25.03.2025
MYTHOS

Self-Tracking und Gesundheitstrends: Was steckt wirklich dahinter?

Der Wunsch nach einem langen und gesunden Leben ist in unserer Gesellschaft stärker denn je. Dementsprechend kursieren überall im Netz unzählige Tipps und Tricks, die versprechen, den Körper jung und frisch zu halten. Doch welcher dieser Trends funktioniert wirklich? Sportmediziner Dr. Piero Lercher deckt weitverbreitete Gesundheitsmythen auf.
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Mittlerweile kann man mit Wearables viele Gesundheitsdaten tracken. © Unsplash

Dieser Text ist zuerst im brutkasten-Printmagazin von März 2025 “Hoch hinaus” erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Ob Schritte, Kalorien, Herzfrequenz oder Schlafqualität – Selbstvermessung ist für viele Menschen längst zur täglichen Routine geworden. Mithilfe von Fitnesstrackern, Apps und diversen Smartwatches behalten sie ihre Gesundheitsdaten im Blick, während Nahrungsergänzungsmittel und gezieltes Training den Körper fit halten sollen. Fast täglich entstehen neue Trends und Empfehlungen, die uns zu einem besseren Leben verhelfen sollen. Doch welche dieser Gesundheitstrends sind tatsächlich wissenschaftlich fundiert – und welche entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als bloße Mythen?

Piero Lercher beschäftigt sich als Sportmediziner mit aktuellen Gesundheitstrends. Er unterrichtet an der Medizinischen Universität Wien im Bereich Public Health und ist zudem Autor diverser Fachpublikationen und Bücher. Grundsätzlich sieht Lercher das zunehmende Gesundheitsbewusstsein in der Gesellschaft positiv: „Alle Maßnahmen, die das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung, die sogenannte ‚Health Literacy‘, fördern, sind begrüßenswert und wichtig. Dazu gehören auch moderne Tracking-Methoden“, sagt Lercher. Trotzdem sei es wichtig, wissenschaftlich fundierte Informationen von Trends zu unterscheiden.

Dr. Piero Lercher beschäftigt sich als Sportarzt mit aktuellen Gesundheitstrends. © MedUni Wien

These 1: Wer seine Gesundheit trackt, lebt automatisch gesund.

Piero Lercher: Diese Verallgemeinerung kann man leider nicht machen. Das Tracking alleine ersetzt nicht die Einhaltung eines gesunden Lebensstils, die korrekte Einnahme von Medikamenten oder die Durchführung von Therapien. Das Tracken ist aber ein wertvolles Tool zur einfachen Kontrolle diverser Werte im Alltag.

These 2: Tracking-Geräte liefern verlässliche Messwerte – und somit ein vollständiges Bild der Gesundheit.

Piero Lercher: Hier ist die Qualität der Tracking-Geräte entscheidend bzw. mit welcher Technologie und mit welcher Genauigkeit die Messungen erfolgen. Problematisch wird es, wenn getrickst wird oder gefakte Messergebnisse präsentiert werden. Hier wäre eine Idee, ein Qualitätssiegel zu etablieren, ähnlich wie ein TÜV-Zertifikat im technischen Bereich oder eine FDA-Zulassung im medizinischen Bereich.

These 3: Gesundheitstracking kann Krankheiten zuverlässig vorhersagen.

Piero Lercher: In Kombination mit einem gut ausgebildeten Körpergefühl können dadurch tatsächlich Warnsignale erkannt werden. Durch falsche Anwendung und Fehlinterpretationen von Parametern sind aber auch ‚Fehlalarme‘ möglich: Man gerät unnötig in Panik – oder wiegt sich in falscher Sicherheit. Eine zuverlässige Diagnose erfolgt ausschließlich durch eine adäquate ärztliche Untersuchung.

These 4: Nahrungsergänzungsmittel können eine mangelhafte Ernährung verbessern.

