22.01.2020

Faktencheck: Schadet 5G-Strahlung der Gesundheit?

Der neue Mobilfunkstandard 5G schürt in Teilen der Bevölkerung große Ängste - auch in das türkis-grüne Regierungsprogramm hat es die Frage nach der Auswirkung der 5G-Strahlung auf die Gesundheit geschafft. Doch was sagen Wissenschaft und Forschung dazu? Ein Faktencheck.
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Schadet 5G-Strahlung der Gesundheit?
(c) Adobe Stock - Monika Wisniewska

Die von Kritikern befürchteten Auswirkung des neuen Mobilfunkstandards 5G auf die Gesundheit reichen von Aufmerksamkeitsstörungen bei Kindern über ein erhöhtes Krebsrisiko bis hin zu einem Massensterben bei Wildtieren. Ob diese Ängste rund um die 5G-Strahlung getrost als Fehlinformation bzw. Verschwörungstheorien abgetan werden können, oder doch etwas dran ist, ist nicht immer klar. Das zeigt sich etwa auch daran, dass das Thema Eingang in das türkis-grüne Regierungsprogramm gefunden hat. Dort heißt es im Breitband-Unterkapitel im Wortlaut:

“Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse, insbesondere der vom Parlament beauftragten Technikfolgenabschätzung zu ‘5G Mobilfunk und Gesundheit’ sowie der Erkenntnisse der WHO und der ÖAW”

+++ In diesen 129 Gemeinden gibt es ab 25. Jänner das 5G-Netz von A1 +++

Tatsächlich ist die Frage durchaus komplex, wie unter anderem das deutsche Portal quarks.de analysiert hat. Zwar lassen sich natürlich einige von einschlägigen Quellen propagierte Horrorszenarien recht leicht widerlegen, bei einigen eher moderaten 5G-Gesundheitsbedenken wurden bislang aber weder endgültige Beweise noch Gegenbeweise erbracht. Hier die wichtigsten Fragen:


Warum sollte es bei 5G anders sein, als bei 4G und 3G?

Ein Stein des Anstoßes in der 5G-Gesundheits-Diskussion ist, dass beim neuen Mobilfunkstandard mehr Sendemasten bzw. Sender notwendig sind, als bei den Vorgängern 4G und 3G. Das liegt daran, dass die Frequenz höher ist, wodurch sich die Reichweite verringert. Konkret lagen die Frequenzen bislang im Bereich bis 2,6 Gigaherz. 5G-Frequenzen liegen zwischen zwei und 3,7 Gigaherz – und mittel- bis langfristig sollen sie noch deutlich höher werden, konkret bis zu 60 Gigaherz. Die neuen Sender kommen zu den bestehenden hinzu, die zum Zweck besserer Netzabdeckung bis auf Weiteres parallel weiterlaufen.

Der zweite Stein des Anstoßes in diesem Zusammenhang ist, dass 5G-Sender aufgrund neuer Möglichkeiten nicht mehr nur in Form von klassischen Handymasten installiert werden, sondern im Prinzip überall in kleinen Kästen, sogenannten Smart Cells, montiert werden können. Das wird auch direkt auf der Straße, etwa an Laternen oder Öffi-Haltestellen, passieren, weswegen man den Sendern im Alltag viel näher kommt.

Diese höhere Dichte bedeutet aber nicht zwingend mehr Strahlung für die Einzelperson. Das liegt an zwei Gründen. Erstens wird der User von seinem eigenen Handy prinzipiell stärker “bestrahlt”, als von den Masten, da er näher am Gerät dran ist. Die Signalstärke des eigenen Smartphones nimmt mit besserem Empfang – also mit mehr Masten – ab. Zweiten ermöglicht die neue Technologie “Beamforming” den Sendern, die Signale zu bündeln und gezielt auf Empfängergeräte auszurichten, wodurch die Datenübertragung beschleunigt wird – die bisherigen Masten emittierten die Strahlung gleichmäßig. Einem stärkeren Einfluss durch Strahlung sind bei 5G also nur jene Personen ausgesetzt, auf deren Geräten gerade tatsächlich eine Datenübetragung läuft.

