23.10.2018

PSPDFKit: Wie ein Wiener Startup ohne Investment zum globalen Player wurde

Am Anfang stand eine Auftragsarbeit. Nach sieben Jahren hat das Wiener Startup PSPDFKit 40 Mitarbeiter, fünf Millionen Euro Jahresumsatz und Kunden wie Dropbox, IBM, SAP und Lufthansa. Kapital nahm man dafür nie auf. Wir sprachen mit Gründer Peter Steinberger.
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PSPDFKit-Gründer Peter Steinberger
(c) Haris Dervisevic / der brutkasten: PSPDFKit-Gründer Peter Steinberger

“Wenn ich kurz und bündig erklären soll, was wir tun, dann sage ich: Öffne bei Dropbox am Smartphone ein Dokument. Das sind wir”, sagt Peter Steinberger, Gründer und CEO von PSPDFKit. Das Produkt des Wiener Startups in aller Kürze: Ein Framework, mit dem verschiedene Dokumenten-Formate, allen voran PDFs und Bilder korrekt und nutzerfreundlich angezeigt werden – nativ, auf allen Plattformen. “Ich weiß, die Idee, eine PDF-Library zu machen klingt nicht unbedingt cool oder besonders spannend”, sagt Steinberger. Er habe sie auch nicht selbst gehabt.

+++ Fokus: Erfolg +++

Acht Wochen Auftragsarbeit

Denn begonnen hat im Jahr 2010 alles mit einer Freelancer-Auftragsarbeit als iOS-Coder. “Der Kunde hatte sich so etwas bereits extern entwickeln lassen. Aber das Programm ist alle paar Minuten abgestürzt, weil es einfach schlecht programmiert war. Ich habe beschlossen, es komplett neu zu schreiben und hatte nach acht Wochen die erste iOS-Version”, erzählt der Gründer. Dabei wäre es fast geblieben. “Doch kurze Zeit später hat mich ein Kollege gefragt, ob er die Engine auch haben kann. Da ist mir klar geworden, dass sich das Programm vielleicht breiter verkaufen lässt”, sagt Steinberger. Es war knapp nach dem Release des ersten iPad und Medien hätten gerade große Hoffnungen in Magazin-Apps – auf Basis des PDF-Formats – gelegt.

Timing als Fluch und Segen

Die E-Magazine floppten letztlich, Steinbergers Projekt dagegen nahm schnell Fahrt auf. “Ich habe innerhalb eines Tages eine Website mit Shop aufgesetzt und habe das über Twitter kundgetan. Schon in der ersten Woche habe ich einige Lizenzen verkauft”, erzählt er. Das Timing wurde für ihn dabei zugleich zu Fluch und Segen. Denn der frischgebackene Entrepreneur hatte bereits einen Coder-Job im Silicon Valley angenommen. “Ich habe unerwartet lange auf das nötige Visum gewartet. In der Zeit – es waren neun Monate – habe ich keine neuen Aufträge als Freelancer angenommen und hatte daher Zeit für mein Projekt”.

Intermezzo mit schnellem Ende

Und in dieser Wartezeit ging es ordentlich voran. Steinberger entwickelte das Produkt weiter, passte den Preis an und gewann zahlreiche KundInnen. “Als ich dann tatsächlich bei dem Startup in San Francisco angefangen habe, hat mein Business schon mehr eingebracht, als der Job”, erzählt er. Und nach vier Monaten war das Intermezzo in Kalifornien mit durchgehenden Nacht- und Wochenend-Schichten für das eigene Business auch schon wieder vorbei. Steinberger kehrte in die Heimat zurück und sah sich, zunächst bei Freelancern, nach Verstärkung um. “Ich hatte bis dahin zum Beispiel kein professionelles Lizenz-System. Da gab es auch einiges an Missbrauch”, erzählt der Gründer.

Die große (Nicht-)Entscheidung

Eine Zeit lang arbeitete Steinberger noch von der eigenen Wohnung aus und ließ Freelancer zuarbeiten. Noch gab es PSPDFKit nur für iOS. Nach der GmbH-Gründung 2013 musste der Gründer dann aber eine Entscheidung treffen. “Die strategische Frage war: Soll das Unternehmen klein bleiben und versuchen, sich nachhaltig in der Nische zu etablieren. Oder soll es zur Multi-Layer-Plattform werden und auf Skalierung setzen?”, erzählt Steinberger. Nach Gesprächen mit KundInnen und einer neuerlichen Markt-Analyse kam der Gründer zu einem klaren Schluss: “Es gab in Wirklichkeit keine Entscheidung. Es war klar: Entweder wir werden zu Nummer 1-Lösung für alle Plattformen, oder wir verschwinden irgendwann”. Denn Android hatte sich in der Zwischenzeit am Markt etabliert und gewann laufend Anteile.

