13.07.2022

Redev: Wiener Startup matcht Betriebe mit IT-Fachkräften

Das Wiener Startup Redev möchte mit seiner HR-Plattform ab Mitte September die Herausforderungen eines HR-Prozesses für IT-Fachkräfte reduzieren und unterstützt Talente mit der Relocation und RWR-Karte.
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Abdolreza Ghaemi © Parsition

In Österreich fehlen mehr als 24.000 IT-Fachkräfte – das geht den aktuellen Zahlen der WKO hervor. Von Startups über KMUs bis hin zu Großunternehmen, kaum ein Betrieb bekommt den IT-Talentemangel nicht zu spüren. Damit Arbeitgeber:innen und Fachkräfte einfacher zueinander finden, hat das Wiener Startup Redev eine HR-Plattform gegründet. Mit Hilfe von einer eigens entwickelten künstlichen Intelligenz werden IT-Talente mit den Stellenausschreibungen von Unternehmen gematcht – und das mit 93% Treffsicherheit. Ziel der Founder – Abdolreza Ghaemi und Reza Jafarpour – ist es, mit Redev teure Personalvermittler im Talentbeschaffungs-Prozess zu umgehen. 

Redev reduziert HR-Hürden für IT-Talente

Dank seiner Erfahrung als Recruiter im In- und Ausland ist Ghaemi mit dem aktuellen War-For-Talent vertraut. Die HR-Plattform wurde deshalb bei der Entwicklung besonders auf die Herausforderungen und Problematiken des Arbeitsmarktes abgestimmt. “Es gibt viele gute IT-Fachkräfte auch in Österreich und anderen Ländern Europas, die es schwer haben, einen Job zu finden, da sie wegen Migrationshintergrund und damit verbundenen sprachlichen Barrieren oder fehlenden Selbstpräsentations-Skills oft durch das Raster fallen, die jedoch fachlich perfekt für die ausgeschriebene Stelle passen”, sagt  Abdolreza Ghaemi, CEO und Co-Founder von ReDev. 

Die größte Hürde für manche IT-Spezialist:innen stelle die HR-Abteilung der Unternehmen, erklärt der Geschäftsführer weiter. Die nicht genügende IT-Fachkenntnis von vielen HR-Verantwortlichen sei ein großes Problem. Dadurch sei es sogar für die talentiertesten Bewerber:innen eine Herausforderung, sich richtig zu repräsentieren. “Mit ReDev wollen wir genau dieser Problematik entgegenwirken. Denn wir bieten Unternehmen die besten vorhandenen Matches – momentan ab 93 Prozent – auf genau ihre Ausschreibung, die wir durch relevante Fragen an den Arbeitgeber akribisch erfragen”, erklärt Ghaemi weiter. 

Unterstützung mit Relocation und RWR-Karte

Ab Mitte September soll die HR-Plattform für Fachkräfte mit den Match-Makings starten. Trotzdem habe das Startup bereits Voranmeldungen von 1.500 IT-Fachkräften und 52 Unternehmen erhalten. Um IT-Talente aus dem Ausland nach Österreich holen zu können, hat das Founder-Duo WorkInEurope als Kooperationspartner gewonnen. Mit der Unterstützung von weiteren Partnerunternehmen und WorkInEurope soll eine möglichst angenehme Relocation für die Fachkräfte organisiert werden. Die Unternehmen helfen zudem, schnell und unkompliziert eine Rot-Weiß-Rot Karte zu beantragen. Um die Plattform ab September im gesamten DACH-Raum zu expandieren, sei das Duo offen für Gespräche mit Investoren. 

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CTO Bernhard Adler (links) und CEO Fabian Sacharowitz (rechts) bei The Business Booster | (c) martin pacher

Trocknen, Destillieren oder Schmelzen sind tägliche Prozesse in der Industrie. Ohne die dazu notwendige Wärme wäre die Industrie nicht denkbar. Wärme macht nämlich über 70 Prozent des industriellen Energiebedarfs aus. Das Ganze wird dann verschwenderisch, wenn die durch Industrieprozesse entstandene Wärme nicht genutzt wird.

Diesem Problem nahm sich das österreichische Scaleup ecop rund um Gründer und CTO Bernhard Adler an und entwickelte eine Lösung zur Wärmerückgewinnung mit Wärmepumpen. Dabei wird die von der Industrie erzeugte Prozesswärme in den Produktionsprozess zurückgeführt. Damit kann man jene Wärme nutzen, die ansonsten ungenutzt in die Umgebung freigesetzt würde.

Finanzierung in Millionenhöhe

Die Lösung fand auch bei zahlreichen Investoren Zuspruch. Mit einem Investment in Höhe von 3,9 Millionen Euro beteiligte sich im Sommer 2022 mit EIT InnoEnergy ein renommierter Partner am Unternehmen (brukasten berichtete). EIT InnoEnergy zählt global zu den aktivsten Investoren im Energiebereich und wird vom Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT) unterstützt.

Zudem holte sich ecop nicht nur finanzielle Unterstützung von EIT InnoEnergy. Im April gab das Unternehmen bekannt, dass Fabian Sacharowitz, ehemaliger Investment Director bei EIT InnoEnergy, als neuer CEO mit an Bord kommt (brutkasten berichtete).