Piero Lercher: Das Um und Auf ist und bleibt eine ausgewogene Ernährung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln. Das gilt auch im Spitzensport. Nahrungsergänzungen haben ausschließlich nach Feststellung eines Mangels zu erfolgen; beziehungsweise auch bei der detektierten Gefahr, dass sich in Kürze ein Mangel einstellen wird.

These 5: Man muss täglich 10.000 Schritte gehen, um fit zu bleiben.

Piero Lercher: Tatsächlich steckt hinter dieser Empfehlung ein genialer japanischer Werbegag, der unreflektiert übernommen wurde. Sportmedizinisch gesehen geht es primär nicht um eine spezifische Anzahl von Schritten, sondern um eine regelmäßig durchgeführte körperliche Aktivität, am besten an mehreren Tagen in der Woche. Das Schrittezählen ist mittlerweile eine beliebte Maßnahme, um den Bewegungsumfang zu bewerten; sportmedizinisch ist aber von Interesse, mit welcher Geschwindigkeit diese Schritte gemacht wurden – und es macht auch einen Unterschied, ob man in der Ebene oder bergauf und bergab geht.

These 6: Fitnesstracking kann zu gestörtem Essverhalten oder Kontrollzwang führen.

Piero Lercher: Ja, das ist tatsächlich so. Viele Menschen verlieren ihr natürliches Körpergefühl und ordnen ihr Leben dem Tracking unter oder verfallen in einen Zwang, permanent die aktuellen Werte abrufen zu müssen. Besonders gefährdet sind hier Kinder und Jugendliche in sensiblen Lebensphasen. Das heißt: Auch richtiges und gefahrloses Tracking will gelernt sein und ein gesunder Lebensstil muss von den Eltern und Erziehungsberechtigten vorgelebt werden.

These 7: Stress verkürzt die Lebenszeit.

Piero Lercher: Physiologisch gesehen ist Stress eine Anpassung an eine Belastungs- oder Bedrohungssituation, die den Organismus für eine körperliche Aktivität vorbereitet. Einfach erklärt: Der Säbelzahntiger bedroht uns und wir flüchten vor ihm. Nach gelungener Flucht entspannen wir uns und die Stressreaktion wird abgebaut. Der moderne Mensch wird zwar nicht vom Säbelzahntiger bedroht, aber aufgrund unterschiedlicher Stressoren in einen Alarmzustand gebracht, auf den dann keine körperliche Reaktion folgt.

Wenn so ein Stresszustand länger anhält, ist das tatsächlich gesundheitsgefährdend. So haben gestresste Menschen beispielsweise Blutdruckkrisen oder hohe Ruhepulse. Das ist dann etwa so, als würde man mit einem Auto im ersten Gang 200 km/h fahren. Das kann nicht gesund für den „Motor“ sein.

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03.04.2025

Das bedeuten Trumps Zölle für die heimische Innovationsszene

Die von US-Präsident Donald Trump verkündeten Zölle treffen eine Liste von 185 Handelspartnern. Die EU wird mit 20 Prozent bezollt, was auch die heimische Innovationsszene trifft. Wolfgang Schwarzbauer, Leiter des Forschungsbereichs regionale Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft bei Eco Austria, ordnet ein.
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Trump, Musk, US-Zölle, Zoll, Startups USA, Open Austria
(c) Official White House Photo by Tia Dufour - US-Präsident Donald Trump.

Künftig gilt für Importe aus der Europäischen Union ein Zollsatz von 20 Prozent und soll ab dem 9. April in Kraft treten. Bisher lagen die Einfuhrzölle bei 1,5 Prozent, wobei es für manche Waren bereits Ausnahmen gab. Wie der „Standard“ berichtet, sind etwa für die USA essentiellen Pharmaprodukte von den neuen Zöllen ausgenommen.

