30.10.2023

Sexuelle Belästigung im Arbeitsumfeld: Konsequenzen bleiben häufig aus

Eine Umfrage von der PRVA und Observer Brand Intelligence zeigt deutlich, dass sexuelle Belästigung in der PR-Branche noch ein weit verbreitetes Problem ist.
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(c) OBSERVER Brand Intelligence/Morgenstern - (v.l.n.r.) Elisabeth Dal-Bianco, PRVA-Vorstandsmitglied und Communication Operations Manager bei IKEA Österreich, Manisha Joshi, Business Director & Head of Diversity, Equity and Inclusion bei Ketchum Austria, Ingrid Gogl, PRVA-Präsidentin und Director Marketing & Communications bei TGW Logistics Group, Stephan Ifkovits, Head of Communications und DEI Beauftragter bei OBSERVER Brand Intelligence

Es ist zwar keine klassische Täter-Opfer-Umkehr, die in Österreich überhandnimmt, betroffene Fälle sexueller Belästigung am Arbeitsplatz weisen aber oft einen Anstrich davon aus. Das zumindest kann man daraus schließen, sieht man sich die Online-Umfrage unter 208 heimischen Kommunikator:innen an, die der Public Relations Verband Austria (PRVA) in Kooperation mit “Observer Brand Intelligence” und “Ketchum Austria” in Auftrag gegeben hat.

Sexuelle Belästigung: PRVA mit Statement

Der PR-Verband hatte selbst indirekt mit einem Fall zu tun, der schlussendlich zum Rücktritt von PRVA-Präsident Christian Krpoun geführt hatte. Der Beschuldigte sah sich mit Anschuldigungen in seiner eigenen Wiener Agentur konfrontiert und musste seinen Platz räumen.

Die Vereinigungsplattform für Wiener PR-Agenturen scheint daraus gelernt zu haben und hat auf ihrer Website eine Stellungnahme zum Thema Sexismus veröffentlicht.

Darin heißt es: “Unabhängig von diesen Vorwürfen ist Sexismus am Arbeitsplatz aus Sicht der Branchenvertretung zu verurteilen. Es ist wichtig, dass Stimmen von Betroffenen gehört und ernst genommen werden. Wie auch in anderen Wirtschaftsbereichen gibt es auch in der Kommunikationsbranche Handlungsbedarf: Menschen müssen dabei unterstützt werden, Fehlverhalten sichtbar zu machen und dieses zu adressieren.”

Neo- und bisherige Vize-Präsidentin Ingrid Gogl schrieb dazu: “Machtverhältnisse am Arbeitsplatz dürfen nicht zu Übergriffen jedweder Art missbraucht werden. Wir müssen uns mit Sexismus in der Kommunikationsbranche auseinandersetzen, allfällige Missstände bekämpfen und die Opfer bestmöglich schützen. Als PRVA thematisieren wir die Themen Equity, Diversity & Inclusion daher auch regelmäßig in Form unserer Formate und Veranstaltungen, um mehr Bewusstsein zu schaffen, Best Practices zu teilen sowie zum Nach- und Umdenken anzuregen.”

Über 40 Prozent mit negativen Erfahrungen

Gesagt, getan. Unter dem Namen “PRVA DEI-Wake-up-Brunch” präsentierten die Organisatoren der Umfrage letzte Woche ihre Ergebnisse, die sich schlicht als ernüchternd zusammenfassen lassen.

Denn 38 Prozent der Befragten sehen Sexismus als ein bestehendes an; 37 Prozent als teilweises Problem in der Branche. Und: 42 Prozent haben in den letzten zehn Jahren sexuelle Belästigung selbst oder bei Kolleg:innen miterlebt.

Mehr als ein Fünftel gab zudem an, dass ihnen eine Person schon einmal zu nahegetreten ist. Fünf Prozent erlebten körperliche Belästigung. Auch Rassismus (zehn Prozent) und Homophobie (sieben Prozent) sind weiterhin Themen, die einige Kommunikator:innen bereits erfahren haben.

“Mit Konsequenzen sanktioniert”

Die wichtige Frage, ob es Konsequenzen für die beteiligten Personen gegeben hat, beantworten 59 Prozent mit “Nein, nicht, dass ich wüsste”. In 15 Prozent der Fälle gab es ein klärendes Gespräch, aber keine Veränderung. Häufig hat sich der Vorfall auf die diskriminierte Person ausgewirkt, indem sie gekündigt wurde (fünf Prozent) oder selbst gekündigt hat (drei Prozent). In nur einem Prozent musste die beschuldigte Person gehen.

