03.08.2018

Senitec: Dornbirner SafetyTech-Startup muss Insolvenz anmelden

Mit einem Blinker-System für Fahrrad-Fahrer und andere Outdoor-Sportler wollte das Vorarlberger Startup Senitec (Seniturn) durchstarten. Nun steht die Anmeldung der Insolvenz kurz bevor. Betroffen sind unter anderem 105 Conda-InvestorInnen.
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Senitec (Seniturn)-Gründer Daniel Leeb - Startup-Insolvenz
©go biq communication: Senitec (Seniturn)-Gründer Daniel Leeb

Es ist schon recht dunkel draußen. Eine Fahrrad-Fahrerin biegt ab, ein Autofahrer sieht das zu spät – es kommt zum Unfall. Es ist ein Horrorszenario für beide Beteiligten, dass der Dornbirner Gründer Daniel Leeb mit seinem Produkt verhindern wollte: Ein Blinker für Fahrrad-Fahrer und andere Outdoor-Sportler, der beim klassischen Ausstrecken der Hand automatisch einsetzt. Mit seinem Startup Senitec (später Seniturn) konnte Leeb im Jahr 2015 in der Puls4-Sendung 2 Minuten 2 Millionen überzeugen – die fünf Jury-Mitglieder wollten je 10.000 Euro Kapital für insgesamt zehn Prozent des Unternehmens zuschießen. In den öffentlich einsehbaren Firmendaten sind sie aber nicht als Anteilseigner gelistet.

“Heftiger Tiefschlag aus eigenen Reihen”

Im gleichen Jahr gab es auch eine erfolgreiche Kampagne auf der Crowdinvesting-Plattform Conda. Dort kamen von 105 InvestorInnen insgesamt 117.900 Euro – das Funding-Ziel wurde damit fast doppelt erreicht. Die CrowdinvestorInnen werden ihre Nachrangdarlehen allerdings nicht zurückgezahlt bekommen. Denn wie Gründer Leeb heute in einer Mail an Gläubiger, die dem Brutkasten vorliegt, mitteilte, wird Senitec (Seniturn) Insolvenz anmelden. “Ich bedauere zutiefst ihnen mitteilen zu müssen, dass wir aus eigenen Reihen einen sehr heftigen Tiefschlag erfahren mussten. Dieser hat so gravierende Auswirkungen auf uns dass wir uns finanziell nicht mehr von dem Schaden erholen können. Deshalb werden wir die Insolvenz des Unternehmens einreichen”, schreibt er.

Senitec-Gründer Leeb: “Es geht mir nicht um die fünf Jahre meines Lebens”

Was es mit dem “Tiefschlag” auf sich hat geht aus der Mail nicht genau hervor. Etwas kryptisch erteilt Leeb den Tipp: “Hinterfragt manchmal die Personen die euch nahe stehen, denn die hat man meistens nicht auf dem Schirm”. Der Gründer wirkt im Text merkbar gebrochen. “Es geht mir nicht um die fünf Jahre meines Lebens in denen ich meine ganze Zeit, mein ganzes Geld und meine Leidenschaft in das Produkt gesteckt habe – ich bedaure am meisten dass nun niemand mehr mein Sicherheitsprodukt kaufen kann um sich im Straßenverkehr besser schützen zu können. Denn die Sicherheit ist unser wichtigstes Gut”, schreibt er.

Erhöhtes Insolvenz-Risiko bei Crowdinvesting mit Nachrangdarlehen?

Es ist nicht die erste Startup-Insolvenz dieses Jahr. Erst kürzlich musste auch das Bier-Startup NIXE einen entsprechenden Antrag stellen. Auch dieses hatte eine erfolgreiche Conda-Kampagne hinter sich. Dass sich gerade unter Startups, die Crowdinvesting-Modelle in Anspruch genommen haben (etwa auch Neovoltaic vergangenes Jahr), die Insolvenzen häufen, ist kein Zufall. Im Gegensatz zu klassischem Investmentkapital, das als Eigenkapital volles Ausfallsrisiko für die InvestorInnen bringt, ist Crowdinvesting-Kapital (das hierzulande üblicherweise in Form von Nachrangdarlehen vergeben wird), Fremdkapital. Kann es nicht zurückgezahlt werden, muss Zahlungsunfähigkeit und damit Insolvenz angemeldet werden. Die Crux für AnlegerInnen: Wie der Name schon sagt werden Nachrangdarlehen bei der Rückzahlung durch Mittel aus der Konkursmasse nachrangig behandelt. Im Falle einer Insolvenz ist das Geld also üblicherweise weg.

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bee produced, Leiterplattenbestückung, leiterplatten, pcb assembly, Wilfried Lepuschitz (CEO), Timon Höbert (CTO), Sandra Stromberger (CMO), Munir Merdan (CSO).
Das bee produced-Founder:innenteam: Wilfried Lepuschitz (CEO), Timon Höbert (CTO), Sandra Stromberger (CMO), Munir Merdan (CSO) (c) Simon Kupferschmied

Über 2.000 Unternehmen in Europa betreiben Leiterplattenbestückung (PCB Assembly). Knapp 40.000 Unternehmen benötigen genau diese Bestückung mit Bauteilen, können das aber nicht selbst tun. An dieser Schnittstelle setzt bee produced an. Das Wiener Startup hat eine Software entwickelt, die Matchmaking zwischen diesen beiden Seiten betreiben soll.

