05.02.2016

Reality Check: Startup gründen ist wahrscheinlich nichts für dich!

Gründer österreichischer Startups, die letztes Jahr zusammen über € 17.000.000,- an Risikokapital eingesammelt haben, teilen Erfahrungen ihres erfolgreichen aber steinigen Wegs. WARNUNG: wer das liest kann feststellen, dass er doch nicht das Zeug zum Startup Gründer hat – Weiterlesen daher auf eigene Gefahr!
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“Du brauchst Eier aus Stahl”, bringt es Alexander Pinter (Inscouts) auf den Punkt. Beharrlichkeit nennt er daher auch als den wichtigsten Erfolgsfaktor für Startup Gründer. “Startup Erfolg wird aus Blut, Schweiß und Tränen gebaut”, ist Paul Reschs (Greetzly) Ansage an angehende Gründer. Das sind nur zwei von zahlreichen Einblicken hinter die schillernde Startup-Fassade, die österreichische Erfolgsgründer im Startup Report 2015 geben.

Nichts für Party- und Kuscheltiger

“Bei deinem Startup geht es nicht um Partys, Tischfußball-Turniere und Zeitungsinterviews. Dein eigenes Startup bedeutet harte Arbeit, schlaflose Nächte und eine Gefahr für deine privaten Beziehungen”, rückt Martin Klimscha (Hitbox) die Wahrnehmung junger angehender Gründer zurecht. Speziell unter jungen Startup-Aspiranten hält sich hartnäckig das Bild des Gründers als hippen Partytiger. Martin spricht aber auch einen zweiten, sehr wichtigen Punkt an. Ein Startup benötigt sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit. Eine Tatsache die ein Gründer nur mit Unterstützung und Verständnis seiner Lieben bewältigen wird können – aber niemals gegen sie. Für wen das Beziehungsleben das höchste Gut ist, sollte dreimal überlegen, ob er die Startup-Reise antreten will.

+++ Mehr zum Thema: Startup Report 2015 +++

Niederlagen – aber nicht nieder legen

“Ein großer Teil des Startup-Lebens besteht aus wiederholten Fehlschlägen. Jede Woche passiert es mehrere Male”, spricht Alex Pinter (Inscouts) einen zentralen Punkt an. Startups sind per Definition erst auf der Suche nach dem Produkt, Markt und Geschäftsmodell, die ihr Startup zu einer nachhaltigen Firma machen. In Startups dreht sich alles darum, so schnell wie möglich zu probieren, zu lernen und zu verbessern. Das bedeutet nicht selten, dass von 10 Anläufen 9 in die Hose gehen – aber das ist ganz normal. Denn nicht der Ausgang des Experiments steht im Fokus, sondern die Erkenntnis, die daraus gewonnen wird. Wer am schnellsten testet und lernt, gewinnt. Das bedeutet aber, dass jemand, der unter laufenden Fehlschlägen leidet, kein Startup gründen sollte.

Marathon – nicht Sprint

“Dein Geschäftsplan ist höchstwahrscheinlich Bullshit. Geh von den doppelten Kosten und der dreifachen Zeit aus die du benötigen wirst – und dann frage dich, ob du damit umgehen kannst”, sagt Arnim Wahls (firstbird). Fast alle Gründer bestätigen, dass der Weg bis zum durchbrechenden Erfolg länger war, als geplant.

Oft zerbrechen Gründerteams daran. “Viele Gründer werden im ersten Jahr nervös. Trenne dich von ihnen, bevor sie deine Vision zerstören”, spricht Helmut W. Lehner (MAVOCO) diesen heiklen Punkt direkt an. Durchhaltevermögen ist wichtig – und noch wichtiger ist, sich über den langen Atem, den man voraussichtlich brauchen wird, im Klaren zu sein. Anders gesagt: nichts für Warmwasserschnorchler. Apnoe-Taucher only!

Erfolgsfaktor: Vorbilder

Gibt es Vorbildern, welche die Erfolgsgründer im Startup Report dazu inspiriert haben, Unternehmer zu werden? Hier werden neben Ikonen wie Dietrich Mateschitz, Bill Gates und Steve Jobs sehr oft familiäre Vorbilder genannt. “Mein Vater ist Berater – für mich war es von klein auf ganz normal, sein eigenes Ding zu machen”, schildert Mirko Kinigadner (Transpaygo), wie das Unternehmersein für ihn zur normalsten Sache im Leben wurde.

“Mein Vater kündigte vor 20 Jahren einen gut bezahlten Job, um seine eigene Firma zu gründen. Ich war damals 12. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie er im Keller gearbeitet hat, und mit welcher Begeisterung er die Firma gegründet und aufgebaut hat”, schildert Hanno Lippitsch (Eversport), woher er die Begeisterung und Energie für sein Unternehmertum schöpft.

