Rebel Meat setzt jetzt voll und ganz auf Kinder-Produkte
Das Wiener Startup Rebel Meat ist seit 2020 mit seinen "Blended Meat"-Produkten am Markt. Das ursprüngliche Sortiment ist inzwischen verschwunden. Das Unternehmen setzt ganz auf seine Kids-Produktlinie.
Mit Burger-Patties, die zu je 50 Prozent aus Bio-Fleisch und aus Pilzen sowie Hirse bestehen, startete das Wiener Startup Rebel Meat 2020 in den Markt. Im Frühling 2021 folgten weitere “Blended Meat”-Produkte: Bratwürstel, Käsekrainer und Faschiertes – allesamt, wie die Burger-Patties, im Kühlregal. Die besagten Produkte sind mittlerweile aber allesamt wieder aus dem Handel verschwunden. Das Unternehmen setzt nun voll und ganz auf eine Produktlinie, die im Herbst 2021 eingeführt wurde: Rebel Meat Kids.
Rebel Meat: Zwei Gründe für den Schwenk zur Kinder-Tiefkühlkost
Dabei handelt es sich um “Blended Meat”-Tiefkühlkost für Kinder, konkret Fleischbällchen, Hühnernuggets und neuerdings auch Hühnersticks. Das Unternehmen begründet den Schritt in einer aktuellen Aussendung zum neuen Produkt einerseits mit einem allgemeinen Trend hin zu mehr Tiefkühlkost. Demnach stieg der jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch zuletzt auf einen Rekordwert von 47,7 Kilogramm. Andererseits habe man mit der Rebel Meat Kids-Linie “genau ins Schwarze getroffen” – sie dürfte sich also deutlich besser verkaufen, als die erste Produktlinie.
Rebel Meat Kids-Produkte bei großen Händlern in Österreich und Deutschland gelistet
Die Rebel Meat Kids-Produkte sind in Österreich im Einzelhandel bei Billa, Billa Plus, Unimarkt und Sutterlüty, online bei Gurkerl und im Großhandel bei Metro, Biogast und Hügli gelistet. Dazu kommen 15 Partner-Restaurants. Auch in Deutschland gibt es seit vergangenem Jahr mehrere Vertriebspartner: Die Bio-Händler Alnatura und tegut und die Gurkerl-Schwester Knuspr.
Kindern Gemüse unterjubeln
Im Marketing ist die Linie klar. Salopp formuliert geht es darum, Kindern Gemüse unterzujubeln. Und zwar mit “Convenience-Produkten”. “Kinder essen zu wenig Gemüse – davon können nicht nur Eltern ein Lied singen”, heißt es in der Aussendung. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts zeige, dass bei den Sechs- bis Elfjährigen lediglich ein Prozent der Mädchen und nur zwei Prozent der Jungen im Mittel die tägliche Zufuhrempfehlung für Gemüse erreichen. 80 Prozent der Mädchen und 81 Prozent der Jungen würden sogar weniger als die Hälfte der empfohlenen Gemüsemenge verzehren. “Rebel Meat will hier klar entgegenwirken”, meint Mitgründerin und CPO Cornelia Habacher. Die neuen Hühnersticks etwa bestehen zu 50 Prozent aus Karfiol und weißen Bohnen. Im Herbst sollen weitere Produkte eingeführt werden, heißt es vom Startup.
Auffällig ähnliche Produktlinie bei Hofer
Seit Rebel Meat 2019 mit seinem “Blended Meat”-Konzept an die Öffentlichkeit gegangen ist, sind mehrere andere Unternehmen auf den Zug aufgesprungen. Besonders auffällig: Die Supermarktkette Hofer bot vergangenes Jahr in der Grillsaison unter den Eigenmarken “Meat and Veggie” und “FairHof” ein “Blended Meat”-Sortiment an, das jenem von Rebel Meat im Großen und Ganzen glich: Burger-Patties, Bratwürstel, Käsekrainer, Faschiertes und zusätzlich noch Pikantwurst. Aktuell befinden sich diese Produkte nicht im Sortiment.
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.
„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.
Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.
Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen
Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“
Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft
Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.
Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.
Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.
Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“
Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit
Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.
“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.
Langfristiges Potenzial heben
Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“
Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“
Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?
Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.
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