04.02.2020

Soundhorn-Gründerin Zita Martus: „Verhandlungen mit 2Min2Mio-Investoren laufen noch“

Das Grazer Unternehmen Soundhorn von Zita Martus und Robert Denk konnte bei "2 Minuten 2 Millionen" gleich zwei Investoren mit ihren personalisierten Kinder-Liedern von sich überzeugen. Auch wenn der TV-Deal noch nicht unter Dach und Fach ist, hat das Musik-Startup große Pläne. Im Gespräch mit dem brutkasten erzählen die Gründer, was ihr Produkt im Kunden auslöst und worum es bei Namensliedern wirklich geht.
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Soundhorn, Musik, Kinder, Kinder, Lieder, Songs2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) Puls 4/Gerry Frank - Robert Denk und Zita Martus vertreiben mit Soundhorn personalisierte Lieder für Kinder.

Zita Martus und Robert Denk verkaufen mehr als nur Musik, wie Investor Hans Peter Haselsteiner am Rande in der Startup-Show „2 Minuten 2 Millionen“ erwähnte. Ihr Produkt sei eigentlich die „Wirkung auf die Kinder“, so der Bau-Tycoon. Mit diesem Nebensatz hat der Fernseh-Juror den sprichwörtlichen Nagel auf dem Kopf getroffen und damit das Grazer Startup treffend charakterisiert. Soundhorn verkaufen mit ihren personalisierten Liedern ganze Gefühlswelten.

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Soundhorn-Gründerin Zita Martus ist „guter Dinge“

Zum aktuellen Stand des TV-Deals mit Martin Rohla und Katharina Schneider im Ausmaß von 20.000 Euro Investment für 20 Prozent Firmenanteile hüllen sich beide Gründer noch in Schweigen, blicken aber positiv in die nahe Zukunft: „Es gab schon persönliche Treffen und wir sind davon überzeugt, genau die richtigen Investoren gefunden zu haben. Momentan laufen die Verhandlungen noch, deswegen können wir dazu noch nicht so viel sagen. Aber wir sind guter Dinge“, sagt Martus.

Der Auftritt in der Startup-Show dauerte gefühlt einen Moment, wie Martus weiter ausführt. Eine Zeitspanne, die beide Gründer nutzten, um ihr ungewöhnliches Produkt vorzustellen und zu erklären, wie Musik auf Hörer wirkt und warum sie damit hoffen, Erfolg zu haben.

Schicksalsschlag in Kindesjahren der Soundhorn-Gründerin

Eine der Grundregeln beim Gründen eines Startups ist es, ein Problem zu lösen; idealerweise in einem Bereich, bei dem man Know-How und Erfahrung selbst mitbringt. Denk ist Musikpädagoge, Martus Musikwissenschaftlerin und Musiktherapeutin. Neben ihrem akademischen Background besitzt die Gründerin „Momente“ ihrer Kindheit, die die Idee zu Soundhorn bildeten. Der frühe Verlust ihres Vaters war das einschneidende Erlebnis dabei, wie sie erklärt.

„Musik unterstützt in herausfordernden Zeiten. Jeder von uns hat seine eigenen Erfahrungen und gewissermaßen sein eigenes Päckchen aus der Vergangenheit mitzutragen. Ich habe meinen Vater sehr früh verloren. Meine Schulleistungen haben sich radikal verschlechtert. Mein Selbstvertrauen sank in die Tiefe und manche Pädagogen haben das leider schamlos ausgenutzt und mich bloß gestellt“, erklärt sie.

Musik als Verarbeitungsprozess

Heutzutage zähle das alles nicht mehr. Es sei die Musik gewesen, die ihr Kraft geschenkt habe, die schwere Zeit zu überwinden und ihr „in die Tiefe gefallenes Selbstvertrauen“ wieder zu entdecken, führt die Soundhorn-Gründerin weiter aus.

Sie ergänzt: „Ich bin meiner Mutter sehr dankbar, dass sie mir damals einen kreativen Raum ermöglichte und ich unterschiedliche Instrumente erlernen durfte. Hier konnte ich all meine Trauer und Emotionen mit Musik verarbeiten, durch Spiel oder Hören ausgewählter Musik. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich nicht die Einzige bin, die schmerzliche Erfahrungen gemacht hat – aber ich durfte lernen, wie sehr Musik helfen kann, seine Emotionen zu verarbeiten. Ich habe mich als Kind tief danach gesehnt und nach einem Lied gesucht, welches meinen Namen trägt, aber nie eins gefunden. Dafür sah ich aber, wie eingesungene Lieder mit bestimmten Namen Menschen um mich herum berührt haben“.

