10.10.2024
NACHGEFRAGT

Schlafblocker oder Leistungselixier: Was man über Kaffee wissen muss

Es ist das zweitmeist gehandelte Gut im europäischen Raum und trägt viele Mythen mit sich. Ernährungsberaterin Claudia Nather erklärt uns im Detail, welchen Mythen man glauben und wie viel Kaffee man tatsächlich trinken sollte.
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(c) Adobe Stock

Dieser Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Printmagazins – “Kettenreaktion”. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.

Er kickt. Der erste Kaffee am Morgen. Oder kickt er doch nicht und ist schlichte Einbildung? Oder kickt er erst nach der fünften Tasse? Oder gar nicht mehr? Wie es tatsächlich rund um Kaffee steht, wann der Konsum gefährlich wird und was dabei mit Körper, Herz und Konzentration passiert, erzählt Ernährungsberaterin Claudia Nather im Interview.

Zur Person

Claudia Nather ist diplomierte Ernährungsberaterin bei woman&health in Wien, Ernährungstrainerin, zertifizierte Gesundheitsberaterin und ärztlich geprüfte Fastenleiterin.

Claudia Nather, diplomierte Ernährungsberaterin bei woman&health (c) Claudia Nather

brutkasten: Kaffee ist der Muntermacher schlechthin. Warum ist das so?

Claudia Nather: Das im Kaffee enthaltene Koffein wirkt auf mehrere Arten anregend. Koffein regt den Kreislauf an, indem es die Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Cortisol fördert. Dadurch erhöht es den Blutdruck, verengt die Blutgefäße und die meisten Menschen fühlen sich wacher.

Außerdem blockiert Kaffee den Botenstoff Adenosin. Nach körperlicher oder geistiger Anstrengung sorgt Adenosin für Müdigkeit. Koffein ist dessen Struktur sehr ähnlich. Trinken wir koffeinhaltigen Kaffee, setzt sich Koffein auf die Adenosin-Rezeptoren im zentralen Nervensystem, aktiviert sie aber nicht. Erst wenn das Koffein vom Körper wieder abgebaut wird, kann sich Adenosin auf die Rezeptoren setzen und wir werden müde.

In welcher Form und Menge entfaltet Kaffee seine optimale Wirkung?

Um einen aufputschenden Effekt zu erzielen, sollte man den Kaffee nicht direkt nach dem Aufstehen konsumieren, sondern eine gute Stunde warten, da der Effekt des Koffeins erst spürbar greift, wenn der Körper vollständig erwacht ist. Die Menge ist sehr individuell und hängt vom Stoffwechsel der jeweiligen Person ab.

Wie viel Koffein enthält ein klassischer Espresso?

Es ist schwer, einen genauen Koffeingehalt zu nennen, da dieser von Bohnenart, Röstung und Zubereitung abhängt. Ein Espresso von 30 Millilitern enthält etwa 40 Milligramm Koffein. Eine 125 Milliliter Tasse Filterkaffee enthält 100 Milligramm Koffein. Den meisten Koffeingehalt zählt kalt gebrühter Kaffee mit bis zu 280 Milligramm Koffein.

Wie viel Milligramm Koffein wird pro Tag für einen Erwachsenen empfohlen?

Laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit gilt eine Tagesdosis von 400 Milligramm Koffein pro Tag als unbedenklich – das wären in etwa vier 125-Milliliter-Tassen Filterkaffee. Aus gesundheitlicher Sicht rate ich aber davon ab, sich an Empfehlungen dieser Art zu halten, weil jeder Mensch unterschiedlich auf Koffein reagiert.

Häufig wird das Thema Halbwertszeit von Koffein im Körper diskutiert. Wie lange ist diese und was macht Koffein mit uns, wenn wir es zu spät am Tag einnehmen?

Die Wirkung des Koffeins hält bei Erwachsenen etwa vier Stunden, aber auch das kann nicht verallgemeinert werden. Wie lange sich das Koffein im Blut befindet, ist komplett unterschiedlich, da jeder Stoffwechsel unterschiedlich schnell arbeitet.

Wann ist der beste Tageszeitpunkt, um Kaffee zu sich zu nehmen?

Wann auch immer man denkt, dass man einen kleinen Frischekick braucht und sich ganz sicher ist, dass der Körper gut hydriert ist. Der gefährlichste Kaffee am Tag ist der, den man aus rein sozialen Gründen trinkt. Da ist man oft mit einem Soda Zitron oder einem Kräutertee besser beraten.

