23.02.2016

Michael Friedl: Darum sollten Startups in den Big Apple nach NYC

Seit knapp eineinhalb Jahren ist Michael Friedl als österreichischer Wirtschaftsdelegierter für die USA in New York City - und hat letztes Jahr einen Startup-Guide für NYC veröffentlicht. Im Gespräch mit dem Brutkasten gibt er Einblicke in den Big Apple als Startup-Hochburg und verrät, welche US-Hotspots neben New York und Silicon Valley für Gründer interessant sind.
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Das Silicon Valley zählt zu den weltweit bedeutendsten Startup-Hotspots und bestimmt zum wichtigsten Standort der IT- und High-Tech-Welt in den USA. Aber es bekommt Konkurrenz. Und zwar von New York City. Und auch wenn fast 5000 Kilometer zwischen den beiden liegen, sind die beiden einander doch nicht fremd. Einige jener Unternehmen, die an der Börse in NYC notiert sind, wurden im entfernten Valley gegründet.

Für Startups wird New York City immer interessanter. Michael Friedl, Leiter des Außenwirtschaft Austria in New York, ist seit über eineinhalb Jahren als Wirtschaftsdelegierter vor Ort zuständig. Er kennt die Szene daher gut und hat auch einen eigenen Startup-Guide für New York veröffentlicht. Im Gespräch mit dem Brutkasten erzählt er, wieso österreichische Startups in den Big Apple ziehen sollten und für welche Branchen die Ostküsten Metropole besonders interessant sein kann.

Sie sind jetzt seit etwa 2 Jahren TC in NYC für die Advantage Austria. Ihr (kurzes) Resümee?

Was man hier sofort zu spüren bekommt, ist eine immense Kreativität und Aktivität, sei es in den Bereichen Design, Architektur und Dienstleistungen, aber auch Technologie, Wissenschaft und neue Geschäftsideen. Das Gute ist, dass die Entwickler dieser neuen Ideen nicht damit hinter dem Berg halten, sondern sie ganz proaktiv vermarkten und gerne darüber Auskunft geben, also keine „das gehört mir und wird mir sonst weggenommen”-Mentalität, sondern eine Freude darüber, den Erfolg mit anderen zu teilen und dadurch gute Ideen auch weiter zu entwickeln und noch erfolgreicher zu machen.

Michael Friedl: In New York City herrscht keine „das gehört mir und wird mir sonst weggenommen”-Mentalität, sondern eine Freude darüber, den Erfolg mit anderen zu teilen.

Welche Firmen unterstützt das AußenwirtschaftsCenter?

Wir unterstützen nicht nur Firmen, die den amerikanischen Markt bearbeiten wollen oder hier mit einer lokalen Präsenz aktiv sein wollen (was wir natürlich intensiv betreiben), sondern auch neue Trends und Entwicklungen aufspüren und diese nach Österreich tragen wollen, um damit den Firmen eine noch breitere Angebotspalette für ihre internationalen Aktivitäten oder auch für interne Reorganisationen zu geben. So bearbeiten wir neben dem klassischen Außenhandelsgeschäft auch Aspekte zur Zukunft des Finanzsystems (wie sollen Banken der Zukunft aussehen und was werden die Herausforderungen im „wealth management” sein?), zu neuen technologischen Entwicklungen in den Bereichen Einzelhandel, Gesundheit und Tourismus sowie intelligente Kleidung und tragbare Technologien. Auch im Bereich Startups bzw. technologische Innovationen wollen wir uns hier breiter aufstellen.

Es scheint als wären Ihnen Startups ein besonderes Anliegen. Warum sollten österreichische Startups in den Big Apple kommen?

Ich verwende den Begriff Startup etwas vorsichtiger, da er mir schon fast inflationär gebraucht vorkommt. Ein Startup ist im Prinzip nichts anderes als eine Unternehmensgründung, der ein innovatives Geschäftsmodell zugrunde liegt mit dem Ziel schnell zu wachsen. Beim Wort Startup denkt niemand an General Electric, Exxon Mobil oder JP Morgan Chase, obwohl diese Unternehmen genau das sind: die ältesten und erfolgreichsten Startups der US Geschichte – oder das was aus Ihnen geworden ist. Mir geht es besonders darum, technologische Innovation aus Österreich nach New York zu holen und viele der „driving forces” dahinter sind Startups.