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(c) Puls 4/Gerry Frank – Investor Hans Peter Haselsteiner meinte, das Grazer Startup Soundhorn verkaufe keine Musik, sondern „Wirkung auf Kinder“.

Lied als Datei oder auf USB-Stick

Und diese Art der musikalischen Wirkung wollen beide Gründer nun mit ihren Liedern weitergeben. So funktioniert’s: Interessierte können die Website besuchen und den Namen des Kindes eingeben oder selbst einsprechen. Danach wird das gewünschte Kinderlied in voller Länge mit dem Wunschnamen von Martus eingesungen und später entweder als Datei zum Download bereitgestellt oder auf einem personalisiertem Holz USB-Stick an den Kunden versandt. Auch eine Geschenkbox mit Grußkarten und einer Malimba (Daumenklavier) ist im Sortiment des Unternehmens enthalten.

Mut, Trost & Rituale

Das aktuelle Repertoire beinhaltet Lieder mit Namen wie „Mut- und Trost-Lied“, die dazu dienen sollen das jeweilige Kind in dessen Entwicklung zu unterstützen. Soundhorn hat thematisch auch Songs für alltägliche Rituale, die für die Kleinsten von Bedeutung sind: Etwa Aufräumen oder Schlafen gehen.

Weitere Songs sollen folgen

„Es sind noch mehrere Lieder geplant, da es noch so viele schöne Themen gibt. Ganz oben auf der Liste steht ein Geschwisterlied, ein Lachlied, das gesundheitsfördernd ist oder ein Freundschaftslied. Wir nehmen auch gerne Wünsche von den Eltern selbst entgegen“, erklärt Denk.

Auch für die „Großen“ bald etwas dabei

Doch nicht bloß die Kinder sind im Visier von Soundhorn. Die Gründer haben längst auch eine andere Zielgruppe ins Auge gefasst, wie sie zugeben: „Es wird auch bald Namenslieder für Erwachsene geben, da hier die Nachfrage immer wieder aufkommt“, sagt Martus. Neben dem Geschwisterlied sei auch ein Hochzeitslied für Erwachsene – mit der Möglichkeit zwei Namen einzusingen – in Planung.

Preis für personalisiertes Lied bleibt vorerst gleich

Der Preis für ein personalisiertes Lied, der Thema in der Sendung war, soll trotz Ratschlägen von TV-Juror Hans Peter Haselsteiner und potentiellem Investor Martin Rohla momentan noch nicht erhöht werden: „Wir haben lange diskutiert, haben uns aber dann bewusst dafür entschieden, dass wir für die Ausstrahlung von ‚2 Minuten 2 Millionen‘ noch bei diesen alten Preisen bleiben. Sozusagen als Kostprobe und als Schmankerl zum Kennenlernen des Produkts. Aber es wird nicht ausbleiben, dass wir die Preise noch anpassen und diese sich im Laufe des Jahres noch ändern werden“, sagt Martus.

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(c) Puls 4/Gerry Frank – Der TV-Deal mit Mediashop-Chefin Katharina Schneider und Nachhaltigkeits-Experte Martin Rohla befindet sich noch in der Verhandlungsphase.

Musiktherapeutische Instrumente

Aktuell ist es die Gründerin selbst, die die Lieder einsingt, jedoch sei eine baldige Erweiterung um einen männlichen Sänger möglich. Dabei ist die Musikrichtung des Startups ein Mix aus dem klassischen Bereich, traditioneller Musik, Pop und Chansons: „Die Lieder werden auch mit musiktherapeutischen Instrumenten eingespielt. Je nach Thema des Liedes variiert die Stilrichtung“, erklärt Denk: „Deswegen ist es so wichtig, all das musikalische Wissen aus der Musiktherapie und Musikwissenschaft miteinzubeziehen. Denn es ist so viel möglich. Allein durch das Wechseln des Instrumentariums kann die Wirkung auf uns Menschen ganz anders sein“.

Ängste und Stress mit Musik abbauen

An dieser Stelle tritt der Musikwissenschaftler unter den beiden Gründern hervor: „Es gibt Studien, die belegen, dass Musik helfen kann, zu entspannen, sich zu stabilisieren, Ängste und Stress abzubauen, das Wohlbefinden zu steigern oder zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und zu gestalten“, führt Martus aus.

