07.05.2018

Soros, Rockefeller und Nasdaq: Bitcoin macht weiter große Schritte

Soros, Rockefeller, Nasdaq, Banken, Futures: Die Wall Street hat den Kryptosektor im Auge. Aber die fehlende Regulierung bleibt ein Problem für Investoren.
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Bitcoin Halving - Soros, Rockefeller, NASDAQ
(c) fotolia.com - trahko

Das ging flott. Es war im August 2017, dass wir festgestellt haben: Bitcoin und Blockchain schlagen im Mainstream auf. Ok, man kann mit Bitcoin oder anderen Kryptowährungen weiterhin nur selten an der Tankstelle zahlen. Auch der Krypto-Besitz einer durchschnittlichen Familie dürfte noch immer gering sein.

Aber das Blockchain-Fieber hat viele Branchen erfasst. Und der Hype, der die letzte Bubble aufgeblasen hat, der ist wirklich im Mainstream angelangt. Dort, wo solche Finanzsspielereien eigentlich hingehören: an der sprichwörtlichen Wall Street (die längst von einem globalen Markt abgelöst wurde).

Die Futures werden immer beliebter

Wo lässt sich das beobachten? Zum Beispiel bei den berühmten Bitcoin-Futures, die online gingen, als der Markt gerade besonders überhitzt war. Sie erlauben es den traditionellen Spekulanten, auf den Bitcoin-Kurs zu wetten ohne sich mit Wallets und den immer noch sehr mühsamen Krypto-Börsen herumzuschlagen. Die Nutzung dieser Futures-Kontrakte ist seit ihrer Einführung bereits um 250 Prozent gewachsen und verbucht ein Allzeit-Hoch nach dem anderen.

Freilich: Die Wall Street ist weiterhin zerstritten, was Bitcoin betrifft. Warren Buffet, sicher einer der erfolgreichsten Investoren in der Geschichte der Vereinigten Staaten, ist nur einer von vielen Bitcoin-Gegnern. Seine Feststellung, dass er Bitcoin zwar nicht verstehe, sich dennoch sicher sei, dass es alles in Tränen enden werde, ist in der Community längst ein Running Gag. Andere sind sich da aber nicht so sicher – oder wollen zumindest an der nächsten Bubble mitverdienen, egal wohin sie führt.

George Soros sieht sich das mal an

Zum Beispiel der in Österreich gerade heiß diskutierte George Soros. Der fühlt sich bei Währungen sowieso zuhause, so hat er sein Geld gemacht. Jetzt hat seine Firma Soros Fund Management das grüne Licht bekommen, auch in den Kryptomarkt einzusteigen. Aber Vorsicht. Ein George Soros wird auch auf einen fallenden Kurs spekulieren, wenn es ihm Geld bringt. Und dank der Bitcoin-Futures ist es ihm jetzt möglich.

Dann wäre da noch die Rockefeller-Familie. Verglichen mit der ist George Soros ein Neureicher. Bei den Rockefellers geht man einen anderen Weg. Der Venture-Capital-Flügel der Familie kauft sich ein. Venrock steht für Venture und Rockefeller. Und bei “Fortune” konnte man kürzlich lesen, dass Venrock sich beim Krypto-Investor Coinfund aus Brooklyn eingekauft hat. Die Firma hilft “normalen”, etablierten Unternehmen bei deren kryptoökonomischen Plänen.

Venrock untergräbt sogar das eigene Geschäftsmodell

Interessant ist auch die Perspektive des Venrock-Partners auf seine eigene Industrie: “Gatekeeper verlangen Geld von den Nutzern, Miete oder Maut. Der Vorteil von Krypto ist, dass wir immer weniger Gatekeeper brauchen. Venture Capital selbst ist im Grunde aber auch eine Gatekeeper-Industrie. Ich würde das gern auflösen. Ich glaube nicht, dass eine kleine Gruppe von Menschen die Entscheidung darüber treffen sollte, welche Projekte Geld aufstellen und loslegen können”, so Pakman.

