06.08.2024
STANDORT

Startup-Cities: Berlin vs Wien

Die Startup-Cities Wien vs. Berlin. Die Hauptstädte unterscheiden sich. Warum Gründer:innen eher Berlin bevorzugen.
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Berlin vs Wien - Deutschland vs Österreich - EY Startup Barometer - Finanzierung
(c) Adam Vradenburg / Jacek Dylag via Unsplash

“Ich hab eine Wohnung in Berlin, ich wollte hier schon immer hin.” Das sangen “Keiner mag Faustmann” bereits vor zwölf Jahren. Ob sie dabei über den besten Standort für das eigene Startup gedacht haben? Wohl eher nicht.

Das allerdings macht der Seriengründer Saad Wohlgenannt. Auf LinkedIn zieht er ein Resümee über die beiden Startup-Cities nach seinem ersten Berlin-Jahr. Der frühere Coinpanion-Gründer macht sich aktuell darüber Gedanken, welche Vorteile die Städte jeweils für Startup-Gründer:innen haben. Sein Vergleich der beiden Startup-Cities zeigt wenig überraschend, dass zwischen den deutschsprachigen Hauptstädten schon ein deutlicher Unterschied für Startups besteht.

Keiner mag Faustmann: Wien – Berlin

Startup-Cities: Wien ist einfach kleiner und daher auch oho!

In Wien konzentriert sich vieles, die Stadt ist klein und übersichtlich. Daher ist es in Wien als Startup-City einfach, sich relativ schnell in der Stadt auszukennen. Die Startup-Szene ist im Vergleich mit Berlin kleiner und vielen fällt es daher leichter, einen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Wohlgenannt schreibt dazu “Es ist relativ einfach, als cooles Startup in Wien aufzufallen und damit junge Talente anzuziehen”.

Außerdem eröffnet die Kompaktheit Wiens auch Möglichkeiten für Gründer:innen, die richtigen Ansprechpartner:innen für das eigene Startup bald persönlich zu treffen. In Wien konzentrieren sich Österreichs Wirtschafts-, Medien- und Politikhubs und daher sind die Leute mit relevanter Expertise und Verantwortung auch meist in der Stadt anzutreffen. Für Wohlgenannt ist das ein Vorteil der Stadt an der Donau “Es ist ziemlich unkompliziert, Kontakte zu wichtigen Entscheidungsträger:innen wie Journalist:innen, Unternehmer:innen und Politiker:innen zu knüpfen. In Österreich sind einflussreiche Personen entweder in Wien oder besuchen die Stadt häufig.”, schreibt der Coinpanion-Gründer.

Berlin ist größer – der Markt, die Leute, das Kapital

In Berlin finden Gründer:innen ein internationaleres Umfeld und einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt und zu Investments vor, findet Saad Wohlgenannt. Die Startup-Szene in Deutschland sei zwar fragmentierter als in Österreich. In Deutschland gibt es schlichtweg mehr größere Städte und so entwickeln sich auch mehr Startup-Cities heraus, aber die Szene in Berlin bietet großen Raum für Chancen. “Ein Startup zu sein, macht einen hier nicht besonders, da es so viele Gründer:innen und angehende Unternehmer:innen gibt.”, resümiert Wohlgenannt.

Der Zugang zu Kapital sei in Berlin einfacher, denn die Stadt biete mehr Möglichkeiten für größere Finanzierungsrunden, es gäbe zahlreiche Business-Angels und VCs, die im Gegensatz zu Wien auch öfter Startup-Hintergrund haben würden. So sieht Wohlgenannt in dem besseren Zugang zu Finanzierungen einen klaren Vorteil der deutschen Hauptstadt.

Umzug nur in Wien ein Thema

Er habe dieses Resümee über Startup-Cities gezogen, weil sich die Frage Berlin oder Wien in der Wiener Startup-Szene öfter stellen würde. Gerade in Wien würden viele mit dem Gedanken spielen, sich am größeren deutschen Markt anzusiedeln, die Standortvorteile der deutschen Hauptstadt zu nutzen und gleich in Berlin mit dem eigenen Unternehmen zu starten.