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Allein durch das Anhören von Musik können sich Blutdruck und Herzschlag verändern, weiß die Gründerin. Musik und Emotion stünden, so Martus weiter, in direkter Korrelation und „berühren unsere innere Welt“. Dies sei eine einfache Methode, die unmittelbar auf den Hörer Einfluss nehme und ihn stärke: „Diese Komponente wird verstärkt, wenn für einen selbst das eigene Lied erklingt“, sagt  sie.

„Musik verändert Serotonin-Spiegel“

„Das Hören von bestimmter Musik führt zur Veränderung des Serotoninspiegels“, so die Musik-Therapeutin weiter: „Serotonin ist jener Neurotransmitter, der eng mit der Regulierung unserer Stimmungen verknüpft ist. Dieser steigt allein durch das Musikhören an. Auch das Singen kann die chemischen Vorgänge im Gehirn beeinflussen, die mit Wohlbefinden, Stressreduktion und Stärkung des Immunsystems zusammenhängen“, erklärt die Gründerin. Mit diesem Ansatz verpasst sie ihrem Unternehmen eine wissenschaftliche Basis.

Nachtritual als Schlafhilfe

„Stellen Sie sich vor, sie haben als Kind ein bestimmtes Nachtritual. Immer mit dem gleichen Schlaflied. Dieser besondere und kraftvolle Anker kann Ihnen als erwachsene Person sehr helfen, wenn sie schlecht in den Schlaf finden oder sich wieder nach mehr Geborgenheit sehnen. Denn durch das Anhören dieses Liedes werden sofort die Erinnerungen auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene wach“, erzählt Martus.

Soundhorn auf dem Weg in den DACH-Raum

Seit der TV-Aufzeichnung und dem Pitch im Studio arbeitet das Gründer-Paar an der Erweiterung des Produkts und ist auf der Suche nach Kooperationspartnern. Insbesondere die Idee zu den „Erwachsenen-Liedern“ liegt auf dem Tisch. Auch ein Rollout nach Deutschland und in die Schweiz ist fest im Blick der Beiden, sowie das Schreiben neuer Lieder in anderen Sprachen. Denn wie Martus sagt: „Wir alle identifizieren uns mit unserem Namen. Er ist das oft gehörteste Wort in unserem ganzen Leben. Und wenn ein Kind sein persönliches Lied hört, fühlt es ein ganz besonderes und wertschätzendes Gefühl. Deswegen wirken Namenslieder hervorragend“.


⇒ Zum Startup

⇒ 2Min2Mio/Puls 4

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Im sechsten und letzten Kapitel der Serie „From Science to Business“ steht der Gründergeist an Hochschulen im Mittelpunkt. Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit Forschende den Schritt in die unternehmerische Praxis wagen?

Einblicke liefern Elisabeth Stiegler, Executive Managerin des MedLifeLab Innovation Hub und der MedLifeLab Beteiligungs GmbH an der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI), Christian Hoffmann, CEO der neuen Spin-off Factory und Senior Advisor für Innovation im Rektorat der TU Wien, Monique Schlömmer, Head of Operations am WU Entrepreneurship Center, sowie Birgit Wimmer, Projektkoordinatorin für Gründungen an der JKU Linz.

Ein neues Normal: Gründung wird Teil des Selbstverständnisses

An der Medizinischen Universität Innsbruck wurde mit dem MedLifeLab eine klare Struktur geschaffen, um forschungsbasierte Innovationen gezielter und schneller in die Verwertung zu bringen. „Wir haben das MedLifeLab als Innovation Hub gegründet – mit klarem Commitment der Universitätsleitung und des Unirats“, sagt Elisabeth Stiegler. Diese Rückendeckung sei entscheidend, um ein innovationsfreundliches Klima zu schaffen. Dabei sei es wichtig, die Vielfalt an Orientierungen zu akzeptieren: „Manche Forscher:innen möchten ihre Karriere an der Universität oder Klinik fortsetzen, andere streben eine Ausgründung an – beide Wege sind gleichwertig und verdienen unsere volle Unterstützung.“

Auch an der TU Wien sieht man einen Kulturwandel. „Ausgründungen lässt man nicht mehr einfach passieren, man möchte sie gezielt steigern“, betont Christian Hoffmann. Innovation und Transfer seien heute ein zentraler Auftrag, gleichrangig neben Forschung und Lehre. „Das kann nur funktionieren, wenn die Universitätsleitung es wirklich will. Dieses Signal muss von oben kommen – und wenn es da ist, strahlt es in die gesamte Organisation.“

