09.02.2016

Samsung Österreich: “Neunmal scheitern, einmal erfolgreich sein”

Samsung Österreich ist nur ein kleiner Teil eines globalen Großkonzerns. Dennoch fällt es international immer wieder mit Innovationen auf. Samsung-Manager Gregor Almassy erzählt im Brutkasten-Interview, wie er seine Ideen in der Konzernzentrale durchsetzt.
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Samsungs Power Sleep stellt die Rechenleistung unbenutzter Smartphones der Forschung zur Verfügung. (c) Samsung
Samsungs Power Sleep stellt die Rechenleistung unbenutzter Smartphones der Forschung zur Verfügung. (c) Samsung

Samsung Electronics, jene Sparte des koreanischen Mischkonzerns, die Smartphones herstellt, ist mit mehr als 300.000 Mitarbeitern in 84 Ländern nicht gerade eine kleine Nummer. Dennoch schafft es die österreichische Niederlassung regelmäßig, mit innovativen Projekten international für Aufsehen zu sorgen. Die Idee zur App „Power Sleep“ etwa, entstand in Österreich: Verbunden mit einer Wecker-App können Nutzer die nicht verwendete Rechenleistung ihres Smartphones der Forschung zur Verfügung stellen.

Auf der Shortlist für den Cannes-Löwen

Dieser niederschwellige Einsatz eines Power Grids kam so gut an, dass Samsung Österreich es sogar auf die Shortlist des Cannes-Löwen für Innovation schaffte. „Da standen wir neben Kalibern wie dem Epic Split“, erinnert sich Samsung-Manager Gregor Almassy. Almassy ist das Mastermind hinter diesen Projekten, zu denen etwa auch das 4K-Livestreaming direkt aus der Wiener Staatsoper gehört. Gemeinsam mit der Oper wurde ein Angebot entwickelt, das sogar eine Simultanübersetzung ins Chinesische oder Japanische anbietet. Wie man als kleiner Teil eines multinationalen Großkonzerns Innovationen durchsetzen kann? Der Brutkasten bat Almassy zum Interview.

Wie kam es zu Projekten wie dem Staatsoper-Livestreaming oder der App Power Sleep?

Gregor Almassy: Das Livestreaming-Projekt ist bei einem Antrittsbesuch bei einem neuen Präsidenten entstanden. Nach circa einem dreiviertel Jahr stand das Team, ein weiteres dreiviertel Jahr war die Entwicklung abgeschlossen. Die Staatsoper verkauft das System, das dort entwickelt wurde jetzt auch an andere Opern. Ein Jahr danach ist dann das Thema 4K aufgekommen und die Staatsoper hat in den USA jemanden gefunden, der diese Auflösung auch über Modems streamen kann. Damit haben wir bei der International Broadcasting Convention den Innovationspreis gewonnen.

Und Power Sleep?

Zum Launch unserer Produkte überlegen wir uns immer kleine Extras. In dem Fall ging es um das Galaxy S4. Eine Agentur kam mit dem Thema Grid Computing. Wir haben die Idee gut gefunden, wussten aber, dass wir das nicht lokal stemmen können. Ich habe einen internen Pitch für die besten Ideen für Samsung weltweit mit dieser Idee gewonnen. Damit hatten wir die notwendigen budgetären Mittel. Wir haben es in Cannes auf die Shortlist für Innovationen geschafft. Man fühlt sich sehr geehrt, aber da warten ganz andere Kaliber.

Wie entscheidet Samsung, welche innovativen Projekte umgesetzt werden?

Solche Projekte kann man nicht monetär messen. Als 4K (Fernseher mit der vierfachen Full-HD-Auflösung, Anm.) eingeführt wurde, gab es kaum Content. Wenn wir zeigen, dass es die Staatsoper mit uns lokal schafft, ein Event live in 4K zu streamen, dann schafft man das doch überall. Das ist beim Verkauf ein gutes Argument. Man fängt immer in einer Nische an, innovativ zu sein.

+++ 7 Tipps, wie Innovation im Unternehmen gelingt +++

Müssen Sie oft Ideen oder Projekte verwerfen?

Ja. Das Verhältnis ist 9:1. Neunmal scheitern, einmal erfolgreich sein. Das wichtigste ist, dass man sich auch Sachen traut, mit denen man grandios scheitert.

Die Ideen für diese Projekte, kommen die immer von Ihnen?

Das Team bringt die Ideen.

Wer ist das Team? Kann auch ein Call-Center-Mitarbeiter Ideen einbringen?

Jeder ist more than welcome. Ich gebe oft die Richtung vor und dann überlegt das ganze Team. Wir experimentieren auch mit dem Thema VR (virtual reality, Anm.), wieder mit der Staatsoper zusammen und auch mit Air and Style. Ich habe diese Idee schon seit vier Jahren, da hat es die Technologie aber noch nicht gegeben.

Worum geht es bei dem VR-Projekt?