PSPDFKit
(c) PSPDFKit

Co-Founder, mehr Plattformen und Pivot des Business-Modells

Nachdem der Beschluss gefasst war, holte Steinberger 2014 mit Jonathan D. Rhyne (COO) und Martin Schürrer (CTO) zwei Co-Founder an Bord. Die Firma wuchs, bekam ein mittleres Management und machte sich an die Entwicklung der Produkte für andere Plattformen. “Step by Step, erst Android noch 2014, dann Web 2016”, wie Steinberger erzählt. Zugleich brachte 2014 einen Pivot des Geschäftsmodells. PSPDFKit stieg komplett von einem Lizenz- auf ein Subscription-Modell um. “Ich dachte nicht, dass es so gut angenommen wird”, erzählt der Gründer. Tatsächlich werde das Abo-System von KundInnen aber sehr positiv gesehen – die Renewer-Rate betrage über 90 Prozent. Zeitgleich kommen laufend neue KundInnen dazu.

PSPDFKit: Dropbox, Lufthansa, IBM und SAP als Kunden

Und es sind nicht nur “sehr viele kleine Unternehmen”, wie Steinberger erzählt. Neben den oben genannten Dropbox sind etwa auch die Lufthansa, IBM, SAP, Atlassian und DocuSign auf der Liste der Subscriber. Dropbox wäre ohne PSPDFKit zumindest mobil kaum denkbar – das Framework ist allgegenwärtig. Für die Lufthansa habe man den Night Mode verbessert, sodass das Programm im Cockpit genutzt werden kann, sagt der Gründer. Mit DocuSign habe man eine Möglichkeit zum rechtsgültigen digitalen Unterschreiben von PDF-Verträgen und Co. geschaffen.

Und Google sei zwar (noch) kein Kunde. “Sie haben aber für unser Web SDK ihren Compiler extra verbessert, damit unsere Lösung um 47 Prozent schneller funktioniert und haben das auch öffentlich kundgetan“, erzählt Steinberger. Das größte Wachstum verzeichnet man übrigens momentan im Web-Bereich. Für die Entwicklung arbeitete das Startup mit allen relevanten Browser-Anbietern zusammen.

PSPDFKit: Das Team 2018
(c) PSPDFKit: Das Team 2018

Aufstieg ohne Funding

Da steht PSPDFKit also 2018. Sechs Millionen Euro Umsatz sollen es dieses Jahr werden – um eine Million mehr als im vergangenen. 40 Mitarbeiter hat das Unternehmen. Und das alles, ohne einen Euro Funding aufgenommen zu haben. “Wir waren eigentlich vom ersten Tag an profitabel”, erzählt Steinberger. Für Investments habe er sich daher nie interessiert. “Mit der Zeit sind die Angebote immer mehr geworden. Wir sind auch schon bei großen VCs am Tisch gesessen. Aber wenn wir gesund aus dem eigenen Cashflow wachsen können, warum sollten wir dann Kapital aufnehmen?”, sagt der Gründer. Dennoch: Kategorisch wolle er Investments nicht ausschließen – “es könnte ja irgendwann notwendig werden”.

“Immer die richtigen Schlüsse gezogen”

Aalglatt sei der Weg zum Status Quo dennoch nicht verlaufen. “Wir haben ohne Business-Plan gestartet. Wir haben Anfangs viel experimentiert, haben viele Fehler gemacht. Aber letztlich haben wir bislang immer die richtigen Schlüsse gezogen”, sagt Steinberger. Nun gehe es an die Weiterentwicklung des Produkts. “Wir entwickeln uns immer mehr in Richtung andere File-Formate”. Momentan arbeite man etwa an “non-destructive image editing” von JPG-Files. “Damit lassen sich mit unserer Software Bild-Dateien annotieren, ohne die Ausgangsdatei zu zerstören”, erklärt der Gründer. Und die Zukunft dürfte wohl noch deutlich mehr für das Wiener Startup bieten. “Für uns ist klar: Wir wollen die Firma sein, deren Lösung man kauft, wenn man mit PDF arbeitet”, sagt Steinberger.

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© ICanva/ IP Österreich/Raphael Fasching - Cornelia Hartl, Head of Innovation Lab bei IP Österreich GmbH (RTL Deutschland).

Statista prognostiziert, dass der AR-Werbemarkt in Österreich im Jahr 2024 voraussichtlich einen Umsatz von rund 24,2 Millionen Euro erzielen wird. Die Prognosen deuten darauf hin, dass das Marktvolumen bis 2029 auf 38 Millionen Euro ansteige, was einem erwarteten jährlichen Umsatzwachstum von 9,48 Prozent entspricht.

