03.01.2017

Sindbad: Pumpen gehen und Lehrstelle suchen

Das Projekt Sindbad verbindet gesellschaftliche Ziele mit Unternehmergeist. Für derartige Sozialunternehmen gibt es in Österreich aber noch keine eigene Rechtsform.
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(c) sindbad: Bei Sindbad treffen Mentoren und Mentees aufeinander.

Die 16-jährige Kiran möchte in einem Hotel arbeiten. Loran interessiert sich für die Arbeit im Chemielabor. Beide gehen in die vierte Klasse einer Neuen Mittelschule. Eine Zeit, in der vieles passiert und schwerwiegende Entscheidungen anstehen.

Die nächsten zwei Jahre greift ihnen jemand unter die Arme. Insgesamt 28 Mentoren gibt es bei Sindbad. Es geht einerseits darum, herauszufinden, wo die Stärken des Mentees liegen und andererseits um die Unterstützung beim erfolgreichen Einstieg in den Lehrberuf oder eine weiterführende Schule. Wenn Mentoren und Mentees sich zwei Mal im Monat treffen, sprechen sie aber nicht nur über Berufsmöglichkeiten und schreiben Bewerbungen. Stattdessen begleitet etwa Sindbad-Gründer Andreas Lechner seinen Mentee nach Liesing ins Fitnessstudio, Sophie und Beatrix backen zusammen Muffins, Matthias und Loran erkunden Wikipedia.

Zur individuellen Betreuung gehören im zweijährigen Mentoringprogramm verschiedene Trainingsangebote und Betriebsbesichtigungen. „Im Jänner schauen wir uns zum Beispiel unterschiedliche Lehrberufe im Ritz-Carlton an“, erzählt Lechner. Er hat den Markt und unternehmerischen Nutzen immer im Blick, immerhin suchen Hotellerie und Gastro-Branche händeringend nach Nachwuchs.

Von der Partei zum Unternehmen: Es geht immer ums Gründen

„Nach dem Studium wollte ich etwas gründen, bin aber in das Projekt Parteigründung hineingekommen“, erzählt Lechner. Beim Aufbau von Neos hat er Joseph Kap-herr kennengelernt. Beide wollten aber langfristig nicht in die Parteipolitik. Schließlich gebe es auch andere Bereiche, in denen man viel bewegen kann. „Den Versuch, etwas auf Systemebene zu verändern, fand ich ermüdend. Oft bringen kleine Schritte mehr Ergebnis“, sagt Kap-herr. Das versuchen sie nun mit Sindbad. „Für mich war der Antrieb: individuell mit Menschen zu arbeiten und unmittelbar ein Ergebnis zu sehen“, sagt er.

Redaktionstipps

Im Frühjahr 2016 entschieden sie, dass der Einstieg in die Arbeitswelt ein spannendes Thema sei. „Da gibt es viel zu tun, aber von staatlicher Seite zu wenig Funktionierendes“, meint Lechner. – Eine Lücke für Sozialunternehmen. Nachdem sie im Sommer erfolgreiche Initiativen für Jugendliche in Österreich, Deutschland und der Schweiz angeschaut  hatten, entwickelten sie ein konkretes Konzept, Name, Logo und Businessplan. Ihren war schnell klar: „Wir warten nicht lange auf viel Budget oder auf‘s hundertste Feedback“.  Im November startete Sindbad mit 28 Mentoringpaaren in die erste Saison.

