16.06.2017

Wie relevant sind Social Bots im österreichischen Wahlkampf?

Im US-Wahlkampf haben Social Bots nachweislich eine große Rolle gespielt. Wir durften beim Politologen Peter Filzmaier, der regelmäßig in TV-Diskussionen zu Wahlkampfthemen befragt wird, nachfragen, ob dies auch in Österreich zu einem relevanten Thema wird.
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Wahlkampf in Österreich findet längst auch auf Social Media statt.

Der Wahlkampf findet auch in Österreich längst auf Facebook und Twitter statt. Ob Kanzler Christian Kern (SPÖ), Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) oder FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache, die – Umfragen zufolge – zurzeit am meisten im Gespräch sind, sie alle sind auf Social Media aktiv. Sponsored Ads sollen Likes und Follower generieren. Kommentare der Politiker zu politischen Themen sind oft zuerst auf Twitter zu lesen, bevor sie von Medien übernommen und zu einem Artikel umgeschrieben werden.

Und trotzdem: Spaziert man zu Wahlkampfzeiten die Wiener Ringstraße entlang, muss man sich ob der Vielzahl der Wahlplakate doch wundern und die Bäume, um die der Plakatständer gebunden wird, bemitleiden. Da prankt das Gesicht eines Politikers mehrmals hintereinander. Und wendet man die Augen ab und möchte sich mit dem Smartphone ablenken, kann es passieren, dass einem selbiges Gesicht als Werbung auf Facebook entgegen springt.

“Wahlplakate werden überschätzt”

“Wir leben in einer veränderten Welt”, wird die ältere Generation an den Stammtischen nicht müde zu betonen. Und der digitale Mensch fragt sich vielleicht, ob der Social Media Auftritt der Politiker nicht bereits wichtiger, als das traditionelle (ausgediente?) Wahlplakat ist. “Ja, wenn Sie es wirklich nur auf Facebook und Plakate im Vergleich beziehen. Die Auslagerung auf Online-Formate kann bei der Wahlwerbung Sinn machen. Plakate werden in ihrer Wirkung auf das Wahlverhalten sowieso überschätzt, in den USA gibt es sie nicht einmal. Zudem sind Plakate nicht nur nur teuer, sondern sozusagen eine Schrotflinte mit der man ohne Zielorientierung durch sehr allgemeine Botschaften alle Wähler anspricht”, meint der Politologe Peter Filzmaier. 

A g’sunder Mix

Soziale Netzwerke haben nämlich einen entscheidenden Vorteil: “Facebook & Co ermöglichen viel mehr Zielgruppenorientierung. Doch was bringen online-Kampagnen, wenn führende Parteikandidaten im Fernsehen das Gegenteil kommunizieren? Nichts. Es geht also um einen „media mix“, bei dem der martialisch „air wars“ genannte Wettbewerb in klassischen und sozialen Medien inhaltlich und zeitlich sorgsam aufeinander abgestimmt werden muss”, so Filzmaier. Manch Österreicher würde dies wohl als ‘g’sunden Mix’ bezeichnen.

Roboter, die Wahlkampf machen

Ein Blick in die USA und den dortigen Wahlkampf zahlt sich aus. Dort haben Social Bots, also automatisch generierte Stimmungsnachrichten, die in kurzen Abständen die Tweets der Kandidaten befeuerten, nachweislich für Aufmerksamkeit gesorgt. Laut einer Studie der Oxford University soll bei Donald Trump jeder dritte Tweet von einem Bot gekommen sein, bei Hillary Clinton immerhin noch jeder vierte. Bei beiden Kandidaten soll ein Drittel der Follower Computerprogramme gewesen sein.

Nach eingehender Internet-Recherche muss man allerdings feststellen, dass es noch recht wenig Aufklärung darüber gibt, in wieweit Social Bots tatsächlich einen Wahlkampf beeinflussen können. Außerdem ist es oft schwierig festzustellen, welche Tweets von Fake-Profilen oder “echten Menschen” abgesetzt werden. Gute Programmierer verstehen es nämlich, den Bot auf Tippfehler und Wartepausen einzustellen- diese simplen Tricks alleine lassen einen Bot schnell menschlich wirken.

Social Bots in Österreich ein Thema?

Politologe und Kommunikationsexperte Peter Filzmaier

Auch in Österreich werden Social Bots zum Thema. Zumindest teilweise, meint Filzmaier. “Das Zauberwort ist alles andere als neu und wurde auch ursprünglich nicht extra für digitalisierte Wahlkämpfe entworfen. Es lautet „micro targeting“ und bedeutet, einzelne Zielgruppen mit nur für diese gedachte Spezialbotschaften und –themen anzusprechen. Da sind nach Algorithmen handelnde Bots natürlich eine Methode”. Denn, welcher Politiker möchte nicht beliebt sein – spielt es für ihn eine Rolle, ob die Tweets von einem Computerprogramm kommen, sofern es die Wähler glauben?

Aber Achtung, denn Filzmaier: “Wir dürfen nicht vergessen, dass im medial-kleinräumigen Österreich das Fernsehen das Schlüsselmedium in Wahlkämpfen bleibt.” Und trotzdem: Beim nächsten Mal sollten Wähler die Kommentare lieber zwei Mal überprüfen, bevor sie sich beeinflussen lassen. 

 

Weiterführende Links: Infos zum Report in der Online-Ausgabe der New York Times, Tagesspiegel, (c) zum Bild von Peter Filmaier, ATV Sonntagsfrage

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

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Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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