26.01.2022

Sleepify: Wiener Startup möchte mit digitaler Lösung Matratzen-Abfall in Hotels reduzieren

Sleepify wurde von einer gebürtigen Steirerin und einer Schottin gegründet. Zusammen möchte das diverse Team eine digitale und umweltfreundliche Matratzen-Management-Lösung für Hotels anbieten.
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Die Sleepify Gründerinnen | © Sleepify Montage: brutkasten
Die Sleepify Gründerinnen | © Sleepify Montage: brutkasten

Laut der EU-Kommission und den Sleepify-Gründer:innen landen jährlich 30 Millionen Matratzen auf Müllverbrennungsanlagen und -deponien. Um dieses Umweltproblem zu lösen, haben sich die Sleepify Co-Founderinnen Verena Judmayer und Michaela Stephen zum Ziel gemacht, Matratzen-Abfälle zu vermeiden, indem sie Matratzen-Management für Hotels vereinfachen. 

Das Team vermietet recycelbare Matratzen gegen eine monatliche Gebühr an Hotels und übernimmt die Lieferung sowie die regelmäßige Reinigung der Produkte. “Wir sorgen dafür, dass unsere Matratzen am Ende ihrer Lebensdauer vollständig refurbished, reused oder recycelt werden”, so die Co-Founderinnen. Auf diese Weise möchte das Startup eine Circular-Economy-Matratzen-Lösung erschaffen, in der Abfall nicht nur in Ressourcen verwandelt, sondern auch in eine Kreislauf-Lösung implementiert wird. 

Positiver Impact als Motivation

Die Idee zu Sleepify wurde im November 2020 während des Circle17 Impacthons, der von Austrian-Startups und RespACT organisiert wird, geboren. In Kooperation mit Greiner Innoventures und deren Expert:innen hat das Team im Laufe der dreitägigen Veranstaltung seine erste Idee zur Transformation des traditionellen und linearen “Produce-Use-Dispose”-Modells der Matratzenindustrie erschaffen. “Unser Erfindergeist war geweckt und den Drang, eine positive Veränderung bewirken zu wollen, konnten wir nicht aufhalten”, sagen die Co-Founderinnen. 

Im Oktober 2021 wurde das Startup für die Teilnahme an RE:Wien, ein auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Accelerator, der von OekoBusiness Vienna und dem Impact Hub betrieben wird, ausgewählt. Zudem wurde Sleepify auch zum globalen Gewinner des ClimateLaunchpad-Wettbewerbs 2021 in der Kategorie Kreislaufwirtschaft gekürt. 

Knapp mehr als ein Jahr nach  dem Start stehen die Jungunternehmer:innen kurz davor, als GmbH zu gründen. Zudem befindet sich das Early-Stage-Startup in der Endphase der Verhandlungen zu einem  sechsstelligen Pre-Seed-Investment durch seinen ersten Investor. “Unsere Vision ist es, in einer Welt aufzuwachen, wo Abfall kein Problem mehr ist”, erklären die Startup-Gründerinnen weiter. 

Mattress-as-a-Service

Der Fokus liege zurzeit auf Hotels als Massenkonsumenten von Matratzen, sagt das Sleepify-Team. Hier sei das Potenzial, möglichst schnell einen großen Impact zu erreichen, sehr groß. “Für Hotels ist die Verwaltung von Matratzen mühsam. Sie sind sperrig, lästig zu reinigen, schwierig zu transportieren und zu entsorgen und es erfordert viel Zeit und Mühe, die optimale Matratze zu finden”, so die Gründerinnen. Mit seiner digitalen Lösung, Matratzen leasen zu können, möchte das Startup durch regelmäßige Reinigung nicht nur optimale Matratzenhygiene sichern, sondern auch die Lieferung, Aufstellung und Abholung koordinieren. 

Dank den Vorteilen der Kreislaufwirtschaft sehen die Co-Founder die Reparatur und Aufbereitung von Matratzen als zusätzliche Einnahmequelle zur monatlichen Leasing-Gebühr. Befindet sich eine Matratze in einem guten Zustand, möchte sie das Team im Sekundärmarkt wieder verwenden. 

“Wir sehen eine steigende Nachfrage nach nachhaltigen Unterkünften. Zudem wird erwartet, dass durch die neue EU-Verordnung zum Green Deal die CO2-Emissionen von Hotels um 60 Prozent reduziert werden müssen”, sagt das Duo. Mit Sleepify möchten sie das Matratzen-Management vereinfachen und gleichzeitig nachhaltiger gestalten.  

