08.09.2022

Schafft die All-male-Panels ab: So bringen wir mehr Frauen auf die Bühne

Daniela Harzer, Chief Operating Manager bei Piabo PR, sammelt in ihrem Gastbeitrag Tipps, wie man All-Male-Panels vermeiden kann, damit unsere Arbeitswelt korrekt repräsentiert wird. Dazu hat sie mehrere Expert:innen befragt.
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(v.l.): Barbara Sladek, Aylin Karabulut, Mali Baum, Dirk Tietz und Daniela Harzer
(v.l.): Barbara Sladek, Aylin Karabulut, Mali Baum, Dirk Tietz und Daniela Harzer
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Die Co-Gründerin von Plan A, Lubomila Jordanova, schrieb neulich auf LinkedIn:
“I was invited to a tech conference this week and the final agenda included out of 60+ speakers only 3 women, one of which was a moderator on a panel.” Sie beschreibt damit ein Phänomen, das sich mit den unterschiedlichsten Argumenten nach wie vor hartnäckig auf den Konferenz-Bühnen der Welt hält. Eines der häufigsten Argumente: “Wir haben einfach keine Frauen gefunden!”. Noch immer gibt es zahlreiche sogenannte “Manels”, bei denen ausschließlich männliche Speaker zu Wort kommen.

Von neuen Perspektiven lernen

Dabei sollte eine diverse Besetzung von Rednern und Rednerinnen im Jahr 2022 eine Selbstverständlichkeit sein. Denn zu gesellschaftlichem Fortschritt gehört es auch, bei relevanten gesellschaftspolitischen Debatten den Blick zu erweitern und Herausforderungen nicht nur eindimensional durch die Brille von nur einer Gesellschaftsgruppe zu betrachten. Wie sollen wir inklusiver werden, wenn nur diejenigen auf der Bühne stehen, die schon immer auf der Bühne standen? Deren Lebensrealität eine andere ist, als die von teils sogar intersektional benachteiligten Gruppen?

Die Veranstalterin der deutschen Tech-Oscars, der Tech Awards Gala 2022, Mali Baum, meint: “Panels nur mit Männern zu besetzen ist ein Problem, dem sich Veranstalter:innen in Europa widmen müssen. Wer keine Expertinnen kennt, zeigt damit deutlich, dass das eigene Netzwerk nicht dem Ökosystem entspricht. Die ‘real players’ – die heutigen Macher:innen – sind auch Frauen.”

Um einen Überblick möglicher Lösungsansätze zu bekommen, haben wir uns bei einigen Expert:innen der immer noch sehr männlich geprägten Tech-Industrie umgehört und nachgefragt, wie sie persönlich mit dieser Situation umgehen. Welche Tipps können sie uns geben, um ein All-Male-Panel (ein sogenanntes “Manel”) zu vermeiden?

Diversität konsequent mitdenken

Aylin Karabulut ist Chief Business Development Officer bei Employers for Equality und sieht eine mögliche Lösung aufseiten der Veranstalter:innen: Alle, die eine Veranstaltung ausrichten, können den Status quo zum Positiven verändern und neue Impulse setzen. Es ist längst überfällig, dass Panels die Vielfalt unserer Arbeitswelt widerspiegeln und Hebel für echten Impact werden. “Vielfalt auf der Bühne ist DIE Möglichkeit, um Wandel anzustoßen und bislang unterrepräsentierte Perspektiven sichtbar zu machen.” Recht hat Frau Karabulut, denn zurzeit diskutieren beinahe ausschließlich weiße Männer mittleren Alters in Europa Themen der Zukunft. Für die Zukunft braucht es aber mehr als eine Perspektive.

Was können Veranstalter:innen also selbst tun, um Panels möglichst paritätisch zu besetzen? Eine Möglichkeit besteht darin, aktiv nachzufragen und Kontakte zu teilen. Das funktioniert auch via Social Media sehr gut, zum Beispiel über Twitter oder LinkedIn. Eine andere Möglichkeit besteht neben einer paritätischen Besetzung auf den eigenen Veranstaltungen darin, Listen mit passenden weiblichen Speaker:innen zu teilen und sie somit auch sichtbarer für andere zu machen.

