28.06.2018

Startup Report: “Es ist auch schaffbar in Österreich”

Die dritte Auflage des Startup Reports präsentiert ein erfreuliches Ergebnis für die österreichische Startup-Szene: Neben der steigenden Anzahl an Investitionen und größeren Summen bei Angel-Deals ziehen heimische Gründer auch immer mehr internationales Kapital an.
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Startup Report 2017

Die österreichische Gründerszene befindet sich klar im Aufschwung. Noch nie zuvor wurde eine derartige Vielzahl von Invesment-Deals mit einer größeren Summe (über 250.000 Euro) sowie reinen Angel-Deals durchgeführt – das ergibt der aktuelle Startup Report Austria.

Dabei bezieht sich der Startup Report auf die Zahlen aus 2017, die Serien-Gründer und Startup-Coach Florian Kandler sorgfältig aufbereitet hat. Bereits zum dritten Jahr in Folge will er so als Herausgeber des Reports vor allem angehenden Gründern die Möglichkeiten aufzeigen, die die heimische Investoren-Szene mittlerweile zu bieten hat. Darüber hinaus schafft er wertvolle Einblicke in die Entwicklung der österreichischen Startup-Landschaft, die in dieser Form nirgendwo sonst veröffentlicht werden.

⇒ Hier geht es zum kostenfreien Download des Startup Reports Austria 2017

Ein wesentlicher Teil des Startup Reports besteht jedoch nicht nur aus aufschlussreichen Zahlen und Fakten über die Anzahl und Höhe der jeweiligen Investments, sondern auch aus Erfahrungen und hilfreichen Tipps, die die Gründer einiger im Report aufgelisteten Startups im Q & A-Teil beantworten.

Der Startup Report bietet also nicht nur eine umfangreiche Sammlung an Zahlen und Fakten zur heimischen Startup-Szene, sondern auch geballtes Gründerwissen auf über 100 Seiten.

+++Florian Kandler: Bring die Investoren dazu, dich zu jagen+++

Information und Inspiration für ambitionierte Gründer

Die Hauptmotivation hinter dem Projekt besteht für Florian Kandler hauptsächlich darin, nicht nur eine Informations- sondern auch eine Inspirationsquelle für Gründer zu schaffen:

“Wenn ich die gesamte Liste im Startup Report anschaue und sehe, wie viele GründerInnen es geschafft haben, Investoren für ihre Startups zu begeistern, ist das schon ein tolles Gefühl. Mehr noch als im Jahr davor schafften es die GründerInnen ausserdem, auch internationale InvestorInnen zu gewinnen. Es ist also auf jeden Fall schaffbar, in Österreich ein global erfolgreiches Startup aufzubauen!”, so Kandler, dessen letztes Startup Ulmon selbst schon Investoren aus Deutschland und den USA mit Millionen-Investments angezogen hat. Seine eigenen Erfahrungen und sein Wissen gibt er regelmäßig auch in Workshops und bei Konferenzen weiter.

Mehr als die Hälfte der Gründer, deren Startups letztes Jahr eine Finanzierungsrunde abgeschlossen haben, teilen ihr Wissen in der Q&A im Startup Report.

Startup Report: Mehr internationale Investments, mehr Angels, mehr Geld

Wenn man die Startup Reports der letzten Jahre miteinander vergleicht, lässt sich ein klarer Aufwärtstrend in Bezug auf die Höhe der getätigten Investments feststellen: 2017 wurden insgesamt 133 Millionen Euro in österreichische Startups investiert, 2016 waren es “nur” 81 Millionen Euro.

Auch die Zahl der internationalen Investoren, die sich an heimischen Deals beteiligten, stieg. 2017 wurden bereits über 50 Prozent aller Investment-Runden zu einem großen Teil von ausländischen Investoren getätigt, ab einer Summe von einer Million Euro steigt diese Zahl auf 70 Prozent.

Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass sich immer mehr Business Angels unter den Investoren befinden – der Trend hin zu privatem Beteiligungskapital scheint auch in Österreich angekommen zu sein.

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Die EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl | (c) Kathrin Gollackner Fotografie
Die EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl | (c) Kathrin Gollackner Fotografie

Der Anteil fossiler Energieträger bei Heizungen liegt im EU-Schnitt nach wie vor über 75 Prozent. Die Umrüstung muss aber in den kommenden 15 bis 20 Jahren erfolgen. Und dabei erfreuen sich Wärmepumpen immer größerer Beliebtheit. So ein System in einem bestehenden Gebäude zu installieren, kann das aber ganz schön aufwändig werden. EnerCube aus dem Salzburger Seekirchen am Wallersee setzt mit seinem Produkt hier an und wird dabei von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt.

