt.

Redaktionstipps

Was ist eure Marketingstrategie?

Da wir eine online Plattform sind wird auch hauptsächlich Online das Marketing betrieben. Daniela ist für alle Social Medias, SEO Optimierung, Blog Artikel usw. zuständig. Als Online-Plattform kann man Online-Marketing ganz wundervoll tracken, analysieren und auswerten. Bei Offline-Marketing ist das etwas schwieriger, jedoch sind wir auch auf vielen Messen vertreten, Flyer liegen in vielen Unternehmen in ganz Österreich aus und auch offline werden Kontakte gemacht, damit Bautastisch noch bekannter wird. Zusätzlich arbeiten wir auch aktiv mit Gemeinden, Kommunen und Vereinen zusammen, die den Gedanken der Kreislaufwirtschaft nach außen kommunizieren und uns damit tatkräftig unterstützen.

Habt ihr bereits Finanzierung oder bis jetzt “ge-bootstrapped”?

Es war definitiv kein leichter Weg, doch Gründung, Programmierung der Plattform, Online-Marketing, Offline-Marketing usw. haben wir alles mit viel Mühe und Schweiß selbst finanziert und aus eigener Tasche gezahlt. Wir sind da sehr stolz drauf.

Die Vision: Was sind eure Ziele? Kurzfristig, aber auch langfristig?

„Kurzfristig“ ( innerhalb der nächsten 5 Jahre) ist unsere Vision Bautastisch nicht nur in Österreich, sondern im DACH Raum zu etablieren. Mit 500.000 „gebraucht – neuwertigen“ Produkten soll der Gedanke der Kreislaufwirtschaft und des Re-Use noch ausgeprägter werden, wenn die Menschen daran denken, dass sie von der Baustelle etwas übrig haben, sollen sie an Bautastisch denken. Wenn die Menschen etwas brauchen zum Bauen, sollen sie an Bautastisch denken. Und auch Unternehmen: Bevor sie die Produkte kostenpflichtig entsorgen, sollen sie etwas Gutes tun und an Bautastisch denken. Und dann natürlich inserieren.

Unsere Langfristige Vision ist aber noch eine Größere, unser Ziel ist es eine Arbeitskultur zu erschaffen, in der sich jeder wohl fühlt, eine Kultur, in der die Werte des Unternehmens völlig übereinstimmen mit den Werten der Mitarbeiter. Ein Umfeld, in dem die Mitarbeiter sich gerne entfalten und gerne zur Arbeit gehen, da es für sie keine Arbeit, sondern Freude ist. Was würde es auslösen, wenn jeder Mensch mit Freude zur Arbeit und mit Freude von der Arbeit kommen würde? Der Mensch wäre glücklich. Es gäbe weniger Depressionen, Burnout, Familienkrisen und vielleicht sogar weniger Scheidungen. Und das Unternehmen? Es würde mehr Umsätze haben und weniger Krankheitsausfälle, sowie Kündigungen haben. Deshalb muss Bautastisch wachsen und mehrere Sitze im DACH Raum bzw. Europaweit haben. Wir wissen, es ist eine sehr große Vision, doch eine Vision, die sich lohnt.

Eure bisherigen Erfahrungen mit Bürokratie?

Bisher eigentlich noch keine schlechten, außer dass wir mehr als einen Monat später als geplant gegründet haben, denn alles dauert sehr lange, bis alles nötige zur Gründung durch ist. Zusätzlich mussten wir noch länger warten, da Daniela Deutsche Staatsbürgerin ist und dadurch noch mehr Dokumente dazu kommen mussten, dass sie in Österreich gründen darf. Alles kein Problem, oder auch keine schlechte Erfahrung gewesen, wir legen nur ans Herz etwas Zeit für die Gründung einzuplanen, mit ein paar Monaten kann man schon rechnen.

Eure bisherigen Learnings?

