21.12.2015

Spenden-Gier? Warum Wikipedia erfolgreicher ist

Ja brauchen die denn so viel Geld? Dass mit dem Erfolg auch Neider kommen, bekommt das größte Online-Lexikon Wikipedia gerade zu spüren.
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Wikipedia: Gier oder Spendenwunder?
(c) Fotolia. Wikipedia: Gier oder Spendenwunder?

Ein großer, gelber Werbebanner in der Online-Enzyklopädie Wikipedia sorgt derzeit für Unmut. Es ist der alljährliche Spendenaufruf – die einzige Werbeanzeige auf der Seite, die die Wogen hoch treibt: “Warum braucht Wikipedia so viel Geld”, fragt sich das Handelsblatt in einem ausführlichen Artikel. Dem Leser werde suggeriert, dass sich das Unternehmen kaum über Wasser halten könne – was bleibt, sei ein schlechtes Gewissen.

Eine Reserve für schlechte Zeiten

77 Millionen Dollar hat die Wikipedia-Stiftung Wikimedia auf der hohen Kante. Eine Frechheit also, nach mehr Geld zu betteln, so die Kritik. Dass Spenden eine unsichere und schwer planbare Einnahmequelle sind und man deshalb Reserven benötige, wird vom Tisch gewischt. Dabei ist das im Non-profit-Bereich gängige Praxis – 25 Prozent der jährlichen Aufwendungen gelten dabei als absolutes Minimum. Laut Wikimedia würde die Reserve die Aufwendungen eines Jahres decken.

Spendenwunder Wikipedia

Rund 76 Millionen Dollar an Spenden konnte das Online-Lexikon 2014 sammeln – davon kamen immerhin 58 Millionen Dollar nur durch die Online-Kampagne herein. Eine stolze Summe für einen schlichten Banner auf der Website. In Deutschland gibt es keine Organisation, die erfolgreicher ist, gesteht sich auch der Autor des Handelsblatt-Artikels ein. Was ist das Geheimnis der angeblich nervigen, aber offenbar höchst effektiven Spendenkampagne?

Die Tricks der Wikipedia-Fundraiser

So simpel der Banner wirkt, dahinter steckt eine Menge Forschung, Berechnung und Trial-and-Error. Wikipedia hat nichts dem Zufall überlassen. Der erste Trick: keep it simple! Das Spendenformular, in dem Betrag und Zahlungsart gewählt werden, hat immer besser funktioniert, je weniger Felder und Buttons zu sehen waren. Herausgefunden hat die Online-Enzyklopädie das nicht über Befragungen, sondern über Tests am Live-System. Nur so sind die Ergebnisse praxistauglich.

Nicht einmal die seltsame gelbe Farbe in dem Banner ist dem Zufall geschuldet – mit dieser Gestaltung stieg die Zahl der Spenden tatsächlich. 60 Prozent der Spender reagieren auf den Banner, das erste Mal, wenn sie ihn sehen. Auch die Gestaltung des Banners hat Wikipedia durch spezielle Testing-Verfahren perfektioniert – und zwar für jedes Land, in jeder Sprache. Gleichzeitig hat sich das Fundraising-Team genau angesehen, an welchen Tagen der Banner am effektivsten ist und die Zahl der Tage auf ein absolutes Minimum reduziert. Last but not least setzt Wikipedia auf das Ego der Spender. Das ist zwar kein Geheimnis, aber dennoch eine effektive Maßnahme: Die Namen der Spender werden auf der Website angezeigt.

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Was Österreichs Regierung von Frankreichs Tibi-Plan lernen kann

In Frankreich hat der Tibi-Plan es geschafft, institutionelle Investoren zu ermutigen, in Startups zu investieren. Warum eine ähnliche Vision auch für Österreich entscheidend sein könnte, schreibt Uniqa-Ventures-CEO Andreas Nemeth in einem Gastbeitrag.
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Andreas Nemeth, CEO von Uniqa Ventures (c) Uniqa

Während sich in ganz Europa Initiativen zur Förderung von Startups und zur Mobilisierung von privatem Kapital häufen, sticht ein Land besonders hervor: Frankreich. Unter der Führung von Präsident Emmanuel Macron hat sich Frankreich in den letzten Jahren zur europäischen Startup-Hochburg entwickelt. Ein Schlüsselfaktor für diesen Erfolg ist der sogenannte Tibi-Plan, der im Jahr 2019 ins Leben gerufen wurde. Im Vergleich zu anderen europäischen Modellen, wie etwa in Dänemark, Deutschland, Großbritannien oder Österreich, zeigt sich das französische Modell besonders effektiv und wegweisend. Aber warum ist das so, und was kann Österreich von Frankreichs Erfolg lernen?

Der Tibi-Plan: Eine Brücke zwischen institutionellem Kapital und Startups

Der Tibi-Plan wurde von Emmanuel Macron mit dem Ziel gestartet, institutionelle Investoren dazu zu ermutigen, mehr Kapital in innovative Unternehmen und Startups zu investieren. Im Kern geht es darum, private Kapitalquellen, vor allem Versicherungen und Pensionsfonds, zu mobilisieren und deren Mittel gezielt in die französische Technologie- und Startup-Szene zu lenken. Bisher hat der Plan beeindruckende Ergebnisse erzielt: Über 30 Milliarden Euro an privaten Mitteln wurden aktiviert, die nun in wachstumsstarke Tech-Unternehmen fließen. Diese Mobilisierung von Kapital hat es Frankreich ermöglicht, sich als führender Standort für Venture Capital in Europa zu etablieren.