Netzwerke nutzen

Die Unterstützerin weiblicher Tech-Pioniere Mali Baum rät: “Wenn Veranstalterinnen oder Veranstalter im eigenen Umfeld keine Frauen finden, sollten sie unbedingt andere Netzwerke einbinden. Panels leben von den unterschiedlichen Perspektiven der Teilnehmenden – deshalb müssen sie divers besetzt werden. Wlounge hat viele kompetente Frauen aus der Wirtschafts- und Technologiebranche vernetzt, hier lohnt sich die Kontaktaufnahme.” Ein weiterer Tipp: “Um das eigene Netzwerk diverser zu gestalten, empfehle ich den Besuch von Events, die die Diversität in der Tech-Branche fördern, zu besuchen.”

Vielfalt zu einer Angelegenheit aller Geschlechter machen

Einen weiteren Vorschlag, die Sichtbarkeit diverser Ansichten in gesellschaftlichen Debatten zu erhöhen, liefert Dirk Tietz, Deutschland-Geschäftsführer von Doktor.de. Er setzt darauf, auch diejenigen in die Verantwortung zu nehmen, die nicht selbst betroffen sind. So sagt Tietz: “Eine mögliche Maßnahme wäre, dass jeder Speaker eine weitere Speakerin vorschlägt. Auch Männer können auf eine Ausgewogenheit der Geschlechter bestehen und die eigene Teilnahme absagen, sollte sie nicht gegeben sein. So können auch die Teilnehmenden einen Fokus auf die Stärkung der Frauenquote legen.” Damit macht Tietz auf einen essentiellen Punkt aufmerksam: Es reicht nicht aus, wenn nur Frauen zu Themen wie Diversität befragt werden. Für einen richtigen Wandel brauchen wir Männer, die sich für mehr Parität aussprechen.

Wenn Männer laut gegen diese Missstände werden, stoßen sie zumeist auf Widerstand. Man soll sich auf Inhaltliches konzentrieren und beim Thema der Diskussion bleiben, anstatt auf Nebenschauplätzen zu tanzen, die nichts mit der Thematik an sich zu tun hätten. Schweigen ist jedoch nicht die Lösung, denn durch rein männlich besetzte Panels wird die Botschaft vermittelt, dass Frauen nichts zu sagen hätten.

Unterstützung leisten und anbieten

Natürlich spielen Frauen aber eine tragende Rolle, denn internalisierte Misogynie hört nicht bei der Arbeit auf: Viele Frauen sind sich noch nicht darüber bewusst, dass auch sie in unserer Gesellschaft normalisierte frauenfeindliche Einstellungen in sich tragen und die Abwertung von Frauen verinnerlicht haben, was veraltete Strukturen reproduziert. Das sieht auch Barbara Sladek, Gründerin und Geschäftsführerin von Biome Diagnostics so: “Wer etwas ändern will, muss es selbst anpacken. Ich bin der Meinung, dass wir Frauen uns gegenseitig mehr unterstützen müssen, um gegenseitig unsere Rolle zu stärken. Dazu bin ich Gründungsmitglied des Netzwerk-Vereins “Women in Health IT”. Ziel ist es unter anderem, Expertinnen für jedes Panel vorzuschlagen, damit “Manels” eine Seltenheit werden.”

Die Ansprache macht den Ton

Frauen müssen von Anfang an anders angefragt werden als Männer. Sie sind oft selbstkritischer und denken ‘Bin ich dafür geeignet, habe ich genug Fachkompetenz?’. Mein Tipp ist daher, Frauen bei der Ansprache einen groben Fragenkatalog mit möglichen Themenschwerpunkten mitzugeben. Es hilft auch, zu erklären, warum genau sie das Fachwissen mitbringt und welchen Mehrwert ihre Teilnahme haben wird.

Wie so oft, kann eine gesellschaftliche Herausforderung also nicht allein durch eine Gruppe, eine Perspektive oder einen Lösungsansatz gelöst werden. Bei den großen Herausforderungen unserer Zeit, zu denen auch Diversität gehört, sind also alle gefragt, ihren Beitrag zu leisten. Die erste Frage sollte also immer sein: Was kann ich selbst tun, um etwas beizutragen?