Learnings hatten wir einige in dieser Zeit, sei es wie wichtig Selbstmanagement ist, richtiges kalkulieren des Budgets, Kundenaquise oder auch Kundengespräche. Immer lernt man etwas Neues, sogar wenn man vorher schon ein Unternehmen hatte, oder Spezialist in einer Sparte war. Was wir aber besonders betonen können ist, dass Scheitern keine Schande ist! Oft wird Scheitern in unserer Gesellschaft als etwas Schlechtes angesehen, jedoch ist die Hauptsache, dass man ein Mal mehr wieder aufsteht und es besser macht. Jeder erfolgreiche Mensch ist schon mehrere Male gescheitert, jedes Kind scheitert, wenn es gerade anfängt zu Laufen und dann hin fällt, doch gibt man dann einfach auf? Oh nein! Da haben wir noch ein tolles Zitat zu diesem Thema: „Never let your dreams and expectations die inside you while you live! Go out there and chase the impossible!“

Die Steiermark bzw. Österreich als Gründerland – die richtige Entscheidung?

Definitiv! Die Steiermark bzw. Österreich bemüht sich sehr, jungen Unternehmern beim Start zu helfen. Man wird kostenlos professionell beraten und es gibt sogar kostenfreie Kurse, damit man den Einstieg leichter hat bzw. mehr Wissen zum richtigen Starten hat. Auch nehmen viele Vereine bzw. Unternehmen Rücksicht, dass man ein Startup ist, Mitgliedschaften sind günstiger und es wird unterstützt wo es nur geht. Mit den vielen verschiedenen Veranstaltungen, die für Jungunternehmer stattfinden ist das Netzwerk untereinander was ganz besonderes. In Österreich ist es viel offener und freundlicher, man hilft sich gegenseitig mit Kontakten oder anderen Dingen, meist ohne irgendeine Gegenleistung zu verlangen. Auf einer sehr freundschaftlichen sowie professionellen Basis werden in Österreich junge Startups zu richtigen Unternehmen gemacht.

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Diskussionsrunde der Folge 2: Harald Herzog, Moritz Mitterer, Carina Zehetmaier, Bernd Konnerth, Markus Fallenböck (c) brutkasten

„No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Gut zwei Jahre ist es her, dass ChatGPT einen Hype rund um generative KI-Modelle auslöste. Doch es stellen sich auch viele kritische Fragen beim Einsatz von KI – besonders in sensiblen Bereichen. Klar ist: Künstliche Intelligenz bietet viele Vorteile und vereinfacht komplexe Prozesse. Gleichzeitig wirft sie jedoch auch Herausforderungen und Ängste auf, mit denen man sich kritisch auseinandersetzen muss.

Was KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten kann, diskutierten in der zweiten Folge „No Hype KI”:

  • Bernd Konnerth (Microsoft Österreich | Public Sector Lead)
  • Carina Zehetmaier (Women in AI Austria | Präsidentin)
  • Harald Herzog (Österreichische Gesundheitskasse | Leiter Digitalisierung und Innovation)
  • Moritz Mitterer (ITSV | Aufsichtsratsvorsitzender)
  • Markus Fallenböck (Universität Graz | Vizerektor für Personal und Digitalisierung).
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Menschenzentrierter Ansatz im Mittelpunkt

Künstliche Intelligenz ist schon längst Teil unseres Alltags – ob bewusst oder unbewusst. Und obwohl KI bereits in vielen Lebensbereichen der Österreicher:innen präsent ist, bleibt die Skepsis bei vielen groß. Laut Carina Zehetmaier ist es daher ein besonders wichtiger Faktor, dass man jeder einzelnen Person KI näher bringt, sodass mehr Vertrauen in die Technologie entsteht: „Derzeit gibt es noch viele Ängste rund um KI. Aber es gibt auch noch gewisse Schwachstellen wie zum Beispiel das Halluzinieren, oder auch Vorurteile, die in den Systemen drinnen sind und widergespiegelt werden können. Es ist relevant, dass man sich hier von Anfang an mit den kritischen Fragenstellungen auseinandersetzt“.

Hierbei müsse an vorderster Stelle die öffentliche Hand hohe Standards setzen – vor allem aus menschenrechtlicher Sicht. Zehetmaier befürwortet in diesem Zusammenhang den AI Act, der klare gesetzliche Rahmenbedingungen schafft. „Die öffentliche Hand ist der direkte Adressat der Grund- und Menschenrechte“, sagt sie.

