09.06.2023

SeedBlink: Rumänische Co-Investmentplattform expandiert in den DACH-Raum

Das rumänische FinTech SeedBlink expandiert mit seiner gleichnamigen Beteiligungsmanagement- und Finanzierungsplattform in den DACH-Raum. 2023 sollen ingesamt 1,5 Millionen Euro in Startups investiert werden. Für 2024 ist eine Verdopplung des Investmentvolumens geplant.
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Seedblink
(c) Seedblink

Anfang 2020 ging das rumänische FinTech SeedBlink mit seiner Co-Investmentplattform für Startups an den Start. Neben institutionellen Anlegern wird es auch Unternehmen ermöglicht, sich über die Plattform an europäischen Tech-Startups zu beteiligen. In den letzten zweieinhalb Jahren konnte sich die Plattform laut Seedblink in Rumänien, Bulgarien, Griechenland und den Niederladen am Markt etablieren. Zudem wurden in der Vergangenheit auch Partnerschaften mit bekannten Risikokapitalfirmen wie Speedinvest, Xista Science Venture oder Elevator Ventures aufgebaut.

Erste Investments im DACH-Raum

Neben dem CEE-Raum streckte die Plattform bereits ihre Fühler in den DACH-Raum aus. So wurden laut Seedblink bisher mehr als 1,3 Millionen Euro in Startups in Österreich, Deutschland und der Schweiz investiert. Zu den Portfolio-Startups zählen beispielsweise das deutsche BioTech-Startup MK2 Biotechnologies, das Wiener MedTech BrainHero, das sich auf Kinder mit Autismus-Spektrum-Krankheit und ADHS spezialisiert hat, sowie das Schweizer Startup Swisspod, das ein Hyperloop-Testsystem entwickelt.

Eric Bartha, Head of Investment Management bei SeedBlink | (c) Seedblink

SeedBlink-Expansion

Die Präsenz im DACH-Raum soll nun weiter ausgebaut werden, wie SeedBlink am Donnerstag in einer Aussendung bekannt gab. Konkret sollen 2023 noch 1,5 Millionen Euro in insgesamt acht Startups in der DACH-Region investiert werden, wie eine Sprecherin der Plattform gegenüber brutkasten bestätigt. Zudem soll das Volumen 2024 verdoppelt werden. Der Investmentfokus liegt dabei laut Seedblink auf technologiegetriebenen Teams. Als Branchen werden unter anderem DeepTech und Life Sciences genannt.

“Unsere offizielle DACH-Präsenz zielt darauf ab, Investitionen in der Region zu beschleunigen und von der hochaktiven Innovations- und Unternehmerlandschaft in allen Technologiesektoren zu profitieren, indem wir neuen Zielgruppen den Zugang zur Anlageklasse VC ermöglichen”, so Eric Bartha, Head of Investment Management bei SeedBlink.

Bartha soll in den nächsten Monaten die Expansion in die DACH-Region vorantreiben. Seine Aufgabe besteht darin, Gründer:innen zu finden, die auf der Suche nach einer europäischen Investorengemeinschaft für ihr VC-Fundraising sind. Zudem sollen auch Kontakte zu lokalen Partnern und Family Offices hergestellt werden.

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Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith
Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith | Foto: brutkasten

Die neue EU-Kommission steht. Hierzulande laufen dagegen nach wie vor die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS mit ungewissem Ausgang. Währenddessen kommt nicht nur Österreich nicht aus der Rezession heraus und auch die Prognosen bleiben tendenziell negativ. Begleitet wird das Szenario von einer Häufung an dramatischen Appellen und Forderungen nach umfassenden Änderungen in der Wirtschaftspolitik.

Wie steht es wirklich um Österreich und die EU? Was sind nun die drängendsten Maßnahmen? brutkasten geht diesen Fragen gemeinsam mit führenden Köpfen der heimischen Innovationsszene nach.

Storebox-Co-Founder und -CEO Johannes Braith sieht im brutkasten-Interview auch Chancen, die die Krise biete, formuliert aber konkrete Maßnahmen, die dazu nun auf politischer Seite ergriffen werden müssten.


brutkasten: Düstere Prognosen und drastische Appelle stehen aktuell in der Wirtschaftsberichterstattung an der Tagesordnung. Wie beurteilst Du die Situation? Ist sie wirklich so dramatisch?

