04.07.2022

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich

Gastbeitrag. Fabian Scholda ist Generalsekretär der Sinnbildungsstiftung und schreibt über eine Studie zu Social Entrepreneurs in Österreich.
/artikel/social-enterprise-monitor-2022-kommentar

Am 22.06.2022 präsentierte Peter Vandor, Leiter des Social Entrepreneurship Center an der WU Wien den Austrian Social Enterprise Monitor. Ein Meilenstein für die österreichische Startup-Szene. Im Zuge einer groß angelegten Studie wurden Sozialunternehmen aus ganz Österreich befragt und beforscht. Die Ergebnisse geben einen vielseitigen Einblick in die Realität sozialer Unternehmer:innen in Österreich. 

Unter anderem wird deutlich, welche Vorreiter-Rolle Sozialunternehmen in vieler Hinsicht einnehmen. Für viele wenig überraschend zeichnen sich Österreichs Sozialunternehmen durch einen starken Innovationstrieb und ein hohes Maß an Zukunftsorientiertheit aus. Das zeigt sich nicht nur in den gebotenen Produkten und Leistungen, sondern auch in der gelebten Unternehmenskultur. Mehr als drei Viertel der befragten Sozialunternehmen wurden von gemischt geschlechtlichen Teams gegründet und knapp über die Hälfte der Führungskräfte in Sozialunternehmen sind Frauen. Das spricht für eine deutlich höhere Diversität, als man sie in der Tech-Welt oder im Corporate Sektor kennt. 

Kinder und Jugendliche als Zielgruppe

Ihre Vorreiterrolle behaupten Sozialunternehmen auch in der Wahl der gesellschaftlichen Probleme, die sie zu lösen versuchen. So ist das Thema Bildung laut Social Enterprise Monitor eines der wichtigsten Themen für soziale Innovation in Österreich. Mit knapp 30% sind Kinder und Jugendliche die größte Zielgruppe von Social Entrepreneurs. Als Best Practice Beispiel wird die Hobby Lobby genannt, eines der wohl bekanntesten Social Enterprises im österreichischen Bildungssektor. Gründerin Rosa Bergmann demonstriert seit Jahren eindrucksvoll, dass Bildung auch außerhalb der Schule stattfinden kann. Stellvertretend für die Mehrheit der österreichischen Sozialunternehmen zeigt auch das Team der Hobby Lobby, wie wichtig die erreichte gesellschaftliche Wirkung für Sozialunternehmen ist und macht vor, wie man die Wirkung messen und darstellen kann. 

Auf den ersten Blick scheint Soziales Unternehmertum in Österreich also auf einem guten Weg zu sein. Doch nicht alle Erkenntnisse des Social Enterprise Monitor sind positiv. Trotz des starken Wachstums, das das Feld, insbesondere auch im Bildungsbereich zeigt, fühlen sich die Gründer:innen etwa auf der politischen Bühne unzureichend vertreten. Das aktuelle Regierungsprogramm verspricht zwar viele laut Vandor durchaus sinnvolle Maßnahmen, doch umgesetzt wurde davon bisher kaum etwas. 

Herausforderungen bei Förderungen

Darüber hinaus wird von 53.3% der Studien-Teilnehmer:innen die hohe Komplexität des öffentlichen Förderapparates kritisiert – eine Hürde, die ebenfalls stark an den politischen Rahmenbedingungen hängt. Das bestätigte bei der Präsentation der Studie auch Philipp Aiginger-Evangelisti, Teamleitung Design & Innovation in der FFG und Mastermind hinter dem Förderprogramm Impact Innovation. Der Wille entsprechende Unterstützungsprogramme von öffentlicher Seite zu schaffen ist da. Gerade öffentliche Förderformate, die in Richtung Wachstum und Skalierung gehen sind aufgrund rechtlicher Vorgaben oft extrem eingeschränkt, bis hin zu EU-Richtlinien. Das Programm Impact Innovation der FFG bildet hier eine unter Sozialunternehmer:innen hoch gelobte Ausnahme. Und selbst dieses Programm stößt schnell an seine Grenzen. Denn während Impact Innovation vergleichsweise unbürokratisch, frühphasige gesellschaftswirksame Innovation fördert, fehlt es laut Social Enterprise Monitor vor allem an monetärer, wie non-monetärer Unterstützung für Sozialunternehmen in der Wachstumsphase. 