Ein weiterer wichtiger Punkt von Zehetmaier ist die Notwendigkeit, marginalisierte Gruppen nicht zu übersehen. Man müsse sich bemühen, geschlechtsspezifische und andere Vorurteile in Datensätzen zu vermeiden. „Wir wissen auch, dass Automatisierung den Gender-Pay-Gap öffnet anstatt schließt, das heißt, da müssen wir aktiv und gezielt gegensteuern“.

Verantwortungsvolle KI bedeute, aktiv an den Daten und Algorithmen zu arbeiten. Nur so könne sichergestellt werden, dass KI-Anwendungen nicht nur technologisch effizient, sondern auch ethisch und gesellschaftlich verantwortungsvoll gestaltet werden.

Responsible AI: Inklusivität, Fairness, Datenschutz

Dass die Anwendung von generativer KI nicht bloß Kosten senken soll, sondern den Menschen Nutzen bringen muss, ist auch für Bernd Konnerth von Microsoft klar. „Wir setzen auf Responsible-AI-Standards, bei denen es um Inklusivität, Fairness, Datenschutz und all diese Themen geht. Das sind Leitplanken in unserer Produktentwicklung“, sagt der Public Sector Lead von Microsoft Österreich.

Von der Unternehmenstransformation bis hin zum öffentlichen Dienst sei ein breites Umschulungsprogramm notwendig, um Ängste abzubauen: Es sei wichtig, „Umgebungen zu schaffen, die es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich machen, mit der Technologie zu interagieren, um den Berührungsängsten entgegen zu wirken”.

Universität Graz startete UniGPT für Mitarbeitende

Was Bildung angeht, betont Markus Fallenböck von der Universität Graz die Bedeutung einer breiten Wissensvermittlung. Es gehe nicht nur um Spezialist:innen für KI, sondern vor allem um die große Masse an Mitarbeitenden, die einen “sinnvollen Umgang mit KI erlernen” müssen: „Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr können wir Chancen nutzen und Risiken minimieren“.

Die Universität Graz hat dazu eine eigene Micro-Credential-KI gestartet, um Studierenden ein Grundwissen zu KI zu vermitteln: “Das ist ein abgeschlossenes Studienpaket, das man in jedes Studium integrieren kann und das gerade in einer Pilotphase ist”, erläutert Fallenböck. Das Paket lasse sich in jedes Studium integrieren. “Da ist die Idee, dass in ein paar Jahren jeder Bachelor-Studierende, der in Graz einen Abschluss macht, ein Grundwissen hat zu KI-Bereich, Technik, Wirtschaft, Recht, Ethik”.

Für die eigenen Mitarbeiter:innen hat die Universität Graz im Mai 2024 außerdem den Chatbot UniGPT gestartet. Bereits mehrere hundert Mitarbeiter:innen wurden dafür bereits eingeschult. “Da sitzt die Universitätsprofessorin neben der Sekretariatskraft und beide interessieren sich für KI und werden es in ihrem Arbeitsalltag gut einsetzen”, schildert Fallenböck seine Eindrücke.

Über die eigenen Mitarbeitenden will die Universität Graz Wissensvermittlung aber auch in die Bevölkerung tragen. Dazu hat sie im Oktober etwa erstmals den Technology Impact Summit zum Thema KI in Graz veranstaltet. “Weil natürlich auch wichtig ist, dass wir die breite Öffentlichkeit mit dem Thema erreichen. Je mehr Wissen wir in die Bevölkerung kriegen, umso mehr, können wir auch das Chancennutzen und Risikominimieren wirklich schaffen”, erläutert Fallenböck.

ITSV: Künstliche Intelligenz im Gesundheitssystem

 Die ITSV wiederum steuert und koordiniert die IT-Aktivitäten der österreichischen Sozialversicherung – und beschäftigt sich schon länger mit dem KI-Thema. Aufsichtsratsvorsitzender Moritz Mitterer erzählt im Talk, dass das Unternehmen bereits 2018 mit der Erprobung von KI-Lösungen begonnen habe. In einem geschützten Umfeld wurden dabei erste Erfahrungen gesammelt, bevor die Systeme in den Echtbetrieb übergingen. Dieser schrittweise Ansatz habe wesentlich dazu beigetragen, das Vertrauen in KI-Modelle im Unternehmen zu stärken.

