24.01.2024

25.000 Startup-Teams untersucht: Das sind die größten Erfolgsfaktoren im Fundraising

Für seine Masterarbeit verarbeitete Johan Torssell die Daten von 25.430 europäischen Startups mit der Frage, mit welchen Team-Eigenschaften sie am meisten Erfolg beim Aufstellen von Investments haben.
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Fundraising Funding Investment Vertrag Contract Unterschrift
(c) Scott Graham via Unsplash

Darüber, was Startups bieten müssen, um Investments zu erhalten, wurde schon viel geschrieben. Einen besonders großen Datensatz verarbeitete zur Beantwortung der Frage Johan Torssell für seine Masterarbeit am KTH Royal Institute of Technology in Stockholm, Schweden. Angaben zur Team-Beschaffenheit und Investment-Runden von nicht weniger als 25.430 Startups flossen in die Untersuchung ein. Die Forschungsfrage: Welche Auswirkung hat die Zusammensetzung des Teams auf den Erfolg beim Fundraising?

Torssell berechnete dazu sogenannte SHAP-Werte. Die statistische Methode stammt aus der Spieltheorie und zeigt – vereinfacht erklärt – wie stark bestimmte Faktoren zu einem Ergebnis beitragen (positiver Wert) bzw. dieses negativ beeinträchtigen (negativer Wert).

Die Daten holte sich der Forscher unter anderem von der Plattform Crunchbase. Er konnte so im Datensatz die Entwicklung des Teams und Abschlüsse von Investment-Runden im Zeitverlauf nachvollziehen. Dann führte er eine Reihe statistischer Tests anhand unterschiedlicher Aspekte der Team-Beschaffenheit durch – mit mehreren recht eindeutigen Ergebnissen.


6 Merkmale von Startup-Teams, die erfolgreicher beim Fundraising waren

Wie sind also Startup-Teams aufgebaut, die erfolgreich beim Fundraising sind? Torssell greift in seiner Arbeit sechs Faktoren mit besonders klaren Ergebnissen heraus:

1. CEO sollte Gründer:in sein

Es ist in der Startup-Welt üblich und offenbar auch gut für die Chancen beim Fundraising: Startups, deren CEO eine:r der Gründer:innen ist, haben einen signifikant höheren SHAP-Wert.

2. Mehrere Top-Führungskräfte von Vorteil beim Fundraising

Startups mit nur einer C-Level-Führungskraft schlagen sich signifikant schlechter beim Aufstellen von Investments. Mit zwei Führungskräften wird es schon besser. Zwischen drei und sechs liegt der SHAP-Wert am höchsten.

3. Nicht nur Gründer:innen als Führungskräfte

Wer denkt, die Conclusio aus Punkt 1 und Punkt 2 ist, dass alle Top-Führungskräfte Gründer:innen sein sollten, der irrt. Tatsächlich kommen Teams mit 100 Prozent Gründer:innen im Management auf den schlechtesten SHAP-Wert. Bei 50 Prozent liegt der Wert am höchsten.

4. Business Know-how alleine reicht nicht

Die meisten Startups haben u.a. technische und businessseitige Rollen im Unternehmen. Wenn die Business-Seite Überhand nimmt – konkret über 75 Prozent der Belegschaft einnimmt, wirkt sich das laut der Untersuchung signifikant negativ auf den Funding-Erfolg aus.

5. Je älter bei der Gründung, desto besser im Fundraising

Diese Statistik zeigt einen relativ bruchlosen Aufwärtstrend: Je älter die Gründer:innen bei der Gründung, desto größer der Erfolg beim Aufstellen von Investments.

6. Reine Männer-Teams im Vorteil

Dieser Punkt fällt wohl unter die Kategorie “an inconvenient truth”. Was schon andere Statistiken gezeigt haben, wird hier bestätigt: Rein männliche Gründer-Teams haben signifikant größere Chancen auf ein Investment.


Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen

Sollte man also sein Startup-Team entsprechend umbauen, um mehr Erfolg beim Fundraising zu haben? Allein der letztgenannte Punkt legt nahe, davon Abstand zu nehmen. Schließlich zeigen andere Studien klar, dass diverse Teams erfolgreicher sind. Statistiken stellen immer eine Verallgemeinerung dar, lassen aber nicht unbedingt einen Rückschluss auf den konkreten Einzelfall zu. Und eine statistische Korrelation bedeutet nicht automatisch, dass es auch eine Kausalität gibt.

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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