23.09.2022

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic

Stefan Wimmer hat gemeinsam mit seinem Bruder Sebastian vor der Pandemie eine Freizeit-Plattform gegründet, die gut lief. Corona hat den Kundenstamm wegbrechen lassen und die Gründer auf neue Wege und zu einem neuen Startup geführt. Doch auch da gab es Anfangsschwierigkeiten. Eine Geschichte über Pech, Fehleinschätzungen und eine Entscheidung gegen die Bahamas.
/artikel/schlamassel-fehler-und-keine-bahamas-so-entstand-die-mental-app-arcletic
Mental-Health, Mental health, Arcletic, Mental Healt-App
(c) Arcletic - Sebastian und Stefan Wimmer, Gründer von Arcletic.

Wien Naschmarkt. Zwei Brüder lassen vergangene Zeit Revue passieren. Alles hat unternehmerisch funktioniert. Sie haben nun den Punkt erreicht, wo die „Schäfchen im Trockenen“ sind und wo es gilt, die Zukunft zu planen. „Bahamas“, ruft einer aus. Ihre Agentur lasse sich mit einem guten Leben am Strand und bloß ein wenig Arbeit pro Tag weiterführen. Doch sie bemerken, dass sie das gar nicht reizt. Eigentlich wollten sie die Welt ein Stück besser machen. Und nach einigen Schwierigkeiten und Hürden können sie es jetzt. Also gründen sie Arcletic. Doch bis hierhin war es ein harter Weg gewesen, gekennzeichnet von Fehleinschätzungen und einer Pandemie, die beinahe alles zerstört hätte.

Vor Arcletic gab es ianu

Es war das Jahr 2019 als Stefan und Sebastian Wimmer ihr erstes Startup ianu aus dem Boden stampfen. Eine Plattform, die Freizeitplanungen mit AI unterstützt und Vorschläge macht, was man mit Freunden unternehmen kann. Quasi ein Gegenstück zur Social Media-Handelsware, die daheim im Stillen und allein vor dem Screen konsumiert wird. Die Brüder wollten User aus dem Haus holen und sie zu Aktivitäten wie Sport oder Restaurantbesuche bringen. Oder anders gesagt: Ein Connection-Tool anbieten.

Nach einiger Zeit ging es auf: Die ersten Kunden der Founder waren Restaurants, Fitnessstudios und Museen. Aber: „Alles, was mit Corona zusperren musste“, erinnert sich Stefan Wimmer.

Mehrere Monate statt zwei Wochen

Vor den ersten Lockdowns erlebten er und sein Bruder „eine gute Phase“, die darin gipfelte, dass ihr Freizeit-Startup begann, kostendeckend zu werden. Doch dann kam die Pandemie und, von einem Tag auf den anderen, viele Absagen. So starb das erste Projekt der Gebrüder.

„Wir haben uns anschließend eingelesen und überlegt, was zu tun ist“, erklärt Wimmer weiter. „Erste Einschätzungen von McKinsey und Co. sprachen von zwei Monaten Lockdown. Optimisten rechneten mit zwei Wochen. Wir aber haben uns an das ‚worst case-Szenario‘ gehalten und sind sogar von vier Monaten ausgegangen. Da wussten wir, unsere Plattform weiterzuführen, hat keinen Sinn mehr. Unsere Kunden werden dann kein Budget mehr haben.“

250 Jahre Schneiderskunst

Die Wimmers fragten sich, wie sie aus dem Schlamassel herauskommen, besannen sich auf ihre Fähigkeiten und wandelten ianu in eine Agentur um. Die Aufträge lagen sinnbildlich vor den Füßen, wussten sie. So fingen sie an Onlinedienste anzubieten – etwa Onlineshops aufsetzen, KI-Entwicklung, Online-Marketing.

Einen Push erlebte die Neuausrichtung der beiden im familiären Bereich. Der Vater der Brüder führt eine rund 250 Jahre alte Schneiderei. Da die Lehrlingslage eine wüste war und allgemein pro Jahr bloß ein bis zwei neue Schneidermeister angelehrt werden, fürchtete Vater Wimmer, dass das ganze Wissen dieser alten Kunst verloren geht.

So kam ihm die Idee zu einem Online-Kurs, den seine Söhne auf- und umsetzten. Jener wird jetzt in über 20 Ländern und aktuell in drei Sprachen angeboten.

