04.02.2019

Interview mit dem Mann, der um 400 Mio. Euro Bitcoin kaufte

Im Februar 2018 rätselte die Kryptowelt über einen unbekannten Großinvestor, der Bitcoin für rund 400 Millionen US-Dollar kaufte. Wir sprachen exklusiv mit dem deutschen Multi-Milliardär Ralf Dodt, der nach eigenen Angaben hinter dem Deal stand.
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Ralf Dodt 400 Mio. Dollar Bitcoin
(c) fotolia.com - deagreez; Bearbeitung

Es war ein Deal, der Beobachtern der Krypto-Märkte im Februar 2018 nicht entging. Bitcoin hatte nach dem Allzeit-Hoch im Dezember 2017 (Kurs bei rund 20.000 Dollar) am 6. Februar 2018 einen vorläufigen Tiefstand (Kurs bei rund 6000 Dollar) erreicht. Wenig später, zwischen 9. und 12. Februar stockte ein damals unbekannter Großinvestor, der erst im Dezember eingestiegen war, sein Bitcoin-Depot massiv auf. 400 Millionen US-Dollar waren es, die der Unbekannte in mehreren Schüben investierte. Damit beeinflusste er auch den Kurs. Heute wissen wir, wer hinter dem Riesen-Bitcoindeal stand. Es war der deutsche Multi-Milliardär Ralf Dodt, wie dieser im exklusiven Gespräch mit dem brutkasten bestätigt.

+++ Gastkommentar: 10 Jahre Bitcoin – Warum die Reise jetzt erst losgeht +++

Ralf Dodt – ein acht Milliarden schwerer Unbekannter 

Ralf Dodt hat ein kolportiertes Vermögen von rund acht Milliarden US-Dollar und ist alleiniger Eigentümer der Millhouse Capital Investment Group. Er bezeichnet sich gegenüber dem brutkasten als bodenständiger Mensch, der die Öffentlichkeit scheut. Sein Name ist zwar im Internet zu finden, aber nicht das passende Foto dazu. Er könnte neben einem an der Supermarktkasse stehen und man wüsste nicht, wer er sei, meint er im Gespräch.

Das sei ihm sehr wichtig, Skandale und die Yellow Press brauche er nicht, er bevorzuge sein “langweiliges”, aber freies Leben. “Sicher habe ich auch meine Spielzeuge wie eben die MiG Kampfflugzeuge und andere Dinge, aber das ist ja nicht so interessant wie eine neue Gigayacht, die keinen Liegeplatz findet”, antwortet er etwa süffisant auf eine Rückfrage. Auf eine Frage zu seinem Vermögen und Erfolgsgeheimnis sagt er: “Ich bin ein ‘alter Mann’ der gesetzt ist und in sich selbst ruht. Und dieses Verhalten hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin”. Denn: “In der Ruhe liegt die Kraft und der Gewinn”.

Millhouse Capital: Von Diamanten über Fluglinien bis Banken

Der österreichischen Öffentlichkeit wurde Ralf Dodt 2014 bekannt, als er ein Angebot für die Übernahme der CEE-Töchter der Hypo Alpe Adria legte. Ganz nach seinem Motto “traue keiner Bank, die dir nicht gehört”, hat Millhouse Capital nun auch eine eigene Bank im Portfolio.

Die in Belgrad/Serbien ansässige Gesellschaft investiert nach Unternehmensangaben in die Felder (Schwer-)Industrie, Industrie-Immobilien, Investment-Gesellschaften, Rohstoff-Abbau (Öl, Gas, Gold, Diamanten), Schiffahrt, Fluglinien, Raffinerien und Banken. Ein geographischer Fokus liegt dabei auf Russland und den GUS-Staaten.

Im exklusiven Interview erklärt Ralf Dodt, warum er “Spielgeld” für Bitcoin übrig hatte, worin aus seiner Sicht der größte Unterschied zwischen dem Kryptomarkt und dem Aktienmarkt liegt und warum für Groß- und Kleinanleger im Prinzip die gleichen Spielregeln gelten.


