27.03.2017

6-stelliges Investment: ChillBill will nach Deutschland expandieren

Das Wiener FinTech Startup ChillBill brekommt ein Investment im mittleren sechsstelligen Bereich von strategischen Investoren. ChillBill bietet eine Lösung zur Automatisierung von Buchhaltung und möchte damit nach Deutschland expandieren.
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Wendelin Amtmann, Co-Founder von ChillBill möchte nach Deutschland expandieren. (c) Cliff Kapatais

ChillBill sortiert und archiviert Rechnungen von Unternehmen – jedoch ausschließlich digital. Die Cloud-Software empfängt dabei vom Nutzer via E-Mail weitergeleitete Rechnungen und Belege, extrahiert alle relevanten Rechnungsmerkmale, sortiert sie automatisch und leitet sie anschließend geordnet an den Steuerberater weiter. ChillBill arbeitet mit einer selbstentwickelten Rechnungserkennungssoftware. Dadurch werden sensible Finanzdaten nicht an Dritte weitergegeben und operative Kosten können gegenüber dem Mitbewerb langfristig gesenkt werden.

“Künftig keine Buchhaltung ohne Digitalisierung”

(c) chillbill

„Die Digitalisierung macht auch vor der Steuerberaterbranche nicht Halt. In naher Zukunft wird es gar nicht mehr möglich sein, Buchhaltung ohne digitale Kompetenz anzubieten. Mit ChillBill haben wir die Chance, die digitale Revolution in der Buchhaltung einfach und effizient umzusetzen“, sagt Johannes Pichler von Europa Treuhand. Neben Pionieren im Bereich der Digitalisierung von Steuerberatungen (KE Steuerberatungs GmbH Salzburg, Europa Treuhand Oberösterreich, Ecovis Austria Wien, SOT Süd-Ost Treuhand Burgenland, Mader & Kleinschuster Steuerberatung und eCounting und Binder, Grossek & Partner, alle Steiermark) beteiligt sich auch Business Angel und Ex-Google Manager Klaus Müller an dem schnell wachsenden Unternehmen.

Redaktionstipps

Internationale Märkte erschließen

“Die Innovation und das Gründerteam von ChillBill haben mich als Business Angel sofort überzeugt. Es löst ein klares Problem einer großen Zielgruppe und wir werden mittels Online Marketing international neue Märkte erschließe”, gibt sich Klaus Müller von Wictory.com zuversichtlich bezüglich seines Investments.

“In naher Zukunft wird es gar nicht mehr möglich sein, Buchhaltung ohne digitale Kompetenz anzubieten.”

Produktentwicklung steht im Vordergrund

Die zusätzliche Finanzspritze wird laut Geschäftsführung für Produktentwicklung und Vertrieb verwendet. “Mit Ende des Jahres werden wir automatisierte Buchhaltung basierend auf Machine Learning einsetzen. Zusätzlich soll ChillBill noch benutzerfreundlicher für unsere Kunden werden“, sagt Clemens Helm, Co-founder & CEO ChillBill

Von USt bis SVA – welche Steuern betreffen mich als Unternehmer

Pläne für 2017

Im Jahr 2017 steht unter anderem eine Teilnahme an den Startup Days in Tel Aviv am Programm. Auf Einladung der WKO wird sich das Unternehmen mit Startups und potenziellen zukünftigen Investoren treffen. Gerüchten zufolge, will ChillBill bis Ende 2017 nach Deutschland expandieren.

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Storebox-Gründer Braith: “gefühlt hunderte unterschiedliche Regulierungen”

Ist die aktuelle wirtschaftliche Situation wirklich so dramatisch? Und was braucht es jetzt, damit Österreich und die EU wirtschaftlich wieder nach vorne kommen? Storebox-Co-Founder Johannes Braith im Interview.
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Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith
Storebox-CEO und Cofounder Johannes Braith | Foto: brutkasten

Die neue EU-Kommission steht. Hierzulande laufen dagegen nach wie vor die Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS mit ungewissem Ausgang. Währenddessen kommt nicht nur Österreich nicht aus der Rezession heraus und auch die Prognosen bleiben tendenziell negativ. Begleitet wird das Szenario von einer Häufung an dramatischen Appellen und Forderungen nach umfassenden Änderungen in der Wirtschaftspolitik.

Wie steht es wirklich um Österreich und die EU? Was sind nun die drängendsten Maßnahmen? brutkasten geht diesen Fragen gemeinsam mit führenden Köpfen der heimischen Innovationsszene nach.

Storebox-Co-Founder und -CEO Johannes Braith sieht im brutkasten-Interview auch Chancen, die die Krise biete, formuliert aber konkrete Maßnahmen, die dazu nun auf politischer Seite ergriffen werden müssten.


brutkasten: Düstere Prognosen und drastische Appelle stehen aktuell in der Wirtschaftsberichterstattung an der Tagesordnung. Wie beurteilst Du die Situation? Ist sie wirklich so dramatisch?