Gesamte Anlage in einem Modul

“Die Installation, Planung und Koordination eines gängigen Wärmepumpen-Systems für ein Mehrfamilienhaus braucht vor Ort zwischen 200 und 500 Stunden. Mit unserem System sind es nur etwa 100 Stunden”, erklären die beiden EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl. Und wie machen sie und ihr aktuell sechs Personen starke Team das? “Wir bauen die gesamte Anlage inklusive Heizraum in ein einziges, bei uns im Werk vorgefertigtes Modul, das etwa so groß ist, wie ein Autoparklplatz und vor dem Gebäude installiert wird”, erklärt Sutterlüty. Es müsse also kein Platz im Gebäude geschaffen werden und man könne auch im Winter umrüsten.

So sieht das Modul aus | (c) EnerCube

Bis zu 40 Wohneinheiten mit einer EnerCube-Einheit

Je nach Ausführung – EnerCube bietet drei verschiedene – können damit bis zu 40 Wohneinheiten beheizt werden – auch in voneinander getrennten Mehrparteienhäusern. “Durch eine optimierte Anordnung des Hydraulik- und Schichtspeichersystems, sowie den Einsatz hochwertigster Anlagenkomponenten, kommen wir auf 36 Prozent mehr Effizienz als durchschnittliche Systeme. Und mit einem FFG-geförderten und patentierten System haben wir den Schall um die Hälfte reduziert, damit die Anlagen selbst in eng bebauten Wohngebieten eingesetzt werden können”, erklärt Sutterlüty.

“Wir bleiben im B2B-Segment”

Aufgrund der Außeninstallation liegt der Fokus von EnerCube aktuell klar auf Mehrparteienhäusern im suburbanen Bereich. “Wir arbeiten aber auch an einer Lösung für den innerstädtischen Bereich”, verraten die beiden Gründer. Klar ist für sie aber: “Wir bleiben im B2B-Segment mit größeren Wohneinheiten. Dort ist unser System richtig skalierbar. Für Einfamilienhäuser gibt es schon kostengünstige Lösungen am Markt – da wollen wir nicht mitspielen. Bei großen Wohnanlagen tun sich andere Hersteller dagegen schwer mit standardisierten Lösungen.”

Großes Immobilienunternehmen erteilt Großaufträge

Und das Konzept geht wirtschaftlich auf. Im Februar 2023 gegründet, kommt EnerCube dieses Jahr auf zehn Module für insgesamt 200 Wohneinheiten – allesamt für ein bekanntes, großes Immobilienunternehmen. Im kommenden Jahr gibt es bereits Zusagen für Aufträge von über 30 Modulen. “Wir haben ein siebenstelliges Auftragsvolumen und sind Cashflow-positiv”, so Riedl.

Bis zu 80 Module im Jahr im EnerCube-Werk

Doch es gibt natürlich auch klare Wachstumspläne. Das maximale Produktionsvolumen in der Werkshalle in Salzburg liege bei 80 Einheiten pro Jahr, sagt der Gründer: “Wir haben auch schon Überlegungen für eine Produktionserweiterung.” Aktuell fertigt das Team seine Systeme hauptsächlich für Deutschland. Zielmarkt ist aber der gesamte DACH-Raum – und perspektivisch noch mehr.

“Ohne aws Preseed wäre das alles gar nicht möglich gewesen”

In der Finanzierung von all dem verzichtete EnerCube bislang auf klassische Startup-Investments. “Die Überlegung besteht aber für die Zukunft, um noch schneller skalieren zu können”, erklärt Riedl. Kapital von außen holte sich das Startup aber durchaus. “Wir haben das Material für unseren Prototypen über aws Preseed finanziert. Ohne das wäre das alles gar nicht möglich gewesen. So konnten wir schon aus der Garage hinaus das Produkt erfolgreich am Markt platzieren”, erzählen die Gründer.

Auch aws Seedfinancing und hilfreiche Workshops für EnerCube

Mittlerweile hat EnerCube auch eine aws-Seedfinancing-Förderung über die Programmschiene Innovative Solutions in Anspruch genommen, um den Ausbau voranzutreiben. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Und auch sonst half die aws dem Startup in mehreren Bereichen weiter, wie Sutterlüty sagt: “Die Workshops waren für uns sehr hilfreich, etwa beim Thema IP. Das hat uns einen klaren Anreiz gebracht, Patente einzureichen und dieses Thema stärker anzugehen.” Denn auch bei der Weiterentwicklung des Produkts, hat EnerCube noch einiges vor.

*Disclaimer: Das Porträt entstand in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws).

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