21.06.2016

Selbstständig mit Kind: Diese Gründerin schafft beides

Pia Baurek-Karlic ist nicht nur Geschäftsführerin des Apotheken-Online-Shops Beavit. Seit neun Monaten ist sie auch Mutter. Doch wie lässt sich das mit ihrem Job vereinbaren? Mit dem Brutkasten sprach sie darüber, wie es mit Kind und Karriere klappt.
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(c) Beavit - Geschäftsführerin Pia Baurek-Karlic hat alles im Griff.

2013 gründete Pia Baurek-Karlic die Versandapotheke Beavit. Die Idee dahinter: Wer krank ist, muss nicht mehr die nächste Apotheke aufsuchen, sondern kann die benötigen Medikamente online bestellen und bequem nach Hause liefern lassen. Eine Hotline und ein anonymer Chat sorgen für eine entsprechende pharmazeutische Beratung.

Vor neun Monaten kam Pias erstes Kind, Arthur, zur Welt. Seitdem meistert die Jungunternehmerin den Spagat zwischen Selbständigkeit und Familie. Im Interview spricht Baurek-Karlic mit dem Brutkasten darüber, wie es ist, Mutter und Gründerin zu sein.

Wie oft und wie viel arbeitest du, seit dein Sohn auf der Welt ist?

Dienstag-Vormittag ist Bürotag. Da weiß ich, an diesem Tag kann ich mir Termine mit Geschäftspartnern einteilen. Meine nächsten fünf Dienstage sind schon verplant. Ich komme dann auch dazu, Telefonate zu führen, ohne unterbrochen zu werden.

So richtig in Karenz bist du also nicht?

Nein, das geht auch gar nicht, wenn man selbständig ist. Mein Sohn ist an einem Sonntag zur Welt gekommen. Bis Freitag war ich im Büro. Als ich nach der Geburt wieder zu Hause war, hat es sich dann irgendwie so eingeschlichen, dass ich von zu Hause aus arbeite. Am Anfang hat Arthur viel geschlafen, da hab ich viel machen können.
Ich kenne es auch gar nicht anders. Ich bin selbst in der Apotheke aufgewachsen, meine Mama hat gearbeitet, während ich da war. Das ist für mich irgendwie normal so.
Ins Büro bin ich wieder gegangen, als ich abgestillt hatte. Da war er ungefähr sechs Monate alt. Davor musste er alle drei Stunden etwas trinken. Aber ich habe ihn da das Tempo vorgeben lassen und er war sehr entgegenkommend.

Welche Bereiche betreust du jetzt?

Es gibt manche Dinge, die habe ich nie aus der Hand gegeben. Das ist zum Beispiel alles, was das Konto betrifft. Wer soll das sonst machen? Wir haben keine Personalabteilung, so groß sind wir nicht. Und es können sich die Leute wohl kaum selbst ihr Gehalt überweisen. Auch die Zusammenarbeit mit manchen Geschäftspartnern habe ich nicht abgegeben. Es gibt einige kleinere Unternehmen, die einfach lieber „mit dem Chef reden“.

Ab welchem Zeitpunkt kann man ein Unternehmen „alleine lassen“?

Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. Aber es gibt einen Zeitpunkt, ab dem man weiß, ab jetzt wäre es für das Unternehmen nicht mehr ganz schlimm. Ich habe 2013 die GmbH gegründet und nun, da sich alles eingespielt hat, war ich mir sicher, dass es funktionieren wird. Unsere Technikerin ist jetzt mein Ersatz.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Dadurch, dass ich ja auch seltener im Büro bin, macht sie auch viel von zu Hause aus. Mir ist es egal, ob sie hier vorm Computer sitzt oder daheim. Es ist heute nicht mehr so wie in der Generation unserer Eltern, als man zum Arbeiten vor Ort sein musste. Eine gewisse Vertrauensbasis gehört heute dazu.

Du hast also gute Erfahrungen mit modernen Arbeitsmodellen gemacht?

Ja. Es ist auch so, dass wir zwar fixe Arbeitszeiten haben, aber in Wahrheit muss man manchmal länger bleiben und kann dann dafür später kommen. Man soll dann die Stunden machen, wenn sie notwendig sind. Das ist auch vernünftiger weil manchmal ist mehr zu tun und manchmal weniger.

