04.12.2019

Startups im Kampf gegen den Klimawandel

Umweltprobleme, allen voran der Klimawandel, gelten vielerorts als größte Herausforderung unserer Zeit. Dabei entsteht auch ein riesiger Markt für Innovationen, den Startups für sich nutzen können.
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Startups im Kampf gegen den Klimawandel
(c) Adobe Stock: Aliaksandr Marko

180 Milliarden Euro pro Jahr – das ist die Investitions-Summe, die laut EU-Schätzungen allein innerhalb der Union notwendig ist, um die im Pariser Abkommen angestrebten Klimaziele zu erreichen. Die Prämisse dahinter ist klar: Der Klimawandel lässt sich nicht nur über Gesetze und eine Änderung des Konsumverhaltens bekämpfen. Es braucht (technologische) Innovation – und zwar viel davon. Anders gesagt: Die derzeit wahrscheinlich größte Gefahr für den Planeten ist zugleich die derzeit wahrscheinlich größte Chance für Startups.

+++ Europa, die “Klimanotstand”-Farce und die Retter des Standorts +++

“Der Klimawandel alleine ist noch kein Geschäftsmodell”

“Es tun sich enorme Möglichkeiten auf. Der Markt, der durch politische Rahmenbedingungen, Energiekosten, knappe fossile Ressourcen, dem Streben nach Energieunabhängigkeit oder Lifestyle-Megatrends in der Ernährung entsteht, ist in einigen Bereichen noch Kapital-intensiver als andere Zukunftsmärkte wie Artificial Intelligence und BioTech. Und Startups haben mit ihrer Agilität die Möglichkeit, schnell bedarfsgerecht die nötigen Lösungen zu bringe”, sagt Christoph Wolfsegger. Er ist beim österreichischen Klima- und Energiefonds unter anderem für das Programm greenstart zuständig. Zehn Startups, deren Lösungen zum Klimaschutz beitragen, durchlaufen jährlich das Inkubator-Programm. Nicht nur sie zeigen: Ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit lassen sich im Unternehmen verbinden. Eines muss laut Wolfsegger dabei aber klar sein: “Der Klimawandel alleine ist noch kein Geschäftsmodell”.

Cleanvest: Bessere Fonds für eine bessere Welt

Ein Startup, das es im diesjährigen greenstart-Finale unter die drei Sieger schaffte, ist ESG Plus mit seinem Portal Cleanvest. Ursprünglich als Spinoff des WWF gestartet, hat sich Gründer Armand Colard ein Betätigungsfeld ausgesucht, an das man beim Thema Klimawandel und Klimaschutz nicht unbedingt zuerst denkt: Investment-Fonds. “Wir durchleuchten derzeit weltweit insgesamt 2913 Fonds nach acht Kriterien”, erklärt der Gründer im Gespräch mit dem brutkasten. Zwei davon sind “Positiv-Kriterien”, nämlich ob der Fonds in die Sektoren “Grüne Technologie” bzw. “Bildung und Gesundheit” investiert ist. Die sechs “Negativ-Kriterien” sind “frei von Kohle”, “frei von Öl & Gas”, “frei von Atomenergie”, “frei von Waffen”, “frei von Kinderarbeit” und “Artenschutz”. Hinzu kommt eine Darstellung der Fonds-Performance im Zeitverlauf.

User können auf der Cleanvest-Page nach diesen Kriterien kostenlos filtern und so herausfinden, in welche nachhaltigen Fonds sie gewinnbringend investieren können. Nicht nur der eigene Vergleich, sondern auch zahlreiche internationale Studien würden dabei zeigen, dass es bei Fonds keine Negativ-Korrelation zwischen Nachhaltigkeit und Rendite gibt, erklärt Colard: “Wir wollen mit Cleanvest nicht nur klassische Ökos ansprechen, sondern vor allem auch Leute, die lukrativ investieren wollen, aber dabei auch Wert auf moralische Gesichtspunkte legen”.