Konkret tritt am 5. April um 12.01 Uhr für Handelspartner weltweit ein „Mindestzoll“ in Höhe von zehn Prozent in Kraft. Höhere (reziproke) Zölle für die, nach Ansicht des Weißen Hauses „schlimmsten Übeltäter“, wie die „Presse“ berichtet, sollen dann vier Tage später, ebenfalls um 12.01 Uhr europäischer Zeit, wirksam werden.

16,2 Mrd. Euro Exportvolumen 2024

Die Handelsbeziehungen Österreichs mit den USA sind traditionell stark. Mit einem Anteil von 8,5 Prozent am österreichischen Gesamtexport ist das Land der mit Abstand wichtigste österreichische Absatzmarkt außerhalb Europas.

Mit einem Exportvolumen von 16,2 Mrd. Euro verzeichneten die USA als österreichische Exportdestination im Jahr 2024 ein Allzeithoch, der Anstieg gegenüber 2023 lag bei 10,1 Prozent. Damit belegten die Vereinigten Staaten unter den österreichischen Exportdestinationen den zweiten Platz (hinter Deutschland und vor Italien).

Die dominierenden Kategorien der österreichischen Exporte in die Vereinigten Staaten von Amerika umfassen der WKO nach Maschinen und mechanische Apparate, Fahrzeuge, Getränke, pharmazeutische Erzeugnisse sowie elektrische Ausrüstungen.

Zudem erwirtschaften viele der österreichischen Top-100-Unternehmen große Teile ihrer weltweiten Konzernumsätze am US-Markt. Darunter: Schoeller Bleckmann, Red Bull, Plansee, Rosenbauer, Miba, Andritz, Voest Alpine, Palfinger, Blum, Alpla, Hoerbiger, Agrana, Egger oder Siemens.

„Auch bei Unternehmen wie Swarovski, Engel, Wienerberger, Tyrolit, Kapsch, Teufelberger, Plasser & Theurer, AVL, Doka, Boehler Uddeholm, Fronius, Glock, Constantia, Mondi oder Greiner dürften die Ertragsbeiträge aus dem US-Geschäft in wesentlichen Größenordnungen liegen“, liest man im „USA Wirtschaftsbericht 2025“ des Aussenwirtschaftcenter New York. Insgesamt gibt es rund 1.000 österreichischen Unternehmen in den USA, wovon ungefähr ein Drittel dort auch produziert.

Zölle treffen Österreich in starken Bereichen

Für die heimische Innovationsszene bedeutet Trumps Zoll-Politik laut Wolfgang Schwarzbauer, Leiter des Forschungsbereichs regionale Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft bei Eco Austria, dass kurzfristig Nachteile überwiegen werden. Die Zölle würden vor allem Bereiche betreffen, in denen Österreich recht stark sei: Export, Innovation, Zulieferindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Pharma, Biotech und Elektronik.

„Das sind Branchengruppen, die in Österreich sehr innovativ und erfolgreich in Märkten sind“, präzisiert Schwarzbauer. „Gegeben, dass auch die globale Konjunktur aktuell schwierig ist, ergibt das einen zusätzlichen Dämpfer, gerade auf die Produzenten in Österreich.“ Weitere Auswirkungen sieht Schwarzbauer darin, dass Absätze bzw. Umsätze nicht steigen, sondern eher sinken werden und auch der Standort gefährdet wird, weil weniger in Innnovation investiert werden kann.

Deal mit Trump als Lösung?

Als Gegenmaßnahme bleibe der Republik eine gesamteuropäische Antwort als größter Hebel. Und zu versuchen, Donald Trump dazu zu bringen, möglichst schnell die Maßnahmen zurückzunehmen. Oder zumindest einen Deal in gewissen Bereichen zu erzielen, bei dem der US-Präsident vorzeigen kann, dass seine Politik Wirkung gezeigt habe.