“Die Umfrage zeigt, dass Diskriminierung in unserer Branche kein Einzelfall ist. Von Machtmissbrauch können alle Hierarchiestufen betroffen sein, außer die, die ganz oben stehen. Umso wichtiger ist es, als Führungskraft reflektiert und solidarisch zu sein. Jeder Vorwurf von Diskriminierung muss ernst genommen, untersucht und mit Konsequenzen sanktioniert werden. Ich will mit der Branche und deren Führungskräften einen Raum schaffen, in dem Diskriminierung keinen Platz hat”, sagt Manisha Joshi, Business Director und Head of DEI (Diversity, Equity & Inclusion) bei Ketchum.


Grow Respect


Die Umfrage zeigte außerdem, dass zwar bereits 76 Prozent der Unternehmen in der Schrift einheitlich mit Doppelpunkt oder Sternchen gendern, aber gerade in der verbalen Kommunikation noch Luft nach oben ist. Nur die Hälfte gibt an, auch dort gendergerechte Sprache zu verwenden.

“Gerade wir als Kommunikator:innen müssen bei einer gendergerechten Sprache Vorreiter:innen sein. Sprache schafft Bewusstsein, und daher gilt es, Frauen in unserer Sprache aktiv Raum zu geben”, sagt Stephan Ifkovits, Head of Communications und DEI Beauftragter bei OBSERVER Brand Intelligence. “Es freut mich, dass wir unsere Idee vom Anfang dieses Jahres umsetzen konnten und jetzt ein aktuelles Stimmungsbild zum Thema DEI erhalten haben. Wir unterstützen gerne alle weiteren Schritte, um Diversität, Gleichstellung und Inklusion als selbstverständliche Parameter zu platzieren.”

Neue PRVA-Ansprechperson

Da der PRVA seinen Fokus auf ein faires und gleichberechtigtes Arbeitsumfeld gelegt hat, ist Vorstandsmitglied Elisabeth Dal-Bianco ab sofort zum Thema Diversity, Equity & Inclusion erste Anlaufstelle im Verband.

“Wir setzen uns für eine diskriminierungsfreie Kommunikationsbranche ein, wollen Bewusstsein für das Thema schärfen, den konstruktiven Dialog fördern und Best Practices vor den Vorhang holen”, erklärt Gogl abschließend. “Darüber hinaus haben wir Maßnahmen wie die Überarbeitung des PRVA-Ehrenkodex und einen PR-Radar geplant.”

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Andreas Grassauer, CEO Marinomed.
(c) Marinomed - Andreas Grassauer, CEO Marinomed

Nach Berichten des Wirtschaftsportals Wallstreet Online, hat das Korneuburger BioTech Marinomed, das im August Insolvenz anmelden musste, eine Vereinbarung zum Verkauf seines Carragelose-Geschäfts an das französische Unternehmen Unither Pharmaceuticals unterzeichnet.

Das Unternehmen erwartet sich aus dem Verkauf rund 20 Millionen Euro. Dieser Betrag soll zur Finanzierung des Sanierungsplans beitragen und laut Marinomed für Investitionen in die Marinosolv-Plattform verwendet werden. Erst am 14. November fand am Landesgericht Korneuburg die Sanierungsplantagsatzung über die Marinomed Biotech AG statt (brutkasten berichtete).

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Der Abschluss des Verkaufes ist vom erfolgreichen Restrukturierungsverfahren und der Zustimmung der Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung abhängig, meldete Wallstreet Online. Ebenfalls ist eine Vorauszahlung von bis zu fünf Millionen Euro vorgesehen, wobei weitere Zahlungen von der Erreichung bestimmter kommerzieller und operativer Ziele in den nächsten zwei Jahren abhängen.

Das französische Unither Pharmaceuticals beabsichtigt nun, das Carragelose-Portfolio für das Wachstum im Husten- und Erkältungssektor sowie bei Allergiebehandlungen und Augentropfen zu nutzen, so Wallstreet Online. Das Korneuburger BioTech Marinomed konzentriert sich dahingegen nun auf die Marinosolv-Plattform.

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