Laut dem Investor ist es immer noch sehr früh in der Timeline des Krypto-Marktes. Venrock war früher in Twitter oder Alibaba investiert und spezialisiert sich darauf, Firmen zu helfen, die bereits eine bestimmte Größe erreicht haben. Das sei bei vielen im Kryptosektor noch nicht der Fall, weshalb Venrock jetzt speziell nach Firmen suche, wo die Venture Capital Firma ihre Erfahrungen bereits in einem früheren Stadium einbringen könne.

Ein Fünftel der Banken will einsteigen

Gleichzeitig überlegt man bei Venrock: Wie können andere Firmen, die bereits im Portfolio sind, ihre Produkte für den Kryptosektor adaptieren? Vor diesem Hintergrund muss man wohl auch den Einstieg bei Coinfund verstehen.

Neben den strategischen Investoren scharren aber auch die Finanzinstitute in den Startlöchern. Reuters hat das Thema Krypto bei seinen Umfragen erst kürzlich hinzugefügt. Und siehe da: Ein Fünftel der etablierten Banken bereitet sich auf einen Einstieg in den Kryptomarkt vor. Von denen, die heuer noch einsteigen wollen, haben 70 Prozent erste Schritte bereits in den nächsten drei bis sechs Monaten geplant. Auch Hedge Fonds und andere Assetmanager haben Krypto ins Auge gefaßt.

Auch in Österreich tut sich was

Dieser Trend ist auch nicht auf Amerika beschränkt, wie auch die Gründer der österreichischen Plattform Bitpanda, Paul Klanschek und Eric Demuth, bestätigen: Bei ihnen hätten sich in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von Family Offices, Banken und Vermögensverwaltern gemeldet, die in den Sektor einsteigen wollen. Zu konkreten Projekten verraten sie freilich noch nichts.

Skeptisch, aber nicht uninteressiert, zeigen sich die traditionell konservativen Anleger der Versicherungen. Laut einer Umfrage von Goldman Sachs Asset Management winkt die große Mehrheit der Assetmanager noch ab. Verständlich: Versicherungen investieren auch nicht an den Rohstoffmärkten weil diese ihnen zu volatil sind. Da muss Krypto der reine Albtraum sein. Aber immerhin drei Prozent können sich sehr wohl vorstellen, Bitcoin und Co. in ihre Portfolios zu nehmen, sagt Goldman.

Nasdaq will bald zur Kryptobörse werden

Bleibt die Frage nach den Börsen. Die Einführung von Futures war ein entscheidender Schritt von Bitcoin in den Mainstream. Aber solange die echten Coins nur auf privat betriebenen und schlecht regulierten Börsen gehandelt werden, kann aus Krypto keine breit akzeptierte Assetklasse werden.

Dass Regierungen rund um die Welt, darunter auch die österreichische, sich des Themas angenommen haben und etwa ICOs regulieren wollen, ist sicher der nächste wichtige Schritt. Was es dann aber immer noch braucht, auch im Sinne des Konsumentenschutzes, sind seriöse und gut regulierte Börsen.

An der Wiener Börse winkt man hier noch ab: zu neu, zu unsicher. Aber in Amerika ist man schon weiter, auch weil dort ein großer Konkurrenzkampf zwischen den Standorten stattfindet.

Ende April meldete sich die Chefin Chef der Technologiebörse Nasdaq zu Wort: “Natürlich würden wir uns überlegen, im Laufe der Zeit eine Kryptobörse zu werden”, sagte Adena Friedman am 25.4. zu CNBC: “Ich glaube, dass digitale Währungen überleben werden. Es ist nur die Frage, wie lange es brauchen wird, bis dieser Sektor erwachsen ist.”

Der Weg bleibt lang, weil die Regulierung fehlt

Nasdaq kooperiert inzwischen mit der Kryptobörse Gemini, die von den Brüdern Tyler and Cameron Winklevoss gegründet wurde. Nasdaq habe aber dasselbe Problem wie viele institutionelle Investoren, so Friedman. Solange der Sektor nicht reguliert sei, könne man nicht wirklich einsteigen.

Heißt: Bitcoin und Co. haben den Weg in den Mainstream eingeschlagen. Große Schritte wurden gemacht. Aber der Weg bleibt dennoch lang.