„Die Schwierigkeit dabei ist jedoch, dass manche Länder ungleich von den Zöllen betroffen sind“, betont Schwarzbauer. „Deutschland, Österreich und Irland anders als etwa Frankreich oder Italien. Die Herausforderung ist es jetzt, eine EU-Einigkeit zu erzielen und eine starke Stimme dagegen zu erheben.“ Österreichs selbst wäre gut beraten, Allianzen zu suchen und darauf zu schauen, dass etwa mit Deutschland, Irland und den Niederlanden die gemeinsame Antwort stark ausfalle.

Neue Politikausrichtung

Die in den Medien kursierende Gegenreaktion, Digitalsteuern auf US-Firmen wie Facebook (Meta) und Co. den US-Maßnahmen als Antwort entgegenzusetzen, sieht der Experte als mögliche sehr starke Antwort. Ebenso wie, die nicht-digitale Produktion, die traditionellerweise in republikanisch-regierten US-Staaten beheimatet ist, ins Visier zu nehmen. In der digitalen Ökonomie sei der Hebel jedoch größer.

„Aber man darf nicht vergessen, dass die USA in diesem Bereich führend sind und wir uns damit ins eigene Fleisch schneiden würden“, warnt Schwarzbauer. „Um Druck aufzubauen, wäre das dennoch etwas, was den USA wehtun würde.“

Mittelfristig sollte Europa jedoch darauf schauen, digital den Anschluss wiederzufinden, was aber mit Herausforderungen einhergehe. Die EU-Politik sei im Gegensatz zu den USA bei neuen Technologien präventiv; in Übersee sehe die Art der Regulierung anders aus. Dort würde man sich zuerst ansehen, was entsteht und erst dann bei Problemen reagieren. „Da muss ein Wandel in der Politikausrichtung stattfinden, damit die EU ihre Abhängigkeit reduzieren kann.“

Exit gegen Zölle

Bei allen Überlegungen , wie man auf die reziproken Zölle reagieren soll, sei es, wie erwähnt, eine Möglichkeit, Donald Trump etwas anzubieten, das er politisch verkaufen kann. Etwa bessere Entwicklungschancen für US-amerikanische Digitalunternehmen in Europa oder auch in innovativen Feldern wie der Landwirtschaft zum Beispiel für schnellere Zulassungsvérfahren zu sorgen.

„Er muss sagen können, ’schaut, ich habe einen Deal“, sagt Schwarzbauer. „Denn man muss im Hinterkopf behalten, dass das Risiko einer Eskalation durchaus sehr hoch ist, wenn jetzt laufend auf die Maßnahmen Gegenmaßnahmen und umgekehrt gesetzt werden. Da muss man eher eine ‚Exit-Strategie‘ für Trump definieren.“

03.04.2025

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Künftig gilt für Importe aus der Europäischen Union ein Zollsatz von 20 Prozent und soll ab dem 9. April in Kraft treten. Bisher lagen die Einfuhrzölle bei 1,5 Prozent, wobei es für manche Waren bereits Ausnahmen gab. Wie der „Standard“ berichtet, sind etwa für die USA essentiellen Pharmaprodukte von den neuen Zöllen ausgenommen.

Konkret tritt am 5. April um 12.01 Uhr für Handelspartner weltweit ein „Mindestzoll“ in Höhe von zehn Prozent in Kraft. Höhere (reziproke) Zölle für die, nach Ansicht des Weißen Hauses „schlimmsten Übeltäter“, wie die „Presse“ berichtet, sollen dann vier Tage später, ebenfalls um 12.01 Uhr europäischer Zeit, wirksam werden.

16,2 Mrd. Euro Exportvolumen 2024

Die Handelsbeziehungen Österreichs mit den USA sind traditionell stark. Mit einem Anteil von 8,5 Prozent am österreichischen Gesamtexport ist das Land der mit Abstand wichtigste österreichische Absatzmarkt außerhalb Europas.

