24.08.2020

SPACs: “Blanko-IPOs” von noch nicht definierten Startups werden immer populärer

Special Purpose Acquisition Vehicles (SPACs) werden in den USA gerade zum großen Thema im Startup-Bereich. Doch was kann das (gar nicht so neue) Vehikel und wäre der "IPO des unbekannten Startups" auch in Österreich möglich?
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SPACs ermöglichen einen
SPACs ermöglichen einen "Blanko-IPO" (c) Adobe Stock - pincasso

Wer würde schon in ein Unternehmen investieren, das er noch nicht kennt? Gar nicht so wenige Menschen, wie sich in den USA zeigt. Dort erleben sogenannte Special Purpose Acquisition Vehicles (SPACs) derzeit einen Boom – obwohl es das Prinzip eigentlich schon länger gibt. Dabei sammelt ein (im Normalfall bereits im Investment-Bereich bekannter) Initiator über den Börsengang eines “Blanko-Unternehmens” Kapital ein, um dieses dann in die (Teil-)Übernahme eines anderen Unternehmens zu stecken. Dieses ist somit an der Börse, ohne jemals selbst einen IPO durchgeführt zu haben.

Mit einem 2017 aufgestellten SPAC über 600 Millionen US-Dollar wurden etwa 49 Prozent von Virgin Galactic gekauft. Zuletzt kamen über die Finanzierungsmethode gleich drei Tesla-Konkurrenten, Nikola, Fisker und Lordstown Motors zu Kapital und einer plötzlichen Börsen-Listung über Umwege – aber ohne Umstände.

So laufen SPACs üblicherweise ab

Wenn SPACs aufgestellt werden, werden die Aktien beim IPO üblicherweise um zehn US-Dollar pro Stück verkauft. Ohne vorangehende Verhandlungen mit institutionellen Investoren, Hedge-Fonds und Co. geht auch hier – wie bei einem klassischen IPO – nichts. Üblicherweise gibt es dann die Selbstverpflichtung, innerhalb von zwei Jahren das Kapital anzubringen – andernfalls wird das Geld an die Anleger zurückgezahlt. Übernommen werden oft Unternehmen mit deutlich höherer Bewertung, als das SPAC. In diesem Fall wird dann meist zusätzliches privates Kapital von den vorhandenen Anlegern aufgestellt.

Special Purpose Acquisition Vehicles: In Österreich möglich, aber noch nie umgesetzt

Während das Instrument sich in den USA immer größerer Beliebtheit erfreut, ist es in Europa nicht üblich. In Deutschland etwa wurden bislang drei SPACs aufgestellt, eines 2008, zwei weitere 2010. In Österreich gab es bislang noch kein SPAC im eigentlichen Sinne. Dabei scheitert es nicht an der Rechtslage, wie Anwältin Jeannette Gorzala von der Wiener Wirtschaftskanzlei Stadler Völkel auf Anfrage des brutkasten erklärt: “Mit SPACs vergleichbare Strukturen in der Form von Aktiengesellschaften, die sich über einen IPO kapitalisieren und in weiterer Folge in einem bestimmten Rahmen Unternehmenskäufe tätigen, sind in Österreich möglich aber nicht üblich. Am ehesten mit SPAC-Strukturen vergleichbar ist beispielsweise das Startup Ökosystem startup300 AG, welches im neuen Marktsegment direct market puls an der Wiener Börse gelistet ist und regelmäßig in Wachstumsunternehmen investiert”.

Doch auch bei Transaktionen in Österreich sei der Einsatz von Akquisitionsvehikeln üblich, so Gorzala. “Diese SPV – also Special Purpose Vehicles – werden im Regelfall jedoch in der Rechtsform einer GmbH gegründet. Bei der Rechtsform der GmbH scheidet aber ein Listing an der Börse und daher auch eine Finanzierung über den Kapitalmarkt aus”.

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Tractive
(c) Tractive - (v.l.) Wolfgang Reisinger, COO/CFO bei Tractive und Founder Michael Hurnaus.

Was im Mai 2024 – siehe hier – angekündigt wurde, ist nun wahr geworden. Damals hatte Tractive CEO Michael Hurnaus gesagt, man bewege sich noch heuer auf über 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue – eine wichtige Kennzahl für Startups mit Abo-Modellen) zu. Nun ist dieser Milestone geschafft.

