11.03.2021

Stadt Wien erhofft sich durch ViennaUP’21 Ansiedlung internationaler Startups

Die Stadt Wien präsentierte am Donnerstag gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur Wien die "internationale Ansiedlungsbilanz 2020". Thema war unter anderem die Ansiedlung internationaler Startups in Wien.
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Ansiedelungsbilanz 2020
Bürgermeister Michael Ludwig präsentierte mit Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke und Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien Gerhard Hirczi die Programmpunkte| (c) PID

Im Krisenjahr 2020 siedelten sich in Wien 218 ausländische Betriebe an, die 263 Millionen Euro an Investitionen auslösten und rund 1.700 Arbeitsplätze schafften, das geht aus der internationalen Ansiedlungsbilanz 2020 hervor, die am Donnerstag von der Stadt Wien gemeinsam mit Wirtschaftsagentur Wien präsentiert wurde.

Trotz Corona-Krise handelt es sich dabei laut Bürgermeister Michael Ludwig, um das drittbeste Ansiedlungsergebnis seit 2012. Im Vergleich dazu: Lediglich die Vorkrisenjahre 2018 mit 221 Ansiedelungen bzw. 2019 mit 266 Ansiedlungen waren besser.

Stadt Wien: “Erwartungen für 2021 herunterschrauben”

Die erfreulichen Nachrichten haben allerdings auch einen Wermutstropfen. Viele Ansiedlungen wurden nämlich von den Firmen bereits in den Vorkrisenjahren geplant und standen somit schon länger in der Pipeline. Dementsprechend könnte die Bilanz für 2021 durchwachsener ausfallen.

Selbst Stadtrat Hanke mahnte im Rahmen der Pressekonferenz vor zu viel Optimismus: “Internationale Betriebe, die einen neuen Unternehmensstandort eröffnen wollen, planen diese Ansiedlung natürlich lange voraus. Die Ergebnisse dieser langfristigen Planung der Vorjahre sehen wir in der guten Ansiedlungsbilanz 2020 verwirklicht.” Dem fügte er hinzu: “Realistisch müssen wir aber unsere Erwartungen für das nächste Jahr herunterschrauben, sind doch die Bedingungen für erfolgreiches internationales Standortmarketing seit einem Jahr massiv erschwert”, so Hanke.

Deutschland dominiert

Im Rahmen Pressekonferenz wurden die Details der Ansiedlungsbilanz präsentiert – unter anderem in Bezug auf die Herkunftsländer. Demnach stammen 44 der insgesamt 218 Betriebe, die sich 2020 in Wien angesiedelt haben, aus Deutschland.

Erstmals auf dem zweiten Platz folgte mit 16 Unternehmen Großbritannien. Ein Treiber für das vermehrte Interesse britischer Unternehmen waren laut Bürgermeister Ludwig die Auswirkungen des mit Ende 2020 vollzogenen Brexits. Auf dem dritten Platz liegt Italien mit 14 Projekten, danach folgen die Schweiz, Slowakei und Russland.

Dass als erstes nicht europäisches Land die USA nur an achter Stelle liegt, spiegelt laut Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, auch bereits die Corona bedingten Reise-Einschränkungen wider. Trotz Coronakrise würde die Wirtschaftagentur Wien allerdings die Positionierung des Wirtschaftsstandorts Wien im Ausland weiter forcieren – unter anderem auch im digitalen Raum.

Die Branchen: Von Burgerkette bis HealthTech

Die 218 neuen ausländischen Betriebe in Wien teilen sich quer über alle Wirtschaftsbranchen auf – angefangen von der Burger-Kette Five Guys bis hin zum ungarischen HealthTech-Startup Lookinmed Services, das sich letztes Jahr in der Bundeshauptstadt ansiedelte. Lookinmed bietet Videoproduktionen für digitale medizinische Ausbildungszwecke an und entwickelt gerade einen robotergesteuerten Kamerakran für die Live-Übertragung von medizinischen Operationen.

(c) AdobeStock

Die Bedeutung von Startups für die Stadt Wien

Im Rahmen der Ansiedlungsbilanz wurden zwar nicht spezifisch Startups erhoben, dennoch verweist Hirczi, dass rund 36 Prozent der angesiedelten Betriebe einen Technologie-Fokus haben. Zudem würde die Wirtschaftsagentur Wien mit dem Vienna Startup Package bereits seit 2014 gezielt die Ansiedelung von internationalen Startups fördern. Im Rahmen des Vienna Startup Package werden jedes Jahr internationale Startups nach Wien eingeladen.

Die Bilanz für das Krisenjahr: 2020 bewarben sich Startups aus insgesamt 66 Ländern. Spitzenreiter ist hier Großbritannien mit insgesamt 35 Bewerbungen. Mit 321 Bewerbungen toppt das Coronajahr 2020 somit die vergangenen Jahre. Im Vorkrisenjahr 2019 gab es 266 Bewerbungen. Zu Beginn des Programms waren es 22 Bewerbungen. “Wir nehmen die starke Zunahme an Bewerbungen als Indiz dafür, dass der Standort Wien für Startups an Bedeutung gewinnt”, so Hirczi gegenüber dem brutkasten.

Vienna Startup Packages: Best Practices

Als Erfolgsbeispiel für die Ansiedlung internationaler Startups aus dem Vienna Startup Package verweist Hirczi auf das Startup MedicusAI. Dessen Gründer Baher Al-Hakim stammt aus Syrien, gründete ursprünglich in Dubai und kam 2016 mit dem Vienna Startup Package nach Wien. Im Jahr 2019 sorgte das Wiener MedTech mit einem Millionen-Investment für seine China-Expansion für Aufsehen.

Als weiteres Startup, das sich in Wien niedergelassen hat, lässt sich beispielsweise Xencio anführen. Dessen Gründer John Shen kam ursprünglich aus Shanghai 2018 nach Wien. Xencio bietet eine Softwarelösung an, die mittels künstlicher Intelligenz Cashflows analysiert, um Vorhersagen und strategische Schritte planen zu können.

ViennaUP’21 & neue Servicestelle sollen Impulse setzen

Einen weiteren Impuls für die Ansiedlung internationaler Startups möchte die Wirtschaftsagentur Wien mit der ViennaUP’21 setzen. Die ViennaUP’21 wird von 27. April bis 12. Mai 2021 in Wien stattfinden und soll zum größten Startup Event Zentraleuropas werden. Mehr über die Programm-Highlights könnt ihr hier lesen.

Zudem sollen die Serviceleistungen für internationale Fachkräfte weiter ausgebaut werden. Dafür arbeitet die Wirtschaftsagentur Wien in enger Kooperation mit der MA 35 an einer neuen Servicestelle für internationale Fachkräfte und WissenschaftlerInnen. Ziel ist die Errichtung eines “Business Immigration Office”, um aufenthaltsrechtliche Verfahren serviceorientiert abzuwickeln. Die Eröffnung ist für Mitte 2021 geplant.


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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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