Mit einem Exportvolumen von 16,2 Mrd. Euro verzeichneten die USA als österreichische Exportdestination im Jahr 2024 ein Allzeithoch, der Anstieg gegenüber 2023 lag bei 10,1 Prozent. Damit belegten die Vereinigten Staaten unter den österreichischen Exportdestinationen den zweiten Platz (hinter Deutschland und vor Italien).

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Zudem erwirtschaften viele der österreichischen Top-100-Unternehmen große Teile ihrer weltweiten Konzernumsätze am US-Markt. Darunter: Schoeller Bleckmann, Red Bull, Plansee, Rosenbauer, Miba, Andritz, Voest Alpine, Palfinger, Blum, Alpla, Hoerbiger, Agrana, Egger oder Siemens.

„Auch bei Unternehmen wie Swarovski, Engel, Wienerberger, Tyrolit, Kapsch, Teufelberger, Plasser & Theurer, AVL, Doka, Boehler Uddeholm, Fronius, Glock, Constantia, Mondi oder Greiner dürften die Ertragsbeiträge aus dem US-Geschäft in wesentlichen Größenordnungen liegen“, liest man im „USA Wirtschaftsbericht 2025“ des Aussenwirtschaftcenter New York. Insgesamt gibt es rund 1.000 österreichischen Unternehmen in den USA, wovon ungefähr ein Drittel dort auch produziert.

Zölle treffen Österreich in starken Bereichen

Für die heimische Innovationsszene bedeutet Trumps Zoll-Politik laut Wolfgang Schwarzbauer, Leiter des Forschungsbereichs regionale Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft bei Eco Austria, dass kurzfristig Nachteile überwiegen werden. Die Zölle würden vor allem Bereiche betreffen, in denen Österreich recht stark sei: Export, Innovation, Zulieferindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Pharma, Biotech und Elektronik.

„Das sind Branchengruppen, die in Österreich sehr innovativ und erfolgreich in Märkten sind“, präzisiert Schwarzbauer. „Gegeben, dass auch die globale Konjunktur aktuell schwierig ist, ergibt das einen zusätzlichen Dämpfer, gerade auf die Produzenten in Österreich.“ Weitere Auswirkungen sieht Schwarzbauer darin, dass Absätze bzw. Umsätze nicht steigen, sondern eher sinken werden und auch der Standort gefährdet wird, weil weniger in Innnovation investiert werden kann.

Deal mit Trump als Lösung?

Als Gegenmaßnahme bleibe der Republik eine gesamteuropäische Antwort als größter Hebel. Und zu versuchen, Donald Trump dazu zu bringen, möglichst schnell die Maßnahmen zurückzunehmen. Oder zumindest einen Deal in gewissen Bereichen zu erzielen, bei dem der US-Präsident vorzeigen kann, dass seine Politik Wirkung gezeigt habe.

„Die Schwierigkeit dabei ist jedoch, dass manche Länder ungleich von den Zöllen betroffen sind“, betont Schwarzbauer. „Deutschland, Österreich und Irland anders als etwa Frankreich oder Italien. Die Herausforderung ist es jetzt, eine EU-Einigkeit zu erzielen und eine starke Stimme dagegen zu erheben.“ Österreichs selbst wäre gut beraten, Allianzen zu suchen und darauf zu schauen, dass etwa mit Deutschland, Irland und den Niederlanden die gemeinsame Antwort stark ausfalle.

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„Aber man darf nicht vergessen, dass die USA in diesem Bereich führend sind und wir uns damit ins eigene Fleisch schneiden würden“, warnt Schwarzbauer. „Um Druck aufzubauen, wäre das dennoch etwas, was den USA wehtun würde.“

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„Er muss sagen können, ’schaut, ich habe einen Deal“, sagt Schwarzbauer. „Denn man muss im Hinterkopf behalten, dass das Risiko einer Eskalation durchaus sehr hoch ist, wenn jetzt laufend auf die Maßnahmen Gegenmaßnahmen und umgekehrt gesetzt werden. Da muss man eher eine ‚Exit-Strategie‘ für Trump definieren.“

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