Johannes Braith: Ich beobachte die Großwetterlage natürlich laufend. Allerdings halte ich es für gut, wenn man sich in seinen daily Operations als Founder nicht zwangsläufig beunruhigen lässt. Gerade Startups sind es gewohnt Krisen zu managen bzw. mit ihnen umzugehen. In manchen Fällen kann dadurch sogar etwas Positives entstehen. Denn Krisen erzwingen oft Veränderungen, welche wiederum oft Chancen beinhalten.

Aber natürlich finde ich es beunruhigend, dass wir, was unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa angeht, so dramatisch den Anschluss verlieren. Ich hoffe, dass der steigende Schmerz dazu führt Regulierungen abzubauen und ein neues Selbstverständnis hinsichtlich Wirtschaft, Startups und Technologie einkehrt.

Welche gesamtwirtschaftlichen Maßnahmen sollten in Österreich möglichst schnell umgesetzt werden? Was muss unbedingt ins Regierungsprogramm?

Das Thema ist leider ziemlich mühsam, da sehr, sehr gute Vorschläge seit langer Zeit am Tisch liegen, die allerdings nicht umgesetzt wurden. Ein wichtiger Punkt ist es bestimmt, Risikokapitalgeber zu incentivieren – Stichwort Beteiligungsfreibetrag.

Noch wichtiger wäre es allerdings die Steuern auf Arbeit deutlich zu reduzieren. Wir sind in einer Zeit, in der wir die Extrameile gehen müssen. Das sollte auch belohnt werden. Man könnte z.B. Überstunden steuerlich freistellen, Pensionisten incentivieren, wenn sie in der Rente arbeiten möchten – eventuell gänzlich steuerfrei, oder man kann über Modelle nachdenken, mit denen man Vollzeitarbeit nicht nur ermöglicht (Kinderbetreuung) sondern eventuell auch belohnt.

Generell stelle ich mir die Frage, wie Menschen den Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit wieder zurückerlangen können. In vielen Gesprächen und Beobachtungen sehe ich, dass die Leistungebereitschaft extrem abgenommen hat. Ob das immer durch politische Maßnahmen geheilt werden kann, bezweifle ich. Ich halte viel von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.

Und was sollte die neue EU-Kommission unbedingt sofort angehen?

Regulierung massiv abbauen. Ich bin mit Storebox mittlerweile in sechs Ländern und mehr als 200 Städten operativ tätig. Es kann ja nicht sein, dass wir gefühlt hunderte unterschiedliche Regulierungen vorfinden, die das Prosperieren von Unternhemen extrem erschweren.

Was wären konkret für euch als Scaleup die wichtigsten Schritte auf nationaler und EU-Ebene?

Die Lohnkosten senken, Regulierungen massiv reduzieren und die Zuwanderung hochqualifizierter Personen massiv erleichtern.

Was bräuchte es, damit die Wiener Börse bzw. zumindest eine europäische Börse für einen IPO eines Scaleups wie Storebox attraktiv ist?

Große Anschlussfinanzierungen müssen in Europa mit europäischem Kapital getätigt werden, um ab einer gewissen Stage als logischen Schritt einen IPO auch in einem europäischen Heimatmarkt zu forcieren.

Aktuell wird nicht nur im Zusammenhang mit Börsengängen die Standortattraktivität stark diskutiert. War Abwanderung aus Europa für euch jemals ein Thema?

Aktuell noch nicht. Ich lebe sehr gerne in Österreich und sehe nicht alles nur negativ. Wir leben in einem tollen Land mit vielen Möglichkeiten, toller Infrastruktur und einigermaßen stabilen Verhältnissen. Die Verwaltung dieses Zustands wird allerdings nicht ausreichen. Es muss gestaltet werden, um den Standort attraktiv zu halten.

Bitte eine Prognose: Abhängig von den Entscheidungen, die in nächster Zeit getroffen werden – was ist das Worst- und was das Best-Case-Szenario für Europa?

Das Worst-Case-Szenario: Die EU zerfällt in unterschiedliche Lager, weil es nicht möglich war, Interessen zu alignen und die großen Hebel zu betätigen. Geopolitisch wäre das eine absolute Katastrophe!

Das Best-Case-Szenario: Die Wettbewerbsfähigkeit wird durch radikale Maßnahmen wieder hergestellt. Die Menschen spüren eine deutliche Entlastung, haben Perspektiven und glauben an eine bessere Zukunft. Europa wächst weiter zusammen und bleibt ein starker und wichtiger globaler Player.

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