“Im New Yorker Stadtgebiet wohnen in etwa genauso viele Menschen wie in ganz Österreich, der gesamte Ballungsraum hat über 23 Millionen Einwohner. Nirgendwo sonst auf der Welt findet man so eine Konzentration an finanzkräftigen Konsumenten auf einem Fleck”

Der Reichtum seiner Bewohner ist das Resultat der wirtschaftlichen Stärke dieser Stadt. New York ist nicht nur der größte Finanzplatz der Welt, auch in Mode- und Lifestylefragen werden hier die globalen Trends gesetzt. Die Stadt ist ein Schmelztiegel der Kulturen, über 800 verschiedene Sprachen werden hier gesprochen. Mit verschiedenen Kulturen gehen verschiedene Denkweisen einher, die verschiedenste Ideen hervorbringen. Ein weiterer Pluspunkt ist die räumliche Nähe zu den Abnehmern und Investoren. Silicon Valley wird auch in Zukunft der Nr1. Cluster für den IT Bereich bleiben, für viele andere Sektoren hat aber New York beinahe das natürliche Anrecht auf den Platz an der Sonne.

Im letzten Jahr haben Sie einen Startup Guide für NYC veröffentlicht. Welche Intention lag dahinter?

Es gibt sehr viel Information zu den Startup Ökosystemen in Berlin, Tel Aviv, London und natürlich dem Silicon Valley, aber sehr wenig konkrete Information zu dem zweitgrößtenTechnologie und Innovations-Hub der Welt, nämlich New York. Dies war ein Grund, auf ein paar Seiten die wichtigsten Informationen, Kontakte, Herangehensweisen und Erfolgsgeschichten aufzuzeigen, die es österreichischen Unternehmen möglich machen sollten, sich in der manchmal doch sehr komplizierten und teuren Welt New York zurecht zu finden. Wir wollen damit auch eine gewisse Schwellenangst abbauen und brauchbare Wege in diesen Hot Spot aufzeigen.

Für welche österreichischen Startups ist New York City besonders spannend?

Die fünf Sektoren, die das New Yorker Startup Ökosystem am stärksten prägen sind Mode & Lifestyle, Werbung, digitale Medien, Life Science sowie Finance. In diesen Branchen können Technologieanbieter aus Österreich besonders punkten. Die Kapitalgeber in New York sind besonders an Firmen interessiert, die das Seed Financing schon hinter sich gelassen haben, die schon marktfähige Produkte und Dienstleistungen haben und die auch kein Problem darin sehen, sich in der Stadt anzusiedeln.

Das Jahr ist noch jung – welche Aktivitäten haben Sie 2016 speziell für österreichische Startups geplant?

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(Foto von LinkedIN): Michael Friedl ist seit eineinhalb Jahren österreichischer Wirtschaftsdelegierter in NYC.

Nach einer erfolgreichen „Train your Pitch” Veranstaltung im März 2015 planen wir eine Veranstaltung in Wien zum Thema Startups in New York im Juni 2016. In diese Phase soll auch die Auswahl von Startup Firmen fallen, die bei unseren Pitching Days im September teilnehmen können. Dies werden etwa 10 Unternehmen sein, die das New Yorker Ökosystem kennenlernen sollen, vor VCs pitchen und hoffentlich den ein oder anderen Kapitalgeber finden bzw. ihre Ideen in den Markt bringen können. Diese Pitching Days sollen jährlich stattfinden. Außerdem wollen wir auch Österreich als Startup und Gründerzentrum (mit Pioneers Festival in Wien und vielen anderen Initiativen) auch für US-amerikanische Firmen schmackhaft machen. Dazu sind wir auch schon mit hiesigen Inkubatoren und Akzeleratoren in Kontakt.

Neben dem Silicon Valley und NYC gibt es noch weitere spannende Spots für Startups in den USA. Welche davon haben die besten Chancen einen neuen Hype auszulösen?

Aus dieser Antwort könnte man gleich einen US-Reiseführer basteln. Es gibt sehr viele Tech-Hubs und Startup Spots, die stark wachsen und spannend sind. Ihnen gemeinsam ist eine starke Verbindung zu Technologiezentren oder Universitäten, eine junge innovative Community und bestimmte endemische Industrien, die nach innovativen Lösungen suchen. Das reicht von Cleveland, OH (Medizintechnik) über Boston, MA (Bio-Pharma) bis zu Austin, TX (IT, Urban Development), Boulder, CO (Sport, Lifestyle, Nahrungsmittel) und Atlanta, GA (Lebensmitteltechnologie, Film, Industrie 4.0). Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Von außen betrachtet: Wie schätzen Sie die österreichische Startup Szene ein?