War es anfangs ein unangenehmes Gefühl, nicht ständig da zu sein?

Nein, das nicht. Ich war vor der Karenz einmal drei Wochen auf Hochzeitsreise, da hatte ich kein Handy mit und es hat auch funktioniert. Das war der erste Test. Aber ich muss zugeben, dass ich nach der Geburt relativ bald wieder meine E-Mails gecheckt habe, nachdem das ja am Handy geht und man da verleitet ist. Ich hab mich am dritten Tag im Krankenhaus ja schon gelangweilt.

Wie finden das deine Freunde und Bekannten?

Es sagen schon manche sehr sorgenvoll, dass ich doch schauen soll, dass ich nicht zu viel mache. Aber es kommt auf die Tagesverfassung an. An manchen Tagen bin ich einfach echt fertig. Da frag ich mich, warum ich mir das alles antue. Aber dann gibt es so viele Tage, an denen alles gut klapp und an denen man auch echt einen Mehrwert darin sieht, an dem was man selber macht.

Hast du dir die Selbständigkeit mit Kind einfacher vorgestellt?

Dass das nicht einfach ist, war mir schon klar. Was mir nicht klar war, ist, wie schwer es einem gemacht wird von der Struktur her. Der Staat schreibt sich Familienfreundlichkeit auf die Fahne. Davon merke ich nichts. Ein Beispiel sind die Sozialversicherungen: Ich bin auch angestellt in der Apotheke. Für meine Angestelltenversicherung muss ich bei der Sozialversicherung einen Beitrag zahlen. Von dort beziehe ich auch das Karenzgeld. Es ist nämlich so: Als Selbständige kann ich gar nicht in Karenz gehen. Wenn ich in Karenz gehen würde bei der SVA, dann müsste ich mein Gewerbe ruhend legen. Dann müsste ich aber zusperren und meine Mitarbeiter kündigen, weil ich kann ohne Gewerbeschein nicht verkaufen. Jetzt bekomme ich von der Gebietskrankenkasse Karenzgeld, das ich für meinen Sozialversicherungsbeitrag bei der SVA ausgeben darf. Da wird es einem schon echt schwer gemacht. Wenn ich nicht zusätzlich angestellt gewesen wäre, hätte ich gar keine Karenz. Als Selbständige bist du nicht verpflichtet, in Karenz zu gehen. Die Alternative wäre gewesen, jemanden zu finden, der den selben Gewerbeschein hat und mein Gewerbe übernimmt. Dann hätte ich in Karenz gehen können aber ich hätte den Geschäftsführer bezahlen müssen, was dann noch teurer kommt.

Redaktionstipps

Wie wichtig ist der Partner?

Mein Mann ist auch selbständig, er schaut auch manchmal im Büro vorbei, kümmert sich und kennt sich auch aus. Der Papa-Monat ist schön und gut aber realistisch betrachtet geht das in unserem Fall nicht. Wenn man plant, wirklich Familie zu bekommen, ist es also vernünftiger, man ist angestellt.

Ist ein Kind ein Karriere-Killer?

Nicht zwangsläufig. Ich glaube, wenn man die Familienplanung abgeschlossen hat, hebt sich das wieder auf.

Bleibt denn noch Zeit für dich?

Nein. Das zehrt wirklich an den Kräften. Für mich habe ich die eine Stunde, wenn er um sieben einschläft bis um acht. Dann muss ich auch schlafen gehen, weil ich so fertig bin.

Hat die Selbständigkeit auch einen Vorteil im Zusammenhang mit der Karenz?

Ja, ich habe keinen Druck, dass ich zu einem vorgegebenen Zeitpunkt zurück kommen muss. Sonst hätte ich jetzt schon Probleme. Ich habe noch keinen Kindergartenplatz weil ich nicht davon ausgegangen bin, dass man das so lange im Voraus planen muss.

Was würdest du anderen selbständigen Frauen raten, die Kinder haben wollen?

Dass sie vorher genug Rücklagen haben. Falls es irgendwelche Probleme gibt oder plötzliche Kosten auftreten.

Hoffst du, dass deinem Sohn das Unternehmertum in die Wiege gelegt wurde?

Ich glaub schon, dass man das mitbekommt. Vor allem wenn man dann merkt, dass die Eltern beide so arbeiten. Außerdem ist er ja immer mit in den Apotheken und im Büro.

 

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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