18.02.2016

Startup sucht Investor: Die Hürden auf dem Weg zu frischem Geld

Die Suche nach Geldgebern ist eine der ersten großen Herausforderungen in der Startup-Laufbahn. Wann ist der richtige Zeitpunkt, damit zu beginnen? Wen soll man ansprechen – und wo lauern Gefahren? Der Brutkasten hat beim Berater Matt Kuppers von Startup Manufactory nachgefragt.
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Es kann schneller gehen, als man glaubt. Die erste Idee entwickelt sich zu Gründungsgedanken, das Ersparte wird zum Startkapital, die ersten Gehversuche führen zu einem plausiblen Geschäftsmodell. Man wittert, dass es weiter bergauf gehen könnte – dazu braucht es aber frisches Geld. Die herausfordernde Suche nach Investoren ist eröffnet, bei der es einige Grundsätze zu beachten gibt.

“Es gibt Investoren, die riechen die Angst und machen mit dir, was sie wollen”, Matt Kuppers von Startup Manufactory, London.

Das richtige Timing

Timing ist überlebenswichtig. „Man muss dann Geld aufstellen, wenn man noch ungefähr sechs bis acht Monate Geld in der Bank hat um zu überleben“, sagt Matt Kuppers, CEO des Beratungsunternehmens Startup Manufactory aus London. Verhandlungen mit Investoren können sich über Monate ziehen, und frisches Geld ist erst dann sicher, wenn es eine Unterschrift gibt.

„Wenn du zu spät damit beginnst, bist du mit dem Rücken zur Wand und akzeptierst womöglich Angebote, die sehr schlecht sind. Es gibt Investoren, die riechen die Angst und machen mit dir, was sie wollen.“ Das könne etwa dazu führen, dass man zu viele Unternehmensanteile abgibt als eigentlich nötig und nachteilige Klauseln unterschreibt. Kuppers rät dazu, mit dem Geldaufstellen schon dann zu beginnen, wenn es eigentlich noch nicht notwendig ist. Dadurch erreiche man eine gute Verhandlungsposition gegenüber Investoren.

+++ Zum Thema: Die teuerste Währung eines Gründers sind Anteile” +++

Fundraising braucht Zeit und gute Kontakte

Die Zusatzbelastung sollte nicht unterschätzt werden. Die Investorensuche verläuft meistens parallel zur ersten Wachstumsphase von Startups, die vollen Einsatz verlangt. „Oft ist es so, dass man 5000 Leute anschreibt und am Ende sind dann fünf interessiert, oder nur drei. Da hat man einen extrem hohen Zeitaufwand“, so Kuppers. Deswegen sei ein Netzwerk wichtig, das Zugang zu potenziellen Geldgebern ermöglicht.

Persönliche Kontakte sind hoch effektiv. Laut der Gründerin und Virgin StartUp Mentorin Helene Guillaume sollte man etwa nicht planlos auf Events Investoren ansprechen, sondern vorher recherchieren – zum Beispiel auf LinkedIn – und sich konkrete Treffen ausmachen. „Das bedeutet mehr Arbeit im Voraus, aber die Resultate werden deutlich besser sein“, schreibt sie in einem Blog von Virgin.

Angel oder Venture Capital?

Natürlich stellt sich auch die Frage, welche Art von Investoren man ansprechen sollte. Hier gehe es vor allem darum, wie hoch das Investment ist, sagt Kuppers. Für Beträge unter 500.000 Euro seien Angel-Investoren am besten geeignet – also vermögende Privatpersonen, die ihr eigenes Geld investieren und oftmals selbst Startups gegründet haben. Dabei reicht die Spanne von einigen Tausend Euro bis hin zu sechsstelligen Beträgen, die möglicherweise von mehreren Angels zusammengetragen werden. Sie stellen in der Regel nicht nur Geld, sondern auch Kontakte und Beratung zur Verfügung.

Die nächste Stufe stellt das sogenannte Venture Capital dar, also meist Unternehmen, die in wachsende Startups investieren. Hier geht es laut dem Berater um Investments ab einer Million Euro. Auch sie können mit Kontakten aushelfen, verlangen meist aber auch ein Mitspracherecht im Unternehmen.