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Clemens Wasner vor einem Symbolbild zu künstlicher Intelligenz
Clemens Wasner | Foto: Adobe Stock (Hintergrund), Enlite.ai

Entgegen der Erwartungshaltung vieler Skeptiker hat sich die KI-Entwicklung in 2024 noch beschleunigt: Im Wochentakt erfolgten neue technische Durchbrüche, der Launch neuer Services oder die Integration von KI in bestehende Lösungen. Über die rasanten Entwicklungen im abgelaufenen Jahr könnte man ohne weiteres ein Buch füllen, weshalb ich hier nur einen kurzen Abriss über die wichtigsten Entwicklungen geben kann.

Large Language Models: Mit den Claude-Modellen von Anthropic hat sich ein Konkurrent zu OpenAI etabliert. Auch Google hat sich nach Startschwierigkeiten zu einem ernsthaften Player entwickelt. Den eigentlichen Wendepunkt stelle jedoch der Open-Source-Bereich dar. Während zu Beginn des Jahres LLama2 und vergleichbare Modelle einen Rückstand von etwa 18 Monaten gegenüber GPT4 hatten, gab es im Sommer mit Llama3 erstmals ein Open-Source-Foundation-Model, das seine Closed-Source Konkurrenten in Rankings und Benchmarks übertraf. Seitdem hat Meta mit LLama3.2, einer multimodalen Variante die Text und Bild als Input akzeptiert, Open-Source-seitig noch nachgelegt (auch wenn die kommerzielle Nutzung in der EU leider nicht erlaubt ist). 

Marktanteil von Large Language Models 2023 vs 2024

Bild und Video-Generierung: Die letzten Jahre waren von Dall-e, Mid Journey und RunwayML geprägt. Mit Flux, einer der sehr seltenen europäischen Erfolgsstories im KI-Bereich, ist ein neues Modell zur Generierung von Bildern neu hinzugekommen, das von vielen als das aktuell beste angesehen wird. 

Im Dezember erfolgte schließlich der lange erwartete Launch von OpenAIs Sora (nicht in der EU) sowie die Vorstellung von Google’s Veo2 (nicht in der EU), welches technisch einen Riesensprung gegenüber der Konkurrenz darstellt. In 2025 ist auf Social Media eine ähnliche Schwemme an AI-generierten Videos zu erwarten, wie wir sie in 2023 für KI-generierte Bilder erlebt hatten.

In 2024 wurden die ersten sogenannten “Reasoning-Modelle” vorgestellt. Ein Reasoning-Modell wie GPT o1 kann nicht nur Texte anhand erlernter Muster erstellen, sondern auch echte logische Zusammenhänge erkennen und nachvollziehen. Dies ist ein vollkommen anderer Ansatz als bisher, da KI-Systeme dadurch fundierter argumentieren können, anstatt lediglich die „wahrscheinlichste“ Antwort aus riesigen Textmengen herauszufiltern bzw. vorherzusagen. Ein paar Tage vor den Weihnachtsfeiertage wurde GPT o3 vorgestellt (brutkasten berichtete), dass bei komplexen wissenschaftlichen Aufgaben, Mathematik und Coding-Benchmarks eine neue Ära einläutet. 

das neue OpenAI-Modell o3 im Vergleich zu früheren Modellen

KI wird ‘Personal’

Während die letzten Jahre KI vor allem auf der Cloud stattfand und wir mit unseren Endgeräten lediglich darauf zugegriffen haben, wurden in 2024 die Weichen für KI am Smartphone und Computer (Windows & Mac) gestellt.

Apple Intelligence (derzeit nicht in der EU verfügbar) ist Apples hauseigene KI-Plattform, die neben einer für andere KI-Modelle offenen Architektur vor allem auf Datenschutz und lokale Datenverarbeitung setzt. Googles Assistent Gemini (nur eingeschränkt in der EU verfügbar) auf Android-Smartphones geht noch einen Schritt weiter, was App- und Datenübergreifende Assistenzfunktionen betrifft.

Beide Lösungen stellen die allererste Version eines persönlichen Assistenten dar, der nicht an einzelne Services (wie MS Copilot) oder Umgebungen (wie Browser) gekoppelt ist, sondern übergreifend analysieren und agieren kann. Bis von diesen auch komplexere Aufgaben übernommen werden können, wird es noch einige Versionen benötigen, die Basis hierfür wurde jedoch in 2024 gelegt.

