18.07.2024
INVESTOREN-PROMINENZ

SkinScreener-Founder zu Sebastian Kurz-Ausstieg: “Eigentlich ist Portugal die Geschichte”

Sebastian Kurz ist als Investor beim Grazer Startup medaia ausgestiegen. Wie und warum es dazu kam, erklärt Founder Michael Tripolt und offenbart ein allgemeines Learning über prominente Investoren, die manchmal andere Erfolge - wie den Gewinn eines portugiesischen Ministeriums als Kunden - in den Schatten stellen können.
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Tripolt, mediaa, SkinScreener, Kurz, Sebastian Kurz
(c) medaia - Michael Tripolt, Co-Founder von medaia.

Der gestern kommunizierte Ausstieg von Ex-Kanzler Sebastian Kurz als Investor des Grazer Startups medaia (SkinScreener) offenbarte am Rande eine kleine Hürde für Startups, die auftreten kann, wenn Prominenz zum Kapitalgeber wird. Vor allem, wenn diese aus einem kontroversiellen Feld wie der Politik kommt.

Der ehemalige ÖVP-Politiker war mit knapp zwei Prozent am HealthTech beteiligt. Eine Folge des Einstiegs: mediale Stories fokussierten auf den Ex-Kanzler und Erfolge des Startups wurden zum Randthema – so die Erkenntnis von Co-Founder Michael Tripolt.

Personenfokus

“Eigentlich ist aktuell Portugal die Geschichte und der Ausstieg nur ein Nebenthema”, erklärt der Gründer. “Da gab es in der Vergangenheit ein paar Beispiele, wo der Fokus auf seiner Person lag. Ich habe mich mit Sebastian Kurz zusammengesetzt und wir haben uns in Übereinkunft geeinigt, dass er seine Anteile an medaia wieder abgibt, die dann über mich anteilig an die anderen Eigentümer aufgeteilt wurden.”

Hier hineingespielt haben anderweitige Verpflichtungen von Sebastian Kurz, der u.a. sehr viel in Israel unterwegs war und aus zeitlichen Gründen wenig Input in sein österreichisches Investment liefern konnte, wie Tripolt erzählt.

200 Millionen-Bewertung

Dazu muss man wissen, das Kurz Co-Founder und Anteilseigener des israelischen Cybersecurity-Startups Dream Security ist, das im November 2023 eine Finanzierungsrunde in Höhe von 34 Millionen US-Dollar stemmen konnte, über 100 Mitarbeiter:innen verfügt und mit 200 Millionen US-Dollar bewertet ist – brutkasten berichtete.

Ein Sprecher von Kurz dazu: “Die Ziele, die sich medaia gesetzt hat, sind beachtlich und es ist auch wichtig, dass es solche Innovationen im Gesundheitsbereich gibt. Sebastian Kurz fokussiert sich nun stärker auf seine eigenen Unternehmen, allen voran Dream und die SK Management.“

SkinScreener: Ausschreibung in Portugal gewonnen

Medaia selbst, um zu Portugal zurückzukommen, hat mit seiner Hautkrebs-Vorsorge App SkinScreener das portugiesische Gesundheitsministerium als großen Kunden gewonnen. Dazu gab es eine europaweite Ausschreibung.

“Wir sind von unserem Partner in Portugal darauf hingewiesen worden und haben uns beteiligt”, erklärt Tripolt. “Wir waren gar nicht als Favorit gesetzt, da wir aber die einzigen waren, die eine internationale Medizinprodukt-Zertifizierung und eine fortgeschrittene KI besitzen, haben wir gewonnen.”

Anfänglich wird es nun bei den Iberern ein Pilotprojekt mit rund 60.000 Bürger:innen geben, die eine Gesundheits-App mit unterschiedlichen Features nutzen werden.