+++InsurTech-Startup Financefox: Millionen-Investment und Österreichstart +++

Für manche kein Muss

Es kann aber auch ohne Investoren gehen. Kuppers bezieht sich auf John Mullins, einen Professor der London Business School: „Er meint, dass man das Business organisch wachsen lassen soll, damit man unabhängig ist von Investoren. Die Meinung habe ich auch. Fundraising ist kein To-Do, das ich unbedingt abhaken muss“. Freilich komme es auf das Geschäftsmodell an: Tech-Startups hätten gerade am Anfang sehr hohe Entwicklungskosten, die ohne Investoren nicht zu stemmen wären, so der Berater. Wer es sich irgendwie leisten kann, der solle dem „organischen“ Wachstum jedenfalls eine Chance geben. „Wenn man fremdes Geld hat und ausgibt, dann hat man ja noch nichts verdient“, gibt Kuppers zu bedenken.

+++ Zum Weiterlesen: Das Startup, dem Kunden und Investoren zulaufen +++

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CEO Martin Lublasser und CTO Stephan Perrer (c) Anywhere.Solar

Anywhere.Solar bietet Photovoltaik-Überdachungen für Parkplätze. Dabei setzen die beiden Salzburger Gründer Martin Lublasser und Stephan Perrer auf die Nutzung bereits versiegelter Flächen zur Solarstromgewinnung. So will das Startup einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten.

Nur ein Jahr nach der Gründung expandierte das Startup bereits in die USA und nach Deutschland – brutkasten berichtete. Nun präsentiert Anywhere.Solar seine neueste Produktlinie: Voltwings Trucks & Busses.

Anywhere.Solar nutzt versiegelte Flächen zur Erzeugung von Grünstrom

Das neueste Produkt von Anywhere.Solar bietet eine modular aufgebaute Überdachungslösung mit Photovoltaik, die speziell auf die Anforderungen großer Fahrzeuge wie LKWs und Busse zugeschnitten ist. Mit einer Einfahrtshöhe von viereinhalb Metern nutzt das Startup versiegelte Flächen zur Erzeugung von Grünstrom und schützt gleichzeitig Fahrzeuge vor Witterungseinflüssen. In Kombination mit Ladetechnik soll die Anlage es ermöglichen, zunehmend elektrifizierte Nutzfahrzeuge direkt vor Ort mit selbst erzeugtem Strom zu versorgen.

Die erste Voltwings Trucks & Busses-Anlage wurde bereits im Oktober in Oberösterreich realisiert. Die 30 Meter lange Überdachung dient hier als Schutz für die Ladestationen von E-Bussen. Ein weiteres Projekt wurde im Salzburger Lungau umgesetzt. Hier gibt es die Möglichkeit, Privat-Fahrzeuge zu laden und vor Witterungen zu schützen.

Neues Voltwings-System fokussiert sich auf modularen Aufbau

Die Modelle von Anywhere.Solar sind als Baukastensystem konzipiert und lassen sich daher flexibel an unterschiedliche Parkplatzflächen anpassen. Besonders soll sich das Voltwings-System durch seinen modularen Aufbau auszeichnen. So soll es den typischen Planungsaufwand bei PV-Carports deutlich verringern und eine schnelle Montage ermöglichen, so CEO Lublasser. „Wir haben im Endeffekt ein optimiertes Serienprodukt entwickelt, dass in der Umsetzung so flexibel ist wie eine Individuallösung. Diese Flexibilität ist absolut neu im Bereich der Fahrzeugüberdachungen”, ergänzt CTO Perrer.

Zusätzlich soll das Voltwings-System auch die Kosten für Planung und Installation senken. Mit diesem neuen Produkt möchte Anywhere.Solar die Energiewende „einfach und effizient vorantreiben“.

Gründer wollen “Beitrag zur Energiewende” leisten

Neben der Einführung ihrer neuen Produktreihe verkündete das PV-Startup auch seinen Erfolg beim Gewinn-Jungunternehmer:in-Award, wo es den zweiten Platz erreichte. Perrer freut sich über die Auszeichnung: „Das ist eine sehr schöne Auszeichnung, die uns auch sehr stolz macht und aufzeigt, dass wir mit unserer Lösung auf dem richtigen Weg sind“.

Anywhere.Solar wurde Anfang 2022 von den Salzburgern Martin Lublasser und Stephan Perrer gegründet. Gemeinsam verfolge man die Vision einer Welt, “in der nachhaltige Energie nahtlos in die Lebensräume der Zukunft integriert“ wird, heißt es von den Gründern. Parkplätze und Verkehrsinfrastrukturen würden ein großes Potenzial haben, mit Photovoltaik-Lösungen einen “entscheidenden Beitrag zur Energiewende zu leisten”, ohne zusätzliche Flächen zu beanspruchen. Auch für die Zukunft bleibt ihr Ziel klar: Anywhere.Solar will Solarenergie überall verfügbar machen.

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