Statt Strand Mental-Health-App

Nach diesem „proof of concept“ zeigte sich das Agenturwesen der beiden in weiterer Folge als derart lukrativ, sodass die Gebrüder Wimmer beinahe den Weg vom Naschmarkt auf die Bahamas angetreten hätten. Ihr Drang allerdings, den Strand Strand sein zu lassen, führte zu Arcletic, einer Mental-Health-App. Der brutkasten berichtete.

Stefan Wimmer und sein Bruder wussten bei ihrer Suche nach einem Projekt, dass viele Menschen durch Meditation nach Leistungssteigerungen streben. Sie aber dachten sich, es müsse effektivere Methoden geben, als „Stunden in einem Eck“ zu verbringen. Aus der Sportpsychologie etwa.

Arcletic
(c) Arcletic – Das Arcletic-Team änderte seine Zielgruppen-Ausrichtung.

So entstand mittels Kooperation mit der Uni Wien und einer FFG-Förderung intus die mentale App und der Markteintritt stand nach knapp zwei Jahren endlich bevor. Aber, der ging schief.

Arclectic und die falsche Zielgruppe

„Wir haben uns auf die falschen Zielgruppen fokussiert“, erklärt Wimmer. „Zuerst haben wir es über eine Kickstarter-Kampagne probiert, dann über Marketing- und Tech-Influencer. Nun wissen wir, dass wir konkrete Situationen lösen müssen. Die richtigen Leute erreichen. Menschen mit konkreten Ängsten, wie ’stage fright‘ oder Prüfungsangst.“

Den Gründern ist eigenen Worten nach zu diesem Zeitpunkt „ein Licht aufgegangen“. Damit meinen sie ihre Adjustierung der Zielgruppe, den Kontakt zu Experten der Branche und zu den „richtigen Personen“ mit hohen Reichweiten. Auch koalieren sie verstärkt mit Führungskräften aus Unternehmen. Es ist schlicht eine Zielgruppenschärfung, wie man aus Wimmers Worten heraushört.

Einer Schärfung mit klarem Fokus auf: mentales Training vor der Arbeit, die Erreichung von Team-Zielen, oder auch auf den Wellness-Gedanken nach einem Arbeitstag. „Ein Kunde möchte sogar, dass wir seine Mitarbeiter:innen innovativer machen, also ein Problemlösungs-Mindset kreieren“, erklärt Wimmer. „Ihnen beizubringen, in einen kreativen Zustand zu kommen, stressfrei zu sein. Das alles kann man trainieren.“

Die Angst vor dem Schuss

Der bisherige „Gamification-Ansatz“ ist weg, das Startup greift jetzt mehr auf eine sogenannte „Psychoregulation“ zurück. Als Beispiel dient hier das Vermögen, sich mental vorzustellen, dass etwas Gewünschtes funktioniert. So stark an „success“ zu glauben, sodass das Gehirn nicht mehr unterscheiden kann, ob es echt ist, oder nicht.

Es soll auf dem Weg zu diesem Ziel Dopamin ausschütten und die jeweilige Person mit Glücksgefühlen belohnen. Ähnlich einem Fußballer, der seine Angst vor dem Tormann beim Elfmeter bewusst steuert. Oder einer Person, die ihre Angst überwinden muss, vor anderen zu reden.

Firmencoaching und Unternehmens-Health

Um ihre mentale Hilfestellung weiter zu etablieren, planen die Gründer ihr Team, besonders in den Bereichen Marketing und Sales, zu erweitern und wollen die Zusammenarbeit mit potentiellen Partnern ausweiten, die einen Zugang zu Firmencoaching und Unternehmens-Health haben. Man sei sogar bereits mit Fußballvereinen in Kontakt gewesen. Der Fokus jedoch liege die nächste Zeit auf Firmen. Sowie auf der Zielstrebigkeit, Menschen mit mentalen Schwierigkeiten zu erreichen. Und ihnen zu helfen.

