15.05.2023

revitalyze: Tiroler Startup entwickelt Plattform für kreislauffähiges Bauen

Das Innsbrucker Startup revitalyze rund um David Plaseller aus Südtirol und Patrick Gössl aus Tirol entwickelt einen One-Stop-Shop für die Wiederverwendung von kreislauffähigen Bauteilen. Die Idee werden die beiden Gründer am World Global Congress 2023 pitchen, der vom 31. Mai bis 3. Juni in Puebla in Mexiko über die Bühne gehen wird.
/artikel/revitalyze
(c) revitalyze

Zwei Drittel des heimischen Abfallaufkommens entfallen laut einem Bericht des Umweltbundesamtes auf den Bausektor. Zudem zählt die Bauindustrie zu den CO2-intensivsten Industrien weltweit. Laut dem UN Global Status Report ist der Bau- und Gebäudesektor für rund 38 Prozent des globalen CO2-Aufkommens verantwortlich.

Um dem Problem der Ressourcenverschwendung entgegenzuwirken, wurden in den letzten Jahren zahlreiche Startups in Österreich gegründet, die sich mit dem Thema des kreislauffähigen Bauens beschäftigten. Ein noch recht junges Startup in diesem Bereich ist revitalyze, das von David Plaseller aus Südtirol und Patrick Gössl aus Tirol gegründet wurde und seinen Sitz in Innsbruck hat.

Plattform für Materialspender & Materialverwender

Gemeinsam entwickeln die beiden Gründer eine Plattform für kreislauffähiges Bauen, die auf zwei Säulen basiert. “Auf der einen Seite digitalisieren wir den Gebäudebestand und erfassen kreislauffähige Bauteile in unserem System, auf der anderen Seite vermitteln wir die Bauteile über einen Marktplatz”, so Plaseller über das Konzept der Plattform.

Im Zuge der Digitalisierung der Gebäude werden alle Bauteile und Materialien im Gebäude nach Zustand, Rückbaubarkeit, Maße und Position klassifiziert. “Wir berechnen den CO2 Fußabdruck und schaffen die Grundvoraussetzung eines erfolgreichen Rückbaus”, so Plaseller. Am Ende erhalten Kund:innen einen Bauteilkatalog und Überblick über den potentiellen Verkaufswert, der Materialien. Auf der Seite der Materialspender möchte das Startup künftig Projektentwickler, Kommunen sowie Unternehmen im Bereich Tief-und Hochbau ansprechen.

Jene Bauteile, die nicht direkt wiederverwendet oder entsorgt werden, können über einen Marktplatz zum Verkauf angeboten werden. Auf der Materialverwender-Seite sollen so insbesondere Architekturbüros, Designer sowie Unternehmen im Bereich Baustoff-und Betonherstellung und Recycling angesprochen werden.

Erste Pilotkunden, Förderungen & Preise für revitalyze

Derzeit zählt das Startup drei erste Pilotkunden, um den Prototyp der Plattform zu testen. Die Entwicklung finanzierten Plaseller und Gössl bislang über Förderungen und Preisgelder. Unter anderem wird revitalyze von der Initiative Startup.Tirol unterstützt. 2021 wurden Plaseller & Gössl übrigens mit dem Tiroler Innovationspreis ausgezeichnet.

Zudem schafften es die beiden Gründer aus ingesamt 67 Einreichungen unter die Top-3 Finalisten des Josef Umdasch Research Prize und erhalten dadurch die Möglichkeit ihr Startup beim World Global Congress 2023 vorzustellen, der vom 31. Mai bis zum 3. Juni in Puebla in Mexiko stattfinden wird. Der World Global Congress gilt als eine renommierte Veranstaltung, die Innovator:innen, Investor:innen und politische Entscheidungsträger:innen aus der ganzen Welt zusammenbringt, um die neuesten Trends und Innovationen im Bereich der Sustainable Development Goals zu diskutieren.

“Wir freuen uns sehr, Finalist beim World Global Congress 2023 zu sein, da wir so die Möglichkeit haben, unseren Ansatz einem globalen Publikum vorzustellen. Unsere Mission ist es, kreislauffähiges Bauen vom Nischenthema zum Mainstream zu machen”, so Plaseller abschließend.


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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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