“Darin bespielt unsere KI das Thema Haut”, präzisiert Tripolt. “Wenn nach dem Screen eine Gefahr für die Haut erkannt wird, und die App ‘gelb’ oder ‘rot’ ausweist, bekommen User:innen gleich eine Zuweisung an einen Hautarzt oder Hautärztin.”

Patientenströme lenken

Bei diesem Pilotprojekt gehe es vor allem darum, einen “geschlossenen Patientenkreislauf” zu etablieren, den Portugal aus einem bestimmten Grund im Sinn hat, wie der Founder weiter ausführt.

“Sie sind dort”, so Tripold überzeugt, “wo wir in Österreich in ein paar Jahren sein werden. Die Anzahl der spezialisierten Ärzte geht zurück. Daher muss man die Patientenströme lenken.”

Sollte das Pilotprojekt positive Ergebnisse liefern, rechnen Tripold und CEO Albin Skasa damit, dass der Rollout auf die ganze Bevölkerung 2025 oder 2026 erfolgen wird. Portugal hat mehr als zehn Millionen Einwohner.

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Freundeskreis: Wiener Startup plant Pilotfabrik für veganen Käse

Der vegane „Camembert“ des Wiener Startups Freundeskreis ist seit Juni dieses Jahres in ausgewählten veganen Supermärkten erhältlich. Co-Gründerin Mona Heiß gibt im Interview mit brutkasten einen Einblick in die nächsten Schritte des Unternehmens.
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Das „Kernteam“: Leo Sulzmann, Mona Heiß und Markus Korn. (c) Freundeskreis

Käsealternativen aus Cashewnüssen, Mandeln, Soja oder Erbsenprotein: Der Markt für Käseersatzprodukte erlebt derzeit eine Hochphase. Auch das Startup Freundeskreis hat es sich zur Mission gemacht, mit seinem pflanzlichen „Cam-mhh-berta“ die Käsewelt zu transformieren. Anstelle von Milchkulturen, die in herkömmlichem Camembert verwendet werden, setzt das Unternehmen auf eine untypische Zutat: Marillenkerne – ein Nebenprodukt der heimischen Obstindustrie.

Ende letzten Jahres konnte Freundeskreis eine Förderung von 400.000 Euro von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) sichern – brutkasten berichtete. Mit dieser Förderung bauten sie nicht nur ihre Produktion aus, sondern brachten auch ihren veganen „Cam-mhh-berta“ erfolgreich auf den Markt. Im Interview mit brutkasten berichtet Co-Gründerin Mona Heiß über die Fortschritte des Startups und die Pläne für die Zukunft.

Freundeskreis wird mit weiteren 97.000 Euro gefördert

Seit Juni dieses Jahres ist der pflanzliche “Cam-mhh-berta” in ausgewählten Bio-Supermärkten in Wien erhältlich: Pepper & Ginny (1010), Maran Vegan (1060) und Markta (1090). Das Feedback ist vielversprechend: Nach Unternehmensangaben wurden in den ersten vier Monaten bereits rund 1.000 Stück verkauft.

Nur wenige Monate nach der aws-Förderung konnte sich Freundeskreis eine weitere finanzielle Unterstützung sichern: Die Wirtschaftsagentur Wien stellte über die Förderschiene “Produktion” dem Startup rund 97.000 Euro zur Verfügung. Wie Co-Gründerin Mona Heiß im Interview mit brutkasten verrät, soll das Geld in eine neue Pilot-Käsefabrik in Wien-Penzing fließen, die zugleich als zukünftiger Firmenstandort dienen wird.

Bisher finanziert sich Freundeskreis ausschließlich über Fördermittel. Für die kommenden Monate plant das Team jedoch eine Finanzierungsrunde im Frühjahr, um Investor:innen zu gewinnen und das Wachstum des Startups weiter voranzutreiben.