Welche messbaren Auswirkungen hat die 5G-Strahlung auf den menschlichen Körper?

In letzter Konsequenz lässt sich diese Frage noch nicht beantworten, weil Langzeitstudien noch ausstehen (siehe dazu auch unten). Grundsätzlich handelt es sich bei 5G-Strahlung, wie auch bei den bisherigen Mobilfunkstandards, um sogenannte hochfrequente elektromagnetische Strahlung. Der Begriff “hochfrequent” kann dabei durchaus täuschen, denn die Frequenzen im Mobilfunk liegen zwar etwa deutlich über Radiofrequenzen, jedoch deutlich unter jenen des sichtbaren Lichts und um viele Potenzen unter jenen von Röntgen- und radioaktiver Strahlung. Entsprechend wirkt die 5G-Strahlung, anders als die beiden letztgenannten, nicht ionisierend. Sprich: Durch sie ausgelöste Zellmutationen, wie etwa bei Radioaktivität, sind definitiv nicht zu befürchten.

Klar nachgewiesen ist hingegen ein anderer Effekt: Wie auch die Strahlung in Mikrowellen-Herden, die sich in einem ähnlichen Frequenzbereich befindet, versetzt die Mobilfunk-Strahlung Wasser-Moleküle und andere Teilchen in Schwingungen, was zu Reibungswärme führt. Das heißt, bei starker Strahlung – in Mikrowellen-Herden wird dieser Effekt genutzt – kann sie zu einer messbaren Erhöhung der Körpertemperatur führen. Bei Experimenten mit Versuchstieren wurden in dem Zusammenhang auch ein gestörter Stoffwechsel, Verhaltensänderungen und Fehler in der Embryonalentwicklung nachgewiesen – in den Versuchsanordnungen war die Körpertemperatur der Tiere aufgrund der Strahlungsintensität jedoch jeweils dauerhaft um mehr als ein Grad erhöht – eine Beeinträchtigung, die deutlich über den gesetzlichen Grenzwerten für die Handy-Signalstärke liegt (siehe unten). Mit der Temperatur-Frage verbunden sind außerdem Bedenken, dass Handy-Strahlung zu einer Verminderung der Fruchtbarkeit führen kann – Studien genau dazu widersprechen einander aber – weder Beweis noch Gegenbeweis sind ausreichend erbracht.

Die Temperatur-Frage ist jedenfalls einer der Hauptgründe, warum es u.a. in den EU-Staaten konkrete Limits für die Mobilfunk- und damit auch 5G-Strahlungsintensität gibt. Sowohl Sender als auch Handys müssen entsprechend beschränkt werden. Zielwert ist dabei, die Erhöhung der Temperatur unter einem Grad zu belassen. Übrigens: Je höher die Frequenz, desto weniger Tief dringen hochfrequente elektromagnetische Strahlen in den Körper ein – 5G-Strahlung kommt also weniger weit als ihre Vorgänger.

Erhöht sich durch 5G-Strahlung das Krebsrisiko?

Obwohl die 5G-Strahlung, wie oben erläutert, definitiv nicht ionisierend ist, wird auch von einigen Wissenschaftern und Medizinern ein erhöhtes Krebsrisiko durch sie vermutet bzw. behauptet. Tatsächlich stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung IARC, die Teil der Weltgesundheitsorganisation WHO ist, Handy-Strahlung 2011 als “potenziell krebserregend” ein. Und 2018 unterzeichneten 268 Ärzte und Forscher aus Europa – teilweise auch mit politischem Hintergrund – einen Appel an die EU und andere Institutionen (“The 5G appeal“). Dort wird ein Stopp des 5G-Ausbaus “empfohlen”, unter anderem mit der Begründung, dass “zahlreiche aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen” gezeigt hätten, dass sich durch Mobilfunk-Strahlung das Krebsrisiko erhöhe (es werden noch weitere Auswirkungen angeführt).