Die WU Wien blickt auf mittlerweile zehn Jahre Entrepreneurship Center zurück. „Früher waren es eine Handvoll Studierende – heute füllen wir mit unseren Events das Audimax“, erzählt Monique Schlömmer. Erfolgreiche Alumni wie die Gründer von Refurbed oder Hokify zeigen, dass sich Unternehmertum am WU-Campus fest etabliert hat. Über das Entrepreneurship Center bietet die Universität Beratung, Workshops und Zugang zu einem breiten Startup-Netzwerk – von Alumni bis hin zu Partner:innen aus der Unternehmens- und Investor:innenszene. Zudem legt es großen Wert auf hochschulübergreifende Kooperationen, weswegen das Entrepreneurship Center Network (ECN) geschaffen wurde, um für regelmäßigen Austausch zwischen den Hochschulen zu sorgen „Mit dem Launch von WU Ignite Ventures 2025 runden wir unser Portfolio nun ab – von der Awareness-Schaffung zum Thema Entrepreneurship über Empowerment-Programme und einen Inkubator bis hin zur Möglichkeit, in die Teams zu investieren“, so Schlömmer.

Am JKU Linz – LIT Open Innovation Center in Linz zeigt sich, wie Raum und Struktur Innovationsdenken und Kultur befördern können. Auf 8.000 m² arbeiten Unternehmen, Startups, Institute und Studierende Tür an Tür. „Interdisziplinarität ist in unserer DNA verankert – und das ist ein idealer Nährboden für unternehmerisches Denken“, sagt Birgit Wimmer. Mit seiner Kombination aus Labors, Co-Working-Spaces und Vernetzungsformaten ist das JKU Linz – LIT Open Innovation Center eine physische Manifestation dessen, was Third Mission meint: Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft an einem Ort zusammenzubringen.

Third Mission: Zwischen Leistungsvereinbarungen und Kulturwandel

Die Diskussion um Spin-offs ist längst nicht nur eine Frage des akademischen Selbstverständnisses, sondern auch ein politisches Programm. Das Wissenschaftsministerium hat in den Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten erstmals konkrete Vorgaben verankert: Jede Hochschule muss Maßnahmen ergreifen, um die Zahl der Ausgründungen zu erhöhen. Damit wird die Third Mission zu einem messbaren Auftrag.

Für Hoffmann ist klar: „Am Anfang klingt das einfach: Verdoppelt die Zahl der Spin-offs. Aber wenn man es zu Ende denkt, betrifft es alle Bereiche der Universität.“ Forschung, Berufungsverfahren, Governance, Evaluation – alles muss neu gedacht werden. Gründungen dürfen nicht länger ein Nebeneffekt sein, sondern müssen als integraler Bestandteil der Universitätslogik verstanden werden. Auch Stiegler sieht die Konsequenzen: „In Berufungsverfahren sollte sichtbar werden, ob eine Kandidatin oder ein Kandidat wissenschaftliche Exzellenz mit Innovationsgeist und Verwertungsorientierung verbindet – und nicht nur durch wissenschaftliche Publikationen überzeugt.“

Dieser Kulturwandel ist tiefgreifend. Jahrzehntelang war die akademische Karriere fast ausschließlich über Publikationen und Zitationsindizes definiert. Nun treten Kriterien wie gesellschaftlicher Impact, Kooperationsfähigkeit und unternehmerische Initiative hinzu. Hochschulen müssen neue Bewertungsmaßstäbe entwickeln, um diese Aspekte fair und transparent zu gewichten.

Hoffmann verweist auf ein zweites Instrument: die Zielvereinbarungen innerhalb der Universitäten selbst. „Wenn das Rektorat das wirklich will, dann trifft es auch mit den eigenen Einrichtungen ähnliche Vereinbarungen: Wir erwarten uns, dass du an Patente denkst, dass du an Ausgründungen denkst.“ So wird der Gründungsauftrag in die alltägliche Praxis übersetzt – von den Fakultäten bis in die Forschungsgruppen.

Für Österreich ist dieser Paradigmenwechsel auch ein Standortfaktor. Länder wie Deutschland (TUM, UnternehmerTUM), die Schweiz (ETH Zürich) oder Großbritannien (Imperial College) haben längst bewiesen, dass sich eine konsequente Innovationspolitik in einer dynamischen Spin-off Kultur niederschlägt. Österreich steht hier im Wettbewerb – und die Zielvereinbarungen sind der Versuch, diesen Rückstand aufzuholen.

