Das Vorarlberger Seilbahnunternehmen Doppelmayr, der Tiroler Werkstoff-Spezialist Plansee und der an der Frankfurter Börse notierte Baugerätekonzern Wacker Neuson Group sind drei von rund 20 Industrie-Unternehmen, die sich an einem neuen Branchen-spezifischen Fokus-Fonds des Wiener VC Speedinvest beteiligen. Das erste Closing von Speedinvest Industry (Speedinvest i) wurde mit rund 25 Millionen Euro abgeschlossen. Jedes getätigte Investment werde durch den Fonds Speedinvest II verdoppelt, wodurch insgesamt 50 Millionen Euro Kapital zur Verfügung stünden, heißt es vom VC.

+++ Speedinvest: Zwei ungebremste Fonds +++

“Wollen existierende Investoren nicht benachteiligen”

“Wir wollen einerseits die existierenden Investoren bei Speedinvest II nicht benachteiligen”, erklärt dazu Marie-Hélène Ametsreiter, Co-Leiterin von Speedinvest i, im Gespräch mit dem Brutkasten. Andererseits ginge es bei der Einbeziehung des bestehenden Fonds um den Plattform-Gedanken. “Wir nutzen die Ressourcen über die Fonds hinweg. Viele Industrie-relevante Startups sind etwa aus dem DeepTech bzw. AI-Bereich und damit auch für andere Branchen relevant”, sagt die Speedinvest-Partnerin.

Speedinvest i: “Brücke ins Silicon Valley”

Speedinvest i soll auf Bereiche wie Big Data & Analytics, intelligente Produktionssysteme und neue Geschäftsmodelle für die Industrie fokussieren. Die beteiligten Industrie-Unternehmen werden dabei aktiv in die Suche und Auswahl der Startups eingebunden, heißt es in einer Aussendung. Man biete mit diesem “ersten paneuropäischen Venture Fonds für Industrial Tech Startups” Gründern nicht nur Zugang zur europäischen Industrie, sondern auch eine Brücke ins Silicon Valley. Man richte sich an Gründer aus ganz Europa “von Großbritannien bis Russland”, habe aufgrund der starken industriellen Basis aber einen besonderen Fokus auf den DACH-Raum.

Vernetzung im DACH-Raum, paneuropäische Investments

Dabei stehe man natürlich europaweit für InvestorInnen offen, erklärt Ametsreiter. Man bewege sich aber in einem stark netzwerkgetriebenen Geschäft und sei im DACH-Raum einfach sehr gut verankert. “Und wir haben im deutschsprachigen Raum einfach extrem starke Industrie-Zentren und viele Hidden Champions und Weltmarktführer. Allein die Konzentration um den Bodensee-Raum ist unglaublich”, sagt die Speedinvest-Partnerin. Investieren würde man aber jedenfalls paneuropäisch – das hätte man bereits bislang deutlich gezeigt.

“Mehr gibt der Markt aus unserer Sicht nicht her. Und zwar nicht von Investorenseite – da gibt es großes Interesse, sondern von Startup-Seite”

Tickets zwischen 100.000 und 2.000.000 Euro

Speedinvest i soll ausschließlich in Early-Stage Startups im Industriebereich (Pre-Seed, Seed und frühe Series A) investieren, wobei die Tickets zwischen 100.000 Euro und bis zu 2.000.000 Euro liegen können. Das zweite und finale Closing des Fonds soll Anfang 2019 erfolgen. Es bestünde also weiterhin die Möglichkeit, in den Fonds zu investieren. Gesamt strebe man eine Größenordnung von maximal 35 bis 40 Millionen Euro an, sagt Ametsreiter. “Mehr gibt der Markt aus unserer Sicht nicht her. Und zwar nicht von Investorenseite – da gibt es großes Interesse, sondern von Startup-Seite”. Für den Fall, dass sich die Verdopplung durch Speedinvest II nicht mehr ausginge, macht Ametsreiter eine Ansage: Natürlich sei auch Speedinvest III geplant.

Heinrich Gröller als zweiter Leiter

Gemeinsam mit Ametsreiter, die seit 2014 Partnerin bei Speedinvest ist und das Büro in München leitet, führt Heinrich Gröller das Speedinvest i-Team. Der geschäftsführende Gesellschafter der Allholding Beteiligungsverwaltungs GmbH wird im Zuge dessen neuer Partner bei Speedinvest.

“Kann nicht in allen Bereichen als Experte auf Augenhöhe auftreten”

Speedinvest i ist der dritte Fokus-Fonds, der vom Wiener VC in den vergangenen Monaten präsentiert wurde. Den Start hatte der auf Marktplatz-Startups spezialisierte Fonds Speedinvest x gemacht. Beim Pioneers Festival war das Programm Speedinvest f für den FinTech-Bereich präsentiert worden. Die Branchen-Fonds bewegen sich dabei vom Volumen her alle in der gleichen Größenordnung. Bei der Etablierung der Fokus-Fonds ginge es um eine notwendige Spezialisierung, sagt Ametsreiter. “Einerseits sind potenzielle Investoren an uns herangetreten, die nur in Startups investieren wollen, die für sie relevant sind. Andererseits kann ein einzelnes Team auch nicht in allen Bereichen von Marktplatz bis Industrie als Experte auf Augenhöhe auftreten”.

Weitere Fokus-Fonds seien momentan nicht in Arbeit, verrät die Speedinvest-Partnerin. “Wir sind in letzter Zeit wahnsinnig schnell gewachsen und konzentrieren uns jetzt darauf, die Prozesse und Strukturen in den Regelbetrieb zu überführen”. Weitere Spezialfonds stünden aber dennoch im Raum. “Das ist ganz einfach vom Markt abhängig”, sagt Ametsreiter.

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