Sozial, aber unabhängig sein

„Das Konzept Social Business ist hierzulande kaum verbreitet“, sagt Lechner. Social Business ist für ihn, wenn ein gesellschaftliches Problem, das von staatlicher Seite zu wenig angegangen wird, unternehmerisch gelöst wird, mit Methoden, die Unternehmen Jahrzehnte lang erprobt haben. „Da prallen zwei unterschiedliche Welten aufeinander“, sagt er. Einerseits die Businesswelt, die die finanzielle Gewinnmaximierung als oberstes Ziel verfolgt, andererseits der NGO-Bereich, wo soziale Probleme im Fokus stehen. „Der wohltätige Zweck soll selbst finanziert sein, damit wir so bald wie möglich unabhängig arbeiten können“, sagt Kap-herr. Das sei auch von Bedeutung, wenn es darum geht, wie man auf Sponsoren und Unternehmen zugeht. „Wir kommen nicht als Bittsteller, sondern machen ein Angebot, das entweder angenommen werden kann oder nicht.“ Jahrelang von Spenden und staatlichen Förderungen abhängig zu sein, das wollen die beiden nicht.

In der Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen gehe es nicht um Nettigkeit, sondern um eine Dienstleitung, meinen sie. Immerhin suchen Betriebe gute Lehrlinge und bekommen oft solche, die mit einer falschen Erwartungshaltung kommen, ihre Entscheidung zur Lehre unreflektiert gefällt haben und nach kurzer Zeit wieder abbrechen. Zwei Drittel der Lehren werden schon im ersten Lehrjahr abgebrochen.

Keine Rechtsform

Was sie bis heute noch nicht verstanden haben, betrifft die Rechtsform: Für Sozialunternehmen gibt es nämlich noch keine klare Regelung. „In der Praxis gründet man einen Verein und hängt eine GmbH, mit deren Einkommen man den Vereinszweck finanziert, dran“, erklärt Kap-herr. Wer gemeinnützige Ziele und wirtschaftliches Handeln verbinden möchte, scheint weder dem Staat noch den Non-Profit-Organisationen ganz geheuer. Laut dem Ranking „Best Place to be a Social Entrepreneur 2016“ der Reuters Foundation liegt Österreich in puncto Sozialunternehmertum international auf  dem 38. Platz von 44 Plätzen.

Doch es tut sich was: Die kleine Szene wächst. Und sie wächst vor allem zusammen. Man tauscht sich aus und unterstützt sich gegenseitig. „Wir haben mit unzähligen Unternehmen gesprochen und Input bekommen“, erzählt Lechner. Es gibt mittlerweile Leitfäden, gute Kontakte, ein paar Awards. Doch das alles ist im Vergleich zu anderen Ländern noch in den Kinderschuhen, besonders bei den Finanzierungsmöglichkeiten, wo es die Social Business Startups schwerer hätten als normale, meint das  Social Entrepreneurship Forum (SEF).

Genickbruch Förderbürokratie

Aber wer kommt als Investor in Frage? Gerade die Anschubfinanzierung gestalte sich schwierig, meinen Lechner und Kap-herr. Für eine staatliche Förderung braucht man laut Kap-Herr „ein wahnsinnig großes Volumen an Information und Wissen über dein Unternehmen, um überhaupt einreichen zu können.“ Und selbst dann ist nicht gesichert, dass man eine Subvention erhält.

Bei Sindbad beginnt im März  in jedem Fall eine neue Staffel. Bewerben als Mentor oder Mentee kann man sich schon jetzt unter www.sindbad.co.at

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EIne Frau sitzt auf einer Couch
Bernadette Frech, CEO von instahelp I (c) instahelp

Das neue Jahr bringt gesetzliche Neuerungen. Einige wenige davon betreffen Zukunftsvorsorgen, Wohnkredite, Auto-Vignette oder die CO2-Steuer. 2025 werden auch Sozial- und Familienleistungen an die durchschnittliche Inflation angepasst. Erhöht werden dabei unter anderem die Familienbeihilfe sowie der Familienzeitbonus.

Seit dem gestrigen Neujahrsbeginn schlägt Österreich außerdem neue Wege in der psychischen Gesundheitsversorgung ein: Ab Jänner 2025 können Psychotherapie- und klinisch-psychologische Behandlungen, die vollständig online erfolgen, bei der Krankenkasse eingereicht werden. Davon profitieren auch heimische Startups wie das Grazer eHealth-Startup Instahelp rund um CEO Bernadette Frech. Instahelp gestaltet diese Wegänderung mit seinem Angebot aktiv mit, so Frech.