Stiegler bringt es auf den Punkt: „Das ist keine Aufgabe, die Universitäten allein lösen können. Aber sie können Vorbilder sein und zeigen, dass Third Mission nicht nur ein Schlagwort ist, sondern gelebte Realität.“

Ressourcen & Freiräume für Unternehmertum

Wer gründen will, braucht vor allem eines: Zeit. Doch akademische Karrieren sind durch Forschung, Lehre und Verwaltungsaufgaben oft stark ausgelastet.

Die Medizinische Universität Innsbruck arbeitet deshalb an neuen Karrierepfaden: Sabbaticals, Karenzierungen oder die Möglichkeit, während der Tätigkeit an Ausgründungsprojekten zu arbeiten. „Wir wollen Strukturen schaffen, die Gründung nicht zum Karriere-Risiko machen, sondern zur anerkannten Option“, so Stiegler.

Das JKU Linz – LIT Open Innovation Center bietet eine interdisziplinäre Community, Arbeitsplätze und Laborinfrastruktur, kombiniert mit JKU-Programmen wie Patentscouts oder Gründungsbotschafter:innen. „Man muss Forschende dort abholen, wo sie stehen – oft fehlen ihnen betriebswirtschaftliche Kenntnisse und das unternehmerische Mindset, und genau da setzen wir an“, erklärt Wimmer.

Die WU Wien wiederum deckt mit ihrem Entrepreneurship Center das ganze Spektrum ab: von Awareness-Programmen in Volksschulen über Workshops & Mentoring bis hin zu Venture-CapitalInvestment mit dem hauseigenen Fonds WU Ignite Ventures.

Die Spin-off Factory der TU Wien ergänzt dieses Angebot gezielt. Sie fungiert als Innovation Hub für Studierende und Forschende, bietet Gründungsverträge, Karriereberatung, Infrastruktur und erste Finanzierungswege. Ziel ist es, TU-Wien-basierte Ideen schneller in verwertbare Bahnen zu lenken – mit Begleitung von der Ideenfindung über IP-Schutz bis zur Marktreife.

Teams formieren: Mehr als Matching

Wenn über Spin-offs gesprochen wird, richten sich viele Blicke sofort auf die Technologie: Ist sie innovativ genug? Hat sie Marktpotenzial? Doch wer mit Investor:innen, Gründer:innen oder Transferstellen spricht, hört schnell ein anderes Thema: Entscheidend ist nicht nur die Idee, sondern das Team dahinter. Ohne funktionierende Zusammenarbeit, komplementäre Kompetenzen und gemeinsame Vision bleibt selbst die vielversprechendste Erfindung im Labor.

Gerade in Life Sciences fehlen oft die komplementären BusinessKompetenzen, und viele Forscher:innen sehen ihren Karriereweg ausschließlich in der Wissenschaft. „Viele beginnen mit einem klaren Berufsbild – Ärztin, Forscherin. Unternehmertum kommt kaum vor“, sagt Stiegler.

Matching-Formate, Alumni-Netzwerke oder Co-Founder-Events können helfen – aber sie ersetzen nicht die menschliche Komponente. „Man kann Menschen in einen Raum bringen – ob daraus ein Team wird, hängt von der Chemie ab.“

Die WU setzt dabei auf systematisches Matching: Schon frühphasig arbeiten Forschende und Betriebswirt:innen in Kursen und Projekten zusammen – etwa im Biotech-Programm xBio und dem Gate Programm. Ziel ist, dass Wissenschaftler:innen ein Gefühl dafür bekommen, was es bedeutet, in der Businesswelt zu agieren: von Businessplan bis Investor:innen-Pitch. „Beide Seiten – BWL und Forschung – müssen lernen, wie die anderen denken und kommunizieren“, betont Monique Schlömmer.

Ein zentraler Baustein ist das Entrepreneurship Center Network (ECN) mit über 35 Mitgliedshochschulen österreichweit. „Wir wollen, dass Gründungsteams nicht an Hochschulgrenzen scheitern. Das ECN bringt Forschende, Studierende und Alumni zusammen – damit überhaupt die Möglichkeit entsteht, sich kennenzulernen und Vertrauen zu entwickeln.“ Und sie merkt an: „Ergänzend diskutieren wir auf Hochschulebene und versuchen hierbei Synergien zu schaffen, um die Herausforderungen gemeinsam zu überwinden.“

Auch die JKU setzt auf interdisziplinäre Formate wie die LIT Research Labs, in denen Studierende und Forschende aus verschiedenen Disziplinen an konkreten Problemstellungen arbeiten. „Je früher solche Kontakte entstehen, desto stabiler die Teams“, sagt Wimmer.