Stiftungen unterstützen Social Entrepreneurs

In dieser Hinsicht ist das „Ökosystem“ für Sozialunternehmen im Bildungsbereich der allgemeinen Lage in Österreich wohl voraus. Um jene Risikobereitschaft zu ermöglichen, die die öffentliche Hand oft nicht haben kann, wurden von der Innovationsstiftung für Bildung in den letzten Jahren mehrere öffentlich co-finanzierte Stiftungen gegründet, die als Public Private Partnerships deutlich leichter innovative Konzepte in der Bildung ausprobieren können. Als eine dieser Co-Stiftungen unterstützt die Sinnbildungsstiftung im Zuge ihres Förder- und Acceleratorprogramms Bildünger besonders vielversprechende Bildungsprojekte in ihren Wachstumsvorhaben.

Gründer:innen werden zusätzlich zu bereits erhaltenen monetären Förderungen gezielt bei der Ansprache von relevanten Stakeholdern im öffentlichen Sektor, sowie privaten Geldgebenden unterstützt. Auch das genannte Best Practice Beispiel, die Hobby Lobby ist eines jener Projekte, die derzeit das Skalierungsprogramm der Sinnbildungsstiftung durchlaufen. Und auch die Innovationsstiftung für Bildung selbst hat den Bedarf für Unterstützung in dieser Phase erkannt. Bereits im Herbst soll eine Wachstumsfinanzierung in Form eines Matching Grants starten, die gezielt die Skalierung von Bildungsprojekten fördern soll. 

„Es gibt noch viel zu tun.“, ist das Fazit von Walburga Fröhlich, selbst Sozialunternehmerin und Vorstandsmitglied der Interessensvertretung SENA (Social Entrepreneurship Network Austria) nach der Präsentation des Social Enterprise Monitors. Doch die Entwicklung im Bildungssektor ist vielversprechend und lässt hoffen. Denn selbst wenn die politische Vertretung von Sozialunternehmen im Allgemeinen noch auf sich warten lässt, so hat der relativ große Anteil an Bildungs-Startups neben privaten Geldgebenden, in der Innovationsstiftung für Bildung, sowie der Sinnbildungsstiftung und den anderen Co-Stiftungen öffentliche Verbündete gefunden. 

Über den Autor

Fabian Scholda ist Generalsekretär der Sinnbildungsstiftung. Zudem forscht er zum Thema Impact Investment und lehrt als externer Vortragender an der WU Wien und der FH des bfi Wien.

Deine ungelesenen Artikel:
09.01.2025

Tagbase: Wiener Authentizitäts-Startup pitcht um Preisgeldpool von 1 Mio. US-Dollar

Es ist heutzutage so leicht wie noch nie in der Geschichte, Dinge zu kaufen. Parallel dazu gibt es jedoch die große Gefahr, auf Fälschungen hereinzufallen. Das Wiener Startup Tagbase bietet daher eine digitale Authentizitätslösung für physische Produkte. Und darf damit im Februar bei einem Pitch-Wettbewerb in Saudi-Arabien um einen Preispool von einer Million US-Dollar rittern.
/artikel/tagbase-wiener-authentizitaets-startup-pitcht-um-preisgeldpool-von-1-mio-us-dollar
09.01.2025

Tagbase: Wiener Authentizitäts-Startup pitcht um Preisgeldpool von 1 Mio. US-Dollar

Es ist heutzutage so leicht wie noch nie in der Geschichte, Dinge zu kaufen. Parallel dazu gibt es jedoch die große Gefahr, auf Fälschungen hereinzufallen. Das Wiener Startup Tagbase bietet daher eine digitale Authentizitätslösung für physische Produkte. Und darf damit im Februar bei einem Pitch-Wettbewerb in Saudi-Arabien um einen Preispool von einer Million US-Dollar rittern.
/artikel/tagbase-wiener-authentizitaets-startup-pitcht-um-preisgeldpool-von-1-mio-us-dollar
Tagbase, Riad, LEAP 2025, Authentizität
(c) Tagbase - (v.l.) Mario Uhrer, Manuel Mertl und Felix Exner von Tagbase.

Es war ein persönliches Bedürfnis von Tagbase-Founder Manuel Mertl, das ihn einst auf die Suche nach einer Lösung für Produktauthentizität sandte. Auf seiner Reise stellte er fest, dass viele bestehende Ansätze nicht zuverlässig sind und auf statische Methoden wie QR-Codes oder NFC-Tags setzen, die leicht kopiert werden können. Das Kernproblem dabei: Eine Authentizitätslösung darf nicht kopierbar sein, sonst könnten dieselben Mechanismen auf gefälschte Produkte angewendet werden. Das wusste Mertl.