Ich finde es fad, wenn man die Oper mit der VR-Brille einfach nur so sieht, als würde man am Zuschauerplatz sitzen. Das Projekt läuft unter dem Titel “Beeing Don Giovanni”. Auch bei dem Snowboard-Event Air and Style wollen wir die Snowboarder-Perspektive.

Warum nicht die Streif?

Das ist mir zu breit. Außerdem kennt man die Perspektive da ja von den ORF-Kameras. Mir geht es da auch um die Zielgruppe – die Snowboarder gehören zu den treibenden Kräften bei GoPro-Kameras. Das ist die VR-Brille der nächste step.

+++ Next Big Thing? “Augmented Reality vor dem Boom” +++

Gibt es in Österreich eine eigene Innovations-Abteilung?

Nein.

Global aber schon?

Global haben wir einige R&D-Zentren.

Ist das dort wie bei James Bond?

In London war ich dort schon einmal. Es ist eigentlich unspektakulär. Man sieht viele unfertige Waschmaschinen, Kühlschränke und neue Nutzeroberflächen für Smartphones. Da wird viel probiert. Es gibt aber schon einige Future-Gadgets, die wir auf den Messen dann in einem Black Room herzeigen. Faltbare Displays hat man sich bei uns schon vor drei Jahren anschauen können. Zwischen einer Idee und einer Serienreife ist aber noch ein langer Weg.

Warum gibt es noch keine faltbaren Displays?

Das Display ist nicht das Problem. Das Problem sind Stromzufuhr und Chips – die sind nicht faltbar. Die Frage ist auch, was es eigentlich bringt.

Samsung entwickelt neue Technologien, ohne sich zu überlegen, wofür man sie brauchen könnte?

Manchmal reizt man nur die technischen Möglichkeiten aus. Viele Erfindungen sind eher durch Zufall entstanden. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Display praktisch sein kann, wenn man es ausrollt und an die Wand klebt. Es muss aber auch skalierbar sein. Wenn das nur 3000 Leute interessiert, ist das Produkt so teuer, dass man es nicht produziert.

Wie geht man in einer Branche mit Innovation um, die sowieso zu den innovativsten Branchen gehört?

Das ist einfach: Die Branche ist sich dessen bewusst, dass sie obsolet ist, wenn sie nicht innovativ ist. Nokia hat das vorgeführt – man kann Marktführer sein und zwei Jahre später irrelevant.

War das Ihrer Ansicht nach ein Problem der Innovation?

Ja. Nokia hat nur den Cash-Flow optimiert, das ist ihnen zum Verhängnis geworden. Vielleicht hätten sie Geld verloren, wenn sie mehr gewagt hätten, aber es gäbe sie eventuell noch. Das was wir jetzt unter Spotify oder Google Music kennen hat ja Nokia erfunden. Sie haben sich aber leider auf die falschen Bereiche konzentriert.

(Wie) kann man Disruption verhindern?

Gar nicht. Man muss sein Business Modell immer wieder ändern. Die Medienbranche sucht zum Beispiel fieberhaft nach denselben Umsätzen, die sie in der Print-Welt gemacht hat. Das wird es aber nicht mehr geben. Da muss man eben das gesamte Setup ändern, um profitabel zu bleiben.

Ist es also ein Glücksspiel, ob man als Branche rechtzeitig den Turnaround schafft, oder nicht?

Die Musikindustrie hat zum Beispiel falsch reagiert. Dort wurde versucht, diesen Technologieschritt aufzuhalten. Sich gegen einen Innovationsschritt zu stellen ist immer eher ein Nachteil. Damals habe ich bei Sony DTC ein Praktikum gemacht. Diese Firma hat quasi so viel Geld gehabt, dass sie jede Rechnung in jeder Währung bar bezahlen hat können. Sony wollte einen Online-Shop für Columbia Records machen. Mein Job als Praktikant war es, die ersten 30 Sekunden jeder CD in MP3s umzuwandeln und in eine Datenbank zu füllen. Ich habe gefragt, warum sie das nicht gleich als Download verkaufen. Nein, das geht nicht, unsere Marktforschung hat ergeben, wir können 20 Euro für eine Online-CD verlangen. Ich habe das nicht geglaubt. Drei, vier Monate später ist Napster gestartet. Wenn man als Unternehmen mit etwas viel Geld verdient, zögert man das natürlich hinaus – solange wie möglich. Das ist okay, aber man sollte etwas in der Schublade haben, wenn es dann nicht mehr geht. Das ist in den meisten Unternehmen nicht der Fall.

Oft ist es nicht so leicht, zu wissen, was man in diese Schublade stecken soll …

Es muss ja nicht immer gleich ein aufsehenerregendes Startup sein, wenn es um Innovation geht. Schauen Sie sich Adidas an. Die haben nach der Weltmeisterschaft, trotz des Sieges der Nationalmannschaft, das schlimmste Jahr aller Zeiten gehabt. Die Produkte waren nicht mehr zeitgemäß. Das haben sie geändert.

