02.01.2019

So bringst du dein Startup in die Finanzierungsrunde

Für ein Startup in der frühen Phase kann es eine große Hürde sein, die richtige Finanzierung zu finden. Bevor über große Geldbeträge gesprochen wird, sollte sich jeder Gründer über drei Dinge klar sein: Drei Basic Steps von Serial Entrepreneure Florian Kandler und Speedinvest-CEO Oliver Holle.
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Finanzierung
Collage: Oliver Holle (Speedinvest) und Florian Kandler

Erstens: Stell dir die Frage, welches Unternehmen du sein willst?

Die One-Man-Show: Du bist frei, ungebunden, kämpfst dich aber auch von Kunde zu Kunde. Du arbeitest im Netzwerk mit Partnern, aber ohne Angestellte. Die Verantwortung liegt nur bei dir, Erfolge fährst du selbst ein. Du lebst von Honoraren, hast kein Unternehmen, das zu skalieren wäre.

Die Family: Du hast ein überschaubare Team und so soll es auch bleiben. 3 bis 5 Angestellte oder stark gebundene Freelancer. Hin und wieder kündigt jemand und jemand neuer kommt. Dein Unternehmen wird so bleiben wie es ist – und das ist gut so.

Startup organisch: Du hast ein Unternehmen gegründet, um groß zu werden. Aber du möchtest mit deinen Aufträgen wachsen, langsam und organisch größer werden. Es ist nicht so tragisch ob du in 3 oder 5 Jahren den nächsten Markt eroberst. Irgendwann könntest du ein großes Unternehmen leiten. Du bist die klassische Old Economy – hast viel Sicherheit, wenig Risiko.

High-Growth-Startup: Du hast hohe Entwicklungskosten, steckt in einem Winner-takes-it-all-Markt, extremen Wettbewerb oder möchtest einfach rapide wachsen. Du brauchst, du willst und freust dich über Funding. Ob du dein Unternehmen für immer führen möchtest oder einen Exit anstrebst ist eine andere Geschichte.

+++ Studie: Finanzierung für KMU trotz positivem Investitionsklima problematisch +++

Zweitens: Stell dir die Frage: Exit oder Vision?

Die Reise eines Startups bis zum großen Facebook-artigen Erfolg endet nicht nach 3 bis 5 Jahren. Meist beginn Sie dann erst – zumindest, wenn man ein dominantes Unternehmen aufbauen will. Als Gründer solltest du zu jedem Zeitpunkt wissen, ob du noch größer werden willst oder verkaufen. Natürlich ist es ein lebensveränderndes Ereignis mit einem zweistelligen Millionenbetrag nach Hause zu gehen.

Drittens: Du willst groß werden? Dann brauchst du den richtigen Investor!

Willst du wirklich groß werden, einer Vision nachgehen willst, dem steht gerade in Europa ein Kampf bevor, der mit dem richtigen Investoren besser ausgeht, als mit dem falschen. Zu viele Investoren in Europa brauchen noch ihre “Referenz- und Erfolgsstories” und kassieren lieber einen mittelgroße Erfolg ein, anstatt wirklich auszureizen was möglich ist. Ein echter Konflikt zwischen Investoren und Gründern geht dann selten zugunsten der Gründer aus. Also: Finde den richtigen Investor – diese Fragen helfen dabei.

Stell deinem Investor-Kandidaten die richtigen Fragen

  • Bekomme ein Gefühl dafür, wie groß ein Investor denkt, mit der Frage: Welches deiner aktiven Investments lief bisher am besten , auf welches bist du stolz?
  • Frage konkret nach: Wie siehst du das Spannungsfeld zwischen “große Ziele” und “Fokus auf die nächsten Schritte”, in dem sich Gründer bewegen?
  • Und bohre noch einmal, um die Nuancen zu erspüren – vielleicht mit ein bisschen Witz im Ton: Ab wann bekommst du Angst, wenn ein Gründer “zu groß” denkt?
  • Frage nach der Erfolgsphilosophie: Wie viele richtig große Erfolge pro 10 Investments peilst du an? Wenn die Antwort ist: Pro 10 Investments 1 großer Erfolg, kann das bedeuten: Dieser Investor meint mit “groß” wirklich “groß”. Ist die Antwort 3 gute Exits pro 10, dann ist das eher defensiv, du kannst mit Drang zu kleineren Exits rechnen.

Oliver Holle (Speedinvest) über Österreichs Ambition Gap

Wir haben keine Finanzierungslücke in Österreich, sondern einen massiven Ambition Gap in ganz Europa – und in China und USA sowieso – ist es völlig normal, dass ein ambitioniertes Gründungsteam eine große Firma bauen will. Series A, B, C – das ist der Pfad. Früher verkauft wird nur dann, wenn es sein muss. Auch mit dem Risiko, dass es im Worst Case für die Gründer schlechter ausgeht als beim früheren Exit.