Johannes Braith: Ich beobachte die Großwetterlage natürlich laufend. Allerdings halte ich es für gut, wenn man sich in seinen daily Operations als Founder nicht zwangsläufig beunruhigen lässt. Gerade Startups sind es gewohnt Krisen zu managen bzw. mit ihnen umzugehen. In manchen Fällen kann dadurch sogar etwas Positives entstehen. Denn Krisen erzwingen oft Veränderungen, welche wiederum oft Chancen beinhalten.

Aber natürlich finde ich es beunruhigend, dass wir, was unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa angeht, so dramatisch den Anschluss verlieren. Ich hoffe, dass der steigende Schmerz dazu führt Regulierungen abzubauen und ein neues Selbstverständnis hinsichtlich Wirtschaft, Startups und Technologie einkehrt.

Welche gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen sollten in Österreich möglichst schnell umgesetzt werden? Was muss unbedingt ins Regierungsprogramm?

Das Thema ist leider ziemlich mühsam, da sehr, sehr gute Vorschläge seit langer Zeit am Tisch liegen, die allerdings nicht umgesetzt wurden. Ein wichtiger Punkt ist es bestimmt, Risikokapitalgeber zu incentivieren – Stichwort Beteiligungsfreibetrag.

Noch wichtiger wäre es allerdings die Steuern auf Arbeit deutlich zu reduzieren. Wir sind in einer Zeit, in der wir die Extrameile gehen müssen. Das sollte auch belohnt werden. Man könnte z.B. Überstunden steuerlich freistellen, Pensionisten incentivieren, wenn sie in der Rente arbeiten möchten – eventuell gänzlich steuerfrei, oder man kann über Modelle nachdenken, mit denen man Vollzeitarbeit nicht nur ermöglicht (Kinderbetreuung) sondern eventuell auch belohnt.

Generell stelle ich mir die Frage, wie Menschen den Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit wieder zurückerlangen können. In vielen Gesprächen und Beobachtungen sehe ich, dass die Leistungebereitschaft extrem abgenommen hat. Ob das immer durch politische Maßnahmen geheilt werden kann, bezweifle ich. Ich halte viel von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.

Und was sollte die neue EU-Kommission unbedingt sofort angehen?

Regulierung massiv abbauen. Ich bin mit Storebox mittlerweile in sechs Ländern und mehr als 200 Städten operativ tätig. Es kann ja nicht sein, dass wir gefühlt hunderte unterschiedliche Regulierungen vorfinden, die das Prosperieren von Unternhemen extrem erschweren.

Was wären konkret für euch als Scaleup die wichtigsten Schritte auf nationaler und EU-Ebene?

Die Lohnkosten senken, Regulierungen massiv reduzieren und die Zuwanderung hochqualifizierter Personen massiv erleichtern.

Was bräuchte es, damit die Wiener Börse bzw. zumindest eine europäische Börse für einen IPO eines Scaleups wie Storebox attraktiv ist?

Große Anschlussfinanzierungen müssen in Europa mit europäischem Kapital getätigt werden, um ab einer gewissen Stage als logischen Schritt einen IPO auch in einem europäischen Heimatmarkt zu forcieren.

Aktuell wird nicht nur im Zusammenhang mit Börsengängen die Standortattraktivität stark diskutiert. War Abwanderung aus Europa für euch jemals ein Thema?

Aktuell noch nicht. Ich lebe sehr gerne in Österreich und sehe nicht alles nur negativ. Wir leben in einem tollen Land mit vielen Möglichkeiten, toller Infrastruktur und einigermaßen stabilen Verhältnissen. Die Verwaltung dieses Zustands wird allerdings nicht ausreichen. Es muss gestaltet werden, um den Standort attraktiv zu halten.

Bitte eine Prognose: Abhängig von den Entscheidungen, die in nächster Zeit getroffen werden – was ist das Worst- und was das Best-Case-Szenario für Europa?

Das Worst-Case-Szenario: Die EU zerfällt in unterschiedliche Lager, weil es nicht möglich war, Interessen zu alignen und die großen Hebel zu betätigen. Geopolitisch wäre das eine absolute Katastrophe!

Das Best-Case-Szenario: Die Wettbewerbsfähigkeit wird durch radikale Maßnahmen wieder hergestellt. Die Menschen spüren eine deutliche Entlastung, haben Perspektiven und glauben an eine bessere Zukunft. Europa wächst weiter zusammen und bleibt ein starker und wichtiger globaler Player.

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