18.08.2021

Wie ein Startup im Tullnerfeld aus Algen veganes Müsli, Nougat & Cracker produziert

Die beiden Landwirte und Startup-Gründer Karl und Martina Pfiel starteten 2017 mit der Produktion von Algen im niederösterreichischen Sitzberg-Reidling. Bei "One Change a Week" gab Gründer Karl Pfiel einen Einblick in die für Österreich außergewöhnliche Geschäftsidee.
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Spirulix
Die Gründer Karl und Martina Pfiel in ihrer Anlage | (c) Spirulix

Die Spirulina Alge galt schon bei den Azteken als nährstoffreichstes Gemüse und auch die NASA verwendet sie für ihre Weltraumnahrung aufgrund ihrer Dichte an Vitaminen und Mineralien. Neben ihrem natürlichen Vorkommen in subtropischen Gewässern wird sie heutzutage in technisch ausgeklügelten Aquakulturen produziert, in denen für das optimale Wachstum eine Wassertemperatur von bis zu 37 Grad Celsius vorherrscht und CO2 zugeführt wird.

Algen-Startup Spirulix

Und auch in Österreich gibt es mittlerweile derartige Algenfarmen. Eine von ihnen steht im niederösterreichischen Sitzberg-Reidling im Tullnerfeld und wird von den beiden Bauern, Karl und Martina Pfiel betrieben. Bereits seit 2015 forschte das Ehepaar an einer nachhaltigen Methode, um die Superfood-Alge regional in Österreich zu produzieren. 2017 war es dann schlussendlich so weit und das Ehepaar startete mit ihrem Startup Spirulix und der neu errichteten Anlage, wobei auch ein israelischer Geschäftspartner mit an Bord gekommen ist.

Prinzip der Kreislaufwirtschaft

Die Zucht der Mikroalge Spirulina erfolgt laut Pfiel nach dem Prinzip der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, um diese anschließend zu Snack-Produkten weiterzuverarbeiten. Diese für Österreich außergewöhnliche Idee rief laut dem Gründer anfangs viele zweifelnde Blicke auf den Plan – mittlerweile sind die Produkte des Algen-Startups in Form von Müsli und Nougat österreichweit bei Billa, Billa Plus und Bipa erhältlich. Zudem bietet das Startup über einen eigenen Online-Shop auch Cracker sowie Nahrungsergänzung an, das als Powder und Flakes erhältlich ist und sich zum Mischen für Säfte, Joghurts und Teige eignt.

Auftritt von Spirulix bei 2 Minuten 2 Millionen

Im März war das Startup zudem bei der PULS 4 Startup-Show „2 Minuten 2 Millionen“ zu sehen und konnte sich neben einem 250.000 Euro Investment von Hans Peter Haselsteiner auch über das startupticket eine Listung bei Rewe sichern. Zudem einigte man sich auf eine Vertriebskooperation mit Katharina Schneider und Mediashop. Wie Pfiel erläutert soll mit dem Geld die Produktion verdreifacht werden. Aktuell plant das Startup seine Expansion nach Deutschland und sicherte sich zudem eine Trade Mark für den Online-Vertrieb in den USA.

Das Produktsortiment (c) Spirulix

Nachhaltigkeitsanspruch und die nächsten Schritte

Wie Pfiel abschließend erläutert, werden die Produkte zu 100 Prozent in Österreich hergestellt, wobei das Startup teilweise auf Produktionspartner setzt. Zudem sind die Produkte vollkommen vegan und kommen mit keinerlei Zusätzen, Konservierungsmittel oder Farbstoffen aus.

Dieser Nachhaltigkeitsgedanke spiegelt sich auch in der Produktion wieder. So kommt beispielsweise der benötigte Strom aus einer benachbarten Biogas-Anlage, wobei auch die Abwärme über die Heizungsrohre direkt in die Becken weitergeleitet wird. Zudem wird beim Abernten der Algen das Wasser abgesiebt und in die Becken zurückgeschleust.


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Freundeskreis: Wiener Startup plant Pilotfabrik für veganen Käse

Der vegane „Camembert“ des Wiener Startups Freundeskreis ist seit Juni dieses Jahres in ausgewählten veganen Supermärkten erhältlich. Co-Gründerin Mona Heiß gibt im Interview mit brutkasten einen Einblick in die nächsten Schritte des Unternehmens.
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Das „Kernteam“: Leo Sulzmann, Mona Heiß und Markus Korn. (c) Freundeskreis

Käsealternativen aus Cashewnüssen, Mandeln, Soja oder Erbsenprotein: Der Markt für Käseersatzprodukte erlebt derzeit eine Hochphase. Auch das Startup Freundeskreis hat es sich zur Mission gemacht, mit seinem pflanzlichen „Cam-mhh-berta“ die Käsewelt zu transformieren. Anstelle von Milchkulturen, die in herkömmlichem Camembert verwendet werden, setzt das Unternehmen auf eine untypische Zutat: Marillenkerne – ein Nebenprodukt der heimischen Obstindustrie.

Ende letzten Jahres konnte Freundeskreis eine Förderung von 400.000 Euro von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) sichern – brutkasten berichtete. Mit dieser Förderung bauten sie nicht nur ihre Produktion aus, sondern brachten auch ihren veganen „Cam-mhh-berta“ erfolgreich auf den Markt. Im Interview mit brutkasten berichtet Co-Gründerin Mona Heiß über die Fortschritte des Startups und die Pläne für die Zukunft.

