04.02.2019

Research App: Facebook zahlt Usern 20 Dollar pro Monat für Totalüberwachung

Für die Nutzung seiner "Research App" bezahlt Facebook den Usern, darunter, wie das Magazin TechCrunch berichtet, auch Teenager, 20 US-Dollar pro Monat. Mit der App verstieß der Konzern gegen die Geschäftsbedingungen des App Stores - sie wurde von Apple abgedreht. Auf Android läuft sie weiter.
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Facebook Research app - 20 US-Dollar für Totalüberwachung
(c) fotolia.com - olyasolodenko

Wer denkt, der Facebook-Konzern würde über Facebook, Instagram, WhatsApp, Messenger und Co. bereits genügend Daten seiner NutzerInnen abgreifen, der irrt scheinbar. Klar doch: Alles ist halt zumindest auf legalem Wege dann doch nicht möglich. Etwa, die verschlüsselten Chat-Verläufe im Konzern-eigenen Messaging-Dienst WhatsApp mitzulesen (was technisch wohl ein kleineres Problem darstellen würde). Also muss man sich für das und ähnliches einfach die Zustimmung erkaufen. So passiert mit der sogenannten “Research App”. Das US-Magazin TechCrunch führte dazu eine umfassende Recherche durch.

+++ Facebook und die DSGVO – Wir haben eh gefragt… +++

“Research App”: Wenn Teenager ihre Daten verkaufen

20 US-Dollar pro Monat zahlte bzw. zahlt Facebook den UserInnen der “Research App”, die Apple inzwischen abgedreht hat (mehr dazu unten). Mit den Berechtigungen, die die NutzerInnen, darunter auch Teenager, erteilen, kann Facebook neben Unterhaltungen in Chat-Diensten auch verschickte Videos und Fotos, besuchte Websites und Daten aus Ortungs-Anwendungen mitverfolgen. Wer die “Research App” nutzt, gibt also quasi seine Zustimmung zur Totalüberwachung. Die erwähnten Jugendlichen müssen dazu zwar formell die Zustimmung ihrer Eltern einholen – einen sicheren Kontrollmechanismus gibt es dabei aber nicht, wie TechCrunch berichtet. Es seien übrigens weniger als fünf Prozent der User minderjährig (gewesen), gab Facebook gegenüber dem US-Magazin an.

Gesetze eingehalten, Nutzungsbedingungen gebrochen

Lange währte das aus Datenschutz-Perspektive höchst fragwürdige Modell Facebooks zumindest auf Apples iOS nicht. Und das, obwohl es sich formell im legalen Rahmen bewegt – auf Android läuft die App nach wie vor. Denn zwar hielt Facebook die US-Gesetze ein, nicht aber die Nutzungsbedingungen des App Stores. Denn der Facebook-Konzern nutze für die App ein sogenanntes Enterprise-Zertifikat – ein Angebot Apples für Konzerne, Apps für die unternehmensinterne Nutzung ohne langwierige Qualitätsmanagement- und Freigabeschleifen freizuschalten. Bloß, dass sich die “Research App” eben nicht nur an MitarbeiterInnen der Facebook Inc. richtete. Google machte übrigens mit seiner Screenwise App, die bei der Datensammlung nicht ganz soweit geht, wie das Facebook-Pendant, das selbe. Und wurde ebenfalls gesperrt.

Nimmt Tim Cook gar seinen eigenen Appell ernst?

Rein um den Verstoß gegen die App Store-Nutzungsbedingungen dürfte es Apple dann dennoch nicht gegangen sein. Denn die sehr ähnliche “Vorgänger-App” Onavo, die Facebook bereits 2013 gekauft hatte, wurde im vergangenen Sommer nach öffentlicher Kritik für iOS gesperrt, obwohl es keinen analogen Verstoß gegen Nutzungsbedingungen gegeben hatte. Vielleicht nimmt Apple CEO Tim Cook seinen in letzter Zeit häufig geäußerten Appell tatsächlich im eigenen Konzern ernst. Der Chef der (noch?) Nummer Eins unter den Tech-Riesen hatte sich zuletzt mehrfach für eine US-Datenschutzregelung analog zur EU-DSGVO ausgesprochen.

⇒ Zum TechCrunch-Beitrag

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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