Inwiefern wirkt sich Kaffee auf unsere Schlaf- und Erholungsqualität aus?

Wer Espressi unkontrolliert in sich rein schüttet, wird sich in Phasen der Erholung nur schwer entspannen können. Daher bei jeder Tasse Kaffee kurz überlegen: Brauche ich diesen Kaffee jetzt wirklich und gebe ich danach meinem Körper genügend Zeit, um das Koffein wieder abzubauen? Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte mindestens vier Stunden vor dem Schlafengehen seinen letzten Kaffee getrunken haben.

Wie wirkt sich Koffein auf Herz-Kreislauf, Gedächtnis, Konzentration und Gesundheit aus?

Gedächtnis und Konzentration können durch den Konsum von Kaffee kurzzeitig erhöht werden, aber man darf sich nicht langfristig darauf verlassen. Auf ein Konzentrations-High folgt oft ein spürbares Tief, das durch noch mehr Kaffee nicht mehr überwindbar ist. Dieses Tief ist ein eindeutiges Signal, dass das Gehirn eine Pause braucht. Außerdem sinkt nach einer norwegischen Studie aus den 80ern das Risiko einer Lebererkrankung bei zwei oder mehr Tassen Kaffee pro Tag auf die Hälfte. Aus einer Harvard-Studie weiß man allerdings: Ab zwei Tassen sinkt das Suizidrisiko, ab acht Tassen steigt es wieder.

Welche Menschen sollten daher keinen oder weniger Kaffee trinken?

Menschen mit starken Magen-Darmproblemen wie Gastritis oder Reizdarmsyndrom sollten Abstand von Kaffee nehmen. Auch psychisch beeinträchtigte Menschen, die unter Panikattacken und Angststörungen leiden oder starke Herzrhythmusstörungen haben.

Es gibt die Annahme, dass Kaffee nicht zur täglichen Flüssigkeitszufuhr beiträgt, ja dieser gar entgegen wirkt. Stimmt das?

Diese Fehlinformation ist weit verbreitet. Tatsache ist, dass Kaffee den Flüssigkeitshaushalt im Körper nicht beeinflusst, uns also nicht dehydriert. Was er aber sehr wohl tut: Er verstärkt den Harndrang, wir müssen öfters aufs Klo.

Welche abschließenden Tipps hätten Sie für Menschen, die ihren Schlaf, Erholung und ihre Gesundheit verbessern wollen?

Aus meiner Sicht gibt es deutlich gesündere Alternativen zu Kaffee, die ebenfalls eine stimulierende Wirkung haben, wie grüner Tee, Mate Tee oder dunkle Schokolade. Grundsätzlich gilt aber: Wir schlafen besser, wenn wir uns gesund, bunt und frisch ernähren, uns ausreichend bewegen und uns Dingen, die uns Freude bereiten, widmen.


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Revo Foods, The Filet, Fisch Alternative, Salmon, lach, veganer Lachs
(c) Revo Foods - Revo Foods präsentiert mit seiner neuen Anlage zugleich auch ein neues Produkt.

Revo Foods hat in den letzten Monaten öfters für Schlagzeilen gesorgt. Im Februar wies ein Wiener Landesgericht eine Klage wegen einer vermeintlichen Täuschung von Konsument:innen ab. Einen Monat darauf präsentierte das Food-Startup eine vegane Oktopusalternative aus dem 3D-Drucker, während man im Mai des heurigen Jahres mit einem neuen Produktnamen aufwartete, um etwaigen Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen. So wird beispielsweise die Räucherlachsalternative künftig unter dem Namen “Smokey Slices – inspired by Salmon” vertrieben (brutkasten berichtete).

Viel weitreichender sind jedoch die Entwicklungen, die bei Revo Foods im Hintergrund ablaufen. So entwickelte das Unternehmen über die letzten Monate seine industrielle Produktionsmethode für 3D-gedruckte Lebensmittel weiter. Zu Jahresbeginn kündigte das Unternehmen an, mit der Technologie in die Skalierung gehen zu wollen. Zudem soll die Prozesstechnologie künftig über ein B2B-Lizenzmodell an Industriepartner vertrieben werden. Der 3D-Lebensmitteldruck beschränkt sich dabei nicht nur auf die Produktion von Fischalternativen, sondern eröffnet auch “kreative Möglichkeiten”, um neue Lebensmittel zu gestalten, wie es damals von Revo Foods hieß (brutkasten berichtete).