Tagbase: “Nicht fünf verschiedene Apps”

“Ich entdeckte schließlich einen NFC-Chip, der bei jedem Lesevorgang dynamisch generierte Daten erstellt”, erzählt er heute. “Andere Firmen, die diesen Chip nutzen, setzen jedoch auf dedizierte Mobile-Apps, was ich für unpraktisch halte. Kunden möchten keine fünf verschiedenen Apps installieren, um Produkte unterschiedlicher Marken zu verifizieren.

Daher entwickelte er einen Prototyp, der keine eigene Applikation erfordert, aber dennoch die notwendige Sicherheit bringen soll. “Unsere Lösung kombiniert dynamische Daten, einfache Bedienung und manipulationssichere Technologie, um die Authentizität von Produkten zuverlässig zu gewährleisten”, so Mertl weiter. Oder anders gesagt, User:innen können die Echtheit eines Produkts überprüfen, indem sie einen NFC-Tag mit ihrem Smartphone scannen.

In Mario Uher, aktueller CTO und Felxi Exner, COO, fand Mertl sein Founder-Team und gründete Tagbase. Ein Startup, dessen USP es ist, dass bei der Nutzung ihrer Lösung “keine dedizierte Mobile-App erforderlich ist, um Produkte auf ihre Echtheit zu verifizieren”

“Zusätzlich haben wir eine Blockchain-Integration implementiert. Diese ist nicht zwingend für die Produktauthentizität notwendig, sondern ein zusätzliches Feature. Damit können wir nicht nur die Echtheit eines physischen Objekts nachweisen, sondern auch den Besitz des Objekts digital belegen – beispielsweise durch einen Token in einer Wallet”, erklärt Mertl weiter. “So schließen wir die Lücke zwischen Produktauthentizität und digitalem Eigentum. Unsere Lösung bietet einen umfassenden Ansatz, der sowohl die physische als auch die digitale Dimension abdeckt.”

Pitch in Riad im Februar

Aktuell freut sich das Gründertrio darüber, dass Tagbase als eines von weltweit 120 Startups ausgewählt wurde, um im Februar auf der LEAP 2025 in Riad (Saudi-Arabien) zu pitchen. Die Teilnahme sei das Ergebnis einer “aufregenden Reise”, die im Vorjahr ihren Lauf nahm.

“Im Oktober waren wir unter den ‘Top 10’ beim ‘Cardano Summit’ in Dubai eingeladen, wo wir pitchen durften. Zwei Wochen später gehörten wir zu den Top 100 beim ‘Entrepreneurship World Cup’ (EWC) in Riad und präsentierten unsere Lösung dort”, erläutert Mertl. “Während der Veranstaltung wurde uns die LEAP 2025 bekannt, und wir haben uns sofort beworben. Nun dürfen wir im Februar auf der Bühne für sechs Preise pitchen.” Der Gesamtpreispool des – zum dritten Mal stattfindenden – Wettbewerbs beträgt eine Million US-Dollar, wobei der kleinste Preis für einen Gewinner bei 150.000 US-Dollar liegt.

“Für uns ist die Teilnahme eine großartige Gelegenheit, unsere Lösung international zu präsentieren, wertvolle Kontakte zu knüpfen und potenzielle Investoren sowie Partner zu gewinnen. Es ist ein wichtiger Schritt, um Tagbase.io weiter zu etablieren”, sagt Mertl.

Tagbase: Plugins geplant

Zurzeit befindet sich das Startup in der Pilotphase und arbeitet unter anderem an einer Blockchain-Integration, konkreter an der Erweiterung auf mehrere Blockchains, um digitales Eigentum flexibler nachzuweisen.

Zudem plant man ein WordPress- und Shopify-Plugin, damit Kunden den Verifizierungsmechanismus von Tagbase in ihre eigenen Webseiten oder Webstores integrieren können. “Dabei entscheiden sie, ob die Verifizierung über unsere Plattform oder direkt über ihre Webseite erfolgt. Das schafft Potenzial für Upselling und zusätzliche Produktinformationen”, merkt Mertl an. “Kurzfristig möchten wir so viele Pilotkunden wie möglich gewinnen. Unsere Lösung ist agnostisch und kann in verschiedenen Branchen eingesetzt werden – von der Pharmaindustrie über Luxusgüter bis hin zur Verifizierung von Dokumenten.”

Nach dem Ende der Pilotphase möchte das Gründertrio heuer seine Lösung in verschiedenen Branchen etablieren; Gespräche mit einer Kosmetikmarke, einem Künstler und einem Getränkehersteller seien bereits gestartet. Langfristig möchte sich das Startup als führende Lösung für Produktauthentizität und digitalen Eigentumsnachweis weltweit etablieren.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Social Enterprise Monitor: Chancen und Hürden sozialer Innovation in Österreich