Sie haben Bitcoin für 400 Mio. Euro gekauft. Wie ist es dazu gekommen?

Ralf Dodt: Es war nicht von vornherein mein Plan, Bitcoins zu kaufen. Ich hatte seinerzeit einen langjährigen Deal mit der Regierung eines Landes abgeschlossen und daraus einen überdurchschnittlich hohen Gewinn erwirtschaftet. Mein Plan war, von dem Gewinn eine neue Raffinerie zu kaufen. Durch gewisse Umstände kam ich dann letztendlich wesentlich günstiger an die Raffinerie und habe auch sofort mit Großkunden langjährige Verträge abschließen können. Durch diesen Umstand war also eine nicht unerhebliche Summe plötzlich zur freien Verfügung. Da ich mich schon längere Zeit mit Bitcoins beschäftigt hatte, erschien mir diese Gelegenheit günstig, um mich einzukaufen. Mein Soll, die Raffinerie zu kaufen, hatte ich ja bereits erfüllt. Alles darüber hinaus war dann “Spielgeld” zur freien Verfügung.

Bereuen Sie aus heutiger Sicht dieses Investment?

Ralf Dodt: Nein, ich habe dieses Investment nicht bereut. Warum sollte ich? Ich mache mir im Vorfeld Gedanken darüber, ob ich in diesen oder jenen Bereich investieren soll. Da kann ich dann nicht im Nachhinein hingehen und ein Investment bereuen, sollte es denn tatsächlich zu einem Verlust kommen. Grundsätzlich sollten immer Verluste mit einkalkuliert werden, das gehört zum Geschäft dazu. Wer nicht die Nervenstärke und das Kapital besitzt, auch mal Verluste einzustecken, sollte die Finger grundsätzlich von Investments lassen. Außerdem suche ich mir meine Investments grundsätzlich immer selbst aus, schalte nie Vermittler und Banken ein, lass mich auch nie von sogenannten Experten beraten. Sämtliche Entscheidungen treffe ich alleine.

Was ist für jemanden der ganze Großunternehmen aufkaufen kann der Reiz an Bitcoin?

Ralf Dodt: Es ist ja unabhängig davon, ob ich nun ganze Großunternehmen aufkaufe. Letztendlich geht es in der Wirtschaft immer um den Handel bzw. Verkauf und die Bezahlung. Ich bin überzeugt davon, das der Markt für digitale Währungen weiter wachsen wird. Auch wird er langsam aber sicher unaufhaltsam in die Wirtschaft als Zahlungsmittel einfließen. Etwa in den Rohstoffhandel und den Handel zwischen den verschiedenen Ländern. Ich selbst habe in meinen verschiedenen Unternehmen schon einige Kunden, die in Bitcoins bezahlen. Als Komplementärwährung zu den bestehenden Währungen sehe ich einen wachsenden Bedarf für die nächsten Jahre.

Inwiefern unterscheiden sich der Krypto- und der Aktienmarkt?

Ralf Dodt: Die Unterschiede zwischen Kryptowährungen und Aktien bzw. Wertpapieren sind gravierend. Letztendlich ist die Systematik, die jeweils hinter der jeweiligen Geldanlage steckt, eine komplett andere. Bei Aktien erwirbt man jeweils einen kleinen Anteil am Unternehmen. Durch diese Beteiligung am Unternehmen erhält man eine entsprechende Gewinnbeteiligung. Darüber hinaus kann man selbstverständlich auch über den Kurs Gewinne und Verluste einfahren.

Bei Kryptowährungen sieht das anders aus. Ähnlich wie bei Devisenkursen, wird auch bei Bitcoin und Co. eine Währung gehandelt, die jedoch nur in virtueller Form vorhanden ist. Trotzdem funktioniert das Prinzip bei Kryptowährungen ähnlich wie bei klassischen Währungen wie Euro und US-Dollar.

