24.10.2020

Der Sparefroh: Ein Kultstar in der Sinnkrise

Ein landesweit bekanntes Spar-Maskottchen gibt es natürlich nur in Österreich. Der Sparefroh muss aber seine Rolle erst wieder finden. Es gäbe viel zu tun.
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Der Sparefroh kommt ursprünglich aus Deutschland.
Der Sparefroh kommt ursprünglich aus Deutschland. (c) sparkasse/Georg Schober

Früher war nicht alles besser. Aber der Weltspartag schon. In den 1960er- und 1970er-Jahren war das ein Event. Der Sparefroh, das offizielle Maskottchen der heimischen Sparer, war damals bekannter als der amtierende Bundespräsident. Bevor jemand fragt: Ja, Österreich ist das einzige Land der Welt, wo das Maskottchens des Weltspartags bis heute große Bekanntheit und Kultstatus genießt.

Es gab Lieder über ihn und eine Zeitschrift, die von mehr als der Hälfte der heimischen Schüler gelesen wurde. Der Sparefroh mit dem roten Hut und einer Münze als Rumpf hat mehrere Wirtschaftskrisen überstanden und sogar einige Banken überlebt, die ihn einst groß gemacht haben. Wie die Zentralsparkasse, die in den 1990ern in der Bank Austria aufging. Der ursprünglich aus Deutschland eingewanderte Sparefroh – er wurde vom Sparkassenverlag Stuttgart erfunden – steht für eine Epoche, in der Finanzbildung für Kinder offenbar ernster genommen wurde als heute.

Sparen kann auch froh machen

Alleine der Name des Sparefroh, der heuer schon 64 Jahre alt wird, vermittelt die Botschaft. “Sparefroh ist das Symbol für eine bestimmte Einstellung. Sparen ist nicht immer mit Freude verbunden, sondern mit Entbehrungen. ‘Froh sparen’ kann man jedoch, wenn man den künftigen Sparnutzen stärker im Auge hat als die gegenwärtigen Entbehrungen. Und dafür steht der Sparefroh”, erklärt der Meinungsforscher Fritz Karmasin laut Wikipedia. Früher wurde an Lehrer, die sich in Sachen Wirtschaftsbildung hervorgetan haben, sogar der “goldene Sparefroh” verliehen. Gold und Sparen in einer Figur. Das ist die österreichische Zweifaltigkeit. Im dritten Bezirk, wo die Zentrale der Zentralsparkasse mal stand, erinnert sogar eine Sparefrohgasse an ihn. Eine Ehre, die in Wien sonst nur Toten zu Teil kommt.

Aber der Sparefroh ist nicht umzubringen. Als die Banken in den 80er- und 90er-Jahren neue Sparformen entwickelten und Aktien erstmals populär wurden, wollte man sich von dem alten Herrn langsam verabschieden. Der Raiffeisensektor stieg auf die Sumsi-Biene um. Die Sparkassen bedienten sich erneut in Stuttgart und machten „Knax“ zur neuen Leitfigur. Der sollte nicht mehr so viel aufklären, sondern eher unterhalten.

Der Sparefroh ist bekannt und beliebt wie eh und je

Aber die Marketingexperten hatten die Rechnung ohne die sturen Österreicher gemacht. Zum 50. Geburtstag des Sparefroh im Jahr 2006 gaben Erste Bank und Sparkassengruppe eine Untersuchung in Auftrag und stellten fest: Der Sparefroh ist immer noch extrem bekannt und beliebt. Vor allem bei denen, die in der Nachkriegszeit Kinder waren. Also wurde die Figur im Retrostil neu entworfen und am Rumpf hielt der Euro Einzug.

Aber die Zeiten, in denen Kinder mit gefüllten Sparschweinen Ende Oktober am Weltspartag in eine Bankfiliale pilgern, sind trotzdem lange vorbei. Heuer wird es erstmals seit Jahrzehnten gar keinen Weltspartag geben, sondern zwei Weltsparwochen. Schuld ist natürlich die Pandemie. Die hat zwar die Sparquote nach oben getrieben. Aber auch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Sparefroh heute trotz seiner anhaltenden Popularität in einer Sinnkrise steckt.