Für Investoren ist dieser Punkt entscheidend. Hoffmann bringt es auf den Punkt: „Wenn Investoren auf Spin-offs schauen, ist ihre erste Frage immer: Passt das Team? Sind alle Fähigkeiten vorhanden – oder zumindest das Potenzial dazu?“

Österreich gemeinsam denken – und international öffnen

Eine wiederkehrende Kritik betrifft die Fragmentierung des österreichischen Hochschulsystems. Universitäten, Fachhochschulen, Privatunis und Forschungseinrichtungen arbeiten oft nebeneinanderher. „Wir haben viele Bubbles – das muss ein großes Ganzes werden“, fordert Christian Hoffmann.

Die Spin-off Factory der TU Wien setzt deshalb stark auf internationale Partnerschaften. Hoffmann verweist auf Kooperationen mit dem Imperial College London, der ETH Zürich und dem UnternehmerTUM München – mit Austausch zu Inkubatoren, Mentoring und Startup-Wettbewerben.

Elisabeth Stiegler (Medizinische Universität Innsbruck) betont die geografischen Chancen im Westen: Mit Partner:innen in Bayern, Südtirol und der Schweiz arbeitet man daran, in den Life Sciences eine Westachse aufzubauen. „Österreich ist klein. Gerade in den Life Sciences müssen wir uns überregional vernetzen – nicht nur national, sondern auch international.“

Die WU Wien versteht ihr Entrepreneurship Center als Teil eines globalen Ökosystems und baut über das Entrepreneurship Center Network (ECN) hochschulübergreifende Brücken – ein Hebel, um Teams und Projekte schneller international anzubinden.



Diese Themen werden in „From Science to Business“ behandelt:

Folge 1: Status quo der Spin-offs in ÖsterreichStrukturen, Leistungsvereinbarungen, Beteiligungsgesellschaften und Mindset-Veränderungen an Hochschulen.
Folge 2: Von der Idee zum Patent und Spin-offWie Universitäten und Industrie den Transferpfad gestalten, inkl. IP- und Scouting-Prozesse.
Folge 3: Life Sciences im FokusLange Entwicklungszyklen von Medikamenten, hohe Investitionskosten und wie MedLifeLab und Takeda Spin-offs und Innovationen unterstützen.
Folge 4: Finanzierung von DeepTech-Spin-offsHerausforderungen langer Entwicklungszyklen, Evergreen-Fonds, Co-Investments und Investorensicht.
Folge 5: Kooperationen als ErfolgsfaktorVon der Idee zum globalen Skalieren. Wie Universitäten, Inkubatoren und Industriepartner Innovationen gemeinsam entwickeln.
Folge 6: Gründungsmindset an Hochschulen stärkenBest Practices, Infrastruktur und Anreizsysteme, um mehr Spin-offs bis 2030 zu ermöglichen.

„From Science to Business“ setzen wir gemeinsam mit unseren Partnern AplusB (Academia plus Business)Austria Wirtschaftsservice (aws)MedLifeLab Innovation Hub (Medizinische Universität Innsbruck), Noctua Science VenturesJKU – LIT Open Innovation Center (Johannes Kepler Universität Linz), OÖ HightechFondsSpin-off AustriaTakedatecnet equityThe Spinoff Factory (Technische Universität Wien), Universität Innsbruck und WU (Wirtschaftsuniversität Wien) um.

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Soundhorn-Gründerin Zita Martus: „Verhandlungen mit 2Min2Mio-Investoren laufen noch“

Zita Martus und Robert Denk verkaufen mehr als nur (personalisierte) Musik, wie Investor Hans Peter Haselsteiner am Rande in der Startup Show erwähnte. Ihr Produkt sei eigentlich die „Wirkung auf die Kinder“, so der Bau-Tycoon. Aktuell laufen noch Verhandlungen mit Martin Rohla und Katharina Schneider. Das aktuelle Repertoire beinhaltet Lieder mit Namen wie „Mut- und Trost-Lied“, die dazu dienen sollen das jeweilige Kind in dessen Entwicklung zu unterstützen. Auch Lieder für Erwachsene sollen bald folgen.

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Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

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