Besonders bei sensiblen Daten, wie etwa Gesundheitsdaten, ist die Gefahr von Missbrauch ein zentraler Risikofaktor. Mitterer erläutert die Bedeutung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit: „Man muss Patientinnen und Patienten mitnehmen, indem man entsprechend strenge Regeln hat und Compliance hat. Und indem man offen damit umgeht, falls doch was sein sollte“.

KI schafft Abhilfe bei steigendem Leistungsaufkommen bei ÖGK

Die ITSV arbeitet dabei unter anderem für die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Harald Herzog von der ÖGK erläutert, dass das steigende Leistungsaufkommen – etwa wachsende Fallzahlen, steigende Lebenserwartung, mehr Konsultationen – nach neuen Wegen verlangt: „Würden wir die Prozesse so weiterspielen wie bisher, bräuchten wir mehr Personal“, so Herzog. „Unsere Aufgabe ist es effizient zu arbeiten und alle technischen Möglichkeiten der KI auszunutzen“.

KI könne hier unterstützen, etwa bei der Wahlarztkostenerstattung. Ziel sei es, einen Großteil der Fälle automatisiert abwickeln zu können. Laut Herzog geht es aber nicht darum, den persönlichen Kontakt zu ersetzen, sondern lediglich zu ergänzen.

Zusätzliches Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent durch KI-Nutzung

Auch die öffentliche Verwaltung steht vor Herausforderungen, etwa aufgrund der Pensionierungswelle oder des Fachkräftemangels. Künstliche Intelligenz könnte dabei eine Rolle spielen. Bernd Konnerth von Microsoft Österreich sagt: „Künstliche Intelligenz kann eine Antwort sein – vielleicht nicht die Einzige, aber sie hat sehr viel Potenzial durch die Automatisierung wiederkehrender Tätigkeiten, viel Nutzen zu stiften“.

Aktuell befinde sich Österreich erst am Anfang, dieses Potenzial auszuschöpfen. Konnerth verweist auf eine Studie, dass Österreich ein Wirtschaftswachstum von bis zu 18 Prozent erzielen könnte, wenn das ganze Potenzial von KI ausgeschöpft werde.

Ausblick: KI-Nutzung in fünf Jahren

Wo steht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in fünf Jahren? „Ich hoffe, dass wir nicht mehr über die Technologie reden müssen, so wie wir heute auch nicht mehr über Strom sprechen, sondern dass sie einfach da ist“, so Microsoft-Experte Konnerth.

Carina Zehetmaier wiederum blickt auf die EU als Werteunion. In fünf Jahren solle man sehen, dass Österreich und Europa es geschafft haben, einen wertebasierten, menschengerechten KI-Einsatz umzusetzen. Für Österreich könne sich hier eine besondere Chance bieten, so Zehetmaier. Das Land könne sich als Vorreiter für einen vertrauenswürdigen, menschenzentrierten Umgang mit KI etablieren. Es gehe darum, „den menschenzentrierten Ansatz im Einklang mit Werten und Grundrechten umzusetzen“.

KI birgt enormes Potenzial

Die Diskussionsrunde ist sich einig, dass KI in sensiblen Arbeitsfeldern längst keine ferne Zukunftsvision mehr ist, sondern bereits eine zentrale Rolle darstellt. Die Chancen sind enorm – von effizienteren Verwaltungsprozessen über eine präzisere Gesundheitsversorgung bis hin zu einer gerechteren Bildung. Doch um diese Möglichkeiten zu nutzen, braucht es breites Verständnis, klare Regeln, vertrauenswürdige Technik und einen sensiblen Umgang mit Daten.


Folge nachsehen: No Hype KI – Was kann KI in den Bereichen Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?

Hier gehts es zur Nachlese von Folge 1: „No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”


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