Freundeskreis wird mit weiteren 97.000 Euro gefördert

Seit Juni dieses Jahres ist der pflanzliche “Cam-mhh-berta” in ausgewählten Bio-Supermärkten in Wien erhältlich: Pepper & Ginny (1010), Maran Vegan (1060) und Markta (1090). Das Feedback ist vielversprechend: Nach Unternehmensangaben wurden in den ersten vier Monaten bereits rund 1.000 Stück verkauft.

Nur wenige Monate nach der aws-Förderung konnte sich Freundeskreis eine weitere finanzielle Unterstützung sichern: Die Wirtschaftsagentur Wien stellte über die Förderschiene “Produktion” dem Startup rund 97.000 Euro zur Verfügung. Wie Co-Gründerin Mona Heiß im Interview mit brutkasten verrät, soll das Geld in eine neue Pilot-Käsefabrik in Wien-Penzing fließen, die zugleich als zukünftiger Firmenstandort dienen wird.

Bisher finanziert sich Freundeskreis ausschließlich über Fördermittel. Für die kommenden Monate plant das Team jedoch eine Finanzierungsrunde im Frühjahr, um Investor:innen zu gewinnen und das Wachstum des Startups weiter voranzutreiben.

Marillenkerne liefert Cremigkeit und gesunde Nährstoffe

Freundeskreis entwickelte eine pflanzliche Käsealternative, die primär aus Marillenkernen besteht: den „Cam-mhh-berta“. Laut dem Unternehmen ist dieser geschmacklich und in der Konsistenz kaum von herkömmlichem Camembert zu unterscheiden. Der Grund liege in den Eigenschaften der Marillenkerne, die reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren sind. Diese Nährstoffe sorgen demnach nicht nur für gesundheitliche Vorteile, sondern tragen auch maßgeblich zur cremigen Textur bei, erklärt Heiß.

Die Produktion des „Cam-mhh-berta“ erfolgt in „traditioneller Handarbeit“ auf einem Bauernhof im Wienerwald, in einer ehemaligen Käserei. Dabei setzt Freundeskreis auf dasselbe Verfahren, das auch bei der Herstellung von Kuhmilchkäse Anwendung findet. Das Ergebnis sei ein Käse, der sich durch “Cremigkeit, Nachhaltigkeit und Tradition” auszeichnet.

“Cam-mhh-berta” besteht nur aus vier Zutaten

Das Besondere an der Käsealternative sind die Marillenkerne, die als Hauptzutat dienen. Diese fallen normalerweise als Abfall- oder Nebenprodukt der Saft- und Marmeladenproduktion an. Freundeskreis bezieht die Kerne von regionalen Lieferanten, darunter das niederösterreichische Scaleup Kern Tec – brutkasten berichtete. Aus den Marillenkernen wird durch ein speziell entwickeltes Verfahren eine milchige Flüssigkeit gewonnen, die mithilfe von Reifekulturen, veganen Enzymen und Mikroorganismen zum „Cam-mhh-berta“ verarbeitet wird. Die Käsealternative kommt mit nur vier Zutaten aus: Marillenkerne, Salz, Wasser und vegane Reifekulturen.

Ein kritischer Punkt bei der Verarbeitung von Marillenkernen ist die darin enthaltene Blausäure, die gesundheitsschädlich sein kann. Hier hat Gründer und Forscher Leo Sulzmann ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Blausäure auf natürliche Weise abzubauen.

Freundeskreis-Team wächst

Hinter dem Food-Startup Freundeskreis stehen Forscher und Geschäftsführer Leonhard Sulzmann sowie Co-Gründerin Mona Heiß. Während Sulzmann sich auf die wissenschaftlichen und technologischen Aspekte konzentriert, verantwortet Heiß die Kreativdirektion und den Markenaufbau. Zum Kernteam gehört außerdem Sales- und Operations-Verantwortliche Markus Korn. Mittlerweile zählt das Team sechs Mitglieder, die gemeinsam am weiteren Ausbau der Marke Freundeskreis arbeiten.

Zukünftig sollen mehr vegane Käsealternativen auf den Markt kommen

Freundeskreis arbeitet aktuell an der Entwicklung weiterer veganer Käsealternativen. Bereits Anfang nächsten Jahres soll eine vegane „Frischkäsevariante“ auf Basis der Marillenkerne auf den Markt kommen. Doch das ist nicht alles: Eine weitere Produktreihe ist bereits in Planung. Co-Gründerin Mona Heiß verrät, dass es sich dabei voraussichtlich um ein Produkt handeln werde, das speziell zum Backen geeignet sei. Langfristig will das Startup außerdem auch einen veganen „Hartkäse“ anbieten. Die Herstellung dieses Produkts ist jedoch komplexer, da es aufgrund des verwendeten Verfahrens eine bestimmte Zeit für die Reifung benötigt.

In den kommenden Wochen soll außerdem ein Online-Shop live gehen, über den die Produkte von Freundeskreis direkt bestellt werden können. Diese Plattform wird zunächst als Testversion betrieben, um herauszufinden, wie gut sich die Produkte für den Direktvertrieb eignen. Geplant ist dabei ein Modell, bei dem die Käsealternativen erst auf Bestellung und nicht auf Vorrat produziert werden. Weiter in die Zukunft gedacht, kann sich das Startup auch den Vertrieb in Supermärkten vorstellen.

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