Instahelp will Versorgungslücken schließen

Klinisch-psychologische Behandlungen können seit Anfang 2024 bei der Krankenkasse eingereicht werden. Mit 2025 – also seit gestern – ist dies nun auch für Online-Therapie möglich.

Mit der Neuerung lassen sich nicht nur Versorgungslücken schließen, wie das Grazer eHealth-Startup Instahelp in einer Aussendung vermeldet. Instahelp nutzt die bundesweite Regelung, indem es “ab sofort klinisch-psychologische Behandlungen online” anbietet. Damit will das Startup seine Mission fortsetzen, psychologische Unterstützung “für alle flexibel, ortsunabhängig und niederschwellig zugänglich zu machen.”

Psychologische Beratung – online und anonym

Instahelp wurde 2015 gegründet. Das Grazer Startup entwickelte eine Plattform für psychologische Onlineberatung, die auf Anonymität, sofortige Verfügbarkeit und Vertraulichkeit setzt.

Klinische und Gesundheitspsycholog:innen bieten psychologische Beratung über Video- und Audio-Telefonie sowie über Text-Chat an. Das Angebot kann auch abends und am Wochenende in Anspruch genommen werden. Die Sessions sind anonym sowie orts- und zeitunabhängig über Smartphone und Computer nutzbar.

Im Dezember des Vorjahres vermeldete das eHealth-Startup den Breakeven-Point sowie seinen geplanten Jahresumsatz von zehn Millionen Euro – brutkasten berichtete.

Bereits im Mai versuchte man, in Form von Unternehmenskooperationen und Kampagnen auf das Thema Mental Health aufmerksam zu machen – damals mit einer Kampagne mit Mercedes-Benz Österreich, in der Instahelp-CEO Frech als Testimonial mitwirkte.

10.000 Beratungen von 350 Psycholog:innen pro Monat

“Digitale Gesundheitsdienste sind ein zentraler Bestandteil eines modernen Gesundheitssystems”, wird CEO Bernadette Frech in einer Aussendung zitiert. “Wir setzen uns aktiv dafür ein, diesen Fortschritt voranzutreiben und die Gesundheitsversorgung zukunftsorientiert mitzugestalten. Bei Instahelp sehen wir die stark steigende Nachfrage nach digitalen Gesundheitsangeboten”, heißt es. Monatlich sollen über 10.000 Beratungen monatlich von 350 Psycholog:innen durchgeführt werden.

“Die Einführung von Online-Therapie mit Kostenzuschuss ist für uns ein wesentlicher nächster Schritt, um den Zugang zu psychologischer Unterstützung weiter zu verbessern”, gibt Frech in einem Statement preis.

30 Prozent der Bevölkerung psychisch erkrankt

Warum dieser Schritt so wichtig ist, hat CEO Frech zufolge nicht nur einen Grund. Nach Angaben des Ärzteblattes 2024 seien fast 30 Prozent der Österreicher:innen jährlich von psychischen Erkrankungen betroffen. Strukturelle Hindernisse wie regionale Unterversorgung und lange Wartezeiten erschweren die Bedingungen für zeitgerechte, professionelle Hilfe. Psychologische Online-Therapie könne dabei Abhilfe schaffen und Behandlungszyklen beschleunigen.

Darüber hinaus sei Online-Therapie, Studien zu Folge, genauso wirksam wie Therapie vor Ort, so Frech. “Vorausgesetzt, dass sie professionell durchgeführt wird”, so Frech. Dafür setze man sich bei Instahelp ein. Mit der fortan unterstützten Online-Therapie sei man in Österreich ein europaweiter Vorreiter, der “neue Standards in der Gesundheitsversorgung setzt, heißt es von Instahelp.

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