16.11.2021

Stärken und Schwächen: Österreich in den Top 10 der Digitalisierung

Österreich hat es im "DESI"-Index der EU in die Top 10 geschafft. In wichtigen Teilbereichen gibt es aber noch Nachholbedarf.
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Seit 2014 erstellt die EU-Kommission jährlich ein Ranking zur digitalen Leistungsfähigkeit der Mitgliedsländer: Der “DESI” (Digital Economy and Society Index) gilt unter anderem als Indikator für die Innovationskraft. Österreich lag in diesem Ranking lange nur knapp über dem dem Durchschnitt – 2020 etwa noch auf Rang 13 im europäischen Mittelfeld. Das hat sich nun geändert: Österreich liegt 2021 auf Platz 10 und hat damit Deutschland überholt.

“Die beiden vergangenen Jahre haben eindeutig gezeigt, dass Digitalisierung ein enormer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen ist und in vielen Bereichen wesentliche Erleichterungen für unsere Gesellschaft bringt. Die Potenziale der Digitalisierung für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze sind gerade jetzt wichtiger denn je”, wird Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck in einer Aussendung des Ministeriums zitiert. International brauche man den Vergleich bei Digitalisierungsschritten nicht scheuen, wie der aktuelle DESI zeige.

Der DESI 2021 © EU-Kommission
Der DESI 2021 © EU-Kommission

Österreich Spitzenreiter bei 5G und E-Government

Jedenfalls lohnt es sich, bei dem Bericht näher hinzusehen. Der DESI hat im Vergleich zum Vorjahr seine Methodik geändert. Der Bereich “Nutzung des Internets” wurde als eigener Bereich ausgegliedert und nunmehr werden vor allem vier Dimensionen in dem Index berücksichtigt: “Digitale öffentliche Dienste”, “Konnektivität”, “Integration digitaler Technologien” und “Humankapital”. Laut EU-Kommission wurde im Vergleich zum Vorjahr Mobilfunk-Breitband stärker gewichtet, da die 5G-Abdeckung nun erfasst werde.

Diese Anpassung der Methodik dürfte Österreich zusätzlich Aufwind in dem Ranking beschert haben. “Die Verbesserung geht vor allem auf den großangelegten 5G-Ausbau und die Digitalisierung öffentlicher Dienste zurück. Beides stellte bereits in der Vergangenheit Stärken dar, die es als wichtige Elemente für innovationsfördernde Rahmenbedingungen zu erhalten gilt”, fasst Klara Sekanina, Vorsitzende des österreichischen Forschungsrats (RFTE) zusammen. Der Forschungsrat legt jährlich einen Bericht zur “wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit” Österreichs vor, in den gängige internationale Innovationsrankings einfließen – darunter auch der DESI. Als Zielwert für den DESI-Index bis 2030 wird in dem Leistungsbericht Platz 5 angeführt.

Österreich hat eine deutliche Stärke im Bereich Konnektivität und entwickelt sich parallel zum EU-Schnitt © EU-Kommission
Österreich hat eine deutliche Stärke im Bereich “digitale öffentliche Dienste” und entwickelt sich parallel zum EU-Schnitt © EU-Kommission

Pluspunkte bei Open Data

“Die verbesserte Position Österreichs im Gesamtranking des DESI 2021 ist aus unserer Sicht ein sehr positives Signal und das verdiente Ergebnis zahlreicher Anstrengungen in allen Bereichen der Digitalisierung”, so Sekanina. Besonders gut schneidet Österreich traditionell im Bereich E-Government ab und hat sich dort weiter verbessern können. In dem DESI-Länderbericht heißt es dazu: “Bei der Digitalisierung öffentlicher Dienste zählt Österreich zu den Spitzenreitern. Beispielsweise verzeichnet das Land eine hohe Zahl von Internetnutzern, die E-Government-Dienste verwenden (81 % gegenüber dem EU-Durchschnitt von 64 %). Auch bei der Bereitschaft zur Datenoffenheit (Open Data) liegt Österreich mit einem Wert von 90 % über dem EU-Durchschnitt von 78 %”.

Bei der Konnektivität punktet Österreich vor allem mit einer hohen 5G-Abdeckung, die einen Sprung von Platz 22 im Vorjahr auf Platz 11 im aktuellen Index bringt. Bei der Abdeckung mit Festnetzbreitband mit sehr hoher Kapazität liege Österreich allerdings vor allem im ländlichen Bereich unter dem EU-Schnitt.

Nachholbedarf: Schwächen in wichtigen Details

Sekanina verweist auf wichtige Teilbereiche, in denen Österreich Nachholbedarf hat: “Es gibt aber auch zwei Ergebnisse, die exemplarisch aufzeigen, dass man sich auf den erzielten Fortschritten keinesfalls ausruhen kann: Für die Nutzung von Big Data durch Unternehmen attestiert der DESI 2021 zwar eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, dennoch liegt Österreich weiterhin deutlich unter dem europäischen Mittelwert; und im Bereich Humankapital erreicht Österreich trotz signifikanter Steigerung gegenüber 2020 nur den EU-Durchschnitt”. In anderen Teilbereichen liegt Österreich dafür über dem EU-Schnitt, wie das BMDW in einer Aussendung betont: “Bei der Nutzung von KI-Technologien hält Österreich aktuell mit 37 Prozent deutlichen Abstand zum EU-Schnitt (25 Prozent)”. In der Dimension „Integration Digitaler Technologien durch KMU“ hat sich Österreich gegenüber dem Vorjahr um 6 Plätze verbessert und liegt nun auf Platz 11.