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Movevo, movevo4kids, Bewegung in Volksschulen
(c) motion4kids - Die Klasse bewältigt gemeinsam Bewegungschallenges und Aufgaben.

Movevo ist ein Villacher Startup, das eine App entwickelt hat, die Bewegung und Gesundheit spielerisch in den Arbeitsalltag integrieren und zu gemeinsamen Pausen im Team animieren soll – brutkasten berichtete. Die App wird in zwei Versionen angeboten: Move App für Unternehmen (betriebliche Gesundheitsförderung) und movevo4kids für Kinder bzw. Schulen (angepasstes Konzept: Lehrpersonen bekommen die App und machen die digitalen Übungen mit der Klasse). Nun ist man Teil der kostenlosen Initiative “Servus bewegt Kinder – Die Bewegte Schule”. Daran nehmen österreichweit 100 Volksschulen teil – mehr als 16.000 Kinder in über 784 Klassen sollen von dem Bewegungsprogramm profitieren, welches auch die Webapp von movevo4kids umfasst.

Movevo: Gamification-Ansatz im Schulalltag

Ziel ist es, dem zunehmenden Bewegungsmangel bei Kindern entgegenzuwirken und Gesundheit spielerisch im Schulalltag zu fördern. Movevo-Geschäftsführer und Founder Michael Omann dazu: “Turnstunden sind wichtig. Aber wir wollen Bewegung in kurzen Einheiten zu einem fixen Bestandteil des Unterrichts machen.”

Oft fehlen im Unterricht die nötigen Ressourcen, den Schülerinnen und Schülern ausreichend Bewegung zu ermöglichen. Mit der Anwendung von movevo4kids sollen Lehrerinnen und Lehrer einen aktiven Unterricht gestalten. Die Klasse wird dabei durch die von Expertinnen und Experten entwickelten Übungen, spielerisch zum Mitmachen motiviert. Dabei fördere man die Konzentration und Leistung der Kinder und verbessere so die Unterrichtsqualität. Die kurzen (fünf bis zehn Minuten) und flexibel einsetzbaren Bewegungseinheiten sind dazu gedacht, den Turnunterricht im Schulalltag zu ergänzen.

Denn, jedes dritte schulpflichtige Kind ist übergewichtig und nur zwei von zehn Kindern erfüllen die WHO-Empfehlung von einer Stunde Bewegung pro Tag. Das zeigen die alarmierenden Zahlen des aktuellen Gesundheitsberichts vom Gesundheitsministerium. Bewegungsmangel ist eine der Hauptursachen für chronische und psychische Krankheiten und führt in weiterer Folge zu enormen Kosten für das Gesundheitssystem.

“Es muss nicht immer eine volle Stunde Bewegung sein”

“Wir brauchen eine neue Bewegungskultur und mehr Bewegungsbewusstsein in Österreich. Es muss nicht immer eine volle Stunde Bewegung sein, schon kurze aktive Pausen sind wirksam. Die Auswirkungen von zu wenig Bewegung wie Übergewicht sind bereits deutlich sichtbar. Hier darf die Politik nicht länger wegschauen“, so Omann weiter.

Öffentliche und private Volksschulen aus ganz Österreich konnten sich im Oktober über ein Online-Formular für das Projekt anmelden. Das Paket umfasst neben Bewegungsmaterialien und Webinaren zur Bewegungsförderung, Zugänge zu den digitalen Abenteuerwelten von movevo4kids, Break it Kids und Sport-attack. Das Programm wird den Schulen für das Schuljahr 2024/25 zur Verfügung gestellt.

Auszeichnung für Movevo

Abseits der Teilnahme an dieser Initiative belegte die movevo4kids-App diese Woche bei dem “ausgezeichnet regional“-Award in Klagenfurt den zweiten Platz in der Kategorie “Gesundheit & Pflege”. Die zugehörige App für betriebliche Gesundheitsförderung Movevo erreichte den dritten Platz in der Rubrik “Kärnten Digital”.

“Wir freuen uns besonders über die Auszeichnung für movevo4kids und sehen den Award als Bestätigung, dass wir mit unserer Vision auf dem richtigen Weg sind, Kinder auf spielerische Weise zu mehr Bewegung zu motivieren”, sagt Omann.

Die kostenlose Bewegungs-Initiative für 100 Volksschulen in Österreich im Schuljahr 2024/25 wird von der Bildungsstiftung motion4kids in Kooperation mit Red Bull Media House und der Täglichen Bewegungseinheit umgesetzt. Movevo4kids ist Partner des Projekts und stellt dafür die innovativen digitalen Inhalte zur Verfügung.

“Es freut uns sehr, dass Volksschulen aus allen neun Bundesländer vertreten sind”, sagt Marion Kanalz, COO und Co-Founderin von Movevo. “Mit movevo4kids wollen wir allen Kindern positive Bewegungserfahrungen ermöglichen und langfristig zu einem gesunden Lebensstil beitragen.”

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