In Österreich ticken die Uhren anders. Wer hier große Summen aufstellt, der baut eine Blase, wer organisch wachst, ist geerdet und mit beiden Füßen am Boden. Der Business Angel steht für das gute Kapital, Venture Capital für das schnelle Geld. Zu groß denken ist immer an der Grenze zu Größenwahn, man steht sofort im Verdacht, das Geld beim Fenster rauszuschmeißen.

Dieser Beitrag erschien in gedruckter Form im brutkasten Magazin #7 “Die Welt in 5 Jahren”.


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CEO Martin Lublasser und CTO Stephan Perrer (c) Anywhere.Solar

Anywhere.Solar bietet Photovoltaik-Überdachungen für Parkplätze. Dabei setzen die beiden Salzburger Gründer Martin Lublasser und Stephan Perrer auf die Nutzung bereits versiegelter Flächen zur Solarstromgewinnung. So will das Startup einen aktiven Beitrag zur Energiewende leisten.

Nur ein Jahr nach der Gründung expandierte das Startup bereits in die USA und nach Deutschland – brutkasten berichtete. Nun präsentiert Anywhere.Solar seine neueste Produktlinie: Voltwings Trucks & Busses.

Anywhere.Solar nutzt versiegelte Flächen zur Erzeugung von Grünstrom

Das neueste Produkt von Anywhere.Solar bietet eine modular aufgebaute Überdachungslösung mit Photovoltaik, die speziell auf die Anforderungen großer Fahrzeuge wie LKWs und Busse zugeschnitten ist. Mit einer Einfahrtshöhe von viereinhalb Metern nutzt das Startup versiegelte Flächen zur Erzeugung von Grünstrom und schützt gleichzeitig Fahrzeuge vor Witterungseinflüssen. In Kombination mit Ladetechnik soll die Anlage es ermöglichen, zunehmend elektrifizierte Nutzfahrzeuge direkt vor Ort mit selbst erzeugtem Strom zu versorgen.

Die erste Voltwings Trucks & Busses-Anlage wurde bereits im Oktober in Oberösterreich realisiert. Die 30 Meter lange Überdachung dient hier als Schutz für die Ladestationen von E-Bussen. Ein weiteres Projekt wurde im Salzburger Lungau umgesetzt. Hier gibt es die Möglichkeit, Privat-Fahrzeuge zu laden und vor Witterungen zu schützen.

Neues Voltwings-System fokussiert sich auf modularen Aufbau

Die Modelle von Anywhere.Solar sind als Baukastensystem konzipiert und lassen sich daher flexibel an unterschiedliche Parkplatzflächen anpassen. Besonders soll sich das Voltwings-System durch seinen modularen Aufbau auszeichnen. So soll es den typischen Planungsaufwand bei PV-Carports deutlich verringern und eine schnelle Montage ermöglichen, so CEO Lublasser. „Wir haben im Endeffekt ein optimiertes Serienprodukt entwickelt, dass in der Umsetzung so flexibel ist wie eine Individuallösung. Diese Flexibilität ist absolut neu im Bereich der Fahrzeugüberdachungen”, ergänzt CTO Perrer.

Zusätzlich soll das Voltwings-System auch die Kosten für Planung und Installation senken. Mit diesem neuen Produkt möchte Anywhere.Solar die Energiewende „einfach und effizient vorantreiben“.

Gründer wollen “Beitrag zur Energiewende” leisten

Neben der Einführung ihrer neuen Produktreihe verkündete das PV-Startup auch seinen Erfolg beim Gewinn-Jungunternehmer:in-Award, wo es den zweiten Platz erreichte. Perrer freut sich über die Auszeichnung: „Das ist eine sehr schöne Auszeichnung, die uns auch sehr stolz macht und aufzeigt, dass wir mit unserer Lösung auf dem richtigen Weg sind“.

Anywhere.Solar wurde Anfang 2022 von den Salzburgern Martin Lublasser und Stephan Perrer gegründet. Gemeinsam verfolge man die Vision einer Welt, “in der nachhaltige Energie nahtlos in die Lebensräume der Zukunft integriert“ wird, heißt es von den Gründern. Parkplätze und Verkehrsinfrastrukturen würden ein großes Potenzial haben, mit Photovoltaik-Lösungen einen “entscheidenden Beitrag zur Energiewende zu leisten”, ohne zusätzliche Flächen zu beanspruchen. Auch für die Zukunft bleibt ihr Ziel klar: Anywhere.Solar will Solarenergie überall verfügbar machen.

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