25.10.2017

Speedinvest: Vom VC zum Startup-Dienstleister

Der in Wien gegründete Seed-Fonds Speedinvest zählt sechs Jahre nach Gründung zu den größten Playern Europas. Doch wie arbeitet so ein Fonds und welche Meilensteine haben zu dieser ungebremsten Erfolgsgeschichte geführt? Der Brutkasten hat sich dazu ausführlich mit Speedinvest-Gründer und CEO Oliver Holle unterhalten. Teil 2: Vom VC zum Startup-Dienstleister
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(c) Speedinvest: Oliver Holle

Die Wiener Investmentgesellschaft Speedinvest ist inzwischen viel mehr als ein VC. 2011 hatten CEO Oliver Holle und seine Partner mit einem 10 Millionen Euro-Fonds für Seed-Investments (Speedinvest I) gestartet. Wenige Jahre später folgte ein zweiter Fonds mit 90 Millionen Euro Volumen (Speedinvest II). Doch damit hatten Holle und sein Team noch lange nicht genug. Die Idee: Speedinvest will als “Startup-Dienstleister” nicht nur seine Portfolio-Startups umfassend betreuen. Dabei werden Bereiche abgedeckt, die man von VCs sonst nicht kennt.

+++ Teil 1: Speedinvest: Zwei ungebremste Fonds +++  

Speedstartstudio: “Exkubator” startete in Vorarlberg

Die Digitalisierung weist mittlerweile eine unglaubliche Dynamik auf, sodass plötzlich alle Bereiche und auch nicht-digitale Unternehmen aus Bereichen wie Maschinenbau, Chemie etc. davon betroffen sind. Entgegen der klassischen Internetthemen sind diese Industrien bislang quasi noch jungfräulich. Häufig wissen Corporates sehr genau, was zu tun wäre, um noch innovativer und besser zu werden, doch sie scheitern daran ihre Ideen in den eigenen Reihen umzusetzen. Speedstartstudio, der Exkubator vom Bodensee, tritt genau dort auf den Plan. “Es gibt Berater und Consulting, doch bis zur Gründung von Speedstartstudio gab es kein Modell, wo man unternehmerisch Startups von Null weg aufbaut”, erklärt Holle, der Co-Gründer des Exkubators.

Der zweite Gründer, Michael Breitenbrücker, ist seit dem ersten Tag als Team Member und seit Speedinvest II auch als Partner an Bord. Startup-Enthusiasts der ersten Stunde oder Musikliebhaber kennen ihn  –Breidenbrücker hat bereits mehrere Startups national und international erfolgreich begleitet und mit seinem in London co-gegründeten Unternehmen „Last.Fm“ 2007 einen millionenschweren Exit erzielt. Seiner Ansicht nach brauchen große und mittelständische Unternehmen verstärkt neue Innovationsstrategien und erkennen in Startups einen Ideen-Channel. Mit dem ersten Firmensitz in Dornbirn suchte Speedstartstudio die Nähe zu traditionell nicht digitalen Industriesektoren, um mit ihnen Möglichkeiten im digitalen Raum zu erkennen und neue, spannende Unternehmen zu bilden. “Wir partizipieren hier aber nicht durch Beratung mit, sondern als Mitunternehmer”, erklärt Holle. Acht Projekte wurden so bereits erfolgreich umgesetzt, darunter SenseForce und das ÖBB Joint Venture iMobility.

Berlin on the Roadmap

Aktuell steht jedenfalls die Umsiedlung in das neue Startup-Zentrum WeXelerate am Schwedenplatz an. Neben dem Speedstartstudio in Vorarlberg, arbeiten drei weitere Speedinvest Partner von Portrero, San Francisco aus, am Ausbau des Netzwerks nach Übersee. Marie-Hélène Ametsreiter betreibt seit Anfang 2016 ein Speedinvest-Büro in München und auch Berlin ist bereits auf der Roadmap. “Es ist für uns sehr naheliegend auch dort ein Büro zu eröffnen, da wir schon über zehn Portfoliofirmen in Berlin haben”, erklärt Holle.

Heroes gegen den großen Schmerzpunkt

Die Erkenntnis, dass sich ab einer bestimmten Größenordnung der Portfoliofirmen gewisse zusätzliche Angebote bauen lassen – und zwar genau dort, wo die größten Schmerzpunkte liegen – hat 2016 zu einer weiteren Gründung geführt. “Ein großer Schmerzpunkt liegt bei Startups in der Frühphase zumeist im Bereich des Recruitings und der HR”, erklärt der Unternehmer. Es gebe zwar unzählige Recruiter am Markt, jedoch nur sehr wenige, die ein Geschäftsmodell anbieten, das Startup-kompatibel sei. Es müsse eine Magnetwirkung auf Jobsuchende ausüben, die an die Startup-Welt andocken wollen. Also hat sich das Speedinvest Team mit “Qualitas Management Consulting” eine starke HR-Company an die Seite geholt und “Speedinvest Heroes” exklusiv für Startups und deren Personalbedarf gegründet. “Unser Ziel ist es qualitative HR-Arbeit zu leisten, die langfristig orientiert ist. Wenn wir nur um zehn Prozent besser sind, als bestehende Consulter, ist das schon ein riesiger Hebel”, sagt Oliver Holle.