Sowohl die Einschätzung der IARC als auch die im Appell angesprochenen Studien sind laut gängiger Lehrmeinung in der Forschung, etwa durch das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz, jedoch differenziert zu betrachten. So betrifft die Einstufung der Krebsforschungsagentur die Strahlungsart – also hochfrequente elektromagnetische Strahlung – an sich. Auf die tatsächlich im Alltag bestehende Strahlungs-Intensität im Mobilfunk wird nicht eingegangen. Genau die sei aber eben – auch nach dem 5G-Ausbau – viel zu gering, um eine entsprechende Auswirkung zu haben, sagen die Kritiker der Kritiker.

Nahezu den selben Einwand haben sie auch gegen die Auslegung zweier besonders häufig angeführter aktueller Studien. In einer vom National Toxicology Program, der offiziellen US-Behörde für Toxikologie, wurde bei Mäusen und Ratten – allerdings nur bei männlichen Tieren – ein signifikanter Zusammenhang zwischen Hirn- und Herzkrebs und Handystrahlung festgestellt. In der zweiten Studie von der Universität Bologna wurde bei den “bestrahlten” Versuchstieren ebenfalls eine (statistisch signifikant) höhere Anzahl an Hirn- und Herztumoren diagnostiziert. Bei beiden Studien waren die Versuchstiere jedoch jeweils über sehr lange Zeiträume mit einer hohen Strahlungsintensität konfrontiert, die weit über den gesetzlichen Grenzwerten in Europa liegt, weswegen ihre Aussagekraft für den Alltag mit 5G-Strahlung angezweifelt wird. Ein Fun Fact: Im US-Experiment lebten die bestrahlten Versuchstiere im Vergleich zu Kontrollgruppe im Durchschnitt trotz höherer Krebs-Rate länger.

Allgemein lässt sich übrigens in der Langzeit-Statistik global kein Zusammenhang zwischen dem Ausbau des Mobilfunks und erfassten Fällen von Krebs feststellen.

Können Menschen besonders empfindlich auf elektromagnetische Strahlung reagieren?

Ein Phänomen, das in den vergangenen Jahren in Zusammenhang mit Molbilfunk-Strahlung auftritt, ist die sogenannte “elektromagnetischen Hypersensibilität”. So führen immer mehr Menschen Symptome wie Kopfschmerzen, Herzrasen, Schlafstörungen oder Übelkeit auf Handy-Strahlung zurück.

Tatsächlich lässt sich bei einigen Tierarten wissenschaftlich nachweisen, dass sie elektromagnetische Strahlung wahrnehmen können – nicht aber beim Menschen. Mehrere Studien zum Thema “elektromagnetische Hypersensibilität” kommen dagegen zu einem recht eindeutigen Ergebnis. Die Betroffenen zeigen die Symptome demnach, wenn sie glauben zu wissen, der Strahlung ausgesetzt zu sein – nicht zwingend wenn sie ihr tatsächlich ausgesetzt sind – es dürfte sich also um einen psychologischen Effekt handeln.


Fazit

Tatsächlich werden Menschen im Alltag durch den 5G-Ausbau einer erhöhten Mobilfunk-Strahlungsintensität ausgesetzt sein. Das liegt aber primär daran, dass die neuen Sendern zu den bestehenden der bisherigen Mobilfunkstandards dazukommen – auf lange Sicht werden die alten abgebaut werden, wenn die entsprechende Netzabdeckung gewährleistet ist. Diese Intensität ist in allen Fragen rund um 5G-Strahlung und Gesundheit der entscheidende Faktor. Sie ist durch klare Grenzwerte reguliert, die zwar von Kritikern infrage gestellt werden, bezogen auf die genannten Studien aber ausreichend sein dürften. Endgültig lässt sich die Ausgangsfrage aber, wie bereits eingangs festgestellt, derzeit einfach noch nicht beantworten. Dazu braucht es Langzeitstudien. Eines kann aber wohl bereits gesagt werden: Panik ist in Zusammenhang mit 5G-Strahlung nicht angebracht.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

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Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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