Tractive erreicht Ziel, das nur wenigen Abonnementunternehmen gelingt

Wie der Gründer auf Linkedin beschreibt, haben er und sein Team nach zwölf Jahren harter Arbeit, Hingabe und der Verbesserung des Lebens von Millionen von Haustiereltern ein lang angestrebtes Ziel erreicht: “100 Mio. € ARR bei Tractive – etwas, das nur sehr wenige Abonnementunternehmen jemals erreichen”.

Er sagt: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir dieses Niveau erreicht haben, während wir Hunde- und Katzenbesitzern helfen, indem wir Produkte entwickeln, die das Leben unserer Kunden wirklich zum Besseren verändern – und das mit viel Spaß.”

Das Abo-Modell

Damit Abo-Modelle wie jene von Tractive funktionieren, müsse man, laut Hurnaus Worten aus dem Spätfrühling, “dem Kunden zuerst erklären, dass es Sinn macht, ein Abo abzuschließen, und dass das nicht reine Abzocke ist”. Nach Erfahrungswerten bot das Scaleup schließlich ein Monats-, Jahres- und Zweijahres-Abo an – jeweils in einer Basic- und Premium-Variante.

Damit, so hieß es damals, gewinne man deutlich mehr Nutzer:innen für das Jahresabo – konkret um 20 Prozent mehr. Schließlich falle der Monatspreis mit der Abo-Dauer. Bezahlt wir das Abo im Voraus.

“Unser ständiges Bemühen, Produkte zu entwickeln, die in ihrer Kategorie führend sind, zahlt sich aus”, so Hurnaus auf Linkedin weiter. “Wir haben das Unternehmen fast aus dem Nichts aufgebaut und benötigten im Laufe der Jahre nur sehr wenige Finanzmittel.”

Tractive: USA als Erfolgstreiber – das Valley aber nicht als Vorbild

Das Tractive-Team hat während seiner gesamten Reise jeden einzelnen Euro in die Verbesserung ihrer Produkte, in die Einstellung von Mitarbeiter:innen aus der ganzen Welt und in den Aufbau der Unternehmenskultur investiert.

“Unser Team besteht aus rund 270 talentierten Mitarbeiter:innen und wir wachsen weiter. Wir sind auch weiterhin auf der Suche nach den besten Talenten und werden noch selektiver vorgehen, um nur die außergewöhnlichsten Mitarbeiter einzustellen, die wir finden können”, so Hurnaus weiter.

Seit knapp dreieinhalb Jahren ist das Pet-Tech auch in den USA vertreten. Im Vorjahr konnten die Staaten sogar Deutschland bei der Anzahl der Tractive-Kunden überholen. Hurnaus dazu: “Die USA sind nach wie vor unser am schnellsten wachsender Markt, und wir werden dieses Wachstum weiter vorantreiben.”

Nach zwölf Jahren erwartet Tractive, dass sich diese Dynamik fortsetzt, und prognostiziert ein Wachstum von rund 40 Prozent im Jahr 2025. “Ein gesundes Wachstum, das heißt: nachhaltig, ohne Massenkündigungen oder übermäßige ineffiziente Marketingausgaben”, erklärt Hurnaus abschließend. “Das ist der österreichische Weg, im Gegensatz zum Silicon-Valley-Ansatz (der für viele Unternehmen funktioniert, aber nicht unser Stil ist)”.

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AI Summaries

SPACs: “Blanko-IPOs” von noch nicht definierten Startups werden immer populärer

  • In den USA erleben sogenannte Special Purpose Acquisition Vehicles (SPACs) derzeit einen Boom – obwohl es das Prinzip eigentlich schon länger gibt.
  • Dabei sammelt ein (im Normalfall bereits bekannter) Initiator über den Börsengang eines “Blanko-Unternehmens” Kapital ein, um dieses dann in die (Teil-)Übernahme eines anderen Unternehmens zu stecken.
  • Dieses ist somit an der Börse, ohne jemals selbst einen IPO durchgeführt zu haben.
  • In Österreich gab es bislang noch kein SPAC im eigentlichen Sinne, rechtlich wäre das Instrument allerdings möglich.

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