Beim Euro und US-Dollar tauscht man klassischerweise Euro gegen US-Dollar um. Sollten die Kurse daraufhin steigen, besteht die Möglichkeit, die US Dollar nach einem gewissen Zeitraum wieder gegen Euros mit einem Gewinn zu tauschen. Grundlegend schwanken die Kurse von Devisen jedoch nur minimal, sodass die Gewinne erst nach einer gewissen Zeit realisierbar sind und die Gewinne auch nicht in endloser Höhe ausfallen.

Bei Kryptowährungen ist das komplett anders, hier schwanken die Kurse unkontrollierbar und man kann den Kursverlauf im Vorhinein kaum erahnen. Auf diese Art und Weise kann natürlich auf der einen Seite sehr viel Geld gewonnen, aber auch sehr viel Geld verloren werden. Dieses ist auch der Hauptunterschied zu normalen Devisen- und Aktienkursen.

Was ist aus Ihrer Sicht erfolgskritisch, wenn man in Aktienmärkte oder in Krypromärkte investiert?

Ralf Dodt: Grundsätzlich ist ein Streuinvestment immer das Beste, also nie in nur einen Bereich oder ein Produkt investieren. Je breiter man aufgestellt ist, desto geringer die Gefahr große, oder überhaupt Verluste einzufahren. Man sollte von allem etwas im Portfolio haben. Es ist äußerst unwahrscheinlich das von zehn verschiedenen Bereichen oder Produkten plötzlich alle gleichzeitig an Wert verlieren. In so einem Portfolio könnte dann maximal 15 Prozent des zur Verfügung stehenden Kapitals den Kryptomärkten gewidmet werden. Bitcoin & Co sind einfach zu unberechenbar, als das man sein komplettes freies Kapital darin investieren sollte. Daher ist mein Empfehlung: Der Anleger sollte zweimal nachdenken, ehe er eine Order ausschließlich in Kryptomärkten platziert. Unruhigen und nervösen Investoren würde ich grundsätzlich von Kryptomärkten abraten, oder sie sollten sich zumindest anfangs mit sehr kleinen Beträgen erstmal an die Materie rantasten. Es bleibt also der gute alte Aktienmarkt immer noch die besser Alternative zu den Kryptomärkten.

Beobachten Sie täglich die Aktien- und Krypto-Kurse?

Ralf Dodt: Ich habe bisher nur ein einziges Mal den Kurs des Bitcoin verfolgt und das war kurz nach dem Kauf. Mir ist es ehrlich gesagt egal, ob der Kurs nun fällt oder steigt, das macht er so oder so, egal ob ich nun alle halbe Jahre mal den Kurs kontrolliere oder 20 mal pro Tag.

“Aktien sind wie eine gute Ehe. Die verändert sich immer ein wenig, hält ewig und wird aber dann von Jahr zu Jahr besser.”

Gleiches gilt für die Aktienkurse. Man investiert in ein gutes Unternehmen und lässt die Aktie einfach in Ruhe. Zur Millhouse Capital Unternehmensgruppe gehören 52 Tochterunternehmen, zwei Banken und mehr als 100 Beteiligungen an anderen Unternehmen, Raffinerien, Tankfarmen usw. Wo sollte ich da noch die Zeit finden, täglich die Aktien- und Krypto-Kurse zu kontrollieren? Einmal im Jahr, wenn für die jeweiligen Unternehmen die Bilanzen erstellt werden, werden die aktuellen Kurse herangezogen um den Gewinn oder Verlust festzuhalten.

Aktien sind wie eine gute Ehe. Die verändert sich immer ein wenig, hält ewig und wird aber dann von Jahr zu Jahr besser. Rechnen Sie mal die Prozente aus, die gute Aktien in der Vergangenheit über einen Zeitraum von 10, 15, 20 oder 25 Jahren generiert haben. So geht man mit Aktien um: Man kauft sie, legt sie in den Safe oder ins Depot und kümmert sich nicht weiter. Nach 20 Jahren holt man sie hervor und oh Wunder, man hat einen Gewinn eingefahren.