AR-Interesse steigt

“Es zeigt sich ein wachsendes Interesse der österreichischen Verbraucher an AR-Werbung. Sie schätzen, die durch Augmented Reality, bereitgestellten interaktiven und immersiven Erfahrungen und sind bereit, sich auf Marken einzulassen, die AR in ihre Werbekampagnen einbinden”, weiß Cornelia Hartl, Head of Innovation Lab bei IP Österreich GmbH (RTL Deutschland).

Besonders für Startups sei es, der Media Spezialistin nach, wichtig, sich von der Masse abzuheben, und genau hierbei könne Augmented Reality helfen, sich von anderen abzugrenzen und potenziellen Kund:innen ein “unvergessliches Erlebnis” zu bieten.

“Path to Purchase”

Passend dazu hat der Harvard Business Report einen Bericht veröffentlicht, der die Vorteile von AR für Marken aufzeigt. Besonders der Punkt “Path to Purchase” zeigt bei über 160.000 Kunden eine positive Steigerung in Käufen – bei der Customer Journey mit AR im Vergleich zur Customer Journey ohne AR.

Konkret heißt es darin: “Kunden, die AR nutzten, verbrachten 20,7 Prozent mehr Zeit in der App und sahen sich im Durchschnitt 1,28 Mal mehr Produkte an. Noch wichtiger ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie während der Sitzung einen Kauf tätigen, um 19,8 Prozent höher war, als bei Kunden, die AR nicht nutzten, was darauf hindeutet, dass AR Unternehmen helfen kann, ihren Umsatz zu steigern.”

“Generell deutet die technologische Entwicklung im Bereich der Extended Reality (XR) darauf hin, dass sich unsere Interaktion mit Medien in der Zukunft verändern wird”, sagt Hartl. “Dies wird definitiv nicht nur auf einer 2D-Ebene bleiben, was auch Produkte wie die Apple Vision ‘Pro’ bestätigt. Oder Google, das kürzlich angekündigt hat, sein AR-Angebot zu erweitern. Daher gehen wir nicht davon aus, dass Augmented Reality nur ein vorübergehender Trend ist, sondern eine nachhaltige Entwicklung aufweist.”

“AR besonders im E-Commerce geeignet”

Der Frage auf den Grund gehend, für wen Augmented Reality-Marketing eigentlich zielführend sei, meint Hartl, dass grundsätzlich jeder Bereich davon profitieren könne. “Unser Ziel ist es, eine Dimension anzubieten, die viele Möglichkeiten bietet. Im Wesentlichen haben wir eine leere Leinwand, die uns erlaubt, kreativ auszutoben, und sind nicht streng limitiert wie in anderen klassischen Werbeformaten. Wenn man sich jedoch auf bestimmte Bereiche festlegen muss, eignet sich AR-Marketing besonders für E-Commerce und insbesondere für Bekleidung & Online-Möbelhäuser”, meint sie. “Sie können damit dem Mangel an physischer Präsenz entgegenwirken, beispielsweise wenn kein physisches Geschäft existiert. Der Wunsch, Produkte in einer realen Umgebung zu erleben, bevor eine Investition getätigt wird, ist stark. AR-Marketing ermöglicht es den Kund:innen, sich davon zu überzeugen, dass das jeweilige Produkt perfekt zu ihnen passt.”

Pizza Hut und Samsung

Ein Beispiel einer erfolgreicher AR-Kampagne findet sich etwa bei Pizza Hut. Der Pizzaanbieter hat eine interaktive Pizzabox gestaltet, die sich in ein AR-Spielfeld umwandeln konnte. In Österreich hingegen nennt Hartl die Samsung-Kampagne als gelungener Augmented Reality-Beispiel. Der südkoreanische Konzern hat am Wiener Riesenrad ein digitales Portal eigenrichtet, womit das Unternehmen seine neuen Smartphones beworben hat.

“Besonders mit Web-AR gelingt es eine verbesserte Zugänglichkeit zu schaffen”, sagt Hartl abschließend. “Anwender:innen sind nicht mehr an Apps gebunden. Jede AR-Experience kann bequem über den Smartphone-Browser aufgerufen werden, was die Barriere für die Nutzung erheblich reduziert und dadurch auch die Reichweite der AR-Werbung erweitert. Wir selbst befinden uns gerade am Startpunkt unserer AR-Werbungsinitiative und möchten diese Marketingtechnologie auf den Markt bringen. Dafür suchen wir einen First Mover, der bereit ist gemeinsam mit uns neue Wege zu gehen.”

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