Cleanvest-Gründer Armand Colard im brutkasten-Video-Talk

Geld machen ohne die Welt zu zerstören – CLEANVEST im Interview

Geld machen ohne die Welt zu zerstören – CLEANVEST Founder Armand Colard im Live-Talk.

Gepostet von DerBrutkasten am Freitag, 20. September 2019


Umsätze macht das Startup über ein B2B-Businessmodell. Erst im Juli 2019 gelauncht, konnte man inzwischen mehrere institutionelle Investoren, darunter die Allianz Vorsorgekasse, als Kunden gewinnen. Sie werden von Cleanvest mit detaillierten Informationen versorgt, durch die sie im Sinne ihrer Kunden nachhaltig investieren können. Mittelfristig sollen diese institutionellen Investoren über ihre Investitionstätigkeit auch Change-Prozesse bei Fond-Betreibern und Unternehmen anstoßen. “Noch viel wirksamer, als zu deinvestieren, ist es, über Engagement nachhaltige Änderungen bei den Unternehmen herbeizuführen, in die man investiert ist”, sagt Colard.

Ecosia: Das grüne Google pumpt Millionen in Aufforstung

Schon deutlich länger als Cleanvest ist das deutsche Startup Ecosia mit seiner “grünen” Internet-Suchmaschine im Geschäft – konkret seit 2009. 80 Prozent der Gewinne, die dort wie bei Google und Co. vorwiegend über bezahlte Link-Platzierung erzielt werden, fließen in Aufforstungsprojekte und damit direkt in den Klimaschutz. Und es geht um viel Geld: Dieses Jahr erwarte man einen Umsatz von mindestens 20 Millionen Euro. Daraus werde sich ein Gewinn von zumindest 15 Millionen Euro ergeben, von denen dann wiederum mindestens zwölf Millionen direkt in die Baumpflanzung fließen werden, sagt Génica Schäfgen, Head of Ecosia Germany, im Gespräch mit dem brutkasten.

Génica Schäfgen von Ecosia - Startups im Kampf gegen den Klimawandel
(c) Ecosia: Génica Schäfgen

Auch die verbleibenden 20 Prozent der Gewinne gehen bei Ecosia nicht an Anteilseigner oder den Gründer Christian Kroll. “Mit Ausnahme der Gehälter, die wir auszahlen, fließt bei uns kein Geld in private Taschen. Die übrigen 20 Prozent der Gewinne fließen in einen Fund, der als finanzieller Puffer dient”, erklärt die Deutschland-Chefin. Alle regulären Investitionen, etwa in die Weiterentwicklung der Suchmaschine, die dank einer Kooperation auf die Ergebnisse von Microsofts Bing zurückgreift, bestreite man aus dem Cashflow. “Um sicher zu gehen, dass Ecosia auch zukünftig immer dem Gemeinwohl dient, hat Christian seine Anteile an eine unabhängige Stiftung verschenkt und dabei strikte vertragliche Regelungen getroffen”, sagt Schäfgen. Dabei war das gänzlich gemeinnützig ausgerichtete Unternehmen von Beginn an selbstfinanziert. Weder nahm man Kapital auf, noch sammelte man jemals Spenden. Im Gegenteil: “Damit ein Social Startup funktioniert, darf es nicht von Spenden abhängig sein”, meint die Ecosia Deutschland-Chefin.

Mehr als 70 Millionen Bäume wurden mit diesem Konzept seit dem Start 2009 bereits gepflanzt. Dabei habe man nicht nur den Klimawandel im Blick, auch wenn man die Klimakrise als drängendstes Thema verstehe, erklärt Schäfgen: “Mit Klimaschutz reduziert man gleichzeitig viele andere Probleme, die damit zusammenhängen. Wenn es uns aber nur um CO2-Reduktion ginge, könnten wir auch einfach Monokulturen pflanzen. Dann würden aber neue Probleme entstehen. Wir haben uns daher dafür entschieden, mit unseren Aufforstungsprojekten ganze Ökosysteme und die Biodiversität zu fördern.“ So pflanze man etwa in Uganda in Kooperation mit dem Jane Goodall Institut Austria Waldkorridore für Schimpansen. Der derzeitige öffentliche Diskurs um das Thema Klimawandel schlägt sich auch bei Ecosia nieder. “Während der Waldbrände im Amazonas-Gebiet im Sommer sind etwa unsere App-Installs innerhalb einer Woche um 1000 Prozent gestiegen”, erzählt Schäfgen. Die zuvor genannte Umsatzprognose werde man am Ende des Jahres dann vielleicht doch deutlich übertreffen.