Pilotphase entscheidend für Expansion

Mit mehr als 50 Hotels und Expert:innen aus unterschiedlichen Bereichen habe das Startup eine intensive Validierungsphase durchlaufen. Dabei haben die Themen laut den Gründer:innen vom ökologischen Fußabdruck verschiedener Materialien für Matratzen, über Logistikketten und Kundenbedürfnisse, bis hin zum chemischen Recycling gereicht. 

Als seinen anfänglichen Zielmarkt sieht das Team die DACH-Region. Zu allererst aber möchte es die Pilotphase in Wiener Stadthotels erfolgreich absolvieren und danach in weitere europäische Märkte expandieren. Laut den Jungunternehmer:innen soll der Fokus dabei auf Ländern liegen, in denen es eine hohe Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen seitens der Hotels und Hotelgäste gibt. 

“Wir sind auch offen für Gespräche mit interessierten Hotels, potenziellen Kooperationspartner:innen im Matratzenkreislauf sowie zukünftigen Investor:innen”, sagen die Co-Founderinnen. Für den Launch der vollständigen Services strebt das Sleepify Team den Sommer 2022 an. 

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Rechtsanwalt Christian Nordberg | (c) Nordberg

Mitten in der österreichischen Startup-Szene sorgte das Quantencomputing-Unternehmen ParityQC im April diesen Jahres für Aufsehen: Das Unternehmen rund um Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser sicherte sich ein Investment der B&C Innovation Investments GmbH, die mit einem nicht genannten Betrag beim Spin-off einstieg. Laut einer Aussendung der Uni Innsbruck und der Österreichische Akademie der Wissenschaften erreichte ParityQC eine Bewertung vergleichbar mit US-börsennotierten Quantenunternehmen. Diese Bewertungen bewegten sich zum damaligen Zeitpunkt meist im niedrigen neunstelligen Bereich. (brutkasten berichtete).

Aber wie läuft ein solcher Deal ab, insbesondere wenn es um hochsensible Technologien wie Quantencomputing geht? brutkasten hatte die Gelegenheit, mit Christian Nordberg, dem Rechtsanwalt, der die Transaktion rechtlich begleitet hat, zu sprechen. Nordberg liefert Einblicke in die Dynamik einer solchen Finanzierung, die Rolle der IP-Rechte und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem liefert Nordberg auch Tipps für Startups, die sich in einer Finanzierungsrunde befinden.

Die Ausgangslage im Fall von ParityQC

Das 2019 gegründete Unternehmen ParityQC hat sich in kürzester Zeit einen Namen in der internationalen Quantencomputing-Szene gemacht. Die Gründer Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser entwickelten ein einzigartiges Architekturmodell für Quantencomputer, das speziell auf Optimierungsprobleme ausgerichtet ist. Diese Technologie ist in der Lage, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als herkömmliche Systeme – ein entscheidender Vorteil in Bereichen wie Logistik, Energienetzwerken und Finanzmärkten.

Anders als viele Startups, die oft Jahre brauchen, um profitabel zu werden, hatte ParityQC in der Phase der Finanzierungsrunde bereits eine starke finanzielle Basis. Dank renommierten Kunden wie NEC ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2023 profitabel – eine Seltenheit in der Quantenbranche (brutkasten berichtete).

“Ein Unternehmen wie ParityQC, das bereits operativ erfolgreich ist, hat natürlich eine viel bessere Verhandlungsposition gegenüber Investoren als ein Startup in der Frühphase, das dringend Kapital benötigt,“ erklärt Nordberg. Die Profitabilität und die bereits bestehende Kundenbasis gaben dem Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit und Verhandlungsmacht.

Die Bedeutung von IP-Rechten

In der hochspezialisierten Welt des Quantencomputings kommen rechtliche Herausforderungen, wie die Bewertung und Absicherung geistigen Eigentums, besonders stark zum Tragen. Bei einer Due-Diligence-Prüfung wird das gesamte Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft – von den finanziellen Aspekten über das Geschäftsmodell bis hin zu den IP-Rechten.

Nordberg erklärt: „Für den Investor steht die Frage im Vordergrund, wie gut die einzigartigen Technologien von ParityQC rechtlich geschützt und risikominimiert werden können.“ IP-Rechte, insbesondere bei einer technologischen Innovation, die wie bei ParityQC eine Zukunftsbranche vorantreibt, sind ein entscheidender Faktor, um das Investment langfristig abzusichern.