Was ist der Tibi-Plan?

Der Tibi-Plan entstand aus einem Bericht von Wirtschaftsprofessor Philippe Tibi, den er der französischen Regierung vorlegte. Darin zeigte er den Mangel an Investments in Technologieunternehmen auf. Frankreichs Präsident Macron übernahm viele der Empfehlungen und rief die “Tibi-Initiative” ins Leben.

Warum der Tibi-Plan so erfolgreich ist

  1. Starke staatliche Unterstützung: Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Tibi-Plans ist die Unterstützung durch den französischen Staat. Macron hat sich persönlich für den Plan eingesetzt und durch Steuererleichterungen sowie klare regulatorische Rahmenbedingungen einen Investitionsanreiz geschaffen. Dies schafft Vertrauen bei institutionellen Investoren und sorgt für langfristige Planungssicherheit.
  2. Klare Fokussierung auf Tech und Innovation: Der Tibi-Plan zielt explizit auf innovative und technologiebasierte Unternehmen ab, was ihn besonders attraktiv für Kapitalgeber macht. Frankreich hat verstanden, dass das zukünftige Wirtschaftswachstum stark von technologischen Innovationen abhängt. Startups im Bereich Künstliche Intelligenz, Gesundheits- und Biotechnologie sowie Green Tech profitieren besonders stark von dieser gezielten Förderung.
  3. Enge Kooperation zwischen öffentlichem und privatem Sektor: Der Erfolg des Modells beruht auf der engen Zusammenarbeit zwischen dem Staat und institutionellen Anlegern. Die Regierung agiert nicht nur als Regulator, sondern als aktiver Vermittler und Koordinator. So wird sichergestellt, dass sowohl staatliche als auch private Mittel optimal eingesetzt werden, um Startups in jeder Wachstumsphase zu unterstützen.
  4. Skalierbarkeit und internationale Ausstrahlung: Frankreichs Tibi-Plan hat durch sein großes Volumen und seine klare Strukturierung eine starke internationale Strahlkraft. Frankreichs Startups sind nicht nur national, sondern zunehmend global wettbewerbsfähig, was zu einer Anziehung von internationalem Kapital führt.

Österreich: Was kann die nächste Bundesregierung lernen?

Im Vergleich zu Frankreich hat Österreich zwar ebenfalls Initiativen gestartet, wie etwa den aws Gründerfonds und das Startup-Förderungsgesetz. Doch bleiben diese Anstrengungen weit hinter dem zurück, was Frankreich durch den Tibi-Plan erreicht hat. Die nächste österreichische Bundesregierung könnte einige zentrale Aspekte von Macron und dem Tibi-Plan übernehmen, um Österreichs Innovationslandschaft entscheidend zu stärken.

  1. Mobilisierung von institutionellem Kapital: Österreich hat es bisher noch nicht ausreichend geschafft, institutionelle Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungen in die Finanzierung von Startups einzubinden. Hier könnte ein gezielter Plan, ähnlich dem Tibi-Plan, entwickelt werden, der Investoren Steueranreize bietet und den regulatorischen Rahmen vereinfacht, um Investitionen in Technologie-Startups attraktiver zu machen.
  2. Klare Vision und staatliche Führung: Macron hat es vorgemacht – die Regierung muss eine klare Vision für die zukünftige Entwicklung des Startup-Ökosystems haben und diese mit Nachdruck verfolgen. Österreich braucht einen Kanzler oder zumindest ein Regierungsmitglied, das bereit ist, sich mit ähnlichem Elan für das Startup-Ökosystem einzusetzen und die Rahmenbedingungen aktiv zu verbessern.
  3. Technologie- und Innovationsförderung priorisieren: Österreich hat enormes Potenzial im Bereich der Digitalisierung, der Klimaforschung und in anderen innovativen Sektoren. Doch oft fehlt es an gezielter Unterstützung für diese Bereiche. Hier muss Österreich stärker in Zukunftstechnologien investieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Fokus auf Künstliche Intelligenz, Quantum Computing, Biotechnologie und Green Tech wäre sinnvoll.
  4. Stärkere öffentliche-private Partnerschaften: Der Staat sollte, ähnlich wie in Frankreich, aktiv den Dialog mit der Privatwirtschaft suchen und engere Partnerschaften aufbauen. Dies würde nicht nur Vertrauen schaffen, sondern auch dafür sorgen, dass staatliche Programme besser auf die Bedürfnisse von Startups und Investoren zugeschnitten sind.

Frankreich hat mit dem Tibi-Plan gezeigt, wie ein Staat durch gezielte politische Maßnahmen und die Mobilisierung von privatem Kapital ein florierendes Startup-Ökosystem schaffen kann. Die nächste österreichische Bundesregierung sollte sich dieses Modell zum Vorbild nehmen. Durch die Stärkung der institutionellen Finanzierung, klare politische Führung und den Fokus auf Innovation könnte Österreich ebenfalls zu einem der führenden Startup-Hubs in Europa werden. Der Tibi-Plan ist ein Paradebeispiel dafür, wie öffentliche und private Zusammenarbeit das Wachstum einer Nation nachhaltig fördern können.

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