Too Good To Go: Zu schnell für die Löwen

Seine Prognosen nach oben revidieren musste auch das 2015 gegründete dänische Startup Too Good To Go schon mehrmals. Im Jahr 2017 etwa scheiterte ein in der deutschen Startup-TV-Show “Die Höhle der Löwen” abgemachter Millionendeal im Nachgang daran, da das Unternehmen “zu schnell” wuchs. Über seine App ermöglicht es das Startup Betrieben wie Bäckereien, Restaurants, Cafés, Hotels und Supermärkten, ihr überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholer zu verkaufen. Damit will man auch den Klimawandel bekämpfen. Kürzlich startete man auch in Wien und Linz.

“Auf globaler Ebene landet eines von drei Lebensmitteln im Müll. Das hat weitreichende Folgen. Pro Kilo nicht verzehrtem Brot werden etwa 1000 Liter Wasser verschwendet, und es wird zusätzlich viel unnötiges CO2 freigesetzt. Die Lebensmittelverschwendung ist für acht Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich”, erklärt Georg Strasser, Country Manager von Too Good To Go Österreich. Allein hierzulande würden jährlich 577.000 Tonnen genießbare Nahrung im Müll landen.

Das Konzept des Startups wird – nicht nur aus Klimaschutz-Erwägungen – gut angenommen. Mehr als 13 Millionen Mal wurde die App weltweit seit dem Launch 2016 heruntergeladen. In Wien kam man innerhalb von zwei Monaten nach dem Start auf rund 65.000 Benutzer. “Insgesamt wachsen wir täglich um rund 1000 User”, sagt Strasser. Dazu legt Too Good To Go eine weitere Statistik vor: Mehr als 23 Millionen Mahlzeiten habe man seit dem Start gerettet. Auf Basis von Zahlen der US-Umweltbehörde EPA errechnet das Startup dabei insgesamt eine CO2-Einsparung von fast 58.000 Tonnen. Das ist etwa so viel, wie 8000 Österreicher in einem Jahr zusammen verursachen.

Klimawandel: Ein weiter Weg liegt vor den Startups

Die drei Gründer-Beispiele zeigen: Ein Markt für Startups ist im Klimaschutz tatsächlich vorhanden. Es ist aber noch ein weiter Weg zu gehen. So erfüllen etwa nur 22 der 2913 bei Cleanvest analysierten Fonds alle vom Startup definierten Kriterien. Ecosias über-dominanter Konkurrent Google, der in den meisten europäischen Ländern mehr als 90 Prozent Marktanteil hat, verzeichnet trotzt Ökostrom-Ausbaus weiterhin jährlich Zuwächse bei den ohnehin schon horrenden CO2-Emissionen. Und das Volumen weggeworfener Lebensmittel nahm laut internationalen Statistiken allein von 2015 bis 2018 von weltweit jährlich 1,3 Milliarden Tonnen auf 1,6 Milliarden Tonnen zu. Es sind also keine rosigen Aussichten für den Planeten, aber massive Chancen für Startups, die sich des Problems annehmen.


Dieser Beitrag erschien in gedruckter Form im brutkasten Magazin #9 “Vom Startup zum Scaleup” ⇒ hier online Lesen!