Umgekehrt – also ob sich die Berliner Startup Szene über einen Umzug nach Wien Gedanken machen würde, daran glaubt Wohlgenannt nicht. “In Berlin ist das überhaupt kein Thema. Dort interessiert sich wirklich niemand für Wien oder Österreich 😅”, schreibt Wohlgenannt dazu.

Insgesamt bietet Berlin aufgrund seiner Finanzierungsmöglichkeiten, der Internationalität der Stadt und der Größe des Marktes ein attraktives Umfeld für Startups, insbesondere jene, die größere und schnellere Wachstumsmöglichkeiten suchen. Wien hingegen punktet mit einer unterstützenden und weniger transaktionalen Investorengemeinschaft und der Kompaktheit der Stadt, die es Gründer:innen auch ermöglicht, schnell bekannt zu werden und Kontakte zu knüpfen.

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Tomohiro Ishikawa und Miyu Nishihira (v.l.) | (c) brutkasten / Martin Pacher

Herkömmliche Drohnen navigieren in offenen Bereichen oft mithilfe von GPS, um ihre Position und Flugroute zu bestimmen. In geschlossenen Gebäuden oder unterirdischen Bauwerken wie Tunneln ist dies jedoch nicht möglich. Daher sind spezielle technologische Lösungen erforderlich, um eine zuverlässige Navigation von Drohnen in solchen Umgebungen zu gewährleisten. Eine Lösung dafür entwickelt das japanische Technologieunternehmen Spiral Inc., das 2016 von Tomohiro Ishikawa gegründet wurde.

Spiral liefert Lösung mit Augmented Reality (AR)

Durch den Einsatz von Augmented-Reality-Markern navigieren die Drohnen präzise durch Innenräume und ermöglichen eine lückenlose Überwachung von Infrastrukturen wie Dämmen, Tunneln, Abwassersystemen oder anderen schwer zugänglichen Orten. Die sogenannte “MarkFlex-Air (MFA)-Technologie eignet sich somit besonders für Einsätze in Umgebungen, in denen kein GPS-Signal zur Verfügung steht.

Die Technologie kommt aktuell zur Inspektion von Tunneln zur Anwendung | (c) Spiral

Die Drohnen erfassen in Echtzeit Videodaten und senden diese in die Cloud, wo sie sofort ausgewertet werden können. Dies ermöglicht es Bauunternehmen, schnelle, datenbasierte Entscheidungen zu treffen, die den Fortschritt ihrer Projekte beschleunigen und gleichzeitig die Kosten senken.

In Japan hat das Unternehmen sich bereits in mehreren Projekten bewährt, darunter Tests mit dem japanischen Ministerium für Land, Infrastruktur, Verkehr und Tourismus sowie führenden Bauunternehmen. So wurde die Technologie dafür eingesetzt, um Shinkansen-Eisenbahntunnel zu inspizieren.

Expansion nach Europa

Nach den erfolgreichen Projekten in Japan verfolgt das Unternehmen nun ehrgeizige Pläne für die internationale Expansion, insbesondere in Europa. “Wir haben herausgefunden, dass es enorme Potenziale in der europäischen Industrie gibt,” so Miyu Nishihira, Global Marketing Manager von Spiral Inc. gegenüber brutkasten. Sie betont die wachsende Nachfrage nach der innovativen Drohnentechnologie.

Miyu Nishihira | (c) brutkasten / martin pacher

Der nächste logische Schritt sei der Einstieg in den europäischen Markt. “Ich habe Gespräche mit potenziellen Kunden in Österreich geführt, wie Bauunternehmern, Bauingenieurbüros und Eisenbahngruppen”, so Nishihira. Und sie merkt an: “Sie sind daran interessiert, unsere Drohnen in Notfällen, wie bei Unfällen in Tunneln, oder zur Erstellung von 3D-Karten auf Baustellen zu nutzen.“ Die positiven Rückmeldungen würden zeigen, dass die Technologie in Österreich auf großes Interesse stößt und einen wichtigen Beitrag zur Bau- und Sicherheitsbranche leisten könne.