Gelten hier für Großanleger grundsätzlich andere Regeln als für Kleinanleger?

Ralf Dodt: Grundsätzlich sind die Regeln für den Großanleger mit denen des Kleinanlegers indentisch. Regeln sind Regeln. Das eingesetzte Kapital der Großanleger kann aber den Markt zum Nachteil des Kleinanlegers beeinflussen – oder auch zum Vorteil.

Es wird sehr häufig gesagt, als Kleinanleger könne man nicht mit den großen Anlegern konkurrieren, als Kleinanleger mache es keinen Sinn Aktien nachzukaufen oder die Kosten seien als Kleinanleger viel zu hoch. Das würde ich so nicht bestätigen.

Institutionelle Anleger können zwar wesentlich mehr Research betreiben und die Unternehmenszahlen bis in den letzten Winkel durchleuchten, aber die Prognosekraft durch diese Form der Analysen nimmt nur unwesentlich zu. Das liegt daran, dass die Zukunft eben trotz Research nicht prognostiziert werden kann. Ferner kann der Kleinanleger die Strategien großer Anleger kopieren und das ohne den gesamten Research zu betreiben.

Wenn Warren Buffett sich entscheidet seine Position in Firma A aufzustocken, dann kann der Kleinanleger das genauso machen. Man kann ihn und seine Strategie zum Nulltarif kopieren. Im übrigen investieren auch viele Großanleger passiv und das kann der Kleinanleger in genau gleicher Form 1:1 umsetzen, ohne Nachteile. Der Kleinanleger kann in der Regel sogar die gleichen Produkte kaufen.

Was für eine Rolle spielt hier Speedtrading?

Gegen Profis mit schnellen Computern hatte man als Kleinanleger nie eine Chance. Der dem Einzelnen entstehende Schaden durch Speedtrader ist aber vernachlässigenswert. Statt mit dem Hasen mitzurennen, sollten Privatanleger es lieber wie der Igel halten und mit langfristigen, klug durchdachten Investmentideen an der Börse mitstreiten.

Ich glaube, dass die meisten Nachteile hausgemacht sind. Viele Anleger können außerdem nicht in Aktien investieren, da der Großteil des Vermögens im Eigenheim steckt, was ich an der Stelle in keinster Weise kritisieren möchte. Es ist immer eine persönliche Entscheidung. Fakt ist jedenfalls, dass ein Eigenheim viel Kapital bindet und damit die Handlungsfähigkeit an der Börse einschränkt.

“Letztendlich ist es wie in einem Pokerspiel: Das größte Kapital kauft den ganzen Pott, unabhängig davon welches Blatt man in der Hand hält.”

Wer schlussendlich Aktien kauft, der macht dann häufig folgende Fehler: Aktien werden im Hoch gekauft. Im Tief werden Aktien aus Angst verkauft und es wird umgeschichtet in vermeintlich sichere Anlagen. Zu viel Hin und Her. Das Geld wird zu einem ungünstigen Zeitpunkt benötigt. Die eigene Risikotoleranz wird überschätzt.

All diese Fehler können vermieden werden. Einige der Fehler werden durch Bankverkäufer aktiv unterstützt, da die Begehung des Fehlers dem Verkauf von Produkten dient. Der Verkauf im Tief und auch das Hin und Her zählen zu dieser Kategorie.

Und wann ist für Sie der richtige Zeitpunkt, ihre Bitcoin zu verkaufen?