In diesem Fall wurde ein technischer Berater hinzugezogen, der die Patente und Technologien im Detail analysierte. Neben dem rechtlichen Schutz ist es hier wichtig, dass der Inhalt und die Funktionsweise der Technologie verstanden werden. “Bei Quantencomputing war das auch für uns als Kanzlei eine besondere Herausforderung, da es sich um hochkomplexe technologische Entwicklungen handelt”, so Nordberg.

Weit mehr als reine Paragraphen

Die Rechtsberatung spielte in der Verhandlungsphase von ParityQC eine zentrale Rolle. Neben der Prüfung der rechtlichen Aspekte war es für Nordberg und sein Team essenziell, das Unternehmen durch die Verhandlungen zu begleiten und strategisch zu beraten. Der Unterschied zu größeren Unternehmen besteht oft darin, dass Startups keine eigenen Rechtsabteilungen oder Corporate-Strukturen besitzen. “Bei ParityQC war das zwar nicht der Fall, Startups in der Frühphase benötigen allerdings oft nicht nur rechtliche, sondern auch strukturelle Unterstützung, um den Anforderungen von Investoren gerecht zu werden“, betont Nordberg.

Die Anforderung an den Rechtsberater ist nicht nur eine klassische Rechtsberatung zu liefern, sondern auch ein Verständnis für unternehmerische Abläufe mitzubringen. “Wenn Startups Unterstützung bei Verhandlungen benötigen, dann geht es häufig auch darum, die Verhandlungsposition zu stärken und sicherzustellen, dass das Startup langfristig von der Partnerschaft mit dem Investor profitiert,“ erklärt Nordberg.

Ein zusätzlicher, oft unterschätzter Aspekt sind dabei die vertraglichen Feinheiten, die sich aus der Investmentrunde ergeben. Hierzu zählt etwa der Gesellschaftsvertrag, der neu aufgesetzt wird, um Investoren Mitsprache- und Vetorechte einzuräumen, ohne dabei die Gründungsgesellschaften in ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung zu stark einzuschränken.

Tipps für Startups in Finanzierungsphasen

Nordberg gibt zudem auch Ratschläge für Startups, die sich in einer Finanzierungsphase befinden. „Investoren wollen sehen, dass ein Startup eine gewisse Struktur aufweist, da dies Vertrauen schafft“, betont er. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Atmosphäre eines Konzerns zu simulieren, sondern vielmehr darum, grundlegende Prozesse und Abläufe klar zu definieren. “Wenn ein Startup strukturiert auftritt und den genauen Finanzierungsbedarf kennt, zeigt das den Investoren, dass sie es mit einer professionellen Organisation zu tun haben,“ so Nordberg.

Ein weiterer Tipp des erfahrenen Anwalts betrifft die Wahl des Investors. Hier sollten Gründer:innen darauf achten, dass der Investor zur Unternehmenskultur und den Zielen passt. Neben dem finanziellen Beitrag sind es oft die Netzwerke, Branchenkenntnisse und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Investor bieten kann. “Ein Startup sollte sich gut überlegen, ob der Investor lediglich Kapital bereitstellt oder auch strategischen Mehrwert bringt,“ erklärt Nordberg.

Arbeit mit Startups erfordert Dynamik und Flexibität

Nordberg teilt zudem auch seine persönlichen Learnings. Für Rechtsanwälte, die sich mit Startup-Beratung beschäftigen, bringt diese Arbeit eine besondere Dynamik und Flexibilität mit sich. Die oft noch jungen Gründer:innen sind stark auf die Entwicklung ihrer Produkte und Ideen fokussiert, und Rechtsberatung muss daher effizient und verständlich sein. „Die Gründer haben selten die Zeit und Kapazität, sich in komplexe juristische Details einzuarbeiten. Da ist es unsere Aufgabe, sie praxisnah und lösungsorientiert zu unterstützen,“ sagt Nordberg.

Abschließend betont Nordberg, dass es für die österreichische Gründerszene ein positives Signal sei, dass ein so komplexes Thema wie Quantencomputing in Österreich erfolgreich im Zuge einer Eigenkapitalrunde finanziert werden konnte. Der Anwalt ist überzeugt, dass derartige Deals dazu beitragen, den Innovationsstandort Österreich zu stärken. Mit seiner Kanzlei sieht er sich gut aufgestellt, um weiteren Startups den Weg durch die komplexe Welt der Investorengespräche zu ebnen – eine Rolle, die in einer wachsenden Startup-Landschaft immer wichtiger wird.


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