+++ Mehr zum Thema: Was ist eigentlich ein Startup? +++

Ich selbst bin fest davon überzeugt, dass Vorbilder einen großen Einfluss auf die Berufswahl haben. Der Hauptgrund, warum ich Startup Report ins Leben gerufen habe ist, um jungen Menschen, die überlegen zu gründen oder kürzlich gegründet haben, einige Erfolgsunternehmer zu präsentieren, die wir direkt bei uns in Österreich vor der Haustür haben.

Nicht jeder hat einen Elternteil, der Selbstständig ist. Mein Vorbild war ein Bekannter. Er drückte mir eines Tages seine Visitenkarte in die Hand. Auf deren Rückseite waren ein Dutzend Logos von Firmen, die er bisher gegründet hatte. Und er sagte: “Florian, ich bin jetzt in einem Alter, in dem andere nur noch an Pension denken und frustriert sind. Aber für mich, je älter ich werde, desto spannender wird es! Ich habe immer mehr Erfahrung, Geld, Kontakte, Einblicke in Branchen – ich werde sicherlich noch viele Firmen gründen. Es wird einfach immer spannender.”

Sind wir nich alle ein bisschen “Startup”?

Nicht jeder muss ein Startup gründen. Nicht jeder soll ein Startup gründen. Und nicht jede Unternehmensgründung muss Risikokapital, Milliardenumsätze und die Weltherrschaft als Ziel verfolgen. Aber jeder sollte unvoreingenommen die Denkweisen und Geschäftspraktiken von Startup-Gründern studieren. Nicht was sie tun – sondern wie (!) sie es tun. Die Methoden, Werkzeuge und Prinzipien sind universell einsetzbar. Ich gehe so weit zu sagen: jemand, der wie ein Startup-Gründer denkt, wird niemals um seinen Arbeitsplatz bangen müssen. Unternehmerisches Denken, und im Speziellen das “Startup Mindset”, sind Standortfaktoren für unseren Alten Kontinent; und Zutaten für die persönliche berufliche Erfüllung – egal, ob im eigenen Startup oder im Konzern.

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Cocoon Capital Advisory Sebastian Kurz - Startups und Beteiligungen - Dream Security
Sebastian Kurz | (c) EVP via Wikimedia Commons

Vor gut zwei Jahren co-gründete der österreichische Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz das Cybersecurity-Startup Dream Security. Mit an Bord ist Shalev Hulio, Ex-CEO der Spionagefirma NSO. Bereits zum Start holte sich das Unternehmen 20 Millionen US-Dollar Kapital. Kurz hielt danach ein Drittel der Anteile.

Investment an Gaza-Grenze

Im November 2023 holte sich Dream ein neues Investment in Höhe von 33,6 Millionen US-Dollar. Kurz hielt danach noch rund 20 Prozent der Anteile. Das Kapital kam primär von den Bestandsinvestoren Aleph und Group 11 – beide aus Israel. Kurz darauf bezifferte das Wall Street Journal die Bewertung der Kurz-Startups mit rund 200 Millionen US-Dollar.

“Die heutige Cyberlandschaft erfordert innovative Ansätze, um aktuellen Bedrohungen effektiv und zielgerichtet zu begegnen. Dank dieser Finanzierungsrunde sind wir in der Lage, weiterhin rasch zu wachsen”, kommentierte der Ex-Kanzler in einem Statement, das brutkasten damals erhielt.

Seither zeigt der eskalierte Gaza-Konflikt Auswirkungen auf Dream Security. So war CEO Shalev Hulio zum Zeitpunkt des letztjährigen Investments selbst als Reservist in der israelischen Armee tätig. Unterschrieben wurde der damalige Investment-Vertrag von Hulio in Uniform an der Grenze zu Gaza.

125 Millionen US-Dollar Umsatz

Im November 2023 zählte das Unternehmen noch 70 Mitarbeiter:innen – 60 davon in Israel. Mittlerweile sei die Belegschaft auf 150 Mitarbeitende gewachsen. “Ihr seid der Grund dafür, dass wir heute dort stehen, wo wir sind”, so der Ex-Kanzler in einem seiner jüngsten LinkedIn-Postings. Gedankt wird auch den bisherigen Investor:innen, darunter Dovi Frances, der Group 11 und Michael Eisenberg, Partner bei Aleph. Überdies verkündet Ex-Kanzler Kurz, mit Dream bereits “über 125 Millionen US-Dollar Umsatz in Europa, dem Nahen Osten und Asien” erreicht zu haben.

Party in der Wüste

Darüber hinaus schreibt Kurz auf LinkedIn: “Für uns als Österreicher war es eine neue Erfahrung, eine Party in der Wüste zu feiern, und dazu noch dem Thema entsprechend gekleidet zu sein… das hat auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht!” Gefeiert wurden die genannten Meilensteine laut dem Posting im Rahmen eines “Tribe-Events”.

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