Marillenkerne liefert Cremigkeit und gesunde Nährstoffe

Freundeskreis entwickelte eine pflanzliche Käsealternative, die primär aus Marillenkernen besteht: den „Cam-mhh-berta“. Laut dem Unternehmen ist dieser geschmacklich und in der Konsistenz kaum von herkömmlichem Camembert zu unterscheiden. Der Grund liege in den Eigenschaften der Marillenkerne, die reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren sind. Diese Nährstoffe sorgen demnach nicht nur für gesundheitliche Vorteile, sondern tragen auch maßgeblich zur cremigen Textur bei, erklärt Heiß.

Die Produktion des „Cam-mhh-berta“ erfolgt in „traditioneller Handarbeit“ auf einem Bauernhof im Wienerwald, in einer ehemaligen Käserei. Dabei setzt Freundeskreis auf dasselbe Verfahren, das auch bei der Herstellung von Kuhmilchkäse Anwendung findet. Das Ergebnis sei ein Käse, der sich durch “Cremigkeit, Nachhaltigkeit und Tradition” auszeichnet.

“Cam-mhh-berta” besteht nur aus vier Zutaten

Das Besondere an der Käsealternative sind die Marillenkerne, die als Hauptzutat dienen. Diese fallen normalerweise als Abfall- oder Nebenprodukt der Saft- und Marmeladenproduktion an. Freundeskreis bezieht die Kerne von regionalen Lieferanten, darunter das niederösterreichische Scaleup Kern Tec – brutkasten berichtete. Aus den Marillenkernen wird durch ein speziell entwickeltes Verfahren eine milchige Flüssigkeit gewonnen, die mithilfe von Reifekulturen, veganen Enzymen und Mikroorganismen zum „Cam-mhh-berta“ verarbeitet wird. Die Käsealternative kommt mit nur vier Zutaten aus: Marillenkerne, Salz, Wasser und vegane Reifekulturen.

Ein kritischer Punkt bei der Verarbeitung von Marillenkernen ist die darin enthaltene Blausäure, die gesundheitsschädlich sein kann. Hier hat Gründer und Forscher Leo Sulzmann ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Blausäure auf natürliche Weise abzubauen.

Freundeskreis-Team wächst

Hinter dem Food-Startup Freundeskreis stehen Forscher und Geschäftsführer Leonhard Sulzmann sowie Co-Gründerin Mona Heiß. Während Sulzmann sich auf die wissenschaftlichen und technologischen Aspekte konzentriert, verantwortet Heiß die Kreativdirektion und den Markenaufbau. Zum Kernteam gehört außerdem Sales- und Operations-Verantwortliche Markus Korn. Mittlerweile zählt das Team sechs Mitglieder, die gemeinsam am weiteren Ausbau der Marke Freundeskreis arbeiten.

Zukünftig sollen mehr vegane Käsealternativen auf den Markt kommen

Freundeskreis arbeitet aktuell an der Entwicklung weiterer veganer Käsealternativen. Bereits Anfang nächsten Jahres soll eine vegane „Frischkäsevariante“ auf Basis der Marillenkerne auf den Markt kommen. Doch das ist nicht alles: Eine weitere Produktreihe ist bereits in Planung. Co-Gründerin Mona Heiß verrät, dass es sich dabei voraussichtlich um ein Produkt handeln werde, das speziell zum Backen geeignet sei. Langfristig will das Startup außerdem auch einen veganen „Hartkäse“ anbieten. Die Herstellung dieses Produkts ist jedoch komplexer, da es aufgrund des verwendeten Verfahrens eine bestimmte Zeit für die Reifung benötigt.

In den kommenden Wochen soll außerdem ein Online-Shop live gehen, über den die Produkte von Freundeskreis direkt bestellt werden können. Diese Plattform wird zunächst als Testversion betrieben, um herauszufinden, wie gut sich die Produkte für den Direktvertrieb eignen. Geplant ist dabei ein Modell, bei dem die Käsealternativen erst auf Bestellung und nicht auf Vorrat produziert werden. Weiter in die Zukunft gedacht, kann sich das Startup auch den Vertrieb in Supermärkten vorstellen.

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