16.03.2021

Spinoffs: Warum ForscherInnen in Österreich zu selten Startups gründen

Aus der Forschung kommen in Österreich zu wenige Startups. Eine neue Spinoff-Studie geht den Gründen auf die Spur.
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Außenansicht des Instituts für Kryptoökonomie, wo der crypto42 Summit stattfinden wird.
© WU Wien

Zu wenig betriebswirtschaftliches Wissen, mangelnde finanzielle Unterstützung und Angst vor Scheitern oder Zeitmangel: Das sind für ForscherInnen in Österreich die größten Hindernisse, ein Startup zu gründen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, für die erstmals WissenschaftlerInnen selbst befragt wurden. Bisher wurden zum Thema Spinoffs, also Ausgründungen von Universitäten, meist nur Technologietransfer-ExpertInnen oder GründerInnen befragt, heißt es in einer Aussendung des Company Builders “Startup Manufaktur”, die die Studie gemeinsam mit Melanie Danner und dem WU Gründungszentrum durchgeführt hat. 262 ForscherInnen, die (noch) nicht gegründet haben, wurden für die Studie befragt.

Wenige Spinoffs in Österreich

Dass diese Frage überhaupt gestellt wird, liegt an den vergleichsweise schwachen Zahlen bei universitären Ausgründungen in Österreich. Während das Land bei Forschungsausgaben im EU-Ranking regelmäßig Spitzenplätze belegt, schneidet Österreich bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in der Wirtschaft nicht so gut ab. Das wird einerseits in Patenten gemessen, aber eben auch in Spinoffs. Laut Austrian Startup Monitor entstanden 2019 nur 7,4 Prozent der neu gegründeten Startups in Österreich im Zuge universitärer Forschung. Laut den Wissensbilanzen der 22 österreichischen Universitäten wurden dort 2019 insgesamt 19 Spinoffs gegründet – Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen nicht mitgerechnet.

Studie zu Spinoffs in Österreich © Startup Manufaktur
Studie zu Spinoffs in Österreich © Startup Manufaktur

ForscherInnen besser vernetzen

Die neue Studie zeigt laut Rudolf Dömötör vom WU Gründerzentrum, dass schon eine bessere Vernetzung von ForscherInnen mit der Wirtschaft ein guter Hebel wäre: “Oft fehlt es an Möglichkeiten, Kontakt zu Menschen mit Erfahrung im wirtschaftlichen Bereich aufzubauen. Diese interdisziplinäre Vernetzung wäre jedoch wichtig, und zwar nicht nur, um Know-how auszutauschen, sondern auch um in ihnen Mentoren, Investoren, Mitgründer und ein passendes Team finden zu können und potentielle Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren”. Auch die von Befragten genannten Ängste vor dem Scheitern und fehlender Finanzierung könne durch eine bessere Verbindung mit InvestorInnen und Förderstellen adressiert werden.

Als mögliche Vorbilder für die Förderung von Spinoffs nennt die Startup Manufaktur die TU München mit ihrer Initiative UnternehmerTUM – die deutsche Hochschule bringt jährlich rund 50 Ausgründungen hervor. Auch von der ETH Zürich, die alleine 2020 34 Spinoffs hervorgebracht hat, könne man viel lernen.

Neue Initiativen in Österreich

Zuletzt wurden allerdings auch in Österreich die Bemühungen um Spinoffs verstärkt. Die Investoren Herbert Gartner (eQventure) und Hermann Hauser haben die Initiative Spin-off Austria ins Leben gerufen und das Forschungszentrum IST Austria in Klosterneuburg hat einen 40-Millionen-Euro-Fonds für Spinoffs aufgelegt.

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Die Fahne der EU (c) Adobe Stock

Im Gegensatz zu SaaS- oder E-Commerce-Unternehmen, deren Produkte schnell skaliert werden können, sind DeepTech-Innovationen in der Regel meist kapital- und zeitintensiv. Viele europäische Investoren bevorzugen jedoch eher risikoärmere und kurzfristige Renditemöglichkeiten. Dadurch bleiben DeepTech-Startups oft unterfinanziert und verlieren somit an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Startups in den USA oder Asien.

In Europa zielt der European Innovation Council (EIC) darauf ab, diese Finanzierungslücke zu schließen. In der Vergangenheit wurden auch österreichische Startups über den EIC Accelerator des EU-Forschungsprogramms Horizon Europe mit Fördergeldern unterstützt (brutkasten berichtete).

Zusätzliche Mittel für 2025

Wie die Europäische Union nun bekannt gab, möchte der EIC als Teil des EU-Programms Horizon Europe im nächsten Jahr insgesamt 1,4 Milliarden Euro für Forschung und DeepTech-Startups bereitstellen. Ein entsprechendes Arbeitsprogramm für 2025 des EIC wurde von der Europäischen Kommission diese Woche angenommen. Im Vergleich zu 2024 stehen somit 200 Millionen Euro mehr im Budgettopf zur Verfügung.

“Im Jahr 2025 wird der technologieintensive Bereich in der EU mit noch mehr Mitteln gefördert, die sich auf 1,4 Mrd. Euro aus unserem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont Europa belaufen”, so Iliana Ivanova, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend.

Die drei Hauptfelder des EIC-Arbeitsprogramms

Das EIC-Arbeitsprogramm 2025 der Europäischen Kommission besteht aus drei Förderbereichen. Der erste Bereich, EIC Pathfinder, unterstützt Forschungsteams, die an innovativen und zukunftsweisenden Technologien arbeiten, mit einem Budget von 262 Millionen Euro. Einzelne Projekte können dabei bis zu vier Millionen Euro erhalten.

Der zweite Bereich, EIC Transition, zielt darauf ab, Forschungsergebnisse in neue, nutzbare Innovationen umzuwandeln. Hierfür stehen 98 Millionen Euro zur Verfügung, wobei einzelne Projekte Zuschüsse von bis zu 2,5 Millionen Euro erhalten können

Das größte Budget von 634 Millionen Euro fließt in den dritten Bereich, den EIC Accelerator. Dieses Programm richtet sich an Startups und fördert sie darin, ihre Innovationen zu entwickeln, auf den Markt zu bringen und zu skalieren. Die Förderungen in diesem Bereich betragen bis zu 2,5 Millionen Euro.

Scaleup Programm des EIC

Darüber hinaus werden über das Scaleup-Programm des EIC, der Plattform für strategische Technologien für Europa (STEP), rund 300 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Die STEP-Initiative der EU zielt darauf ab, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken. Mit diesem Programm werden je Unternehmen Investitionen in Höhe von zehn bis 30 Millionen Euro bereitgestellt. Im Fokus stehen Technologien, die Europas Souveränität künftig stärken sollen – angefangen von Künstlicher Intelligenz bis hin zur Biotechnologie.


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