Im Sommer folgte dann die nächsten Schlagzeile: ecop erhielt damals vom European Innovation Council (EIC) Accelerator eine Finanzierung in der Höhe von 8,5 Millionen Euro. Aus einem Pool von 969 Bewerbern kamen 347 Unternehmen in die Interviewphase der Jury und 68 wurden für die endgültige Finanzierungsrunde ausgewählt – ecop als einziges aus Österreich. (brutkasten berichtete)

Erste Anlagen bereits im Betrieb

Das Unternehmen war in der Vergangenheit nicht im Fundraising erfolgreich, sondern konnte auch auf der technischen Seite die Rotationswärmepumpe weiterentwickeln. Mitte Oktober präsentierte ecop ein neues Modell, das mit Hilfe der Technologie des sogenannten “Diffusion Bondings” noch leistungsfähiger ist.

“Unser neues Rotorkonzept stellt eine enorme Innovation dar. Während der alte Rotor bewiesen hat, dass das Prinzip funktioniert – er wird bereits erfolgreich in einer Anwendung eingesetzt –, war er sehr komplex, mit über tausend Teilen in der Stückliste”, so Sacharowitz.

Nun wurde dieser komplexe Aufbau durch ein einziges Bauteil ersetzt, das den gesamten Prozess integriert. Das neue Modell ist dadurch nicht nur wartungsarm, sondern hat sich auch gegenüber dem Vorgängermodell in seiner Größe fast halbiert. Vorteile sollen sich dadurch auch in der Skalierung ergeben: Bringt man mehrere Blöcke an, erhöht man direkt die Leistung. Macht man die Blöcke kleiner oder größer, kann man kleinere bzw. größere Leistungsstufen realisieren.

(c) ecop

Anwendungen in der Industrie

Ecop fokussiert sich auf Anwendungen in der Industrie und Fernwärme, insbesondere in Bereichen, die hohe Temperaturen erfordern. “Wir sprechen von Prozessen, die Trocknung benötigen – etwa in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, von der Mineralwasser- bis zur Bierherstellung oder bei Unternehmen wie Coca-Cola oder Snackproduzenten,” so Sacharowitz. In diesen Prozessen werden Temperaturen zwischen 160 und 200 Grad benötigt, was einen der „Sweetspots“ für Ecops Wärmepumpentechnologie darstellt

Eine der ersten Anwendungen ist ein lokales Fernwärmeprojekt in Norddeutschland. Dort wird ein großer saisonaler Wasserspeicher mit Abwärme aus einer Papierfabrik in Meldorf betrieben. Die Wärmepumpen von Ecop werden dafür sorgen, dass die Abwärme auf die notwendige Temperatur angehoben wird, um den Speicher im Winter mit Energie für das Fernwärmenetz zu versorgen.

ecop plant neue Finanzierungsrunde

“Wir machen jetzt Ende des Jahres eine größere Finanzierungsrunde und wissen eigentlich schon, wer das machen wird,” erklärt Fabian Sacharowitz, CEO von Ecop. Der Namen des Investors bleibt vorerst allerdings noch unter Verschluss. “Mit dem Geld werden wir nächstes Jahr unser neues Rotordesign weiter vorantreiben, um ein wirklich skalierbares Produkt zu schaffen.” Die Finanzierungsrunde soll sich auf zehn bis 15 Millionen Euro belaufen. Zudem soll EIT InnoEnergy das Investment des Lead-Investors verdoppeln.

Für das kommende Jahr plant das Unternehmen, vier Wärmepumpen für sogenannte Launching Customers zu bauen. “Drei davon sind schon bestellt. Diese ersten drei Pumpen sind entscheidend, um die Referenzen zu sammeln, die wir brauchen,” so Sacharowitz weiter. Ab 2026 soll die Serienproduktion gestartet werden. Hierfür ist der Aufbau einer Assembly-Line geplant, um weitere zehn bis 13 Einheiten herzustellen.

CEO Fabian Sacharowitz | (c) maritin pacher

Die weiteren Pläne

Ecop hat bereits weitere Ideen für die Produktion ab 2026. “In diesem Jahr und 2025 konzentrieren wir uns zunächst darauf, unsere Launching Customers zu bedienen,” erklärt CEO Fabian Sacharowitz. Diese speziellen Projekte richten sich an Kunden, die sich bewusst sind, dass es sich noch um eine frühe Technologie handelt. Dennoch sind sie bereit, aufgrund der Alleinstellungsmerkmale von Ecops Wärmepumpen das technische Risiko gemeinsam mit dem Unternehmen zu tragen und abzufedern.

Im Zuge von The Business Booster konnte Ecop laut Sacharowitz vielversprechende Gespräche mit potenziellen großen Abnehmern führen, aber auch mit Investoren. “Einige Investoren, mit denen wir schon früher gesprochen hatten, haben jetzt erkannt, wie viel Fortschritt wir gemacht haben, und wollen auf den letzten Metern noch mit einsteigen,“ erklärt gegenüber brutkasten in Barcelona.


The Business Booster by EIT InnoEnergy

brutkasten hat das Gespräch mit Fabian Sacharowitz bei The Business Booster in Barceolna geführt. veranstaltet von EIT InnoEnergy. Die zweitägige Event wurde von EIT InnoEnergy veranstaltet. Ingesamt wurden über 150 Technologien aus ganz Europa entlang der gesamten Energiewertschöpfungskette präsentiert, die künftig die Energiewende vorantreiben sollen. Ingesamt nahmen 1.500 Teilnehmer aus mehr als 40 Ländern teil, darunter Startups, Industrievertreter, Investoren, politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden.

*Disclaimer: DIe Reisekosten wurden von InnoEnergy übernommen.

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