22.03.2017

RIZ Genius 2017: Großer Auftritt für Niederösterreichs Innovationen

Zum 16. Mal fand der RIZ Genius-Wettbewerb, bei dem niederösterreichische Startups und Innovationen prämiert werden, nun statt. Sechs Preise wurden vergeben. Die Bandbreite der Sieger war dabei beachtlich.
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(c) Schober Arts: Klaus Schneeberger
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(c) Schober Arts: Klaus Schneeberger

“Wenn es hier kreative Menschen gibt, die gründen wollen, sollte man ihnen ein Ambiente bieten, in dem sie wie fertige Unternehmer auftreten können”, so fasste der Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger in seiner Rede zur Preisverleihung des RIZ-Genius-Awards die Grundidee des RIZ (Regionales Innovationszentrum) zusammen. Er selbst war es, der 1987 zusammen mit anderen die niederösterreichische Gründeragentur ins Leben rief. Seit nunmehr 16 Jahren bietet das RIZ Jungunternehmern nicht mehr nur Platz, um ihr Business aufzubauen, es gibt ihnen mit dem jährlichen RIZ Genius-Award auch eine große Bühne für ihre Ideen, und nicht zuletzt attraktive Preisgelder.

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Insgesamt über 50.000 Euro Preisgeld

So wurden bei der diesjährigen Preisverleihung, die ob des Publikumsandrangs der letzten Jahre erstmals in der Arena Nova in Wiener Neustadt stattfand, insgesamt über 50.000 Euro an die Gewinner und Platzierten vergeben. Möglich ist das vor allem auch durch das große Interesse von Institutionen und etablierten Unternehmen an dem Award. So stellten neben dem RIZ selber, das Land Niederösterreich, die niederösterreichische Wirtschaftskammer, die Industriellenvereinigung Niederösterreich, Ecoplus, Raiffeisen, der Vienna International Airport, die Wiener Städtische, Novomatic und die EVN Gelder für die Preise bereit. Die ersten Plätze in den vier Hauptkategorien erhielten je 6000 Euro. Je 4000 bzw. 2000 Euro gingen an die Plätze zwei und drei

“Ein Gründer muss vom ersten Tag an alles können” – Landesrätin Petra Bohuslav

“Eine wunderbare Zeit zu gründen”

Übergeben wurden die Preise von der niederösterreichischen Wirtschafts- und Technologielandesrätin Petra Bohuslav und der RIZ-Geschäftsführerin Petra Patzelt sowie von den jeweiligen Sponsoren. Patzelt kam bei ihrer Rede im Vorfeld der Preisübergabe ins Schwärmen: Es sei gerade eine wunderbare Zeit zu gründen. Bohuslav strich bei ihrer Ansprache die Wichtigkeit des RIZ für niederösterreichische Gründer hervor: “Ein Gründer muss vom ersten Tag an alles können”. Das RIZ unterstütze die Jungunternehmer kostenlos bei allem, was ihnen eben doch noch schwer fiele.

And the Winners are…

Zudem strich Bohuslav die Vielseitigkeit der niederösterreichischen Gründerlandschaft hervor, die sich auch in den Preisträgern des Awards wiederspiegle. Und tatsächlich war die Bandbreite der prämierten Startups und Projekte enorm: Von alternativen Pflanzenschutzmitteln auf Pilzbasis von MetCaot (Sieger Kategorie “Geniale Startups”) über MultiBaseline, ein Sockelsystem für Baustellen (Sieger Kategorie “Geniale UnternehmerInnen”), und ein biotechnologisches Implantat für Bandscheibenpatienten (Sieger Kategorie “Geniale Forschung & Entwicklung”) bis zu digitaler Patientenaufklärung mit Hilfe von 3D-animierten Videos von PExMedia (Sieger Kategorie “Digital Entrepreneurship”) wurden ganz unterschiedliche Bereiche abgedeckt. PExMedia bekam zusätzlich zum Preisgeld einen fixen Startplatz für den Brutkasten-Springcontest.