⇒ Cleanvest

⇒ Ecosia

⇒ Too Good To Go

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v.l. Die beiden Founding Partner Laurenz Sim- bruner und Lukas Püspök | (c) Tina Herzl

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Spätestens mit dem Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen und der angekündigten Rückkehr seiner „America First“-Politik ist die Debatte über die Technologiesouveränität in Europa neu entfacht. Unter dem Motto „Drill, baby, drill!“ hat Trump zudem angekündigt, die Förderung fossiler Energieträger wie Öl und Gas massiv ankurbeln zu wollen. Gleichzeitig ist Europa in zentralen Industrien wie der Solar- und Batterietechnologie stark von China abhängig. Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, welche Marktchancen europäische Climate-Tech-Startups im geopolitischen Spannungsfeld zwischen den USA und China künftig haben.

Diese Frage beleuchten wir aus Investorensicht im Gespräch mit Lukas Püspök und Laurenz Simbruner – sie sind Founding Partner des Wiener Venture-Capital-Fonds Push, der gezielt in Health-Tech- und Climate-Tech-Startups investiert. Püspök leitet zudem das gleichnamige Familienunternehmen, das einer der größten Windkraftbetreiber Österreichs ist.


Wie schätzt ihr die aktuelle Finanzierungslage für Startups aus Investorensicht ein?

Laurenz Simbruner: Die erwartete deutliche Verbesserung bei Dealchancen blieb 2024 aus. Viele hatten die Hoffnung, dass der Markt wieder stärker anzieht, aber das war eher eine vorsichtige Prognose als Realität. Stattdessen erlebten wir ein Jahr, das stark im Zeichen selektiver Investments stand – Flight to Quality und ein klarer Fokus auf Unit Economics und den Weg zur Rentabilität. Besonders Top-Teams und Serial Entrepreneurs hatten es beim Fundraising leichter. Im Bereich Climate-Tech war weiterhin Finanzierung da, vor allem von neueren Fonds, die bereits 2021 und 2022 geraist wurden. Doch auch hier gab es erste Anzeichen von Ernüchterung.

Wie äußern sich diese Anzeichen der Ernüchterung im Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Noch vor zwei Jahren waren die Erwartungen hoch – viele Pitch Decks gingen von extremen Energiepreisen aus, und selbst kleine Einsparungen durch Softwarelösungen wurden als äußerst wertvoll angesehen. Heute sind die Energiepreise in Europa zwar leicht erhöht, aber weitgehend normalisiert. Das führt zu einer gewissen Normalisierung der Nachfrage nach spezifischen Lösungen. Doch der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt: Lösungen im Kampf gegen die Klimakrise sind weiterhin dringend notwendig, und das Potenzial für neue Technologien ist groß. Besonders Boom-Technologien wie Batterien bleiben gefragt. Allerdings erschweren die wirtschaftliche Situation in Europa und der geopolitische Druck zwischen China und den Vereinigten Staaten die Entwicklungen in der Clean-Tech- und Climate-Tech-Branche.

Der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt.

Laurenz Simbruner: Interessant ist auch die Entwicklung bei den Investitionsvolumina: Nach einem Anstieg über drei Quartale gab es zuletzt wieder einen Rückgang. Besonders Deals im Bereich künstliche Intelligenz ziehen hier Aufmerksamkeit auf sich, da viele Mega-Rounds ein Drittel des Investitionsvolumens in Anspruch nehmen. Unsere beiden Bereiche Klima und Gesundheit bleiben jedoch noch immer unter den Top-Verticals. Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie. ESG-Monitoring oder reine Energiemonitoring-Lösungen reichen nicht mehr aus – es geht darum, die großen Probleme anzugehen. Beispielsweise spielt die Steuerung zwischen Energieproduzenten, Speichern und Abnehmern eine zentrale Rolle, und hier kann Software Effekte erzielen.

Lukas Püspök: Die Komplexität im Energiebereich steigt enorm, die neue Energiewelt ist wesentlich vielschichtiger und dynamischer als früher. Das schafft ein ideales Umfeld für neue Technologieunternehmen, die mit ihrer Agilität und Innovationskraft Lösungen bieten können, die traditionelle Akteure oft nicht schnell genug umsetzen. In diesem Feld ergeben sich fast zwangsläufig große Wachstumschancen für neue Technologieunternehmen. Die Herausforderungen und Möglichkeiten sind so groß, dass es fast nicht anders kommen kann.