Geld am Sparbuch ist heute arm dran

Seine Botschaft ist zwar zeitlos aktuell. Sparen ist wichtig, um Kapital aufzubauen. Für Anschaffungen, Investitionen, schwere Zeiten oder den Ruhestand. Aber das bekannteste Mittel zum Zweck, das Sparbuch, taugt dafür kaum noch. Schon seit Anfang der 2000er-Jahre sind die so genannten Realzinsen negativ. Heißt: Das Geld wächst am Sparbuch langsamer als die Inflation seine Kaufkraft erodiert. Oder einfacher: Wer am Sparbuch spart, verliert.

Dem Sparefroh steht sein eigener Erfolg im Weg. Schon zu seinem 60. Geburtstag 2016 versuchten die Banken einen kleinen Vorstoß, um die sturen heimischen Sparer in neue Produkte zu lenken. Heute sprechen wir vom „Fondssparen“ und „Aktiensparen“. Aber viele sind skeptisch. Wer am Sparbuch spart, verliert stetig ein bisschen. Aber wer in Produkte investiert, bei denen er das Risiko nicht versteht, kann rasch viel verlieren. Die Österreicher waren in den vergangenen Jahrzehnten leider bei jedem Blödsinn dabei, den es so gab. Von Franken- und Yenkrediten über geschlossene Schifffonds bis zu Bitcoin-Pyramidenspielen wie Optioment. Selbst die Fonds des Jahrhundertbetrügers Bernie Madoff würden in Bankfilialen an heimische Sparer verkauft. Die Skepsis ist also verständlich.

Die Zinsen feiern lange kein Comeback

Und doch wissen wir seit Corona: Die Zinsen werden weiter unten bleiben. Je länger das so bleibt, wird der Sparbuchsparer nicht froh – egal was das populäre Maskottchen sagt. Global haben die Anleger die Flucht nach vorne längst begonnen. Smartphone und Globalisierung haben für günstigere und transparentere Produkte gesorgt: ETFs, Indexfonds, Roboadvisors, Handybroker etc. Die großen Banken sind auch bemüht, günstige Fonds aufzulegen. Gold bleibt ein Evergreen. Und Bitcoin (ohne Pyramidenspiel!) setzt sich immer stärker durch.

Der Sparefroh könnte sich hier nützlich machen. Nicht als Werbefigur, sondern als Aufklärer. So wie vor 50 Jahren, als er noch jung und voller Energie war. Denn auch wenn es schon ein Sparefroh-Museum gibt, eigentlich gehört er nicht dorthin.

Über den Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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AI Summaries

Der Sparefroh: Ein Kultstar in der Sinnkrise

  • Der Sparefroh, das offizielle Maskottchen der heimischen Sparer, war früher bekannter als der amtierende Bundespräsident.
  • Im dritten Bezirk, wo die Zentrale der Zentralsparkasse mal stand, erinnert sogar eine Sparefrohgasse an ihn.
  • Zum 50. Geburtstag des Sparefroh im Jahr 2006 gaben Erste Bank und Sparkassengruppe eine Untersuchung in Auftrag und stellten fest: Der Sparefroh ist immer noch extrem bekannt und beliebt.
  • Aber die Zeiten, in denen Kinder mit gefüllten Sparschweinen Ende Oktober am Weltspartag in eine Bankfiliale pilgern, sind trotzdem lange vorbei.
  • Schon zu seinem 60. Geburtstag 2016 versuchten die Banken einen kleinen Vorstoß, um die sturen heimischen Sparer in neue Produkte zu lenken.
  • Die Zinsen werden weiter unten bleiben. Je länger das so bleibt, wird der Sparbuchsparer nicht froh – egal was das populäre Maskottchen sagt.

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