Die Sieger im Video-Interview:

Publikumspreis für automatisches Orgelstimmgerät

Mit den jeweils zweit- und drittplatzierten kamen unter anderem auch noch ein Stück Weltraumtechnologie, das für die ESA entwickelt wird, ein smarter Schuh für Sehbehinderte und ein Strahlendetektor fürs Smartphone dazu. Der Publikumspreis, der mittels Online-Voting ermittelt wurde, ging an einen Mechatroniker und Organisten, der ein Gerät zur vollautomatischen Stimmung von Orgelpfeifen entwickelt hat. Den Jugendpreise holten sich ex aequo ein Team von HTL-Schülern, die eine verbesserte Slackline-Spannvorrichtung entwickelt haben und ein weiteres HTL-Team, das ein mobiles Schlauchaufwicklungssystem für Feuerwehrschläuche konstruiert hat.

+++ Startup Barcamp: Wie Niederösterreich Gründer überzeugen will +++

 

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Anyconcept, AnyConcept, Automatiserung, Software testen,
(c) AnyConcept - Das AnyConcept-Team.

Rund 80 Prozent aller Unternehmen testen ihre Anwendungen und Software händisch. Entweder klicken sie sich mühsam durch ihre Software oder ihren Webshop, um zu sehen, was funktioniert und was nicht, oder sie coden sich ihre Tests. Beides langwierige, kostenintensive und mühsame Aufgaben. Das wissen Leander Zaiser, CEO, Manuel Weichselbaum, CTO, und Markus Hauser, die gemeinsam mit Kevin Intering und Pascal Goldschmied das KI-Startup AnyConcept gegründet haben.

AnyConcept und das Problem der No-code-Software

Die Founder haben sich deswegen dazu entschlossen eine Testautomatisierungs-Software zu entwickeln, um den Prozess für Unternehmen zu vereinfachen und günstiger zu gestalten.

Zaiser war sechs Jahre lang RPA-Experte (Robotics Process Automation) bei Raiffeisen und hat dort Automatisierungssoftware automatisiert. Der CEO musste dabei feststellen, dass vermeintliche No-code-Software ohne Entwicklungskompetenzen sich nicht erfolgreich einsetzen ließ. Für gelernte Softwareentwickler wiederum war das Arbeiten mit solch einer Anwendung keine attraktive Tätigkeit.

Weichselbaum indes forscht seitdem er 17 ist an Künstlicher Intelligenz. Und widmet sich dabei vor allem immer den aktuellen Herausforderungen der internationalen Forschung. Das passte hervorragend zu Zaisers erkanntem Problem: aktuelle Automatisierungssoftware ist zu komplex für Non-Coder und nicht attraktiv genug für Coder. Also fragten sich die Founder: Was, wenn man Automatisierung mit einem No-Code-Ansatz macht, mithilfe einer KI, die genau das tut, was man ihr auf dem Bildschirm zeigt? So war AnyConcept geboren.

Das Black Friday-Problem

“Jede Software, jeder Webshop, jede Applikation muss immer wieder getestet werden, ob sie richtig funktioniert. Und da sie auch ständig durch neue Updates von Entwicklern oder bei einem Webshop mit neuen Produkten gefüttert wird, verändern sich Applikationen dauerhaft. Das kann wieder zum Brechen der bisherigen Funktionen führen”, erklärt Hauser, ein per Eigendefinition fleischgewordenes Startup-Kind, das zuletzt Johannes Braith (Storebox) als rechte Hand begleiten und somit Entrepreneurship aus nächster Nähe beobachten und Mitwirken durfte.

Der Gründer präzisiert sein Argument mit einem Beispiel passend zum Black Friday. Jedes Jahr würden Unternehmen Milliarden US-Dollar verlieren, weil sie ihre Preise falsch definieren oder Prozente und Dollar verwechseln, ohne dass es wem auffällt. Außerdem könnten “Trilliarden US-Dollar” an Schäden durch fehlerhafter Software, die nicht richtig getestet wurde, vermieden und “50 Prozent der IT-Projektkosten” gesenkt werden, wenn Testen automatisiert mit No-Code abläuft, so seine Überzeugung.

