10.10.2015

Schal oder Sommerkleid: Ubimet aus Wien liefert dem Handel Wetterdaten

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© UBIMET / Mirja Geh: Die beiden Gründer Michael Fassnauer und Manfred Spatzierer.

An sonnigen Tagen bekommt man andere Angebote der Onlineversandhändler vorgeschlagen, als an tristen Regentagen. Dabei setzt der Distanzhandel auf Wetterprognosen des Wiener Unternehmens Ubimet.

“Wir haben erkannt, dass es Branchen und Unternehmen gibt, die sehr präzise, maßgeschneiderte Wetterdaten benötigen”, meint Ubimet-Geschäftsführer Michael Fassnauer. Als der Salzburger Chemiker das Unternehmen 2004 mit dem gebürtigen Wiener Manfred Spatzierer gründete, gab es auf dem heimischen “konservativen Wettermarkt kein Durchkommen für ein Start-up. Wir mussten uns auf eine Nische spezialisieren”, sagt Fassnauer. Gelandet ist man bei der Hochpräzisionsmeteorologie.

Im zehnten Stock des Wiener Ares Towers ist Ubimet dem Himmel näher als manch anderer. Wolkenlesen kommt dennoch nicht in Frage. Die Prognosen des Wiener Wetterdienstleisters basieren auf ausgeklügelten Computerberechnungen. Sieben bis zehn Wettermodelle aus aller Welt, inklusive eines eigens entwickelten Modells, werden angewandt. “Die meisten Wetterdienste setzen nur auf ein Modell”, meint Fassnauer.

“Als wir gründeten, gab es auf dem konservativen Wettermarkt kein Durchkommen für ein Start-up”, Ubimet-Co-Gründer Michael Fassnauer.

So arbeitet Ubimet ab November an einem Weichenheizungsprojekt mit den ÖBB. Anhand detaillierter Wetterinformationen kann festgestellt werden, an welchen Streckenabschnitten es zu Vereisungen der Gleise kommen wird und wo geheizt werden muss. Das helfe Bahnunternehmen, Heizkosten zu sparen und im Winter pünktlich zu bleiben.

Ubimet ist mit 400 Mitarbeitern weltweit, 180 davon in Wien, Österreichs größter privater Wetterdienstanbieter. Im Jahr 2012 kaufte Red Bull 50 Prozent der Anteile. 80 Prozent des Geschäfts macht Ubimet, das keine Umsatzzahlen bekannt gibt, mit Firmenkunden. Dazu zählen Versicherer, Infrastruktur-und Industrieunternehmen sowie Printmedien. Hinzu kommen rund 50 Gemeinden, wichtigster Kunde im Eventbereich ist seit 2014 die Formel 1. Auf den Webplattformen und Apps wie uwz.at oder wetter.tv verzeichnet Ubimet im Monat rund 1,7 Millionen Unique Clients.

during day two of Formula One Winter Testing at the Bahrain International Circuit on February 20, 2014 in Bahrain, Bahrain.

Das Potenzial, Wetterdienste auf andere Branchen auszuweiten, sei groß: “Die Landwirtschaft könnte 30 Prozent mehr Ertrag lukrieren, wenn sie bei Aussaat und Ernte mit detaillierten Wetterdaten arbeiten würde.” Potenzial gebe es auch bei der See-und Fluglogistik sowie im Handel. Bei letzterem hat Ubimet bereits Fuß gefasst. Ein gewichtiger Onlinehändler verwendet die Wetterdaten, um Kunden wettergerechte Produkte im Internet vorzuschlagen. Auch Textilhändler gestalten Schaufenster basierend auf Wettervorhersagen von Ubimet.

Asien und Südamerika am Plan

Bei Ubimet arbeiten Meteorologen, Informatiker, Physiker, Biologen und Geografen. Mit Unwetterwarndiensten und Wetterprognosen ist das Wiener Unternehmen weltweit tätig. In New York und Melbourne gibt es Tochtergesellschaften, Büros führt Ubimet in Deutschland, Frankreich und Osteuropa. In Österreich erwirtschaftet man nur ein Fünftel des Umsatzes. Vor zwei Jahren beteiligten sich Fassnauer und Spatzierer zur Hälfte am deutschen Unternehmen Nowcast, einem Entwickler von Blitzortungssystemen. Seit damals arbeite man daran, global eine-bisher noch nicht vorhandene-Infrastruktur zur Blitzmessung aufzubauen. “Blitzdaten sind besonders wichtig, um Gewitter vorherzusagen”, betont der 38-jährige Fassnauer. In den nächsten Jahren plane man Investitionen im dreistelligen Millionenbereich. Im Visier steht die Expansion nach Asien und Südamerika.

Foto: © Ubimet: Mit der Niederschlagsprognose im Radarbild kann der Weg eines Regentiefs verfolgt werden.

