24.01.2019

Smartes Wohnen: Panasonics Superstadt um 500 Millionen Euro

Panasonic hat mit der Fujisawa SST (Sustainable Smart Town) in Japan ein Pilotprojekt entwickelt, um herauszufinden, was derzeit im Bereich "Smart-Home" alles möglich ist. Auch in Österreich wächst der Markt. Im Gespräch dazu: Stefan Mladek, Gründer von smarthome360.
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Smartes Wohnen, Panasonic, Fujisawa, Smart Town
(c) Panasonic - Mit der "Superstadt" erprobt Panasonic Möglichkeiten beim smarten Wohnen.

Eine halbe Milliarde Euro hat sich der Elektronik-Gigant Panasonic den Bau der Stadt für smartes Wohnen kosten lassen, wie die Plattform “Trends der Zukunft” aktuell berichtet. Eigentlich ist der Begriff “Stadt” etwas weit gewählt, denn schlussendlich handelt es sich bei dem Projekt um 600 Häuser, auf einer Fläche von 19 Hektar, die 3.000 Personen beherbergen.

+++ Sieben Apps, die Wien zur Smart City machen +++

Smartes Wohnen: Ressourcen sparen

“Das Projekt Smart City erreicht eine neue Stufe – jeder bei Panasonic verfolgt gespannt, wie die Stadt sich immer weiter mit Leben füllt”, erklärte Michael Langbehn, PR-Manager von Panasonic Deutschland, zur Eröffnung 2014. Drei Jahre später verkündete Japans Premier Shinzo Abe, dass das Land auf dem Weg in die Society 5.0 sei. Eine smarte Gesellschaft, die Städte und Häuser vernetzt. Heutzutage kostet ein Haus in Fujisawa 400.000 Euro. Geboten wird dafür: Eigens produzierter Strom, große Bildschirme, Multimedia-Systeme, Systeme zum Sparen von Wasser und smarte Stromzeitmessung. Selbst der sogenannte “Central Park” der Stadt ist kein “normales” Naherholungsgebiet. In dem Park können Sitzbänke und Toiletten auf Knopfdruck im Boden versenkt werden.

Landflucht als Chance für smartes Wohnen

Es sollte festgehalten werden, dass es bei diesem Projekt neben der breiten PR für Panasonic, eigentlich um Ökologie und nachhaltiges Wohnen geht. In Japan lebt nahezu die Hälfte der 38 Millionen-Bevölkerung in Städten, was das Großunternehmen dazu veranlasst hat, mit ihrer Technologie nach Lösungen für zukünftiges smartes Wohnen zu suchen. In Österreich ist die Lage natürlich längst nicht so drastisch, auch wenn eine Landflucht zu erkennen ist. Laut einer Prognose von Statistik Austria werden 2030 in Wien über 13 Prozent mehr Menschen wohnen als heute. Für das Wiener Umland belaufen sich die Zahlen auf mehr als 21 Prozent Zuwachs. Auch Graz soll in den nächsten 20 Jahren ein Bevölkerungswachstum von rund 15 Prozent erwarten. Da stellt sich die Frage, inwiefern dies eine Chance für die heimischen Smart-Home-Branche darstellt, ohne gleich wie Japan und Panasonic auf eine “Superstadt” zurückzugreifen. Stichwort: “Smart Home”.

Smart-Home-Markt: Umsatz steigt jährlich um mehr als 19 Prozent

Laut dem Statistik-Portal Statista beträgt der Umsatz am heimischen “Smart-Home-Markt” 317 Millionen Euro – 2017 waren es noch 163 Millionen Euro. Für 2023 wird in Österreich ein Marktvolumen von rund 642 Millionen Euro prognostiziert. Das entspricht einem jährlichem Umsatzwachstum von 19,3 Prozent.

Was erwartet der Konsument?

Aus Konsumentensicht sticht besonders eine Umfrage von 2016 hervor. Diese besagt, dass sich 59 Prozent der Befragten von Smart-Home-Anwendungen Energieeinsparungen erwarten – auf Komfort entfallen 57 Prozent und auf mehr Einbruchsicherheit 47 Prozent. 35 Prozent der Befragten sehen jedoch ihre Privatsphäre in Gefahr und für 32 Prozent sind die Geräte noch zu teuer. Rund ein Viertel fürchtet sich hingegen vor Angriffe durch Hacker.

Raus aus den Kinderschuhen

“Österreich entwächst in diesem Bereich langsam den Kinderschuhen”, sagt Stefan Mladek, Gründer von smarthome360. Es gebe viele kleine Unternehmen am Markt, die versuchen würden, sich zu etablieren und ein paar große Player, die ganzheitliche Systeme anbieten. Für den CEO bedeutet smartes Wohnen schlussendlich eine Automatisierung von Handgriffen, wie Heizen, Einschalten des Lichts oder Abspielen von Musik. Oder kurz: Komfort, Sicherheit und Energieersparnis. Dies entspricht auch den Erwartungen der oben genannten Umfrage.

Geringerer Fußabdruck durch intelligente Systeme

In Bezug auf die Ökologie sieht Mladek in Smart-Home-Anwendungen großes Potential. Dies sei insbesondere auf die Nutzung intelligenter Systeme zum Stromsparen zurückzuführen. Darunter fallen unter anderem Heizmethoden, die flexibel die Temperatur anpassen und energieeffizient die Bedürfnisse der Bewohner erfüllen. Zudem gebe es, laut Mladek, in jedem Haushalt einen schleichenden Energieverbrauch (Geräte auf Standbye), den man durch selbstlernende Mechanismen beikommen kann. Er nennt ein Haus “nicht smart”, wenn es darauf bedacht ist, täglich um die gleiche Zeit eine gewisse Zimmertemperatur zu erreichen, ohne etwa auf die Außenwitterung zu achten – oder zu früh zu heizen beginnt.

“Der Markt wächst”

Auch wenn Wien noch weit entfernt von den Problemen der Megacities wie Shanghai oder Tokio ist, muss es bereits heute das Ziel von Smart-Home-Anwendungen sein, nützliche Dienste zu leisten und vor allem das Wohnen energieeffizienter zu gestalten. Dass das möglich ist, weiß Mladek. “Der Markt dafür wächst”, sagt er.


⇒ Zur Homepage von smarthome360

⇒ Fujisawa SST

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Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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