“Durch unser KI-Modell, das ein User-Interface rein durch Pixeldaten, Mausklicks und Tastatureingaben erkennen und manövrieren kann, schaffen wir es Automatisierung No-Code zu gestalten”, sagt Hauser. “Das Ziel ist es unsere KI-Agenten zukünftig zum Beispiel einen Prozess wie UI-Software-Testing rein durch eine Demonstration, das bedeutet das Vorzeigen des Testfalles, automatisiert durchführen zu lassen. Sie werden sich dabei exakt so verhalten wie es ein Benutzer tun würde, orientieren sich nur an den Elementen des User-Interface und konzentrieren sich nicht auf den dahinterliegenden Code. Das ist unser USP.”

FUSE for Machine Learning

Dieses Alleinstellungsmerkmal fiel auch Google auf. Konkreter Google Cloud Storage FUSE for Machine Learning. Anfänglich noch ein Open Source-Produkt als “Linux Filesystem in Userspace” oder eben als “FUSE” tituliert, wurde die Software von Google in die Cloud integriert und hilft beim Verwalten von Unmengen von Trainingsdaten, Modellen und Kontrollpunkten, die man zum Trainieren und Bereitstellen von KI-Workloads benötigt.

Anwendungen können hierbei direkt auf die Cloud zugreifen (Anm.: anstatt sie lokal herunterzuladen); als wären sie lokal gespeichert. Es müssten zudem keine benutzerdefinierte Logik implementiert werden und es gebe weniger Leerlaufzeit für wertvolle Ressourcen wie TPUs und GPUs, während die Daten übertragen werden.

FUSE sei einfach ein Produkt für Unternehmen, so Weichselbaum weiter, um große Datenmengen bequem zu verwalten und sie verfügbar zu machen: “Wir verwenden es, um viele Terrabytes von Daten auf der Cloud zu lagern, was am Computer nicht möglich ist”, sagt er.

Google sagt Hallo

Weil AnyConcept das Service von FUSE sehr intensiv nutzte, wurde Google auf die Grazer aufmerksam. Und hat konkret nachgefragt, was sie für einen Use-Case mit ihrem Angebot entwickelt haben. “Wir waren einer der ersten, die das genutzt haben, um effizient unsere KI-Agents zu trainieren“, sagt Weichselbaum. “Das Produkt von Google ist ein Teil unserer Datenverarbeitung und des Trainings unserer ganz spezifischen KI und Google wollte wissen, warum und wie wir das so intensiv verwenden. Das hat dazu geführt, dass wir unsere Ideen für Produktverbesserungen und Skripts mit ihnen teilen durften.“

AnyConcept und seine Konzepte

Das Ziel von AnyConcept ist es, ein Foundation-Modell nicht für Texte oder Bilder, sondern für Interaktionen mit dem User-Interface zu entwickeln.

Im Detail reicht hierbei eine Demonstration von einem solchen Interface und AnyConcept analysiert es mit neuronalen Netzwerken. Es erkennt Strukturen, die das Startup seinem Namen getreu “Konzepte” nennt und die auf breites Wissen aufbauen, wie man mit einem Computer interagiert.

“So ein Konzept wäre etwa ein ‘Button’ auf einer Website”, erklärt es Zaiser in anderen Worten. “Die KI versteht dann, dass man ihn anklicken kann und was danach passiert. Oder wie lange eine Website braucht, sich zu öffnen und wie sie aussieht.”

Aktuell forscht AnyConcept an der Generalisierungsfähigkeit ihres Netzwerkes. Zaiser dazu: “Wir testen unsere KI bereits mit Pilotkunden bei der Anwendung von Software-Testautomatisierung und bekommen großartiges Feedback.”

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