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Das Wiener Startup PowerBot automatisiert den physischen Stromhandel an Strombörsen. Damit leistet es einen Beitrag zur Energiewende. CEO Helmut Spindler hat uns vergangenen April mehr über die Technologie erzählt.

Das SaaS-Unternehmen wurde im Jahr 2020 von Felix Diwok, Manuel Giselbrecht und Helmut Spindler gegründet. Mit dem Ziel, Handelsabläufe an den europäischen Strombörsen zu automatisieren und zu verbessern. Und damit die Energiewende voranzutreiben. CEO Spindler war jahrelang als Berater für Energiemarktfragen tätig. Als Spin-off der Energiemarktberatung Inercomp GmbH entstand dann 2020 PowerBot.

Exit an norwegischen Tech-Konzern

Am gestrigen Mittwoch verkündete das Wiener Startup, vom “europäischen Marktführer für Energiesoftware, Volue, offiziell übernommen” worden zu sein. Eine konkrete Summe wird nicht genannt. Gemeinsam habe man sich das Ziel gesetzt, den Markt “im algorithmischen kurzfristigen Stromhandel” anzuführen.

Das Käufer-Unternehmen Volue positioniert sich als Technologielieferant grüner Energie. Das norwegische Unternehmen arbeitet an Lösungen zur Optimierung von Produktion, Handel, Verteilung und Verbrauch von Energie.

Co-Founder Diwok hielt bislang 37,5 Prozent, Spindler und Giselbrecht je 18,74 Prozent. Auch das Partnerunternehmen der Armstrong Consulting GmbH unter Geschäftsführer Roger Armstrong hielt bislang 25,01 Prozent der Firmenanteile.

Schrittweise Integration

Mit dem Kauf des Wiener Energy-Startups soll das bestehende Portfolio von Volue erweitert werden. Die Integration soll Schrittweise erfolgen, ab Jänner 2025 sei die PowerBot-Lösung vollständig in das Volue-Portfolio integriert.

Volue-CEO Trond Straume wird in einem LinkedIn-Post von PowerBot zitiert: „Diese Übernahme ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg, bis 2030 der führende SaaS-Anbieter für das globale Energiesystem zu werden. Die hochmoderne Plattform von PowerBot ergänzt den Volue Algo Trader perfekt, indem sie Quants befähigt und unsere Expansion über Westeuropa hinaus beschleunigt.“

Das Wiener Energy-Startup soll fortan die bestehende Lösung des Käufers – namentlich “Volue Algo Trader Power” ergänzen. Dabei handelt es sich um eine SaaS-Lösungen für den kurzfristigen Stromhandel, kurz für “Intraday”-Stromhandel.

“Keinen besseren Partner”

Wie PowerBot weiter vermeldet, soll die Integration die Entwicklung von traderfreundlichen Benutzeroberflächen und Lösungen für Unternehmen begünstigen. PowerBot wird dabei eng mit dem Team rund um die SaaS-Lösung Volue Algo Trader Power zusammenarbeiten.

Für das PowerBot-Team sei der Exit “nur der nächste wichtige Schritt auf dem Weg des Wachstums”, heißt es. Auch weiterhin soll das bestehende PowerBot-Team, darunter Helmut Spindler, Maximilian Kiessler und Jakob Ahrer, “die Entwicklung des Produkts weiter vorantreiben und für Kontinuität und Innovation sorgen”. Das Startup will indes bereits baldige neue Produkte auf dem Markt verkünden.

Helmut Spindler, CEO von PowerBot, kommentiert: „Wir haben in den letzten Jahren ein unglaubliches Wachstum erlebt, und um weiter zu skalieren und zu internationalisieren, brauchten wir einen starken Partner. Volue ist aufgrund seiner umfassenden Branchenkenntnisse und seiner gemeinsamen Vision die perfekte Wahl. Ich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen“.

Stärken kombinieren

Mittlerweile soll das Wiener Energy-Startup über 85 Kunden in 26 Ländern vorweisen. Handeln soll es derzeit an neun Börsen. Das Team sei 25-köpfig und in Wien sitzend. Auch die Zertifizierungen ISO 27001 und SOC2 Typ 2 – beides Zertifizierungen für Cybersicherheit und Datenschutz – weise man vor.

Roland Peetz, SVP von Volue Energy Software, fügt hinzu: „Indem wir unsere Stärken kombinieren, schaffen wir ein unübertroffenes Angebot, das den Anforderungen des sich schnell verändernden Stromhandelsmarktes gerecht wird.“

Aus dem Archiv: PowerBot-CEO Helmut Spindler im Studio

Der PowerBot-CEO und Mitgründer Helmut Spindler war zu Gast im brutkasten Studio.

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