Deine ungelesenen Artikel:
11.07.2025

WeAreDevelopers: 2026 erstmals auch World Congress in den USA

In Wien gestartet, in Berlin etabliert - nun setzt WeAreDevelopers mit seinem World Congress den Schritt über den Atlantik. Dazu kooperiert man mit dem US-Unternehmen Docker, das Tools für Developer anbietet.
/artikel/wearedevelopers-2026-erstmals-auch-world-congress-in-den-usa
11.07.2025

WeAreDevelopers: 2026 erstmals auch World Congress in den USA

In Wien gestartet, in Berlin etabliert - nun setzt WeAreDevelopers mit seinem World Congress den Schritt über den Atlantik. Dazu kooperiert man mit dem US-Unternehmen Docker, das Tools für Developer anbietet.
/artikel/wearedevelopers-2026-erstmals-auch-world-congress-in-den-usa
Die vier WeAreDevelopers-Gründer beim World Congress 2025 in Berlin (vlnr.) Benjamin Ruschin, Markus Wagner Thomas Pamminger und Sead Ahmetović | (c) WeAreDevelopers
Die vier WeAreDevelopers-Gründer beim World Congress 2025 in Berlin (vlnr.) Benjamin Ruschin, Markus Wagner Thomas Pamminger und Sead Ahmetović | (c) WeAreDevelopers

2015 fand erstmals die WeAreDevelopers Conference in Wien statt. Schon 2017 reklamierte das Wiener Unternehmen für sich, das Event sei die größte Entwickler-Konferenz Europas. 2018 wurde dann aus der „Conference“ der „World Congress“, zu dem damals Apple Co-Founder Steve Wozniak kam. Und 2019 erfolgte die Verlegung des Events nach Berlin, wo es seitdem jährlich stattfindet. Nun folgt der nächste geografische Schritt: 2026 soll es – zusätzlich zu jenem in Berlin – einen WeAreDevelopers World Congress North America geben.

Docker will als Co-Host von Kombination aus Tech-Konferenz und Festival profitieren

Das wurde gestern im Rahmen des World Congress 2025 in Berlin verkündet – der genaue Austragungsort wurde noch nicht genannt. WeAreDevelopers kooperiert dazu mit dem US-Unternehmen Docker, das von 20 Millionen Entwickler:innen weltweit genutzte Tools im Bereich Containertechnologie anbietet.

Docker veranstaltete bislang seine eigene, auf Containertechnologie fokussierte „DockerCon“. Als Co-Host des World Congress North America will das Unternehmen auch vom speziellen Charakter des Event-Formats als Kombination aus Tech-Konferenz und Festival profitieren. Ziel sei „die Rückkehr eines wirklich mitreißenden und community-getriebenen Events nach Nordamerika“.

Der geplante WeAreDevelopers World Congress North America wurde gestern beim World Congress in Berlin verkündet | (c) WeAreDevelopers
Der geplante WeAreDevelopers World Congress North America wurde gestern beim World Congress in Berlin verkündet | (c) WeAreDevelopers

WeAreDevelopers World Congress North America soll größtes Developer-Event des Kontinents werden

Man erwarte, damit das größte Developers-Only-Event des Kontinents zu schaffen, heißt es von den beiden Unternehmen. Die Besucherzahl für den aktuellen World Congress in Berlin wird von WeAreDevelopers mit mehr als 15.000 angegeben – bei mehr als 500 Speaker:innen.

Erst kürzlich waren gemeinsam mit der Rückkehr von Co-Founder Benjamin Ruschin zu WeAreDevelopers als Executive Chairman auch ambitionierte Wachstumsziele kommuniziert worden. Im Jahr 2024 hatte das Unternehmen eine Millionenfinanzierung verkündet. Das Geschäftsmodell stützt sich primär auf die auf Developer fokussierte Karriere-Plattform – die Events sollen entsprechend Aufmerksamkeit generieren.

„Bauen das inklusivste und wirkungsvollste Entwickler-Event in den USA auf“

Mehr Details zum für September 2026 geplanten Nordamerika-Event sollen spätestens Anfang kommenden Jahres bekanntgegeben werden – der World Congress 2026 in Berlin ist bereits für Juli fixiert. „Wir freuen uns, unser charakteristisches Format nach Nordamerika zu bringen – mit namhaften Rednern, Live-Coding und der Art von Hallway-Gesprächen, die echte Innovationen hervorbringen“, kommentiert WeAreDevelopers-Co-Founder und -CEO Sead Ahmetović. „Zusammen mit Docker bauen wir das inklusivste und wirkungsvollste Entwickler-Event in den USA auf.“

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Schlamassel, Fehler und keine Bahamas – So entstand die Mental-App Arcletic