12.12.2017

Rund 40 Prozent der Bitcoins gehören 1000 Personen

Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert die Investmenfirma AQR Capital Management. Kleinanleger seien bei dieser Konzentration hilflos ausgeliefert.
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40 Prozent Bitcoins 1000 Menschen
(c) fotolia.com - Peter Atkins

Solche Statistiken bekommt man immer wieder zu lesen: “Das reichste Prozent der österreichischen Bevölkerung besitzt 40,5 Prozent des Vermögens” (Stand 2017). In anderen Ländern sieht die Statistik nicht viel anders aus und auch global gesehen ist der Wert ähnlich. Wer die Hoffnung hatte, dass sich das bei Bitcoin anders verhält, wird nun eines besseren belehrt. Die Lage ist dort sogar noch extremer: Nicht ein Prozent sondern 1000 Personen besitzen dort 40 Prozent des Gesamtvermögens. Das schrieb nun die Nachrichtenagentur Bloomberg in Bezugname auf Angaben der Investmenfirma AQR Capital Management. Es handelt sich dabei um eine Schätzung auf Basis der in der Blockchain  öffentlich einsehbaren Daten zu Bitcoin-Wallets und deren Volumen.

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Legale Absprachen als Gefahr für Kleinanleger

Bei der derzeitigen Marktkapitalisierung entsprechen die 40 Prozent einem Gegenwert von über 100 Milliarden US-Dollar. Diese 1000 Personen, sogenannte “Wale”, würden sich großteils untereinander kennen und könnten problemlos Absprachen treffen. Und aufgrund fehlender Regulatorien sei der Austausch vieler entscheidender Informationen sogar komplett legal. So könnten etwa, rechtlich gedeckt, Vereinbarungen über einen kurzfristigen Ankauf großer Mengen Bitcoin getroffen werden, um den Preis in die Höhe zu treiben. Und natürlich ebenso Absprachen, wann (mit enormem Gewinn) wieder verkauft wird – so die von Bloomberg zitierten Experten.

Bei Ethereum noch extremer

Und wenn es zu einem großangelegten akkordierten Verkauf durch mehrere “Wale” käme, könnte das zu einem schnellen Kurssturz führen. Definitiv rechtlich verboten sei es einzig, Gerüchte zu verbreiten, die den Kurs manipulieren. Aus der Gesamtsituation ergebe sich für Kleinanleger eine enorme Unsicherheit. Bei Ethereum halten übrigens überhaupt nur 100 Personen 40 Prozent der Währung. Dort, wie auch bei weiteren anderen Kryptowährungen, sei die Situation für Kleinanleger also noch unsicherer.

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Die invest.austria conference ging am Mittwoch im Apothekertrakt von Schloss Schönbrunn über die Bühne. Dieses Jahr stand die Veranstaltung im Zeichen des Ausgangs der US-Wahlen, europäischer Technologiesouveränität und der Diskussion rund um die Schaffung eines Dachfonds.
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(c) Alexander Müller

Die invest.austria conference fand in diesem Jahr wieder im historischen Apothekertrakt von Schloss Schönbrunn statt. Ingesamt zog es laut den Veranstaltern am Mittwoch rund 400 Teilnehmer:innen der europäischen Investitionsszene aus über 20 Ländern nach Wien. Dieses Jahr lag eine besondere Spannung in der Luft. Der Konferenztag markierte nämlich den Ausgang der US-Wahlen, deren Ergebnis auch richtungsweisend für den europäischen und österreichischen Wirtschaftsstandort ist.

Europa braucht Technologiesouveränität

Die Teilnehmer:innen diskutierten über die geopolitischen und wirtschaftlichen Implikationen des Wahlausgangs auf die globalen Märkte. Zahlreiche Expert:innen waren sich einig: Europa steht vor der Herausforderung, seine wirtschaftliche Autonomie stärken zu müssen. Ingo Bleier, Chief Corporates and Markets Officer and Board Member Erste Bank AG, sagte: “Nach dem Ergebnis der US-Wahlen ist klar: Wir brauchen einen neuen Ansatz, um die Wirtschaft in Europa zu fördern – ein wesentlicher Faktor dafür ist der Aufbau starker heimischer Kapitalmärkte innerhalb Europas.”

Auch Markus Lang, Partner bei Speedinvest und Board Member von invest.austria, betonte im Gespräch mit brutkasten die Bedeutung europäischer Technologiesouveränität. Hierfür müssten jedoch in Europa auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die nötigen Investitionen auch von privater Seite fließen können. “Europa wird in Zukunft stärker auf sich selbst gestellt sein, gleichzeitig entstehen jedoch unter Druck auch Diamanten”, so Lang.

(c) Alexander Müller

Forderung nach einem Dachfonds

Neben den US-Wahlen stand die invest.austria-conference 2024 auch im Zeichnen der Forderung nach einem Dachfonds in Österreich. Unter anderem handelt es sich dabei um eine Maßnahme, die von invest.austria in der Vision 2030 gefordert wird (brutkasten berichtete).

Im Panel zur österreichischen Dachfonds-Initiative betonten Branchenvertreter wie Hubert Cottogni (Europäische Investitionsbank) die wirtschaftlichen Vorteile eines solchen Fonds. Sie machten deutlich, dass insbesondere angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen in den USA der Bedarf für einen österreichischen Dachfonds drängender geworden ist. “Die Europäische Kapitalmarktunion ist notwendig für eine größere Autonomie Europas – jetzt mehr denn je, und der österreichische Dachfonds ist ein kritisches Element davon”, so Hubert Cottogni, Director bei der Europäischen Investitionsbank in Österreich.

Im Gespräch mit brutkasten gab zudem Niki Futter, Chairman of the Board bei
invest.austria, einen Einblick in die Lobbyarbeit von invest.austria. “Wir haben mit allen politischen Parteien die ‘Vision 2030’ durchbesprochen”, so Futter. Jetzt gehe es darum, die konkreten Verhandlungsteams und Arbeitsteams zu identifizieren, um gezielt Einfluss nehmen zu können. „Wir haben zwei Ebenen – die Verhandlungsteams, die von den beiden möglichen Partnern in die Gespräche entsandt werden, und dahinter die Arbeitsteams. Wir klären gerade, wer dort konkret sitzt, um unsere politischen Anliegen und Vorschläge entsprechend zu platzieren,” so Futter. Besonders wichtig sei ihm dabei das Thema Dachfonds, das als zentrale Maßnahme zur Stärkung des Standorts gelte.

(c) brutkasten | Martin Pacher

Besonders spannend fand Futter die Bereitschaft des Europäischen Investitionsfonds (EIF), in EU-Mitgliedsländern Dachfonds-Strukturen aufzubauen, wie es bereits in Bulgarien, Griechenland und Portugal geschehen ist. “Wir wissen, dass Politik, Investment und Kapitalmarkt oft schwer in Einklang zu bringen sind. Wenn aber der EIF, der die Rückendeckung der Europäischen Kommission und aller Mitgliedsstaaten hat, in eine Schlüsselrolle bei der Etablierung eines Dachfonds geht, würde uns das vermutlich schneller zu einem erfolgreichen Ergebnis führen”, so Futter.


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