In 2024 wird auch als jenes Jahr in die Geschichte eingehen, in dem sich ein Pfad für die Einführung von Augmented Reality (auch xR) herauskristallisierte. Damit ist weniger das im Februar dieses Jahres erschienene Apple Vision Pro gemeint, das zum aktuellen Preis und Formfaktor nicht viel mehr als ein Developer Kit darstellt, sondern die xR-Plattformen von Google und vor allem Meta.

Mit den Orion Glasses hat Meta im September einen Prototypen vorgestellt, der einen guten Ausblick darauf gibt, welche Möglichkeiten uns in etwa 5 Jahren erwarten: echtes Augmented Reality gepaart mit generativer KI. Wer sich von Sprachsteuerung und GenAI bereits heute ein bild machen will dem seien die Meta Rayban Smartglasses empfohlen, welche u.a. Live-Übersetzungen und Bilderkennung ermöglichen – wie üblich gilt: nicht in Europa.

Österreich wird Lifesciene-lastiger und KI-affiner

Das österreichische KI-Ökosystem entwickelt sich nach wie vor sehr gut. Vor allem im Bereich der Corporates und IT-Dienstleister kam es zu einem sprunghaften Anstieg von Unternehmen die KI einsetzen bzw. anbieten. Als Highlight im wissenschaftlichen Bereich kann das von Michael Bronstein geleitete AITHYRA-Institut genannt werden, welches von der Boehringer Ingelheim Stiftung mit 150 Mio. Euro gefördert wird (brutkasten berichtete). “AI in Lifescience” stellt bereits heute den größten Bereich für KI-Startups dar, ein Trend der sich mit diesem Institut sicher noch verstärken wird.

Wie zu erwarten, fanden im Superwahljahr 2024 keine strategischen Weichenstellungen statt. Ausgehend von den Wahlprogrammen und den aktuell noch andauernden Koalitionsverhandlungen wird KI auch in der nächsten Legislaturperiode keine Rolle spielen. Ein Rekorddefizit und geschwächte Wirtschaftsleistung sind kein guter Nährboden für ambitionierte Projekte, derer es aber sehr viele bedürfte. Auch eine mögliche Neuwahl wird daran leider nichts ändern, da die relevanten Parteien geistig noch in den 1930ern, 1950ern oder 1970ern leben.

Aus Sicht der Bevölkerung lässt sich festhalten, dass KI hierzulande mittlerweile so alltäglich wie Google-Suche geworden ist. 

Google Suchtrends Österreich 2024, ChatGPT vor Taylor Swift

Europa, der scheiternde Kontinent

Üblicherweise würde ich den Ausblick mit einer europäischen Perspektive abschließen – leider gibt es diese im Technologiebereich nicht. Jedem Durchbruch der letzten 20 Jahre wurde mit einer Kombination aus Skepsis, Pessimismus und Protektionismus begegnet. Darstellungen wie diese verstärken den Eindruck eines gescheiterten Kontinents – ein Narrativ, der mittlerweile das europäische Bild in den USA und Asien dominiert.

In Anbetracht der Sachlage macht es keinen Sinn, die EU und ihre Mitgliedstaaten in eine Diskussion über den Status Quo und zukünftige Entwicklungen von KI mit einzubeziehen. Eine Trendumkehr wird im KI-Bereich nicht mehr passieren können, dazu sind die Versäumnisse mittlerweile zu zahlreich und der Rückstand in Bereichen wie Infrastruktur, Kapitalmarkt und Skilled Migration zu groß. 

Anstatt sich für Steuergeldverschwendung wie Gaia-X oder Regulierung wie den AI Act selbst auf die Schulter zu klopfen, muss das Augenmerk auf die nächste Generation von Unternehmen gelegt werden – Startups. Das Zeitfenster hierfür schließt sich: Wenn es uns Europäern nicht binnen der nächsten fünf Jahre gelingt, Gründen in Europa attraktiver und erfolgreicher zu machen, wird die Erzählung von einem reichen Europa für nachfolgende Generationen ebenso unglaublich sein wie von einem österreichischen Imperium. 

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