Ralf Dodt: Es gibt keinen richtigen oder falschen Zeitpunkt die Bitcoins zu verkaufen. Ja herrje, der Kurs steigt und fällt, das ist völlig normal, aber uninteressant. Wenn ich aber die Bitcoins abstoßen und einen Gewinn einfahren wollte, würde ich warten, bis der Bitcoin wieder den Kurs hat, zu dem ich gekauft habe, oder darüber liegt. Dann würde ich nochmal für ein paar Millionen kaufen, lasse damit den Zug aus dem Bahnhof rollen und jeder springt auf, kauft Bitcoins wie verrückt und der Preis steigt wieder enorm an. Das ist dann der Moment wo ich verkaufen würde, streiche den Gewinn ein und verabschiede mich mit einem Lächeln. Man kann einen Kurs nicht nur negativ beeinflussen durch hysterische Massenverkäufe oder “Flash Crashs”, sondern auch positiv durch einen überlegten Großeinkauf. Letztendlich ist es wie in einem Pokerspiel: Das größte Kapital kauft den ganzen Pott, unabhängig davon welches Blatt man in der Hand hält.

Wie viel Macht verleiht Ihnen Ihr Bitcoin-Depot also über den Markt?

Ralf Dodt: Das Wort Macht hört und liest sich immer so kriegerisch, aber es ist schon richtig, das man gewisse Möglichkeiten hat, wenn man ein großes Depot besitzt. Je mehr man an einem Pott besitzt, desto mehr kann man Einfluss nehmen, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Das ist aber nicht nur bei Bitcoins so, sondern grundsätzlich bei allen Investitionen. Man kann durchaus den Kaufanreiz bei Anlegern steigern als auch den Verkaufsanreiz. Durch wirklich relevante Zukäufe kann man den Kurs drastisch in die Höhe treiben, bei weitem höher als es bei Aktien möglich ist. Der Bitcoin als virtuelle Währung reagiert schon von Haus aus wesentlich empfindlicher als Aktien. Man könnte also festhalten, dass man durch seine eigenen Handlungen den Kurs durchaus für sich selbst positiv beeinflussen kann und dementsprechende Gewinne einfahren kann.

Welche Assets empfehlen sie jemandem, der nur einige Tausend Euro investieren will? Zählt Bitcoin dazu?

Ralf Dodt: Vorab, ich bezeichne mich weder als Experte noch bin ich allwissend. Ich spreche nur für mich. Ich möchte keine Empfehlungen für dieses oder jenes Asset aussprechen. Jemandem, der nur einige Tausend Euro investieren will oder kann, würde ich aber grundsätzlich nicht dazu raten in Bitcoins zu investieren. Wie schon oben erwähnt sind die Schwankungen zu unkontrollierbar, um wirklich eine klare Prognose abgeben zu können. Diese gravierenden Schwankungen machen es besonders für Kleinanleger schwierig, das Geld langfristig und sicher anzulegen.

Was nun andere Assets betrifft muss ich dazu vorab was grundlegendes sagen: Ich möchte jetzt auch nicht den Anlageberatern zu nahe treten. Aber sind wir doch mal ehrlich, wenn ich Beratung brauche wie ich mein Geld anlegen kann, warum sollte ich dann zu einem Bankberater oder Investmentberater gehen? Wenn der doch so absolut renditeträchtige Investments kennt, warum sitzt er dann als Berater in einer Bank, bezieht sein Gehalt zuzüglich Provisionen und besitzt selbst nicht zumindest das Vermögen, das er den Anlegern verspricht, durch Investment X, das er gerade in der Schublade hat?

“Ich bin auch nicht dazu da, den “Beliebtheitspreis” verliehen zu bekommen.”

Soll heißen, dass sehr viele Anleger einfach viel zu wenig bis gar keine Ahnung von der Materie haben und auf bunte schöne Prospekte hereinfallen. Hinzu kommt dann, dass die Bearbeitungsgebühren und Agio schon in den meisten Fällen die zu erwartende Rendite auffressen. Etwas mehr gesunder Menschenverstand wäre schon angebracht, wenn es um Kapitalanlagen geht.