Dafür wurden auch die Skills des Gründer:innenteams kombiniert: Drei der vier Founder:innen stammen aus dem technischen Bereich. CEO Wilfried Lepuschitz hat beispielsweise in Elektrotechnik an der TU Wien promoviert und lange in der Forschung gearbeitet. Die heutige CMO, Sandra Stromberger arbeite im Online-Marketing und hat zum Beispiel Industry meets Makers aufgebaut – ein Matchmaking-Format, das Inudstrie und freie Entwickler:innen zusammenbringt.

Erster digitaler Marktplatz für Elektronikproduktion

Was ist nun die Idee hinter bee produced? “Wir sind der erste digitale Marktplatz für Elektronikproduktion in Europa”, sagt Lepuschitz. Grundsätzlich ist das Startup ein Software-Unternehmen, dass die europäische Elektronikproduktion stärker vernetzen möchte. Lepuschitz bringt das im brutkasten-Gespräch mit der Biene im Firmen-Logo in Verbindung: Auch Bienen würden nur in einem Netzwerk gut zusammenarbeiten können.

Bisher machen sich Firmen mithilfe von Google-Suchen und Eigenrecherche auf die Suche nach dem passenden Elektronikproduzenten für die gewünschte Leiterplattenbestückung. Bis hier die richtige Lösung gefunden wird, dauert es. Emails werden ausgetauscht, Excel-Listen hin- und hergeschickt, Anrufe getätigt. Kurzum: Ein oft langwieriger und unstrukturierter Prozess, der auf beiden Seiten Arbeitszeit kostet.

Ein Matching-Algorithmus bringt beide Seiten zusammen

Bei bee produced können Unternehmen ihre Stücklisten (BOM), Bestückungskoordinaten (CPL-Daten), Gerber-Dateien und andere relevante Dokumente hochladen. Die Software erkennt die Daten dann automatisch und macht daraus standardisierte Daten für die Abstimmung mit Produzenten, die zuvor einen Onboarding-Prozess mit bee produced durchlaufen haben.

Der Matching-Algorithmus des Startups findet dann über den Elektronikmarktplatz genau die europäischen, lokalen Produzenten, die optimal zu den Anforderungen passen. Über ein Kollaborationstool können danach Details abgestimmt und Angebote verglichen werden. Der Fokus auf lokale Produzenten sei wichtig gewesen, sagt Lepuschitz. Immer mehr Unternehmen wollen weltweiten Supply-Chain-Krisen entgehen und wieder lokaler produzieren. Auch der Umweltfaktor spiele hier eine Rolle.

Im besten Fall endet dieser Prozess in einer Bestellung von Leiterplatten bei dem so gefundenen Produzenten. War die Vermittlung erfolgreich, erhält bee produced eine transaktionsabhängige Gebühr. Alternativ kann die Software auch als White-Label-Lösung in eine bestehende Unternehmenslösung integriert werden, um die Kundenkommunikation zu verbessern. Dann wird eine Lizenzgebühr verlangt.

Drei Jahre Forschung

Das Team von bee produced kennt sich teilweise schon seit Jahren. Wilfried Lepuschitz und Munir Merdan (heute CSO) arbeiten bereits seit 2005 zusammen, damals noch an der TU Wien. Seit 2015 war Timon Höbert (heute CTO) Mitarbeiter in dem Robotik-Forschungsinstitut von Lepuschitz und Merdan. Sandra Stromberger kam dann über Industry meets Makers mit den dreien in Kontakt.

Zu viert gründeten sie 2021 bee produced, seitdem wurden drei Jahre in die Forschung gesteckt. “Wir wissen mittlerweile, warum das bisher niemand in Europa macht. Die Elektronikproduktion ist echt die komplexeste Domäne”, sagt Sandra Stromberger im brutkasten-Gespräch. Man kenne zwar ähnliche Produktionsmarktplätze bereits von 3D-Druckern, dort sei die Digitalisierung des Produktionsprozesses aber wesentlich einfacher. Mittlerweile hat das Unternehmen neben den Gründer:innen fünf angestellte Mitarbeiter:innen.

Sechsstelliges Investment

In der Forschungsphase habe man sich durch eigene unentgeltliche Arbeit und Förderungen finanziert, vor allem von der Wirtschaftsagentur Wien. Im Rahmen von F&E-Projekten arbeite man bereits an weiteren Features, diese werden von der EU und der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert. Anfang des heurigen Jahres konnte bee produced außerdem ein Investment im höheren sechsstelligen Bereich abschließen. Beteiligt waren die Investmentgesellschaften Montefiore, Blue Wonder Ventures, SweeNo Invest, Würth Real Consulting, die Lieber.Group und Zamani. Außerdem investieren einzelne Privatpersonen wie i5invest-CEO Herwig Springer und der Comedian Gernot Kulis. Rechtlich begleitet wurde die Finanzierungsrunde von der Kanzlei Taiyo Legal.

Im Juni startete die Soft-Launch-Phase der Software, die wiederum wertvolles Feedback aus dem Live-Betrieb lieferte. Mit September wurde sie nun offiziell gelauncht. Der Plan für die Zukunft ist groß: “Wir wollen in ganz Europa Fuß fassen”, sagt Wilfried Lepuschitz. Allein dieser Markt umfasse rund 50 Milliarden Euro. Derzeit fokussiere man sich aber auf den DACH-Raum und will bee produced hier zu einem “funktionierenden Unternehmen ausbauen”.

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