Während man vor 5 Jahren kaum in einer wirtschaftspolitischen Diskussion von Startups gehört hat bzw. die Anzahl von Events in diesem Bereich noch sehr überschaubar war, ist dies heute schon ganz anders. Es gibt heute kaum eine öffentliche Stelle, die sich nicht mit dem Thema Startups auseinandersetzt, Finanzierungen anbietet, Mentoring vermittelt, Events veranstaltet oder langfristige internationale Zusammenarbeit plant. Dazu kommt auch eine viel lebendigere Investoren-Szene, die allerdings natürlich noch hinter dem Potential der USA oder auch UK und Israel liegt. Wir sind also auf jeden Fall auf dem richtigen Weg, müssen aber nur aufpassen, dass sich dies nicht zu einer Art Hype entwickelt und wir dann die Bedürfnisse der Firmen aus den Augen verlieren – die Gefahr sehe ich aber bei entsprechender Abstimmung untereinander relativ gering.

“Österreich befindet sich auf dem richtigen Weg, muss aber aufpassen, dass sich dies nicht zu einer Art Hype entwickelt.”

Welchen Stellenwert haben österreichische Startups in den USA?

Oftmals weiß man gar nicht, woher erfolgreiche Startups wie Skype, Spotify, oä herkommen. Was zählt sind die Geschäftsidee und die dahinterstehende Technologie, nicht wo die Firma ursprünglich gegründet wurde oder welcher Nationalität die Gründer angehören. Österreichische Startups sind in den USA dennoch nicht so ganz bekannt – bei Startups und Technologie denkt man hier zuerst eher noch an UK, Deutschland, Israel oder Südkorea. Auch die lateinamerikanischen Startups haben sich schon einen guten Platz in den USA gesichert. Es gibt natürlich Erfolgsgeschichten (auch in den USA), wie Runtastic (an Adidas verkauft), DaoPay (Investition von Techstars) oder Rublys, aber so richtig bekannt sind wir hier noch nicht als Startup Hub. Das wird sich aber – hoffentlich auch auf Grund der Aktivitäten des AußenwirtschaftsCenters New York – bald ändern.

Vielen Dank.

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v.l. Kilian Kaminsiki und Markus Linder

Neben der Klimakrise erleben wir eine ebenso Biodiversitätskrise. Während der Fokus meist auf der Reduktion von CO₂-Emissionen liegt, gerät der rasante Verlust an Artenvielfalt oftmals in den Hintergrund. Dabei sind beide Krisen eng miteinander verwoben: Intakte Ökosysteme wie Wälder, Moore oder Korallenriffe sind nicht nur Lebensräume für unzählige Arten, sondern auch essenzielle Kohlenstoffspeicher.

Um die Biodiversitätskrise wirksam anzugehen, ist ein umfassendes Monitoring entscheidend, um den Zustand der Ökosysteme zu bewerten, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Eine Lösung dafür bietet das Münchner Startup Hula Earth.

Die Lösung von Hula Earth

Hula Earth hat sich auf das Echtzeit-Monitoring von Biodiversität spezialisiert. Durch die Kombination von Satellitendaten mit vor Ort installierten IoT-Sensoren das Unternehmen eine präzise Erfassung und Analyse von Umweltparametern. Diese Sensoren sind solarbetrieben und sammeln kontinuierlich Daten, die über ein Funknetzwerk übertragen werden, selbst in abgelegenen Waldgebieten.

Die gesammelten Daten werden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz ausgewertet und in eine benutzerfreundliche Plattform integriert. Dies ermöglicht es Unternehmen und Organisationen, ihre Auswirkungen auf die Biodiversität zu messen, zu überwachen und transparente Berichte zu erstellen. Zudem unterstützt Hula Earth laut eigenen Angaben auch die Ausstellung von Biodiversitätszertifikaten, die gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) anrechenbar sind.

Hula Earth holt bekannte Investoren an Bord

Für das weitere Wachstum konnte sich Hula Earth im Rahmen einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde ein 1,6-Millionen-Euro-Investment sichern. Die Runde wurde von Point Nine Capital angeführt, mit Beteiligung von Climate Founders, Partners in Clime, WithEarth sowie Tier Mobility Gründer. Lawrence Leuschne.

Mit Kilian Kaminski, Gründer von refurbed, und Inoqo-Gründer Markus Linder, beide bekannt für ihr Engagement in der Nachhaltigkeit, beteiligen sich auch zwei bekannte Investoren aus Österreich am Unternehmen.

Neben dem Aufbau von inoqo war Linder bereits in der Vergangenheit als Angel Investor aktiv und investiere in diverse Startups, die sich mit skalierbaren Geschäftsmodellen dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Unter anderem hat er dafür das Investment-Vehikel Triple Impact Ventures gegründet. Zum Portfolio zählen unter anderem die zwei bekannten FoodTech-Startups Arkeon und Fermify (brutkasten berichtete).


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