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"e1" von epitome im Einsatz | (c) epitome

Betroffen sind 86 Dienstnehmer:innen. Außerdem sollen nachrangige Gesellschaftsdarlehen im Ausmaß von über 70 Millionen Euro bestehen. Und die Passiva liegen – laut Schuldnerangaben – bei etwa sechs Millionen Euro. Das vermeldet der Kreditschutzverband KSV 1870 am heutigen Donnerstag. Eine Fortführung des Wiener Mundhygiene-Startups epitome soll “die Schuldnerin laut eigenen Angaben nicht anstreben”, heißt es.

Epitome hat sich seit seiner Gründung im April 2018 auf die Entwicklung von High-End-Zahnreinigungs-Produkten spezialisiert. Konkret: Zahn-Tech-Startup entwickelte das “erste autonome Zahnreinigungsgerät” für einen Kaufpreis von 2.400 Euro.

Sechs Jahre Forschung für High-End-Hygiene

Ganze sechs Jahre soll das “internationale Expert:innen-Team mit mehreren Uni-Professor:innen im ‘Stealth-Modus’ an seinem neuartigen Zahnreinigungsgerät geforscht und gearbeitet haben” – brutkasten berichtete. Gegründet wurde das Zahntech-Startup von Thomas Kloibhofer.

Der Markteintritt war für Sommer 2024 geplant. Ganze 41 Patente wurden dafür angemeldet. Das Produkt – namentlich “e1”, soll die Zähne der Anwender:innen zunächst analysieren und dann in weniger als 60 Sekunden reinigen. Insofern warb das Startup mit der “ersten autonomen Zahnreinigung der Welt”. Analyse und Reinigung geschahen über 100 Sensoren und 14 Nanokameras.

Teure Mund- und Gesundheitsanalyse

Analysiert wurde damit nicht nur autonom im Mund, sondern anschließend auch digital per App: User:innen von epitome stand nämlich eine eigene Analyse via epitome-App zur Verfügung, die zusätzlich Angaben zur allgemeinen körperlichen Gesundheit – darunter Temperatur, Herzfrequenz, Blutdruck, Cortisol und Sauerstoffsättigung versprach.

Wer diese Technologie in Anspruch nehmen wollte, musste zum Kaufpreis der “e1” auch ein monatliches Subscriptionmodell genehmigen, das 40 bis 120 Euro für die Reinigungs-Essenz verrechnete.

“Aktuell herrschende schwierige Bedingungen” brachten Konkurs

Hochpreisige High-End-Produkte wie die Zahnreinigung von epitome finden üblicherweise relativ wenige, dafür aber meist zahlungskräftige Abnehmer:innen. Beim Wiener Mundhygiene-Startup mag der Kundenstamm eventuell zu wenig abgeworfen haben. Schließlich vermeldete der KSV 1870, dass “der weitere Finanzierungsbedarf durch Investoren nicht sichergestellt werden” konnte.

Weiters wird angeführt, dass “dieser Umstand sowie die aktuell herrschenden schwierigen geopolitischen und finanzpolitischen Rahmenbedingungen (u.a. Zinserhöhung)” die “nunmehrige Antragstellung notwendig” machten.

Sanierung nicht geplant, aber auch nicht gänzlich ausgeschlossen

Aufgrund gegebener Bedingungen werde vonseiten der Schuldnerin “keine Fortführung ihres Unternehmens angestrebt”, heißt es. “Sollte doch im Rahmen des Insolvenzverfahrens ein Investor gefunden werden, so schließt die Schuldnerin die Beantragung eines Sanierungsplans nicht gänzlich aus”, so der KSV 1870.

Alaba und Innovation Awards

Immerhin lacht bislang die heimische Fußball-Legende David Alaba von der Website des Startups. Auch einige Awards durfte epitome für seine Technologie annehmen – darunter der CES Innovation Award und der Digital Health Awards. Wie es mit der “Zahnreinigung wie ein Champion”-Mission des Startups weitergeht, wird sich künftig zeigen.

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