Insgesamt zählt nicht nur der Rang im Gesamtranking. Interessant ist der Abstand zur Spitzengruppe in dem Index, die traditionell und auch heuer von Dänemark, Finnland, Schweden, Niederlande und Irland angeführt wird. “Insgesamt hat der Abstand zur Spitzengruppe (mit der Ausnahme von Malta) sowohl in der Gesamtbewertung als auch in zentralen Einzelindikatoren sogar noch zugenommen”, betont Sekanina. Österreich würde in Sachen Digitalisierung also besser, andere Länder verbessern sich allerdings in einigen Bereichen deutlich schneller. “Diese Entwicklung bestätigt unsere jüngste Ratsempfehlung, in der wir zu einem systemweiten Sense of Urgency und entschlossenem Handeln aufrufen”. Die wichtigsten Entwicklungsfelder sieht der Rat in den Bereichen Künstliche Intelligenz. Quantentechnologie, Technologiesouveränität, Fachkräfte und Entrepreneurship.

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Gründerteam von Scavenger AI: Felix Beissel und Maximilian Hahnenkamp (c) Scavenger AI
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Scavenger AI spezialisiert sich darauf, die Datenanalyse für Unternehmen zu vereinfachen. Ziel sei es, Lösungen bereitzustellen, die es Anwender:innen ermöglichen, „schnelle Antworten auf komplexe Fragestellungen zu erhalten, ohne auf umfangreiche IT-Ressourcen angewiesen zu sein“.

Nach der kürzlichen Einführung der Software zeigt sich bereits positive Resonanz: Innerhalb nur eines Monats gewann das Startup vier neue Unternehmen als Kunden hinzu und konnte seinen Umsatz steigern.

Markteinführung nach 1,1 Mio. Euro Finanzierung

Nach einer erfolgreichen Finanzierungsrunde im ersten Quartal 2024 erreicht Scavenger AI nun einen weiteren wichtigen Meilenstein: Die Software des Unternehmens wird offiziell auf dem Markt eingeführt. Bereits im April 2023 hatte sich das Startup eine Pre-Seed-Finanzierung in Höhe von 1,1 Millionen Euro gesichert, wie brutkasten berichtete. Das gewonnene Kapital floss in die Weiterentwicklung und Marktreife des Produkts.

Zu diesem Anlass äußert sich der österreichische Co-Founder Maximilian Hahnenkamp gemeinsam mit Co-Founder Felix Beissel: „Wir freuen uns sehr, dass das Produkt so gut von unseren Kunden angenommen wurde. Das zeigt uns, dass wir ein echtes Problem lösen und einen Mehrwert für Unternehmen stiften“.

2025: Verträge mit Gesamtvolumen von 200.000 Euro gesichert

Nur einen Monat nach dem offiziellen Markteintritt kann Scavenger AI bereits vier namhafte Kunden aus unterschiedlichen Branchen gewinnen: Telekommunikation, Supply Chain, Kosmetik und Einzelhandel. Dadurch erreichte das Startup nach eigenen Angaben einen monatlich wiederkehrenden Umsatz von über 10.000 Euro.

Zu den bisherigen Kunden zählen unter anderem der Fußballverein Austria Wien, die Strategie- und Managementberatung Concern Consulting sowie der Essenslieferdienst Snap Kitchen. Im nächsten Jahr soll das Wachstum weitergehen: Für das Jahr 2025 schließ das Unternehmen bereits Verträge mit einem Gesamtvolumen von über 200.000 Euro ab.

Scavenger AI soll als “KI-Unternehmensberater” fungieren

Das in Frankfurt ansässige Startup Scavenger AI hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen dabei zu unterstützen, wichtige Erkenntnisse aus einer Vielzahl von Rohdaten zu gewinnen. Mit der neuen Software können Firmen ihre Daten hochladen und mit verschiedenen Datenbanken verknüpfen. Laut dem Produktversprechen ermöglicht die Lösung Mitarbeitenden, Fragen zu stellen, die von der KI „in wenigen Sekunden“ beantwortet werden. Dabei durchsucht die Software sämtliche Tabellen in der Datenbank und liefert die Ergebnisse in Form von statistischen Analysen, Tabellen oder Grafiken.

Seit seiner Gründung im Jahr 2023 entwickelt Scavenger AI KI-Tools, die Unternehmen eine effizientere Entscheidungsfindung und folglich auch größere Erfolge ermöglichen sollen. Die Plattform fungiert als eine Art „KI-Unternehmensberater“ und verspricht, durch komplexe Datenanalysen Antworten auf zentrale Geschäftsfragen bereitzustellen.

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