Welche Chancen bestehen für Startups im Energiebereich angesichts der dominanten Marktposition Chinas im Hardwarebereich?

Lukas Püspök: Ja, tatsächlich sind die meisten wesentlichen Technologien mittlerweile fest in chinesischer Hand. Bei Wärmepumpen könnte Europa noch eine kleine Chance haben, aber auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Wechselrichtern: Vor einigen Jahren hatten auch die europäischen Hersteller noch eine gewisse Relevanz am Weltmarkt, heute spricht jedoch fast jeder nur noch über Huawei und ein paar andere, die ihre Dominanz klar ausbauen konnten.

Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren nicht einfach aufhalten lassen. China hat ein enormes Production-Know-how aufgebaut. Die Unternehmen dort sind in Forschung und Entwicklung sowie im Bau großer Produktionsanlagen extrem stark geworden. In Europa wird es sehr schwierig, dieses Niveau schnell zu erreichen.

Die USA gehen einen anderen Weg: Mit dem Inflation Reduction Act fließt viel Kapital in den Aufbau von Produktionskapazitäten, was den USA möglicherweise Vorteile verschafft. In Europa fehlen vergleichbar starke Investitionsanreize und langfristige Strategien, wie sie in China und den Vereinigten Staaten umgesetzt werden.

Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es für europäische Startups im Energy-Tech-Bereich keine Chancen gibt. Es gibt zahlreiche Felder, in denen sie erfolgreich sein können – von der Ausgleichsenergie über das Energiekostenmanagement bis zur Batterieoptimierung und Implementierung, um nur ein paar zu nennen. Hier bieten sich viele Möglichkeiten zur Wertschöpfung.

Wenn jedoch jemand in Europa eine neue Solarzelle entwickeln möchte, ist Skepsis angebracht, ob eine solche Entwicklung hier wirklich konkurrenzfähig in die Massenproduktion gehen kann. Deshalb liegt unser Fokus ohnehin nicht auf Hardware. Sie kann zwar eine Rolle spielen, aber der Hauptwert sollte immer aus der Softwarekomponente kommen – auch wenn das im Energy-Tech-Bereich manchmal herausfordernd ist.

Welchen Investitionsfokus verfolgt Push im Energiebereich?

Lukas Püspök: Unser Fokus liegt immer auf Asset-Light-Ansätzen, selbst bei Projekten mit Hardwarekomponenten. Wir sind offen, auch Hardware anzusehen, aber der wesentliche Wert wird in Europa öfter durch Software geschaffen, seltener durch herausragende Hardwareentwicklung und Produktion.

Laurenz Simbruner: Das liegt auch daran, dass wir als Tech-Investoren darauf achten, wie leicht Folgefinanzierungen gesichert werden können. Bei reinen Hardware-Investments stoßen wir auf Widerstände: Rund drei Viertel der potenziellen Investoren sagen bei „Hardware only“ Nein. Das erhöht das Risiko, dass eine Anschlussfinanzierung scheitert oder man alternative Finanzierungsquellen wie strategische Investoren oder Family Offices anstreben muss.

Was muss Europa tun, um im Energiebereich Technologiesouveränität zu erlangen?

Lukas Püspök: Europa kann nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn es langfristige, klare Policies ähnlich wie die anderen großen Wirtschaftsräume umsetzt. China hat mit seinen Fünfjahresplänen schon vor Langem begonnen, grüne Technologien und Batterien strategisch zu fördern, und unterstützt seine Unternehmen auf vielen Ebenen. Die USA setzen auf den Inflation Reduction Act, der klare Impulse für die Industrie bietet. Im Vergleich dazu wirkt Europa mit seinen Initiativen wie dem Green Industrial Deal fast zurückhaltend und politisch fragmentiert, was große Schritte erschwert.

Wir brauchen diese Klarheit in der europäischen Politik, um unsere Industrie zu halten und wettbewerbsfähige, günstige Energie zu sichern. Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden, und auch für Europa ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien alternativlos. Manche Stimmen sprechen sich zwar für mehr Kernenergie aus, aber der gänzlich fossilfreie Ausbau bleibt das Ziel; besonders, da Europa keine großen natürlichen Ressourcen besitzt. Wir müssen so viel wie möglich selbst in Europa erneuerbar produzieren.

Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie

Donald Trump hat die US-Wahlen gewonnen und setzt sich für fossile Energieträger ein. Inwiefern ist das eine Gefahr für den europäischen Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Die aktuellen Entwicklungen in den USA stellen für den europäischen Climate-Tech-Sektor aus meiner Sicht keine allzu große Gefahr dar. Wenn die USA erneut aus dem Klimaabkommen austreten und die Schiefergas- und Schieferölproduktion steigern, wird dies zwar Auswirkungen haben, doch Europa wird weiterhin konsequent auf Zukunftstechnologien setzen. Diese klare Haltung stärkt das europäische Ökosystem und zeigt eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber globalen politischen Veränderungen. Insgesamt halte ich den Wahlausgang für die Klimabemühungen für sehr bedauerlich – für die Chancen der europäischen Climate-Tech-Unternehmen aber nicht für eine fundamentale Gefährdung.

Laurenz Simbruner: Viele Climate-Tech-Lösungen dienen primär der Kostenreduktion und der Produktivitätssteigerung. Der Kundennutzen steht dabei im Vordergrund, z. B. durch geringeren Verbrauch oder höhere Effizienz. Die Entscheidung für solche Innovationen ist oft wirtschaftlich motiviert und nicht rein ideologisch. So spielt auch in den USA der wirtschaftliche Nutzen eine entscheidende Rolle – und erneuerbare Technologien wie Photovoltaik setzen sich langfristig durch, wenn sie wirtschaftlich sinnvoll sind.

Lukas Püspök: Letztlich zeigt sich: Technologien setzen sich dauerhaft nur dann durch, wenn sie einen entsprechenden Kundennutzen bringen. In vielen Fällen sind aber Anschubfinanzierungen notwendig, um Technologien wie Photovoltaik zu etablieren und günstige, nachhaltige Lösungen weltweit zu fördern. Der große Photovoltaikboom auf österreichischen Dächern begann weniger aus Umweltgründen oder weil plötzlich jeder grünen Strom wollte; vielmehr wollen wir uns im Lichte der hohen Kosten und der Abhängigkeit von Importen wirtschaftlich absichern. Dieses Prinzip zeigt sich auch in den USA: Zwar könnte man mehr Öl und Gas fördern, und in gewissem Umfang wird das leider auch passieren, aber in vielen Fällen ergeben andere Energieformen wirtschaftlich mehr Sinn. Auch die USA werden PV, Windkraft und Batterien weiter stark ausbauen, hauptsächlich, weil sie in der Stromproduktion zu fast konkurrenzlos günstigen Technologien geworden sind.


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AI Summaries

Startups im Kampf gegen den Klimawandel

180 Milliarden Euro pro Jahr – das ist die Investitions-Summe, die laut EU-Schätzungen allein innerhalb der Union notwendig ist, um die im Pariser Abkommen angestrebten Klimaziele zu erreichen. Zwei davon sind “Positiv-Kriterien”, nämlich ob der Fonds in die Sektoren “Grüne Technologie” bzw. “Bildung und Gesundheit” investiert ist. Die sechs “Negativ-Kriterien” sind “frei von Kohle”, “frei von Öl & Gas”, “frei von Atomenergie”, “frei von Waffen”, “frei von Kinderarbeit” und “Artenschutz”. Geld machen ohne die Welt zu zerstören – CLEANVEST Founder Armand Colard im Live-Talk. Schon deutlich länger als Cleanvest ist das deutsche Startup Ecosia mit seiner “grünen” Internet-Suchmaschine im Geschäft – konkret seit 2009. Im Jahr 2017 etwa scheiterte ein in der deutschen Startup-TV-Show “Die Höhle der Löwen” abgemachter Millionendeal im Nachgang daran, da das Unternehmen “zu schnell” wuchs.

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Startups im Kampf gegen den Klimawandel

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