Ich bin auch nicht dazu da, den “Beliebtheitspreis” verliehen zu bekommen. Aus diesem Grund rate ich jedem Anleger, die Kapitalanlage genauestens zu prüfen. Sowohl den Berater, der diese empfiehlt als auch das Produkt selbst. Sollte das eigene Wissen nicht ausreichen, sollte man entweder grundsätzlich die Finger von solchen Angeboten lassen, oder sich fachmännisches neutrales Wissen kaufen von einem neutralen Sachverständigen.

Sind unabhängige Investmentberater nicht neutral?

Leider erlebe ich es oft genug, dass Menschen, die eine Investition tätigen wollen, einfach nicht genügend aufgeklärt werden. Hinzu kommt dann, dass jeder Anleger ab einer gewissen Höhe der Rendite unvorsichtiger wird – ein Opfer für die Anlageberater. Ich nenne das einfach “Gier frisst Hirn” – man lässt die Vorsicht hinten anstehen.

Ich möchte hier auch keine Empfehlungen für gute oder weniger gute Assets geben. Was ich aber dem Investor mit auf den Weg geben kann ist folgendes: Er sollte sich an den Großen orientieren, wie die es machen. Es gibt weltweit genügend private Großunternehmen, die nicht an den Börsen gehandelt werden, die kontinuierlich Jahr für Jahr ihre Gewinne und ihr Netto-Kapital steigern. An solchen Unternehmen, die kein Agio verlangen, wo kein Anlageberater angeraten ist und die überdurchschnittlich gute Renditen ausschütten, kann man sich ohne Börsenstress beteiligen. Darauf sollte sich der Anleger konzentrieren der sein Geld sicher anlegen will, egal in welcher Größenordnung.

Das sind fahrende Züge auf die man versuchen kann aufzuspringen und daran mitzuverdienen. Wenn es einem Unternehmen gut geht, warum geht es an die Börse? Börse bedeutet immer eine Kapitalerhöhung, die von den Anlegern bedient, aber auch im Falle eines Verlustes mitgetragen wird. Börse bedeutet aber auch immer Schwankungen. Warum sollte aber ein Unternehmen hingehen und sich an der Börse verkaufen, wenn es finanziell gut aufgestellt ist, von ganz bestimmten Situationen und Unternehmen einmal abgesehen?


Anmerkung der Redaktion

Wir haben mit Ralf Dodt ein langes, ja mehrtägiges Interview geführt und eine sehr spannende Persönlichkeit kennengelernt, mit viel Erfahrung, Business-Sinn und trotzdem einer erstaunlichen Bodenständigkeit. Er wirkt sehr professionell, hört auf sein Bauchgefühl, ist respektvoll, bedacht, hilfsbereit und sehr zuverlässig. Überlebensinstinkt und Kämpfergene zeichnen ihn als Unternehmer aus, diese seien in seinem Umfeld überlebensnotwendig. Denn “da oben” sei die Luft sehr dünn. “Freunde” seien ein Fremdwort.

Ob er nicht vermögend genug ist und jemals abspringen wollte? Als Unternehmer in seinem Rang müsse man wie eine Dampframme nach vorne preschen und weitermachen. Den Zeitpunkt, abzuspringen, habe er verpasst. Der Stress habe ihm im mittleren Alter drei Herzinfarkte eingebracht. Er habe es trotzdem nie bereut, dieses Tempo gefahren zu sein. Er habe gelernt, mit dem Stress zu leben und umzugehen, sei fit und gesund und seine Arbeit mache ihm viel Spaß. Seine Kindheit bezeichnet er als verkorkst, diese habe sein Leben stark geprägt.

Auf die Fragen antwortet er sehr offen und ehrlich und drückt sich vor keiner kritischen Frage. Er erklärte uns unter Anderem, warum er Raffinerien und VLCC Supertanker kauft, wie er an Milliarden-Projekte kommt, wie diese Deals funktionieren und wieso er 400 Mio. US-Dollar in Bitcoin investierte. Wird er jemals genug haben? “Das bestimme ich doch schon lange nicht mehr. Da kommt einfach jeden Monat mehr dazu.”

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


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