Österreich als idealer Ausgangspunkt – FlexCo in Gründung

Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach ihren innovativen Drohnentechnologien hat Spiral Inc. sich dazu entschieden, einen Standort in Österreich zu eröffnen. Derzeit befindet sich FlexCo in Gründung, deren Geschicke künftig Nishihira als Österreich-Geschäftsführerin verantworten wird.

Als großen Standortvorteil betont sie unter anderem, dass Österreich über eine große Anzahl an Tunnelprojekten verfügt. So sei der Markt hierfür vier Mal größer als in Japan. Zudem würde es auch einen großen Kreis an potentielle Kunden wie die Strabag oder Porr geben “Österreichs zentrale Lage in Europa und seine herausragende Expertise im Bereich Bau- und Infrastrukturlösungen machen das Land zum idealen Ausgangspunkt für unsere Expansion.”

Bei der Präsentation war auch der japanische Botschafter Ryuta Mizuuchi in Österreich anwesend | (c) brutkasten / martin pacher

Unterstützung durch Global Incubator Network

Neben den Gesprächen mit potenziellen Kunden betont Nishihira auch die Unterstützung durch das Global Incubator Network Austria (GIN), das entscheidend für den Markteintritt von Spiral Inc. in Europa sei. “Das Global Incubator Network hat uns dabei geholfen, wichtige Verbindungen in Österreich und darüber hinaus zu knüpfen,“ sagte sie. “Durch das Netzwerk haben wir Zugang zu lokalen Partnern erhalten, die uns helfen, unsere Technologie an die Bedürfnisse des europäischen Marktes anzupassen.”

Spiral Inc wird seit Frühling 2023 über das GO Austria Programm des Global Incubator Network unterstützt. Mit dem Programm werden jedes Jahr Startups aus den GIN-Zielregionen von Asien nach Österreich eingeladen (brutkasten berichtete). Im konkreten Fall von Spiral wurde das Unternehmen von GIN im Rahmen des GO AUSTRIA PLUS Programms bei der Unternehmensgründung und den damit verbundenen Aufwänden und Kosten unterstützt.

Das Unternehmen ist übrigens das zweite japanische Startup, das sich über das Programm in Österreich ansiedelte. Erst im Mai 2023 eröffnete auch das japanische Startup Godot sein EU-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Wien.

Die Indoor-Drohnentechnologie wurde bei cargo-partner iLogistics Center präsentiert | (c) martin pacher / brutkasten

Präsentation der Technologie bei cargo-partner

Zum Marktstart in Österreich präsentierte Spiral Inc. am Donnerstag im cargo-partner iLogistics Center nahe dem Wiener Flughafen vor ausgewähltem Fachpublikum seine Technologie. In Österreichs größter Logistik Halle aus Holz wurden mehrere Indoor-Testflüge erfolgreich absolviert.

Erst im letzten Jahr wurde die österreichische Spedition Cargo-partner Teil der Nippon Express Group, die wiederum in Spiral Inc. investiert ist. Neben der Inspektion von Tunneln könnte die Technologie künftig auch im Bereich der Logistik Anwendung finden, wie Martin Schenzel, Geschäftsführer von cargo-partner Österreich, betonte.

Spiral plant, die Funktionen seiner Drohnen in der nächsten Phase weiter auszubauen. Geplant ist die Integration von Sensoren wie Gasdetektoren, chemischen Sensoren und Mikrofonen, um die Anwendungsbereiche der Technologie zu erweitern. Drohnen sollen so künftig zusätzliche sicherheitskritische Aufgaben übernehmen können, wie etwa die Detektion von schädlichen Gasen.


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