Revo Foods: “3D-Structuring Technology”

Rund zehn Monate nach dieser Ankündigung eröffnet Revo Foods mit der “Taste Factory“ in Wien nun die bisher größte Anlage für additive Lebensmittelproduktion (3D-Lebensmitteldruck). Bei voller Auslastung ist die Anlage auf eine maximale Kapazität von 60 Tonnen pro Monat ausgelegt, und gilt laut dem Startup als die weltweit erste Produktionsanlage mit dieser Technologie im Großmaßstab.

Dabei kombiniert die “3D-Structuring Technology” unterschiedliche Lebensmittel in komplexe Formen, etwa Fett und Protein (wie bei Muskelfleisch). So sollen neuartige Texturen geschaffen und saftige, zarte Faser-Strukturen erzeugt werden können. Dies sei speziell für pflanzliche Filet-, oder Steak Produkte relevant.

Mikronährstoffe bleiben erhalten

Eine weitere Anwendung dieser Technologie ist zudem die Herstellung von proteinreichen Lebensmitteln aus natürlichen Rohstoffen bzw. Biomassen wie Pilzprotein. Herkömmliche Verfahren der Industrie verwenden bei der Produktion oft hohe Temperaturen oder Hochdruck, was sich negativ auf den Nährstoffgehalt im Produkt auswirkt. Die Technologie von Revo Foods könne mit einem milden Prozess (bei niedriger Temperatur und geringem Druck) arbeiten. So blieben mehr Mikronährstoffe erhalten.

Laut Revo Foods sind heutige Lebensmittelproduktionen eher statisch und wenig flexibel für Produktiterationen. Durch die “3D-Structuring-Technologie” könnten komplexe Prozesse automatisiert werden, wodurch die Produktion einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensmittel und schnelle Iterationszyklen mit ein und derselben Maschine möglich würden. Die freie Kombination von Inhaltsstoffen ermögliche es zudem, Lebensmittel mit völlig neuen Texturen und Geschmackserlebnissen zu schaffen.

“Mit der Taste Factory zeigen wir erstmals, dass diese Technologie in einem industriellen Maßstab funktioniert. Das öffnet die Tür für eine neue Generation von Lebensmittel-Innovationen. Durch 3D-Strukturierung können wir ganz neue Texturen mit einfachen, aber nährstoffreichen Zutaten wie Mycelium erzeugen, was das finale Produkt viel spannender macht”, sagt Robin Simsa, CEO von Revo Foods.

The Filet – Inspired by Salmon

Mit der neuen Produktionsanlage wird künftig auch “The Filet – Inspired by Salmon” produziert. Konkret handelt es sich dabei um ein 3D-gedrucktes rein pflanzliches Lachsfilet, das bereits im September 2023 auf den Markt gebracht wurde, bislang jedoch in kleinerer Stückzahl produziert wurde. Mit der Skalierung der Produktion kann nun flächendeckend der Einzelhandel beliefert werden. Ab heute ist es in Österreich bei über 500 Billa-Filialen und ab November auch bei Interspar erhältlich, europaweit im Revo Online Shop und bei weiteren Partnern.

Die Hauptzutat, Pilzprotein, gilt als eine der nährstoffreichsten Proteinquellen der Welt. Sie enthält laut Revo Foods ein komplettes Aminosäureprofil und hat eine höhere Bioverfügbarkeit als Rindfleisch. Mycelium wird aufgrund seines hohen Nährwerts oft als “Superfood” bezeichnet. Die natürliche Fasrigkeit mache es zudem zu einem “low processed food”.

Revo Foods und die Textur

“Biomassen wie fermentiertes Pilzprotein liegen im Trend, da sie aufgrund ihrer natürlichen Konsistenz kaum verarbeitet werden müssen und sehr nährstoffreich sind. Wir arbeiten schon an den nächsten Innovationen mit Pilzprotein, was mit 3D-Structuring sehr viel Spaß macht, da es viele Möglichkeiten bietet, das Produkt exakt nach den Vorstellungen unserer Kunden zu gestalten”, sagt Niccolo Galizzi, Head of Food Tech von Revo Food. “Unser Fokus liegt dabei darauf, was das kulinarische Erlebnis zu einem sehr großen Teil ausmacht: Die Textur, also das einzigartige Mundgefühl”.

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