Vertikalisierung: Neuer Fonds soll stärker fokussieren

Zudem will Speedinvest stärker operativ mit den Gründerteams zusammenarbeiten und die Unternehmen gemeinsam auf den nächsten Level heben. Ein 100 Millionen schwerer, oder noch größerer Fonds wäre dafür ebenfalls ideal. Zudem wird es für die Startups mehr Support beim Growth Hacking und Marketing geben. Und auch das Thema Community und die Plattformen der Gründer sollen stärker unterstützt werden. “Das braucht eine gute Plattform und viel Content”, betont Holle. In Zukunft will er verstärkt auf die bereits etablierte Vertikalisierungsstrategie setzen. Dafür sollen weitere Fonds-Vehikel aufgebaut werden, die nur für einen bestimmten Zweck oder eine bestimmte Sparte geraised werden. Industrieexperten mit Know-How werden auch in diesen neuen Bereichen eine Fokussierung möglich machen. “Der Arbeitstitel dazu lautet Speedinvest X. Das X wird noch ersetzt. Wir haben uns einfach noch nicht festgelegt. Was ich jedoch schon genau sagen kann: Wir wollen die Nummer 1 auf der Liste jedes Startups sein, das im Bereich Fintech oder Industrie nach Venture Capital sucht”, sagt CEO Oliver Holle überzeugt.

+++ Speedinvest Heroes: “Es gibt die Leute, man muss sie nur professionell suchen” +++

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(c) OÖ Hightechfonds

Der OÖ Hightechfonds zählt mittlerweile zu einem Urgestein des oberösterreichischen Startup-Ökosystems. Seit seinem Start im Jahr 2011 investierte er mit ingesamt 22 Beteiligungen rund 20 Millionen Euro in wachstumsorientierte Tech-Startups aus Oberösterreich. Derzeit zählt das Portfolio 14 Beteiligungen. Zu den Erfolgsbeispielen zählen etwa in der heimischen Startup-Landschaft bekannte Unternemen wie Storyclash, Silana oder symflower.

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Wie das Land Oberösterreich nun bekannt gab, werden die Mittel des OÖ Hightechfonds nun aufgestockt, um “neue Impulse für Startup in Oberösterreich” zu setzen. “Für junge Hightech Unternehmen besteht trotz einem hohen Wachstumspotential meist eine Kapitalmarktlücke. Daher will das Land OÖ gemeinsam mit den oö. Banken hier bewusst gegensteuern und stockt die Mittel für den OÖ HightechFonds um weitere knapp vier Millionen Euro auf”, so Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner.

Aktuell waren laut dem Landesrat im OÖ Hightechfonds noch zwei Millionen Euro verfügbar. Durch die Aufstockung werden es jetzt knapp sechs Millionen Euro sein, die oberösterreichischen Startups als Risikokapital in Form von Beteiligungen zur Verfügung gestellt werden können. Die Aufstockung wird von den oberösterreichischen Banken gemeinsam mit dem Land Oberösterreich getragen.   

Wer profitieren kann

Der OÖ Hightechfonds richtet sich neben Startups auch an Unternehmen und KMU, die im Hightech-Bereich expandieren möchten. Die Beteiligung kann flexibel gestaltet werden, sei es durch direkte Beteiligungen an Kapitalgesellschaften oder Wandeldarlehen. Die Mindestbeteiligung beträgt 100.000 Euro, die maximale Beteiligung 1,5 Millionen Euro (in der ersten Finanzierungsrunde bis zu einer Million Euro). Die geplante Beteiligungsdauer liegt bei maximal zehn Jahren. Zudem ist es möglich, die Beteiligung mit anderen Finanzierungsformen und Förderungen zu kombinieren.

Neben der rein finanziellen Unterstützung bietet der OÖ HightechFonds in Zusammenarbeit
mit dem Hightech-Inkubator tech2b eine betriebswirtschaftliche Betreuung an. “tech2b verfügt über ein breites Netzwerk an Strategen und potentiellen Co-Investoren, sodass mit dem OÖ Hightechfonds als Lead- oder Co-Investor für das weitere Wachstum viele Kanäle für die jungen Unternehmen geöffnet werden”, so Landesrat Achleitner.


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